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Des Predigers Rückkehr
Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #1
Des Predigers Rückkehr
Am Rande des grössten Platzes jenes Viertels von Roms, dass die Gladiatoren als das ihrige betrachteten, hatten es sich drei Mitglieder der Stadtwache an einem der zahlreich Essensstände bequem gemacht. Selbst der penibelste Zenturio hätten an den Uniformen und Haltung der beiden Jüngeren nur schwerlich etwas zu beanstanden gehabt, ein sicheres Anzeichen, dass diese beiden Stadtwächter in der Wache Neulinge sein mussten. Der dritte dagegen, im Alter seine beiden Kameraden um mindestens zwanzig Lenze voraus, hätte mit seinem Äusseren bei einem Appell einem Zenturio einen Schreikrampf beschert.

Das Interesse der drei galt einem alten Mann, der im Zentrum des Platzes stand, still, starr regungslos. Bekleidet war dieser mit einer schmutzig- grauen Robe, das Haar verfilzt, vollkommen weiss. Von Gestalt her wirkte der Alte hager und sehnig, sie schätzten sein Alter auf mindestens siebzig Jahre. Der Blick des Alten war auf den Hügel des Palatin gerichtet, auf jene Stelle, an der des Imperators prunkvoller Palast sich erhob.

Der alte Mann erschien mit dem Aufgang der Sonne auf dem Platz, mit Sonnenuntergang verschwand er. Niemand schien zu wissen, woher dieser kam und wohin er entschwand, doch Tag für Tag war er erschienen, zum ersten Mal an dem Tage, als der Imperator dem Volk von Rom seine das Imperium erschütternden Entscheidungen verkünden liess. Und seitdem an jedem Tage, der diesem Tag gefolgt war. Der alte Mann sprach nicht, regungslos blickte er auf den Palatin gen des Imperators Palast.

Manch ein Vorübergehender sprach den Alten Mann an, doch dieser reagierte nicht, verharrte weiter stumm und regungslos wie eine Statue. Am gestrigen Tage hatte ein hünenhafter Gladiator, vermutlich einer der Kämpen aus der Arena, in der Schulterbreite den Alten um das Zweifache übertreffend, diesen an Grösse um drei Kopflängen überragend, sich mit genüsslich provozierenden Lächeln vor diesem aufgebaut. Der alte Mann hatte sich nicht geregt, aber zum ersten Male etwas gemurmelt, die Worte vermochten die drei Stadtwächter nicht zu verstehen. Der Hüne war zurückgewichen, gab den Blick auf Palatin wieder frei.

Immer mehr Einwohner Roms kamen im Verlauf der Tage auf den Platz. Manche unter diesen waren wohl Neugierige, die einen Blick auf diese menschliche Statue werfen wollten. Doch andere, deren Zahl anwuchs, verhielten sich wie der Alte Mann, standen regungslos, blickten gen Palast des Imperators, unter ihnen auffallend vieler jener Gladiatoren, die sonst in der Arena aufzutreten pflegten...

Einer der jüngeren Stadtwächter wandte sich mit gerunzelter Stirn an den älteren unter seinen Kameraden: "Sag mal, Dekurio, sollten wir langsam nicht mal etwas unternehmen? Diesen Tattergreis sollten wir festnehmen!" Der Dekurio verschluckte sich an dem köstlichen Wein, an dem gerade genippt hatte, als der Hustenanfall verebbte, herrschte er seinen Untergebenen an: "Dir hat wohl der Imperator ins Gehirn geschissen! Wieso bei allen Göttern glaubst Du eigentlich, dass Dir es gelingen würde, den Alten festzunehmen... sofern Du mir zuvor auch noch 'ne Begründung liefern könntest, die mir einleuchtet!" Der Jüngere lief rot an: "Dekurio, dieser Tattergreis fällt um, wenn ich dem einen Stoss versetze!" "Aha... Du erinnerst Dich an den Gladiator, den der Alte gestern verscheuchte, als wäre dieser nur ein lästiger streunender Köter?" "Ähm... Dekurio, der Alte hat vermutlich den Hünen angefleht, ihm nichts anzutun, weil er so alt und gebrechlich...?"

Der Dekurio musterte seinen Untergebenen von oben bis unten, seufzte resigniert: "Du hat doch Augen im Kopf, oder? Dann solltest Du die auch benutzen. Vermutlich wäre Dir nämlich aufgefallen, dass der Gesichtsausdruck des Hünen, als dieser zurückwich, voller Entsetzen und Angst war. Dir wäre ebenso aufgefallen, dass sich hier immer mehr Gladiatoren aus der Arena versammeln, in deren Gesichtern sich, wenn sie den Alten verstohlen mustern, eine Ehrfurcht abzeichnet, die dem Imperator, sollte er seinen parfümierten Allerwertesten mal hierher bewegen, ganz gewiss nicht zuteil werden wird!"

