Beitrag #1
Das Frühlingsfest nach altem Brauche
Das Frühlingsfest nach altem Brauche
Langsam kehrte der Frühling ein und das Leben erwachte wieder aus dem Winterschlaf. Blumen und Bäume begannen auszutreiben. Lang und hart war der Winter mit seinen Schneemassen und seiner Kälte über dem Land gelegen.
Viele Kriege waren durch das Land gezogen und viele Helden hatten ihr Leben in jenen gelassen. Provinzen wurden geplündert, niedergebrannt oder einfach nur überrannt. Manche Krieger zogen ihr Leben lang von Schlacht zu Schlacht und kämpften für ihre Lehnsherrn, Könige oder Herrscher. Lange hatten sie nicht mehr ihre Heimat gesehen. Ob sie noch stand? Oder auch den Kriegen zum Opfer gefallen war?
Ein tapferer Krieger, der Zeit seines Lebens in solchen Schlachten gekämpft hatte, war Philippus Conquerus. Geboren wurde er als Sohn von Elfgard der Schönen und Landogar dem Erfolgreichen in einem Dorf, das von den Römern Langus Campus genannt wurde. Bereits seine Kindheit war geprägt von Krieg und Vernichtung. Als sein Vater eines Tages von einem römischen Heer besiegt wurde, stieg Philipp zum Anführer seines Stammes auf, so wie’s seit Generationen üblich war. Nie hatte er vergessen, was die Römer ihm angetan hatten, als sie ihm seinen Vater raubten und er begann mit seinen Vergeltungsangriffen auf römische Forts. Dies brachte ihm von römischer Seite bald den Namen Conquerus, der Eroberer, ein. Kaum 16 Jahre alt und schon gefürchtet von einem ganzen Imperium.
Nach Tradition seines Stammes war es Brauch, jeden Frühling mit einem großen Fest zu begrüßen. Sämtliche Jünglinge, die im alter von 16 vom Stamm zu den Erwachsenen gezählt wurden, sowie jene Ältere, die allein stehend waren, sei aus aufgrund vom Tod des Partners oder weil man einfach noch nicht den/die Richtige/n gefunden hatte, kamen aus allen Dörfern des Stammes auf einer großen Wiese zusammen. Während die Dorfbewohner bei Wein und Met feierten, hatten die anderen Zeit sich kennen zu lernen. Das fest der Brautschau verlief solange, bis jeder, der es wünschte, einen Partner gefunden hatte, oder einfach keine mehr übrig waren. Dies konnte oft mehrere Tage dauern, doch am Ende fanden meist die richtigen zwei zusammen. So kam es auch, das Conquerus die Liebe seines Lebens fand und ihret Willen dem Krieg abschwor und dem Stamm Frieden bringen wollte. Er überwand die Trauer um seinen Vater und begrub den Hass gegen die römischen Heere.
Doch dann vollzog ein Wandel das römische Reich. Es gab Kriege zwischen den einzelnen Provinzen des Reiches und der Stamm von Conquerus lag mitten im Durchzugsgebiet der feindlichen Heere. Die einen nannten sich Gut, die anderen Böse, doch brachten sie beide die gleiche Zerstörung mit sich.
Die beiden Seiten kämpften erbittert um die Vorherrschaft im Imperium und viele kleine Provinzen und Stämme wurden geplündert, vertrieben oder ermordet. Eines Tages, es war im Morgengrauen jenes Tages, den Conquerus nie vergessen würde, ertönte das Horn des Dorfes, was Feinde ankündigte. Es war Herbst geworden und dennoch zogen noch Heere umher. Ein kluger Heerführer lies die Krieger im Herbst auf den Feldern arbeiten, um die Nahrung für den Winter zu sichern, so hatte er es von seinem Vater gelernt.
Es dauerte nur wenige Minuten, bis die Männer des Stammes in voller Kriegsmontur bereitstanden und Conquerus führte sie zu jener Stelle, an der zuerst das Horn eines Wachpostens ertönt war.
Ungläubig blickte Conquerus vom Hügel hinab auf das wohl größte Heer, das er je gesehen hatte. Als einer der Heerführer die Leute auf den Hügeln erblickte, lies er den Kriegstross stoppen und ritt mit ein paar Leuten auf Conquerus zu. Als Conquerus die friedlichen Absichten des Heerführers erkannte, ritt auch er mit seinen Vertrauten auf die Mitte der beiden Lager zu. Kurz aber freundlich informierte der Heerführer Conquerus, was sie vorhatten. Sie wollten das Böse ein für allemal besiegen und dem Reich den inneren Frieden wiederbringen. Conquerus war von der Idee überzeugt und lies seine Mannen mit dem Heer des Guten ziehen, blieb selbst aber zurück, da er seiner Frau geschworen hatte, nie mehr in den Krieg zu ziehen, außer das Dorf selber würde angegriffen werden.
Conquerus blickte den wegreitenden Freunden noch nach, bis der Tross den Horizont erreicht hatte. Er hoffte inständig, dass sie Erfolg haben mögen und kein Krieg mehr diese Lande erschüttern möge.
Es blieb bei der Hoffnung. Er ritt über die Hügel zurück gen seine Heimat, als er schon von weiten Rauschsäulen über dem Dorf sah. Sofort gab er seinem Pferd die Sporen und eilte auf das Dorf zu. Es lag alles in Trümmern und viele Tote pflasterten die Straßen. Es waren viele Krieger mit dunklen Gewändern und Totenmasken, die tot umher lagen, denn die Frauen und Kinder des Stammes wussten sehr wohl, wie sie sich wehren konnten, doch war die Übermacht der Angreifer zu groß gewesen. Conquerus suchte nach Überlebenden, doch nirgendwo schien ein Anzeichen von Leben zu sein. Gefüllt mit unbändiger Wut und abgrundtiefem Hass kehrte er zu den Resten seiner Hütte zurück, wo die letzten Reste in der Glut zu Asche zerfielen. Doch unter den Trümmern vernahm er das Winseln und Jammern einer schwer verletzten Person. Sofort räumte er alle Trümmer beiseite und erkannte zuerst nicht, wer es war. Ihr Körper war mit Wunden von Schwerthieben übersäht und die restliche Haut durch das Feuer versengt.
