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Brücke des Heimdall
Anonymous

Gast

 
Beitrag #1
Brücke des Heimdall
"Komm schon... Hrrrrng!" knurrte er abermals, während er weiter an der eisernen Klaue der Bärenfalle zog. Er wusste nicht, wie lange er es schon versuchte. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Armmuskulatur gab kaum noch etwas her und dennoch wollte er nicht aufgeben. Das Blut Ragnars klebte auf dem rostigen Metall. Die ohnehin schon zertrümmerte Pfote des jungen Grauwolfes drohte vom Vorderbein vollständig abgerissen zu werden, sollte es dem Hünen nicht gelingen, die Falle aufzustemmen.


...
Der dunkelrote, wolkenfreie Himmel ließ vermuten, dass es eine ruhige Nacht werden würde. Noch eine ganze Weile schaute der großgewachsene Krieger der orangefarbenen Sonne entgegen, die, zusammen mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen, hinter dem Horizont zu verschwinden drohte. Auf den Unterarmen des Hünen hatte sich bereits eine leichte Gänsehaut gebildet. Kalt war es und mit dem Verschwinden des roten Glutballs legte sich auch die letzte Hoffnung nieder, vor Einbruch der Nacht die nächste Ortschaft zu erreichen.
Missmutig trat er mit seinen schweren Reitstiefeln gegen einen kleinen Stein, der die kleine Anhöhe, auf der er sich befand, hinunterrollte. Hinter ihm trat Ascar, der Braune, unruhig auf der Stelle und ließ den Hünen herumfahren. Er hatte den Hengst schon immer durch gutgemeintes Zureden beruhigen können, doch in den letzten Nächten war das stets anders gewesen. Die große, rauhe Hand des Kriegers legte sich auf das lange Nasenbein des treuen Reittieres. "Ich weiß...", sprach er dem Braunen zu.
Die nähere Umgebung war leicht bewaldet und bot sich durchaus als Rastplatz an. Nachdem er mehrmals mit der flachen Hand auf den starken Bauch des Hengstes geklopft hatte, begann er sich nach Brennholz umzusehen. Ein trockener Ast stach ihm ins Auge, doch er war zu groß gewesen, also entschied er sich ihn mithilfe von unkonventionellem Werkzeug entzwei zu brechen. Den Ast legte er sich in seinen Nacken, wo bereits einige kleine Stückchen der Baumrinde von seinen langen schwarzen Haaren abgeschürft wurden. Seine Arme legte er über das Holz, sodass sich seine Schulterblätter, mit dem Druck des selbigen in seinen Nacken, zusammenzogen. Das laute, zufriedene Grunzen des Einzelgängers übertönte beinahe das zerberstene Geräusch des Astes, während es in zwei Teile durchbrochen wurde. Beide Teile wurden, zusammen mit kleineren Ästen und Zweigen, inmitten eines kleinen Steinkreises gelegt und entzündet.
Die Sonne war nun ganz verschwunden und der Mond herrschte über den Himmel. Das Knistern des Feuers, seine Flammen die gen Himmel züngelten und das unregelmäßige Schnauben Ascars waren die einzigen Geräusche, die lonelyWolf wahrnahm, während er am Feuer saß. Das Schweigen war eine schwere Last. Seine Rückenschwertscheide lag, mitsamt des zweihändig zu führenden Schwertes, neben ihm und seiner Decke, die ihn warmhielt. Eigentlich war er, der aus dem Norden stammte, niedere Temperaturen gewohnt, doch der Winter der sich ankündigte schien härter als seine Vorgänger zu werden. Auf seiner Reise hatte der Hüne Bauern beobachtet, wie sie das spärliche Futter ihrer Rinder noch einmal rationierten. Es würde Hunger geben... und einen erneuten Kampf um Nahrung, Proviant und ums Überleben. Während sich die armen Gesellschaftsschichten ihren Zehnten vom Munde absparen mussten, waren es die Träger der Kronen, die Rindfleisch und Rentier schmausten.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte der Recke einen kleinen Käfer, der sich aufs Feuer zubewegte. Ascar hatte seinen schweren, massiven Körper bereits auf die Seite gelegt und die Augen geschlossen, während der Hüne selbst noch auf seinen Sitzmuskeln saß und dem Knistern lauschte, bis ihn ein anderes Geräusch schließlich auffahren ließ. Wild schlugen seine Haare um seinen Kopf, als er diesen herumfuhr, um zu erspähen woher dieses unerwartete Rascheln kam, doch auch das schien wohl nur ein tierischer Waldbewohner gewesen zu sein.
Der Hüne beschloss es nun Ascar gleich zu tun und sich ebenfalls hinzulegen. Sein großes Bärenfell hatte er unmittelbar neben den Steinkreis gelegt, denn es drohte regelrecht "eisig" zu werden. Trunken vor Müdigkeit sank die kampferprobte Gestalt in das Fell und zog sich eine Decke über den Körper, die Wärme des Feuers, dass noch immer brannte, offensichtlich voll auskostend.
09.11.2004, 00:22
Anonymous