Jetzt galt der Blick des Dekurio seinen beiden Untergebenen: "Ich weiss nicht, wer diese Alte Mann ist. Während ihr beiden Vollidioten mit euren schmucken Uniformen versucht, Tavernendirnen zu beeindrucken, habe ich versucht, etwas in Erfahrung zu bringen. Ich bin auf eine Mauer des Schweigens gestossen! Ich verwette meinen Arsch, dass dieser Alte unter den Gladiatoren bekannt ist, und sogar die Älteren unter den Einwohnern Roms sich an diesen erinnern!"

Zwanzig Jahre hatte er in der Legion gedient, hatte sich erhofft, in der Stadtwache danach einen geruhsamen Dienst bis zum Ende seiner Tage verbringen zu können. Doch nun zog ein Sturm am Horizont auf, das sagte ihm seine Erfahrung. Noch stand der Alte Mann regungslos auf dem Platz, doch wenn dieser seine Stimme zu erheben gedachte, sollte er möglichst nicht mehr anwesend sein. Er wandte sich an seine Untergebenen: "Ok, Leute, es ist Zeit, Urlaub einzureichen. Habe gerade erfahren, dass meine Mutter gestorben ist, muss zu ihrer Beerdigung nach... Ägypten, das ist sicher weit entfernt genug!"

Der andere seiner Untergebenen meldete sich zu Wort: "Ähm, Dekurio, meine Mutter lebt noch und ist bei bester Gesundheit!" Der Dekurio hatte sich schon zum Gehen abgewandt, erwiderte kurz angebunden: "Entweder gehst Du auf die Beerdigung Deiner noch lebenden Mutter, oder diese wird an der Deinigen teilnehmen müssen!"

Ein leises Murmeln erklang vom Platze her, aus Hunderten von Kehlen, in unnachahmlicher Synchronisation, mit einem Klang, der dem Dekurio sich sträubende Nackenhaare bescherte...

Ave Imperator, Wir, die dem Tode geweiht sind, begrüssen Dich...!

Der Dekurio glaubte, den unausgesprochenen Unterton erkannt zu haben, murmelte lautlos das Unausgesprochene, das herauszuhören war ..., der den Tode mehr als nur verdient hat!. Auf dem Platz herrschte wieder Schweigen, dass sich auszubreiten schien!

Der Dekurio rannte, so schnell, wie er vermochte. Seine beiden Untergebenen folgten, das war deutlich zu hören. Die Grünschnäbel hatten es wohl endlich begriffen... lieber ein lebender Feigling als ein toter Held!
17.10.2013, 00:49
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #2
RE: Des Predigers Rückkehr
Das Gebrüll der Menge war ohrenbetäubend, sie skandierten seinen Namen. Wieder einmal. Wieder einmal, wie so oft zuvor, lag sein Gegner hilflos vor ihm im Staub der Arena, dessen Waffen ausser dessen Reichweite den Boden zierend. Doch selbst in Reichweite wären sie diesem nicht mehr von Nutzen gewesen. Nicht mit gebrochenen Handgelenken und ausgekugelten Schultern. Auch dieser Gegner war dem verständlichen Irrglauben erlegen, in ihm, der ohne jede Waffe den Rund der Arena betreten hatte, ein leichtes Opfer zu finden.
Er musterte seinen Gegner, mit durchaus anerkennendem Blick. Dessen schwarze Hautfarbe verriet dessen Herkunft- das rätselhafte, dunkle Afrika. Angekündigt in der Arena ward er als der Nubier. Er hatte ihm einen würdigen Kampf geliefert, den besten bisher, dem er sich in seiner Laufbahn hatte stellen müssen.
Vereinzelte Rufe in der Menge wurden laut, rasch fielen andere ein, bis es wohl in ganz Rom vernommen werden konnte "Tod, Tod, TOD, TOD, TOD..". Er blickte in des Nubiers Augen, die sich weiteten. In ihnen stand Resignation geschrieben, dieser wusste, das sein Schicksal durch das Urteil der Menge besiegelt war.
Er liess den Blick über die tobenden Zuschauer wandern, gesenkte Daumen allerortens, mitleidsloser Blick, sie gierten nach des Unterlegenen Blut. Er beugte sich zu seinem Gegner hinunter, umfasste dessen Hals mit beiden Händen, flüsterte "Keine Sorge, mein Freund. Du warst ein würdiger Gegner, Dein Tod soll kurz und schmerzlos sein, Deine Ahnen werden Dich als Held empfangen!" Sein Griff wurde fest, sein Blick wanderte zur Loge des Imperators.
Dieser musterte die Menge, hob gebieterisch die Hand. Das Gebrüll ebbte ab, verstummte. Des Imperator Daumen verharrte in der Waagrechten, dessen Blick verriet Entschlossenheit... und dann reckte er den Daumen!
Ein Raunen ging durch die Menge, sich steigernd. Er selbst sah des Nubiers diesmal vor Verblüffung geweitete Augen, lächelte diesem zu, flüsterte "Das jetzt wird Dir sicher Schmerzen bereiten". Mit aller Kraft und Geschick renkte er die Schultern seines Gegners wieder ein, ein Medicus würde sich wohl der gebrochenen Handgelenke annehmen müssen. Aber diese würden mit der Zeit wieder heilen...
Er erhob sich, wandte sich dem Imperator zu, die geballte rechte Faust auf dem Herzen, neigte sein Haupt ehrerbietig vor diesem, mit allem Respekt, den diese Entscheidung des Imperators verdiente!
Verblüfftes Schweigen schien im Rund der Arena zu herrschen, doch es währte nicht lange, den Namen, den die Zuschauer nun brüllten, war nicht der Seinige, sondern der des Imperators- denn heute war dessen Tage, der Tag, an dem seine Untertanen ihm huldigten...


