Der Vampyr stand nun bereits vor dem vollkommen mit Blut verschmierten Altar der Dorfkirche, hinter ihm lagen die zersplitterten Holzbänke der Kirche, auf denen so mancher toter Dorfbewohner lag, auf ihren zerfurchten Gesichtern war noch immer die Qual abgezeichnet, die sie durchstanden hatten, sie hatten es nicht geschafft, sich in einen Ghul zu verwandeln. Sein Kopf hob sich an, er wollte sehen, was dieser Vampir mit dem so verhassten Kreuz an der Kirchen wand hinter dem Altar gemacht hatte.
Jeden normalen Sterblichen hätte dieser Anblick wohl getötet, die pure Unfassbarkeit dieses Bildes, das er vorfand ließ sogar den Vampyr leicht schaudern. Das Holzkreuz das einst dort aufrecht an der Wand stand war abgebrochen, der obere Teil lag zwischen dem Altar und dem einstigen Kreuz auf dem Boden, der untere Teil bot nun einen Speer dar, da er noch in der Halterung stand und zu nichts anderem wurde er benutzt. Blut tropfte aus dem, vor Schock, wohl immernoch offenen Mund des Priesters, der auf diesen Pfahl gespießt war, nicht einmal sein Kreuz hatte ihm das Scheusal abgenommen, dass diese Tat vollbracht hatte.
Was auch immer das war, dachte sich der Vampyr. Es ist mächtiger als jeder Vampir, mit dem ich die Ehre hatte zusammenzutreffen. Und er hatte recht, kein Vampir konnte dies begangen haben, nein, das Kreuz - kein Vampir.
Doch hielt sich der Vampir nicht mehr hier drinnen auf, er schien vor dem Vampyr geflüchtet zu sein, nach draußen und seine Kraft schien bis ins unendliche anzusteigen, was er anhand seiner Aura wahrnahm. Er konnte nicht lange warten, würde die Kraft dieses Vampires weiter so ansteigen, dann könnte er eine echte Gefahr für das Magierlein werden, dass er vor den Toren des Dorfes spürte. So wollte er sich gerade von diesem abscheulichen Bild wegdrehen und nach draußen gehen, doch - der Priester. Er - es schien unfassbar, er bewegte sich noch und zog einen kleinen Dolch aus seiner vor Blut triefenden Kutte. Er nahm ihn in beide Hände und ein schmerzender Schrei erhallte im Kirchengewölbe, er - wollte sich erstechen, doch ein Klimpern verriet dem Vampyr, der noch immer wie gebannt in die Augen des Paters schaute, dass er den Dolch verloren hatte. Der Vampyr senkte langsam seinen Kopf und wollte den Priester sich selbst überlassen, doch konnte er nicht wegschauen, der nun hilflose Blick, den er zugeworfen bekam, er konnte ihm nicht widerstehen und zog sein Schwert.
Der Vampyr war nun schon wieder fast unter dem Portal, das aus der Kirche führte, als der Dorfbrunnen in sein Blickfeld kam und er verstand. Er verstand den endlosen Kraftanstieg des anderen Vampirs, er sah, wie dieses Monster sich am Blut seiner Opfer labte, ohne die Qualen dieser mitzuerleben, das Blut tropfte aus den Hahnen dieses Blutbrunnens. Doch hatte der Vampir wohl bemerkt, dass er immer mehr von anderen Wesen umströmt wurde und hörte alsbald auf, sich am Brunnen zu laben, er fühlte sich wohl nun stark genug sich den meisten von ihnen zu stellen.
Einen kurzen Augenblick später ertönte wieder das grausige Stöhnen von ein paar Dutzend Ghuls, die sich um ihren Meister sammelten. Er erteilte ihnen Befehle - mündlich. Ab diesem Moment war dem Vampyr einiges klar, dies war kein Vampirlord, wie er angenommen hatte - nein - es war nur ein schäbiger Diener, aus diesem Grund konnte er auch dieses Massaker in der Kirche verursachen.
Der Vampyr hatte gerade sein Schwert zurück in dessen Scheide geführt, als er aus der Kirche hinaus auf den verwüsteten Platz trat. Die Ghuls liefen gerade ihrer Wege um die Befehle ihres Hauptmannes auszuführen, einige liefen auch an ihm vorbei in die Kirche hinein, wahrscheinlich sollten sie die restlichen Überlebenden entfernen. Er spürte Angst, die Angst dieses Dieners, der ihm gerade direkt in die Augen blickte und er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Angst, ist es deine Angst die ich da spüre, schäbiges Dienerlein?" Doch der Diener hatte keine Chance diese Frage zu beantworten, denn im selben Moment fiel er in die Knie und hielt sich mit beiden Händen seinen Kopf, dies wurde von einem Schrei begleitet, der den des Priesters in der Kirche noch zu übertreffen vermochte. Er ging zu Boden und blieb leblos liegen, als wäre er, erneut, tot, aber diesmal entgültig.
"tz, Dienerschaften." , hörte man es leise zischen und der Vampyr lehnte sich zurück an das Gemäuer der Kirche.
"Wo ist denn dein Meister?"
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