Gast

 
Beitrag #2
 
"Komm schon, alter störrischer Bock. Wir haben einen langen Weg vor uns." Fenrir und dem Winter zu trotzen war eine Sache, Ascar zum Trinken zu bewegen eine ganz andere. Der erfahrene Recke war an diesem Morgen sowieso mit dem falschen Fuß aufgestanden. Firuns Winterkälte verhinderte einen erholsamen Schlaf - trotz der Nähe zum Feuer, dass zu allem Überfluss am frühen Morgen, wohl aufgrund von mangelndem Brennmaterial und starken Windzügen, erlosch. Ständig lag der eiskalte Stahl an seiner Seite, immer griffbereit.
Mittlerweile hatte der Hüne es aufgegeben, Ascar zum kleinen Bach zu führen, dessen Quelle nicht unweit gewesen sein musste - zumindest sagte das die Klarheit des Wassers. Am Rand hatte sich bereits Frost niedergelegt, was ein weiteres Zeugnis für den kommenden Winter gewesen war. Noch etwas schlaftrunken hatte der Einzelgänger sich niedergekniet und begann etwas Wasser mit der Hand zu schöpfen und sein Gesicht zu waschen, doch nachdem er merkte, dass er auf diese Art und Weise viel Überwindung brauchte, um sich das eisige Nass ins Gesicht zu werfen, biss er schließlich die Kämpferzähne zusammen und tauchte seinen Kopf unter. Nach dem Auftauchen schüttelte er seinen Kopf, wie ein nasser Wolf, hin und her. Haarsträhnen, wie Peitschenstränge, schlugen um seinen Kopf und warfen die Wassertropfen aus seiner schwarzen langen Kopfmähne. Schon bald darauf folgten leichte Kopfschmerzen, die er allerdings gewissentlich zu ignorieren versuchte. Eine Erkältung wäre das Letzte, was er nun brauchte. Zufrieden blickte er um sich, denn nun hatte sich scheinbar auch Ascar dazu durchgerungen, zu trinken. Der Hüne füllte noch schnell seinen Wasserschlauch und verstaute diesen dann in den Satteltaschen, die noch immer in der Nähe der, nunmehr erloschenen, Feuerstelle lagen. Aus der Erfahrung heraus begann er nun Erde auf das Glut-Asche-Gemisch zu werfen, um Spuren zu verdecken. Auch die Steine, die ringsum lagen, wurden wieder in alle Richtungen auf den Humusboden geworfen.
Der Hüne steckte sich nun sein Leinenhemd in die Lederhose und schnürte seinen Gürtel neu, während er einen prüfenden Blick in den Himmel warf. Wolken verdeckten jede Aussicht auf Sonne, wie er es erwartet hatte. Er griff nach seiner Rückenschwertscheide und legte sie sich ebenfalls um, auch Armschienen und Fellbeinlinge wurden vor der Abreise neu justiert. Ein kurzer, lauter Pfiff ließ Ascar an ihn herantreten, sodass er den Sattel auf seinen Rücken werfen konnte und die Schnalle festzog. Selbiges geschah mit den Satteltaschen, bevor er sich schließlich selbst auf den Rücken seines braunen Hengstes schwang und die Hacken seiner schweren Stiefel in seine Seiten bohrte...