Die Erinnerungen verblassten. Der brennende Blick des Alten Mannes galt dem Palast des Imperators auf dem Palatin. Ein anderer Imperator, der sich dort verkrochen hatte. Mittlerweile standen sie dicht an dicht auf diesem Platze, Gladiatoren... manche, die er kannte, von zahlreichen Kämpfen in der Arena und der Last des Alters gezeichnet. Andere, von denen er gehört hatte, diese vermochte er nur von Beschreibungen her namentlich zu benennen. Weitaus mehr, noch das Feuer der Jugend in sich spürend, die ihm fremd waren.
Schweigend starrten sie gen Palatin, mit funkelnden Augen. Hatten des Imperators Schergen diesem schon berichtet, was sich hier auf diesem Platz abspielte, oder schirmten sie diesem von allem ab, das dessen zartes Seelchen betrüben könnte? Würde der Imperator, sofern er Kenntnis erhalten hätte, den Mut aufbringen, sein luxuriöses Domizil zu verlassen und sich der drohenden Apokalypse stellen? Oder mussten wieder die Prätorianer an des Imperators statt für diesen in Rom als Feuerwehr einen erbärmlichen Auftritt zelebrieren?

Die Lippen des Alten Mannes kräuselten sich zu einem verächtlichen Lächeln. Die Prätorianer würden wohl kaum bereit sein, sich ihre schmucken Rüstungen verbeulen zu lassen, hier in dem schmutzigen Viertel der Gladiatoren unter sich. Den Imperator hatte er schon lange zuvor gewogen- und für zu leicht befunden! Wie auch dessen Schergen, die sich im Abglanz des Imperators sonnten und weniger Respekt verdienten, als die Ratten Roms!
Schweigen lastete über dem Platz, verdichtete sich. Der Alte Mann erhob gebieterisch seine Hand, den Daumen in der Waagrechten, den Blick fest auf des Imperators Palast gerichtet- und senkte diesen...

Die auf dem Platz versammelte Menge folgtem der Geste des Alten Mannes und senkten ebenfalls den Daumen...
ALLE!
20.10.2013, 16:21
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LanceLot
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Beitrag #3
RE: Des Predigers Rückkehr
Ein Dutzend Reiter nähern sich dem belebten Platz im Gladiatorenviertel. Fünf Frauen und sieben Männer. Allesamt gekleidet in derben Baumwollstoffen und ledernen Rüstungsteilen. Ihre äußere Erscheinung sowie Bewaffnung und Gepäck lassen erkennen, dass die kleine Gruppe just eine längere Reise hinter sich gebracht hat. An ihrer Spitze reitet Lancelot. Neben ihm die Spanierin Emanuelle Dolores, seinerzeit besser bekannt als die Wirtin des Zwingers, Eddie. Die Jahre scheinen an ihr spurlos vorüber gegangen zu sein. Rassig wie eh und je und aus ihren dunkelbraunen Augen sprüht das Feuer ewiger Jugend. Gerade so wie bei einem gut gereiften spanischen Rotwein.