Erst bei einem Blick in ihre Augen erkannte er, wer es war. Er nahm sie fest in die Arme, aber so, dass es ihr möglichst wenig weht tat. Er blickte erneut in ihre Augen und sah das Feuer des Lebens in ihr verlöschen.
Erneut nahmen die Gefühle in ihm Überhand. Er hatte sie geliebt und hätte alles für sie getan. Nun war sie gegangen. Sie war so jung und schon tot. Welchen Sinn sollte sein Leben noch haben? Doch diese Gedanken wurden von den Gefühlen übermannt. Mit den Gedanken immer bei ihr, ritt er den Spuren der Angreifer hinterdrein. Nie, würde er den Ausdruck in ihren Augen vergessen, als sie ihn das letzte Mal anblickten. Diese Erinnerung fraß sich tief in sein Gedächtnis und hielt ihn stets an, weiter zu reiten. Er ritt drei Tage lang, ohne Pause, bis er vor Erschöpfung vom Pferd fiel.
Er lag sicher einige Tage am Fuße eines Baumes, bis ihn jemand Wasser reichte und ihn mit sich nahm. Er folgte ihm und lauschte unterwegs den Worten, die einem Mann mit viel Wissen und Erfahrung gehörten. Er erfuhr von ihm, dass dieser einst in einer der mächtigsten Provinzen beheimatet war und dass auch diese von den Bösen Horden überrannt worden war. Er sagte, dass er nun in den Wäldern bei den Husaren lebte, welche ebenfalls das Böse bekämpften, doch die nie vom Feind entdeckte werden würden.
Mit einem Hoffnungsschimmer doch noch Rache zu erhalten und den Frieden in das Reich zurückzubringen, egal auf welche Art, beschloss er sich den Husaren anzuschließen.
Sehr viele Jahre sind seitdem ins Land gezogen und viele Schlachten hatte er geschlagen. Er hatte die Armee des Bösen viele Male besiegt und war sich nach fast 20 Schlachten sicher, endlich die erwischt zu haben, die ihm damals dieses Leid angetan hatten.
Er kehrte zurück, zu jenen Wiesen, wo er einst das Frühlingsfest gefeiert hatte. Das war vor 20 Jahren gewesen. Er entschloss sich diese Tradition wieder aufleben zu lassen und ritt in viele Provinzen, wo die Information verbreitete, dass ein neues Frühlingsfest stattfinden werde, bei denen noch einsame Herzen sehr gerne gesehen werden würden. Er hoffte dabei auch, jemand neuen für sein ausgeblutetes Herz zu finden, der es wieder mit Leben und Freude erfüllen könnte. Er würde das seinige dazu beitragen.
So wie es Brauch war, durften auch Paare erscheinen und, allerdings etwas neben der Wiese, feiern und das Treiben von dort aus beobachten.
Zurück auf der Wiese wartete er auf das Eintreffen der ersten hübschen Damen und hoffte, dass sie zahlreiche erscheinen mögen.
Dies sollte ein fröhliches Fest werden, das niemand alleine verlassen sollte….
Jetzt würde er erstmal einige Tage verstreichen lassen und warten, wer alles erscheint. Während der Zeit hatte er mit dem traditionellen Schmücken der Wiese und dem Aufstellen des Zeltes begonnen. Die Wiese lag auf einem kleinen Hügel und war im Norden und im Süden von Wäldern begrenzt. Im Osten, am fuße des Hügels, wo der Weg vorbei führte, war der Platz für andere Leute, die gern mitfeiern wollten. Auf der oberen Wiese wurden Blumen an Schnüren über die ganze Wiese gespannt und einige Tische und Stühle aufgestellt. Auch Tanzen konnte man auf der Wiese, wo traditionell alte Weisen gespielt wurden, die das Volk belustigen und es mit großer Freude dabei sein lassen.
Er erinnerte sich noch an den Ablauf des letzten Festes, auch wenn es schon 20 Jahre her war…
Damals kamen einige Dutzende junger Leute und auch einige Ältere, um sich auf den Wiesen zu finden. Dort wurde geplauscht und versucht sich gegenseitig zu beeindrucken. Streitereien aller Art waren verpönt und wurden mit dem sofortigen Ausschluss aus dem Fest geahndet. Sollten sich trotz regen Treibens keine Paare finden, so wurden sie zufällig zugelost, um sich kennen zu lernen. Sollte sie nicht zusammenpassen, wird der Vorgang der Findung fortgesetzt, bis alle die jemanden suchen fündig geworden sind, oder keine in Frage kommenden Partner mehr zur Verfügung stehen.
Nach dem er alles errichtet hatte, setzte er sich ins Gras, wie er es als Kind immer getan hatte und war stolz auf seine Arbeit. Er erinnerte sich an den Spaß den er und seine Freunde hier früher hatten und hoffte, dass seine Mühen nicht umsonst gewesen waren.
Der Gedanke für immer allein zu sein, machte ihm Angst. Obwohl er als Husar niemals angst haben sollte. Aber war er denn ein richtiger Husar? Er trieb seine Gedanken weiter, bis er sich vorstellte, wer alles auf seinem Fest zugegen sein würde. Sanft gleitete er in den Schlaf und hoffte von frohen feiernden Stimmen geweckt zu werden….
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