Nach nicht allzu langer Zeit fielen die ersten Schneeflocken aus der weißen Wolkendecke. Die monotonen, regelmäßigen Abstände der Hufgeräusche seines schweren Streitrosses und die ständige Schweigsamkeit waren zwei unterschiedlich schwere Lasten, die der Hüne nicht zum ersten mal mit sich herumtrug. Auch die Kälte machte ihm schwer zu schaffen und es schien, als würde er öfter zur kleinen Feldflasche mit Schnaps greifen, als er Schneeflocken zählen konnte. Hin und wieder versuchte er eine mit seinem Handschuh einzufangen, nur um zu sehen, welche verwunderlichen Formen sie annahmen, doch die eigene Körperwärme ließ sie schnell auf dem Leder schmelzen. Mehr zur eigenen Ermutigung als aus der Langeweile heraus begann er ein Lied zu singen, welches der Barde me_phisto mal zu Ehren des ehemaligen Söldnerführers zum Besten gab. Sein Atem schien mit jeder Silbe neues Bild der Geschichte zu formen und die einprägsame Melodie sollte sich in den nickenden Kopfbewegungen des Hünen widerspiegeln. Hin und wieder fielen dabei seine langen, nassen Haare ins Gesicht und somit in seine Sichtlinie. Jedesmal beim Refrain ballte er seine rechte Faust, auch wenn er recht leise sang und summte. Er verstand bis dato nicht, wie es möglich sein konnte, dass die Kriegsgesänge mancher Barden Zustände bei Kämpfern auslösten, die einem Blutrausch ähnelten. Die besten Ansprachen der mutigsten Anführer konnten nicht mithalten. Er dachte noch lange darüber nach, bis ihm schließlich Spuren im Schnee auffielen und ihn zum Ziehen der Zügel veranlassten. Stiefelspuren - also Humanoide. Der Schnee hatte sie schon fast verdeckt, also schwang der Krieger ein Bein über den Rücken seines Reittieres und sprang aus dem Sattel, um seinen Fund näher zu begutachten. Er wischte die frischen Schneeflocken, also jene an der Oberfläche, beiseite und urteilte. Der Tiefe nach hatten sie nur leichtes Gepäck bei sich. Er sah sich um, fand jedoch nur vereinzelte Stellen, wo die Spuren wieder auftraten. Er war sich unschlüssig über die Anzahl der Gestalten, doch mit einer lauten grunzenden Stimme aus der linken Flanke sollte ihm diese Entscheidung abgenommen werden:
"Packt ihn." Noch während sich der Hüne wieder aufrichtete, erkannte er die Gestalt als jemanden vom Volk der Nordlandbestien. Schon als junger Kämpfer hatte er in der Gralsschlacht gegen sie kämpfen müssen. Die Schlacht war gewonnen, doch das Volk der Nordlandbarbaren war nie ausgerottet worden. Zu gnädig zeigten sich die Könige von Alt-Avalon, Orthanc und Ultima.
Grässliche Kreaturen. Sie ähnelten ein wenig den Orks der Mittellande und unterschieden sich nur wenig von deren Lebensweise. Wilde, starke und gefürchtete Gegner, die dem ungestümen lonelyWolf von damals einen vergiften Armbrustbolzen durch das Schulterblatt jagten.
Ragnar war ihm in jener Schlacht eine große Hilfe gewesen und obgleich es ihm lieber gewesen wäre, wenn der Grauwolf nun ebenfalls an seiner Seite stünde, gab er sich selbstbewusst und schienbar amüsiert. "Er wird unserem Blutgott als Opfergabe dienen." brüllte der Anführer weiter und schien seine Gefährten durch eine Peitsche zum Kampf zu animieren.
Die Hand des Hünen fuhr mehr langsam, als hektisch zum Griff seines Zweihänders, dem Rücken entegen, und mit einem zufriedenem Lächeln zog er die riesige Klinge hervor. Währenddessen hatte er zwei sich nähernde Marodeure von der rechten und drei auf der linken Flanke ausgemacht, die mit rostigen Schwertern und Keulen bewaffnet waren. Der Anführer schien sich selbst nicht am Kampf beteiligen zu wollen und spuckte in den Schnee. Dennoch schien er zufrieden über sein kleines wütendes Regiment zu sein und brüstete sich, begleitet von einem lauten, bestialischen Lachen.