Unter den anderen vier weiblichen Gruppenmitgliedern entdeckt der aufmerksame Beobachter eine ihr zum Verwechseln ähnliche junge Dame. Das ist Emma, die aus der Heimat ihrer Mama, dem lebensfrohen Baskenland an der Nordküste Espanas, gleich drei unternehmungslustige und neugierige Freundinnen mit nach Rom gebracht hat. Der Anlass ihrer Reise nach Spanien allerdings war weniger fröhlich. Sie gaben den Eltern Eddies ihr letztes Geleit. Enrice, der unauffällige Helfer im Zwinger und Onkel Eddies, war mit ihnen gekommen, um in seiner Heimat zu verweilen und dort zu sterben. Lance und Eddie aber waren sich darin einig, dass dieser drahtige zahnlose Gringo auch sie beide noch überleben würde.

„Was meinst Du Eddie? Haben wir uns im alten Roma verirrt? Wir wollten doch ins Gladiatorenviertel und nicht zur Rednertribüne im Forum Romanum. Oder halten auch hier nun die Propheten der Götter Einzug, um uns Gladiatoren zu einem bescheidenen Leben ohne Gewalt zu bekehren. Lasst uns absitzen Kameraden. Wir sehen uns diese Versammlung einmal näher an. Vielleicht begegnen uns bekannte Seelen.“

Zu Rom hatte unser Ritter schon immer ein zwiespältiges Verhältnis. Er mochte weder seine gelackten Intelektuellen in den zahllosen Thermen, noch den geistig zurückgebliebenen Abschaum in der Gosse und in den Tavernen. Er hatte seinen Ordensrittern stets andere Werte vermittelt und die eisernen Wölfe dankten es ihm mit Treue und Moral. Einmal ein Wolf, immer ein Wolf. Einer für alle und alle für Einen. Sechs treue Gesellen dieser Sorte folgten ihm auch jetzt. Einige Wölfe, so hatte Lance gehört, fanden nach der Aufgabe Winterfells bei den befreundeten Bajuwaren eine neue Heimat, andere fanden sich weit entfernt in anderen Provinzen wieder, andere fanden auch nicht mehr als ihre letzte Ruhe. Das Schlachtfeld der ewigen Dämmerung. Gefallen vor den Toren Roms – doch gewiß nicht für Rom! Nein, diese Stadt war ihm stets viel zu laut, viel zu verlogen gewesen. Den Imperator, der dieses Sodom und Gomorra führte, konnte Lancelot im Grunde nur bedauern.

Was ihn hierher führte war einzig und allein sein Herz, denn asil, die Königin des Friedensreiches, verdingte sich zu seinem Bedauern als Arm des Imperators in der Palastwache. Doch egal was auch immer Sie tat, die beiden konnte nichts und niemand mehr trennen. Selbst den Untergang des römischen Reiches würde das Paar ganz sicher überleben.

Lance , Eddie und die sechs Ritter stiegen die Anhöhe hinauf, während Emma und die drei anderen Mädchen bei den Pferden blieben. Die oben versammelte Menge beachtete sie kaum, sondern nahm die Neuankömmlinge in sich auf in der Vermutung, weitere Gleichgesinnte gefunden zu haben. Trotz der zahlreichen Menschen war es beunruhigend ruhig. Alle Augen folgten einem alten Mann, drahtiger Bursche, vermutlich Arena-erprobt, doch Lance kannte ihn nicht. Schaute in die entschlossenen Gesichter der Menge und suchte ihm bekannte Konturen. So viele Freunde und Feinde, Brüder oder ehrbare Gegner, aber auch Taugenichtse und falsche Giftschlangen darunter, hatte er ewig nicht gesehen.

Was war wohl aus Kannibale geworden, dem geachteten Herrscher der Illuminaten. Ihm hatten die Wölfe einen einmaligen Kampf geboten. Allein waren sie auf die allseits gefürchtete Festung zugelaufen und hatten ihnen eine blutige Schlacht geliefert. Hier in Rom nahm man oftmals keine Notiz von den wirklich legendären Kämpfen rund um die Stadt. Maulhelden und kläffende Hunde bestimmten hier wie immer das Geschehen, während im Staub vor den Toren der Allianzen ehrbare Krieger kämpften. Wurden sie alle dahingerafft oder hatte auch sie die Seuche Roms in ihren morastigen Schlund der Süchte und der falschen Moral hinabgezogen? Da! Plötzlich ein bekanntes Gesicht.

