Zunächst abgelenkt durch das Treiben zwischen Hopeless und Rael hatte TheUnforgiven nicht bemerkt, welch elendiges Wesen dort seine Spielchen trieb, seine niederen Triebe zu verfolgen suchte. Er hatte sich köstlich amüsiert, als er Hopeless niedersinken sah, doch als er bemerkte, dass selbst Raels enthusiastischsten Versuche, ihn zu reanimieren, keinen Erfolg hatten, machte selbst er sich Sorgen um diesen Mann, mit dem er gerade eben noch auf Leben und Tod gekämpft hatte.
Doch Method Man schien es ähnlich zu gehen, er nahm den Briganten an sich und trug ihn zu seinen Kameraden. Die würden es schon richten, dachte TheUnforgiven sich, als ihm ein bitterer, erbärmlicher Gestank in die Nase stieg. Er drehte seinen Kopf ruckartig herum, man hörte leise seine Nackenwirbel knacken, und starrte dieses widerwärtige Geschöpf an, dass sich offensichtlich zunächst an Tecra und nun an Rael vergriffen hatte. Eng an Rael geschmiegt stand dieses Ungeheuer dort und man sah klar und deutlich, dass sie sich aufdrängte, gegen den Willen der Rosenkriegerin handelte.
Sein Atem ging heftiger, stoßweise. Er sah sofort, dass dieses Etwas eine ernste Bedrohung darstellen konnte und sei es nur, dass die Anwesenden an ihrem Gestank erstickten. Ohne groß nachzudenken, wusste er, dass er seinen Freunden, seinen Ordensgeschwistern beistehen musste! Der Barhocker, auf dem er gerade eben noch saß flog einen guten Meter weit nach hinten, als er sich davon abstieß, auf Rael zulief und seine Faust mit voller Wucht haarscharf an ihrem Kopf vorbei in das Gesicht dieses Wesens stoßen wollte.
Da ließ Rael sich fallen, fummelte an ihrem Kleid rum, schein nach ihrem Dolch zu suchen. Das Wesen bückte sich nach ihr, der Gestank stieß ihm in einer Ekel erregenden Wolke entgegen, doch er war nicht mehr imstande, sich irgendwelchen hinderlichen Empfindungen wie Ekel oder Angst hinzugeben, viel zu groß war seine Sorge um die Ordensschwester, die dort hilflos am Boden lag. Er zielte mit seinem Hieb nun genau auf das Genick der vor ihm gebückten Gestalt.
Dieser Faustschlag hätte Holzbretter durchstoßen, war geleitet von purem Hass auf das Böse dieser Welt, genährt von Adrenalin, das seinen gesamten Körper durchströmte, zu beinahe übermenschlichen Leistungen befähigte. Muskeln spannten sich bis an ihr Limit, der Moment des Aufpralls erforderte seine gesamte Konzentration, die Faust verhärtete sich, wie bei einem Kampfsportler, der erst im letzten Augenblick all seine Kraft einsetzte. Wenn ihre Wirbelsäule nicht gerade härter als der Tresen war, oder sie gar über ungeahnte Kräfte verfügte, würde es sie wahrscheinlich umstoßen. Rael musste sein Kommen, so ungestüm es auch war, verborgen haben - so hoffte er jedenfalls. Nun, wo sie am Boden war, sah das zwar anders aus, aber all das spielte sich innerhalb weniger Augenblicke ab, die Überraschung hoffentlich auf seiner Seite.
'Du Ausgeburt der Hölle wirst nicht an dem bisschen Licht rumpfuschen, dass meine Augen noch ohne Schmerzen zu ertragen in der Lage sind!', schrie er ihr entgegen, Verzweiflung, Hass, Schmerz und Angst in seiner Stimme. Nie würde er zulassen, dass ihm die, die ihm nahe standen, genommen würden. Nicht kampflos!
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