Der Mundwinkel des einsamen Wolfes schien sich ebenfalls nach oben zu bewegen, als wolle er mitlachen. Langsam zog er den Griff seines Zweihänders näher an seinen Körper, um den ersten anstürmenden Gegner zu empfangen. Mit seiner rostigen Klinge versuchte er auf den Nordmann einzuschlagen, doch der Zweihänder verhinderte ein Durchkommen. Mit lautem Krachen schlugen die beiden Klingen dort aufeinander, wo die von Rost zerfressene Klinge schon zu zerbersten drohte. Ein mutiger Kerl, sofern man ihn denn als solchen bezeichnen konnte, der mit solchem Schrott in den Kampf zog. Sein Sturmangriff hatte zur Folge, dass er einfach weiterstolperte und den Schwertknauf des Zweihänders im Hinterkopf zu spüren bekam und er zu Boden sackte, als wäre er nichts weiter als ein lebloser Sack Kartoffeln gewesen und nun im Neuschnee landete.
Die nächste Bestie zeigte sich auf einem stabileren Standbein. Seine, mit einem Nagel versehene, Keule fuhr direkt auf den Kopf des erfahrenen Kämpfers zu, der dem Schlag jedoch ausweichen konnte. Mit seinem Zweihänder versuchte er nun eine seitliche Gegenattacke, erreichte jedoch, aufgrund der schnellen Bewegungen seines Gegners, nur dessen wattierten Waffenrock. Bald darauf stieß schon der nächste der Gruppe in die Seite des Hünen und versuchte mit einer Axt auf ihn einzuschlagen. Auch hier konnte der Unbändige zunächst nur ausweichen, doch das erneute Herumreißen seiner zweihändig geführten Klinge erreichte den Arm des anderen, mit der Keule bewaffneten, Barbaren und trennte diesen mit einem Schlag, ungefähr in Ellbogenhöhe, vom Oberarm ab. Blut spritzte auf die weiße Bodendecke und in die nähere Umgebung; begleitet von einem erbärmlichen Jammern des Opfers, das fassungslos den blutigen Armstumpf umklammerte. Sein Kumpane schien ebenfalls geschockt und stellte seine Angriffsfolge zunächst ein.
Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete der Hüne den Anführer und die beiden letzten, sich unterschiedlich verhaltenden, Nordlandbestien. Die eine floh, offensichtlich verängstigt durch das Schicksal zweier seiner Vorläufer, die andere gab sich agressiv und stieß einen lauten Schrei aus, als ob sie Rache für seine Freunde schwören wollte. LonelyWolf zog abermals den einen Mundwinkel leicht nach oben und bewegte seine Klinge eng an seinen Körper heran. Durch seine deutlich erkennbare Selbstzufriedenheit wollte er nicht zuletzt die drei Übrigen auf ein weiteres provozieren. Einige Haarsträhnen, die ihm während des Kampfes ins Gesicht gefallen waren, strich er nun in der kleinen Atempause beiseite. Er sollte sich vielleicht doch angewöhnen, sie zu einem Zopf zusammenzubinden...
Der Wutschrei des einen drohte nun näherzukommen und der andere, vom Schicksal seines Freundes paralysierte, zeigte neuen Kampfesmut. Erneut begann er mit seiner Axt zu attackieren. Erst von oben rechts, dann von oben links. Schritt für Schritt wich der Hüne nach hinten aus, bis er mit seinem Schwert zum Gegenschlag ausholte. Durch die schnelle, aber periodische Angriffsfolge seines Gegners konnte er gut abschätzen, wo seine Schläge landeten und somit unbeschwert seine scharfe Klinge mit viel Schwung und Kraft seitlich auf den Hals seines Gegners zufahren lassen. Die Schnittkante seines Zweihänders traf den Schädel des Barbaren, der sofort zerbrach und, mitsamt des Restes des zugehörigen Körpers, in den Boden sank.
Der Aufgebrachte, wild umherschwingende, war ebenfalls mit einem Schwert bewaffnet, vernachlässigte aber, wohl aufgrund seiner Wut, völlig die Verteidigung. Es war leicht, ihm, inmitten seines Ansturms, den Zweihänder seitlich in den Bauch zu schlagen und ihm somit den Magen aufzuschlitzen. Noch während er zu Boden sank und Blut spuckte, quillten Innereien aus dem toten Körper.
Blieb nur noch der erste übrig, der zu Beginn zu Boden sank und nun wahrscheinlich eine deftige Platzwunde davontrug. Noch atmete er, doch der Schlag mit dem Knauf des Zweihänders hatte ihn wohl für eine Zeit lang bewusstlos gemacht. Er lag auf dem Rücken und glotzte - einem Stier gleich - jenen Recken an, der ihn zu Boden gebracht hatte. So lange, bis er durch ihn schließlich den Todesstoß empfing. Das Schwert bohrte sich durch den Körper in die gefrorene Erde hinein; Die Oberarme des Hünen puslierten.
Dann blickte er wieder auf. Der anfänglich so zuversichtliche Anführer schien nun ebenfalls verschwunden. Lediglich die Peitsche, die er wohl in der Eile verloren hatte, bezeugte seine Anwesenheit. Der Boden, der kurz zuvor noch so friedlich winterlich schien, war mit Blut und Körperteilen bedeckt. Das Rote zog sich noch einige Schritt weit durch den lockeren Schnee, welcher schon bald die toten Körper bedecken sollte. LonelyWolf lachte leise...


Die blutige Klinge wurde an einem Baumstamm notdürftig abgewischt und in die Rückenscheide geschoben, bevor er wieder in den Steigbügel stieg und sich auf den Rücken des Braunen schwang. "Narren...", sprach er verächtlich den Leichen entgegen, die er nun zurücklassen würde, wohlwissend, dass noch andere, weitaus gefährlichere und größere Gegner seinen Weg kreuzen könnten.

Aus den Satteltaschen wurde nun begierig ein Stücken Brot hervor geholt, auf dem der Hüne anschließend herumkaute und den trockenen, pappigen Klumpen mit dem frischen Bachwasser hinunterspülte. Es würde nicht mehr lange dauern, dann hatte er die letzte Ortschaft vor dem Lindwurmpass erreicht. Ein letztes mal würde er gut bewirtet werden und in einem großen Bett, nach einem durchgezechten Abend, schlafen können, bevor er sich weiter ins Gebirge aufmachen würde.
25.12.2004, 23:54
Anonymous

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Beitrag #3
 
Mit klammen, durch die Kälte fast unbeweglichen Fingern umklammerte der Hüne die Zügel, während er durch das Stadttor ritt. Es war alt und hätte wahrscheinlich schon vor Jahrzehnten erneuert werden müssen. Überall waren Löcher in der Mauer zu sehen, sogar Rußspuren bemerkte der Hüne. Diese Ortschaft musste wahrlich daran zu leiden haben, das die Landesgrenzen im Gebirge immer unsicherer wurden. Überfälle von Nordlandbarbaren, Ogern vielleicht sogar Trollen, mussten hier keine Seltenheit sein. Langsame Hufschläge Ascars führten an dem alten Mann vorbei, der eine Lanze in seiner knochigen Faust hielt. Auch er sah mitgenommen aus und neben der Kälte schien auch Hunger an seiner Kraft zu zehren. Er gab ein geradezu klägliches Bild einer Torwache ab, das sogar den hartgesonnenen Söldner etwas mitnahm. Mit dem Versuch einen geraden Blick nach vorne zu wahren, um ihn nicht zu kränken, ritt er weiter unter dem baufälligen Torbogen hindurch, auf der Suche nach einem Gasthaus.

