Lydia kicherte leise vor sich hin, als sie Babe so erregt sah. Ja, ja, über ihren Kjaskar ließ sie nichts kommen, obwohl der Hüne wirklich keiner war, der es einem leicht machte, führ ihn zu schwärmen. Aber das war wohl die schwache Seite dieser starken Kriegerin. Die Badefrau schätzte, dass gerade das offensichtliche Desinteresse des Nordmannes das war, was Babe so maßlos reizte. Sie selbst wusste ja, dass Kjaskar gar nicht so uninteressiert an der Königin des Waldes war, aber das musste sie Babe nicht auf die Nase binden. Die Kriegerin war Frau genug, um das selbst zu merken, wenn sie diese Erkenntnis auch keine Schritt weiter brachte in der Annäherung an den Hetmann der Otta. Vertrackte Geschichte das!
Plötzlich mischte sich ein Fremder in ihr Gespräch ein. Ein Abenteurer behauptete er zu sein und sein Name war The_great_Gladiator. Lydia musterte sie ihn erst ausführlich von oben bis unten, bevor sie ihn einlud, sich doch dazu zu setzen.
„So, so, großer Gladiator. Ihr könnt das also nicht auf Euch sitzen lassen, dass alle Männer so sind? Nun, Ihr habt ganz sicher Recht. Doch verstecken sich die, die vom Schema abweichen, offensichtlich sehr gut oder sind so verschwiegen, dass sie es gekonnt nicht zeigen. Wollt Ihr etwa sagen, Ihr wäret aus anderem Holz geschnitzt?“ Inzwischen war die Suppe gekommen und wie die Nordfrau befürchtet hatte, fehlte das verquirlte Ei. Dafür war die Wirtin was ihre kaufmännischen Fähigkeiten anging einfach perfekt. So wusste Lydia bereits noch ehe sie gegessen hatte, was sie dem Wirtshaus für seine Dienste schuldete. Ganz schön gesalzene Preise hatten sie hier und sie hoffte, dass auch die Suppe diese Eigenschaft besaß. Nichts Schlimmeres, als eine fade Brühe, in die mal ein Huhn gehustet hatte. Nach einigen Löffeln legte sich jedoch ein zufriedener Ausdruck auf die Züge der Thorwalerin. Wirklich köstlich diese Suppe und schön viele Fettaugen schwammen auf der Oberfläche. Die Köchin verstand etwas von ihrem Handwerk, das musste man ihr lassen.
Babe war offensichtlich froh, dass sie Gesellschaft bekommen hatten. Sichtlich erleichtert orderte sie auch eine Schüssel für sich, als sich abermals die Tür zur Taverne öffnete und Schattentänzer eintrat. Dies musste der neue Treffpunkt der Waldläufer sein, doch wunderte sich die Nordfrau, warum Taemusin sich an einen anderen Tisch setz... ah nein, in diesem Moment bemerkte er seine Königin und kam herüber, nur um sich sogleich mit einem schnippischen Grinsen auf Lydias Krug zu stürzen und ihn zur Hälfte zu leeren, bevor er sie mit einem Attribut neckte, dass seine Chefin wohl umgehend auf die Palme gebracht hätte, hätte er es auf sie angewandt.
Lydia schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln, um seine Worte glaubhaft zu machen. „Aber sicher doch, mein Lieblingsbarde. Nichts wünsche ich mir mehr, als deine angenehmen Komplimente, während ich meine Suppe schlürfe. Ich darf mir noch etwas wünschen? Du bist mutig, Taemusin. Hast du keine Angst, ich könnte deine Großzügigkeit ausnützen?“
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