Kaum ein Bürger war zu sehen. Ratten und Bettler dominierten die Straßen, auch wenn man hier und dort Soldaten durch die Stadt laufen sah. Die Reichen schienen wohl die einzigsten gewesen zu sein, die sich von diesem Ort absetzen konnten. Nach einigen Minuten erblickte der Krieger ein Gasthaus, das offensichtlich auch Unterkünfte für die Nacht anbot. Nachdem er Ascar im nebengelegenen Stall angebunden, vom Sattel und Gepäck befreit und sein treues Reittier getränkt hatte, marschierte der Hüne zurück zur Tavernentür. An der Außenwand des Hauses hatten sich zwei Soldaten niedergelassen. Das Rot ihrer Wappenröcke verschwand fast völlig unter dem Straßendreck. Der eine hielt eine Feldflasche in seiner rechten Hand, während er seine Linke auf seinem Bauch platziert hatte. Verachtungsvoll wurde LonelyWolf angestarrt, der diesen Umstand wiederum zuerst gewohnt zu ignorieren wusste, dann aber ein wenig einem spitzbübischen Grinsen verfiel. Binnen eines Wimpernschlages zeigte der Hüne den Soldaten seine Zähne und stieß ein lautes Knurren aus, offensichtlich nur um den Betrunkenen etwas Angst einzujagen und sich an ihrem Zusammenzucken zu erfreuen. Bei Fenrir, in was für einem Loch war er hier nur gelandet.

Mit seinem vollen Gewicht stemmte der Nordmann nun die Tür des Gasthauses auf. Sofort stieg ihm Rauch in die Nase, der von irgendwelchen Kräutern stammte. Aufgrund dessen war der Schankraum nur schwach beleuchtet gewesen. Die Theke, auf der anderen Seite des Raumes, war nur noch durch schemenhafte Umrisse zu erkennen gewesen. Mit einem lauten Krachen schlug die Tür hinter dem Recken wieder in ihr Schloss zurück. Das Gasthaus war überraschenderweise gut gefüllt gewesen. Auf der anderen Seite schien dies wohl der einzigste Zeitvertreib zu sein, der den einfachen Menschen noch geblieben war. An einem Tisch zur Rechten des Hünen, der sich mittlerweile der Theke und dem Wirt näherte, saßen zwei weitere Soldaten. Diese allerdings trugen aufwendig verzierte Brustpanzer und hatten wohl eine höhere Position in der Stadtgarde inne.

“Kommt nur herein, mein Herr.“ lud ihn eine männliche Stimme ein. Durch den Nebeldunst erspähte Wolf einen, mit einem großen Bierbauch bestückten, Mann mittleren Alters, der eine Schürze trug und gerade damit beschäftigt war, einen Tisch von leeren Bierkrügen zu befreien. Der Hüne kam dieser Aufforderung gerne nach und folgte dem Mann, der offensichtlich der Gastwirt war, an die Theke, wohin er die Bierkrüge zum Auswaschen trug.
“Netten Schuppen habt Ihr hier“, log der große Fleischberg, der eigentlich nur nach einem Gespräch suchte.
“Oh, man tut was man kann. Die Zeiten sind nicht gerade die besten.“
“Den Eindruck bekam ich bereits, als Ich Eure Stadt aus der Ferne sah. Wo bin ich hier eigentlich?“
Mittlerweile hatte sich der Söldner auf einen der Barhocker gesetzt und beobachtete, wie der Wirt die Bierkrüge reinigte, obgleich von „reinigen“ fast gar keine Rede gewesen sein kann. Das Wasser war bereits trüb und die Hände des Wirts ungewaschen.
“Jaradan“, antwortete der Wirt knapp. “Wollt Ihr was trinken?“
“Erm... danke nein.“

Erst jetzt bemerkte der Einzelgänger einige Jagdtrophäen, die im Schankraum aufgestellt wurden. Zu seiner linken, ging eine Treppe hoch, die wahrscheinlich zu den Gästezimmern und Schlafsälen führte, allerdings wirkte das Geländer ein wenig marode. Es schien als würde die ganze Taverneneinrichtung bei der nächsten Kneipenschlägerei zusammenfallen, jedenfalls war das einigen Tischen und Stühlen bereits passiert, wie man bei genauerem Hinsehen auf das Feuerholz vor dem Kamin erkennen konnte, dass hauptsächlich aus Stuhl- und Tischbeinen bestand. Die beiden Offiziere führten noch immer ihre Diskussion und schienen sich über etwas zu streiten. Dabei schien es sie überhaupt nicht zu stören, dass am Nachbartisch ein bekanntes Glücksspiel gespielt wurde. Wenn man in der Hauptstadt nur auch mal so unbehelligt dem Glücksspiel nachkommen könnte... fuhr es dem Krieger durch den Kopf. An einem anderen Tisch hingegen saß eine ältere, nicht unattraktive Frau, die ihn aufmerksam zu mustern schien und ihm des öfteren, sollten sich ihre Blicke treffen, begierige Blicke zuwarf. Sie hatte rote lange Haare und volle Lippen, die wahrscheinlich so manchen Mann um den Verstand brachten. Auch der üppige Vorbau entging dem Nordmann nicht.

“He Wirt. Habt Ihr für diese Nacht noch Zimmer frei?“
“Wollt Ihr Caja etwa mitnehmen?“ Der dicke Mann lachte.
“Ist das ihr Name? Nein, ich suche lediglich eine Unterkunft für die Nacht. Ich werde morgen in der Frühe wieder von hier verschwunden sein und meinen Weg in die Berge fortsetzen.“
“Was zum Henker treibt Euch denn in die Berge?“ Der Wirt hielt einen Moment inne.
“Naja, ist Euer Bier... Wenn Ihr Euch unbedingt abschlachten lassen wollt... Ein Zim...“
“Abschlachten“, unterbrach der Hüne.
“Die Bergpässe sind sehr gefährlich geworden. Die Nordlandbarbaren plündern jeden Handelskonvoi, der durch Ihr Gebiet zieht. Man sagt sogar, sie haben einige Oger und einen Riesen in Ihren Diensten. Vor einem Monat haben sie die Stadt angegriffen und hätten sie fast eingenommen, wenn da nicht der junge Alrik mit seiner Kavallerie gewesen wäre. Seitdem ist das vierte königliche Reiterregiment hier untergebracht – der Grund warum ich Euch kein Zimmer geben kann... Allerdings sind noch Betten im Schlafsaal frei.“
“Werde ich nehmen“, antwortete er, während sein Blick wieder auf Caja fiel und er relativ geistesabwesend bezahlte.
“Dann bis morgen früh.“ rief der Wirt der großen Gestalt hinterher, die bereits aufgestanden war und sich den Treppen näherte.

Die Stufen knarrten unter dem Gewicht des Hünen und drohten jeden Moment unter ihm zu zerbersten – Ein Umstand, der dem Nordmann nicht gerade geheuer war und für ein mulmiges Gefühl in der Magengegend verantwortlich war. Oben angekommen stieß er die Tür zum Schlafsaal auf. Es standen insgesamt sechs Betten in dem Raum, drei auf jeder Seite, wovon insgesamt nur zwei belegt waren. In der Mitte der gegenüberliegenden Seite war ein Fenster eingebaut, dass einen Blick über die Dächer der Stadt erlaubte. Draußen war es schon dunkel geworden und der Mond beleuchtete hell die Straßen und Fachwerkhäuser. Der Recke gähnte und suchte sich ein Bett am Fenster aus, um dort zu nächtigen. Während er auf der Bettkante saß und sich die Stiefel auszog, warf er einen Blick auf seine Zimmergenossen. Der eine schien Händler zu sein. Sofort fiel das saubere, weiße Hemd aus Seide auf, dass über der Lehne eines Stuhls hing. Der andere, er belegte das Bett, dass dem Hünen direkt gegenüber lag, schien ebenfalls sein Geld mit Waffenfertigkeiten zu verdienen. Ein langer schwarzer Ledermantel war zu erkennen, ebenso eine Armbrust und ein Langdolch. Allerdings konnte er auch ebenso gut zur Dienerschaft des Händlers gehören. LonelyWolf zuckte mit den Schultern. Er zog sein Hemd aus und legte sich in das gemachte Bett, das glücklicherweise frisch bezogen worden war. Er legte seine Arme hinter den Kopf und schloß die Augen...
13.03.2005, 21:22
Anonymous

Gast

 
Beitrag #4
 
Eiskalte Luftströme streiften seine Haut und ließen jeden einzelnen Muskel zusammenzucken. Gänsehaut markierte die Brust, obwohl er eine Decke über seinen müden, schlaftrunkenen Körper gelegt hatte. Der Hüne hatte zwar seine Augen geschlossen, doch er konnte einfach nicht einschlafen. Dinge beschäftigten ihn. Dinge, die ihn seit Jahren veränderten und ihn an diesen einsamen, verflucht kalten Ort getrieben hatten.
Noch einmal dachte er an die armen Kreaturen, die er niedergestreckt hatte. An den wimmernden, kläglichen Ausdruck des Letzten, den er gestern noch gerichtet hatte. An das Blut, dass er vergoß und an das süße Gefühl von Genugtuung und der Befreiung. Das regelrechte Abschlachten Dümmlicher, die sich ihm in den Weg stellten, hatte er in den letzten Tagen zum neuen Hobby erklärt.
Noch immer hatte er seine Hände hinter den Kopf gelegt und er öffnete seine Augen und sah zum Fenster hinaus, in dessen Scheibe sich das Mondlicht spiegelte. Es war ruhig... und es war beinahe unerträglich.


Der Heerführer der Nordlandbarbaren saß auf seinem schwarzen Schlachtross und betrachtete die gut gerüstete königliche Schar vor ihm, während er abwesend mit den Fingern über die raue Orkhaut seines Sattels strich.
"Meinst du, dass sie gegen uns kämpfen wollen?" fragte er, sich an seinen Ratgeber Khalek wendend.
"Ich glaube, sie wollen." erwiderte Khalek geschmeidig, während er seinen Blick über die versammelte Armee der Ländereien schweifen ließ, die den Menschen als Bretonia bekannt waren. "Sie verfügen über eine starke Kavallerie und wir befinden uns auf offenem Felde."
"Ja, sie wollen wohl." stellte der Hüne fest, ein Gähnen unterdrückend. Die Arroganz war ihm an diesem Tage ins Gesicht geschrieben.
"Bring die Sklaven vor, Khalek."
"Herr?" Das Gesicht des Ratgebers trug seinen üblichen nichtssagenden Ausdruck, doch der Klang seiner Stimme ließ den Fleischberg die Stirn runzeln.
"Gibt es irgendein Problem mit den Sklaven?" fragte er leise. Sein Gesicht war blass und kalt geworden.
"Nein, mein Lord." antwortete Khalek hastig. "Ich bin lediglich gespannt zu erfahren, welchen gerissenen Plan mein grausamer Herrscher ersonnen hat."
"Bring die Sklaven nach vorn und du wirst es erkennen, mein ungeduldiger Berater." sprach der Feldherr, dessen schwarze Haarmähne im völligen Kontrast zur blassen nordischen Gesichtsfarbe stand.
Der Befehl wurde erteilt und schon bald wurden die Sklaven, nahezu fünfhundert von ihnen, von den Peitschen ihrer Aufseher auf das Schlachtfeld getrieben.
"Macht sie los!" rief die große, dunkelhaarige Gestalt und die Stricke, die die Sklaven aneinander fesselten, wurden zerschnitten. Die Befreiten standen verwirrt auf dem Feld. "Lauft, ihr dreckiges Ungeziefer!" schrie der Krieger in grober, nordischer Sprache, aufrecht in den Steigbügeln stehend und sie mit der Hand davonscheuchend. Die Sklaven warfen ihm einen letzten ungläubigen Blick zu und begannen dann, auf die Linie der Bretonen zuzulaufen.

"Mein Lord!" protestierte Khalek. "Denkt an Eure Profite aus diesem Unternehmen."
"Khalek, alter Freund." erklärte der Dunkle. Sein Gesicht war nur schemenhaft zu erkennen. Seine Zähne hatte er zusammengebissen, als ob er zu einem der Menschen spräche, denen er am liebsten das Genick gebrochen hätte. "Meine Profite sind wertlos, wenn ich nicht überlebe, um sie zu genießen."
"Natürlich, mein Lord." nickte Khalek langsam. "Wie kurzsichtig von mir, dies nicht in Betracht zu ziehen."
Der Heerführer sah hinüber zu Saradain, dem Befehlshaber der Bogenschützen, und nickte einmal. Der gewandte Jüngling hob den Arm, und auf diese Geste hin hoben sich einhundert Langbögen in Feuerposition. Saradains Arm fiel, und die Luft war erfüllt von einer Wolke schwarzer Pfeile, die in die fliehenden Sklaven fetzten. Salve folgte auf Salve und fällte mehr und mehr der Menschen, als sie langsamer wurden und über die Körper ihrer toten Kameraden zu stolpern begannen. Ein besonders vom Glück begünstigter oder agiler Mann rannte immer noch, und der Jubel der bretonischen Armee begann über das Feld zu schallen und den Fliehenden anzufeuern. Saradain sah zum General hinüber, der einmal kurz den Kopf schüttelte. Mit einer erneuten Geste befahl der Hauptmann seinen Kriegern die Waffen zu senken.

Noch immer stiegen die jubelnden Schreie der Bretonen in die Luft, und der fliehende Sklave hatte das Schlachtfeld nunmehr beinahe zur Hälfte überquert. Mit gelangweilter Behäbigkeit reichte der Herrscher nach unten und löste seine eigene Armbrust vom Sattel. An ihrem Lauf entlangblickend sah er, wie eine Gruppe bretonischer Gemeiner auf den erschöpften Sklaven zuritt, der mittlerweile nur noch taumelte. Seinen Atem langsam entweichen lassend, schloss der Schatten die Augen und zog den Auslöser der Armbrust durch. Der Bolzen raste über das Gras der Wiese, doch es war offensichtlich, dass er weit von seinem Ziel entfernt einschlagen würde. Als sich das Geschoss jedoch dem Boden entgegenneigte, schien es im Flug die Richtung zu ändern und nach rechts zu ziehen. Einen Moment später jagte der magische Bolzen dem Sklaven nach, der einen Blick über die Schulter warf und einen Schrei ausstieß, bevor ihn das Geschoss von hinten bis vorn durchbohrte. Der mensch wurde zu Boden gerissen, und das Gejohle des Feindes wurde zu entsetztem Stöhnen und wütendem Schreien.

"Nun, Khalek...", meinte er selbstgefällig, mit einer alles umfassenden Handbewegung auf das Gemetzel weisend. das er gerade befohlen hatte. Die Körper der Toten waren zu einer grotesken Hügellandschaft aufgetürmt, die sich über die ganze Breite des Feldes erstreckte. Die Krähen begannen bereits, sich über das Festmahl herzumachen. Der Hauch einer Bewegung fiel dem Dunklen ins Auge und er erkannte, dass zwei Einheiten seiner besten Kundschafter aus den schroffen Bergen bereits an der linken Flanke schlichen.
"Du sagtest etwas über Kavallerie und ein offenes Feld?"

Khalek antwortete nicht und verbarg seinen Ärger gut, wenngleich der erfahrene Heerführer die Andeutung eines Kopfschüttelns wahrnahm. Er streckte seine Hand aus, die Finger geöffnet, bis er schließlich hinter seinen Rücken griff, um das riesige Schwert aus der Rückenschwertscheide zu ziehen.
"Mir scheint, sie wollen mit uns kämpfen." lachte er nun der berittenen Barbarenhorde entgegen, worauf seine Anhänger in dröhnendes Gejohle ausbrachen. Seinem Streitross die Sporen in die Seite rammend, setzte er sich an die Spitze des Vormarschs. Die Reiter formierten sich um ihn herum, die Infanterie rannte zu beiden Seiten neben ihnen, Deckung zwischen den Körpern der toten Sklaven suchend.

"Ich will den Kopf ihres Generals" schnarrte der Dunkle, dessen Stimme immer bekannter wurde. Auch der Schatten im Gesicht verschwand langsam.
Das Blut dröhnte durch seine Adern, er konnte den Schlag des Herzens in seiner Brust, wie den Donner eines Gewitters fühlen. Er keuchte vor Anspannung und Erwartung, als seine Einheit sich den bretonischen Reihen näherte, die das größte aller Banner mit sich trugen. Er vermutete seinen Gegenspieler dort und lächelte innerlich. Eine neue Trophäe würde die Wände seines Speisezimmers schmücken, wenn er in seine Heimat zurückkehrte.

Mit seinem Schwert holte er nun zum Schlag aus. Die Bretonen setzten zum Gegenangriff an, doch ihre Pferde strauchelten in den Haufen der Toten. Das Wiehern der Pferde und das Zischen der Klingen erfüllte die Ohren des Schwarzhaarigen. Er konnte den feindlichen General sehen, dessen vergoldete und polierte Rüstung in der mittäglichen Sonne glänzte. Er saß auf einem prächtigen schwarzen Ross, von dem man hätte schwören können, dass es aus edelster Zucht fun4evers stammte, so feurig war sein Temperament. Der Feind hielt eine funkelnde Klinge in der Hand. Ihre Augen trafen sich, beide erhoben ihre mächtigen Klingen.
Die Augen des Bretonen zuckten für einen Moment zur Seite, als sein Pferd über einem toten Sklaven strauchelte. Der Barbar handelte. Er riss seinen Rappen nach links, um in eine bessere Schlagposition zu gelangen. Der Bretone versuchte noch seinen Schild zwischen sich und die große Klinge des Hünen zu bringen, doch es war zu spät. Das Barbarenschwert bohrte sich durch die Rüstung unter dem erhobene Schwertarm des Edlen und riss denselbigen aus dem Sattel. Freude und Triumph hinausschreiend warf der Sieger einen Blick hinter sich. Seine Horde kämpfte überall um ihn herum; ein paar waren gefallen, doch nicht annähernd so viele, wie beim Feind.

"Lasst eure Klingen reichlich trinken." schrie er seinen Kameraden zu. Aus dem Handgemenge flog ein Speer auf sein Gesicht zu, doch er duckte sich mit Leichtigkeit aus ihrem Weg. Sein Gegenschlag krachte in den Schild des Soldaten. Durch den engen Sichtschlitz im Helm seines Gegners konnte der Dunkle den Hass in seinen Augen brennen sehen und fühlte sich davon gestärkt. Lass ihren Hass fließen, ermahnte er sich selbst, denn ich weiß, was wahrer Hass ist. Einen Schwur ausstoßend brachte er sein Schwert in einem pfeifenden Kreis herum und änderte im letzten Moment die Richtung, um unter dem erhobenen Schild seines Gegners durchzuschlagen und die Hüfte des Ritters abzutrennen. Der Barbar lachte in den Himmel, als der Bretone stürzte.

Die Ritter versuchten, sich zu verteilen und vom Feind zu lösen, doch die Wilden hatten sie bereits eingekreist und die wenigen Überlebenden wurden in rascher Folge niedergemacht. Nach Atem ringend nahm nun der Barbar mehr und mehr andere Siegesschreie wahr und atmete die kalte Luft ein. Überall um ihn herum lagen die toten und sterbenden Bretonen zwischen den Körpern der erschossenen Sklaven über das Feld verstreut. Ein passendes Ende für diese Kreaturen, wie er selbst fand. Zu seiner Rechten sah er, wie Saradain die Bauern eingekreist hatte und wie viele von ihnen sich ergebend die Hände hoben. Einige Hundert, schätzte er; einige verwundet, andere nur aus Furcht um ihr Leben.
Er war zufrieden, als er von seinem Schlachtross sprang und unter den toten Rittern nach dem General suchte, den er erschlagen hatte. Er besaß nun mehr als genug Sklaven, um jene zu ersetzen, die er zu töten gezwungen gewesen war, und als der den leblosen Kopf des bretonischen Barons abhackte, fühlte er die warmen Strahlen der Sonne auf seinem Gesicht. Heute war ein guter Tag für LonelyWolf.
30.04.2005, 23:19