Etwas abseits stand Eusebius, der Schmied. Ein Römer durch und durch und ein begnadeter Hersteller feinster Waffenkultur. Jeder Schmied des Ordens hatte bei ihm seinen Meister gemacht. Der Ritter ging auf ihn zu, erfreut endlich ein bekanntes Gesicht zu sehen, während in dem Augenblick nicht nur Eusebius, sondern scheinbar alle anwesenden Gladiatoren dem Beispiel des Alten folgten und mit ihrem rechten Daumen nach unten zeigten. Lance folgte ihrem Blick und sah über dem Hügel den Palast des Imperators in der Sonne glänzen. Ihm also galt diese Versammlung sowie das vereinte Missfallen der hier Versammelten?

„Eusebius! Was in aller Welt führt Dich hierher. Haben Sie Dir etwa den Hammer geklaut? Oder suchst Du immer noch Talente für Deine Gladiatorenschule? Wird das hier ein Aufstand der Gladiatoren, oder wie darf ich den gesenkten Daumen verstehen? Du weißt, ich habe nie viel gehalten von diesem dekadenten Pack, ob nun Senator oder Imperator. Aber was zum Henker hast Du damit zu schaffen? Kommst doch sonst nie aus Deiner Werkstatt heraus. Erzähl mir alles, ich war lang nicht hier und bin auch jetzt bloß wegen asil in Rom. Wir wollen uns hier treffen. Du hast sie nicht zufällig gesehen?“
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(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 26.10.2013, 17:31 von LanceLot. )
26.10.2013, 13:44
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #4
RE: Des Predigers Rückkehr
Schweigend musterte er den Palast des Imperators im Licht der untergehenden Sonne. Jener Ort, an dem der Imperator im Goldenen Käfig sass. Abgeschirmt von allem, das dessen Gemüt betrüben würde? Sich im eigenen Glanze sonnend, blind für die Roms Not, dem Chaos in dessen Provinzen. Er wusste es nicht, es bekümmert ihn nicht. Sie hatten ihr Urteil gefällt, wollte der Imperator ihren Respekt wieder gewinnen, müsste er sich diesen hart erarbeiten...
Es war an der Zeit, anderen eine Botschaft zukommen zu lassen. Jene, die wie der Imperator ebenfalls vergessen hatten, wessen Wohl sie verpflichtet waren. Die Dunkelheit brach rasch herein, wurde erhellt durch das Licht von Fackeln, entzündet von den Anwesenden- ein Fackelmeer in Rom.
Er entrollte das Pergament, betrachtete die Liste der wohlklingenden Namen, er brauchte sie nicht abzulesen, jeder einzelne dieser Namen war in seinem Gedächtnis eingebrannt. Dick, fett, behäbig waren sie geworden, aufgeplustert, selbstgefällig, badend in ihrer hochmütigen Bedeutsamkeit, in Luxus schwelgend. Laut und vernehmlich erschallte seine Stimme, kräftig, hart, unbeugsam, vernichtend, nannte den Namen des ersten Senators. Die Anwesenden senkten den Daumen. Weitere Namen nannte er, die Namen der Senatoren von Rom...

Die Versammelten senkten den Daumen. Über den gesamten Senat von Rom. Über alle Senatoren. Ausnahmslos!

Er fühlte sich ohne die Insignien seines Standes und der zugehörigen Rüstung nackt, aber seinesgleichen durfte sich hier in Uniform nicht sehen lassen, auf Anweisung des Palastwächters, der hier in diesem Viertel die Stadtwache befehligte. Grimmig musterte er die Versammlung auf dem Platz, mürrisch die beiden vor ihm stehenden Gestalten, die er nicht auseinanderhalten konnte. Von Narben gezeichnete Zwillinge, ehemalige Gladiatoren, Mitglieder der hiesigen Stadtwache. Ohne Uniform. Der Zenturio der Prätorianer seufzte: "Und wann gedenken der Volltrottel, der hier die Stadtwache unter sich hat, und das Biest als seine Stellvertreterin etwas wegen dieser Versammlung zu unternehmen?" Die Zwillingen grinsten, antworten beide synchron, was der Zenurio äusserst irritierend fand: "Volkstrottel, nicht Volltrottel, Zenturio, ein kleiner, aber feiner Unterschied, dessen Bedeutung sich euresgleichen wohl kaum erschliessen wird. Seid versichert, Volkstrottel und Biest sind sich sicher, dass es weder einen Marsch auf den Palast des Imperators noch gen Senat geben wird. Sollte den beiden aber etwas Unvorhergesehenes zustossen, könnte die Lage aber rasch ausser Kontrolle geraten!" Der Zenturio wollte schon ob der Unverschämtheit der beiden aufbrausend reagieren, schluckte aber seine Wut runter, flüsterte: "Und wenn 'meinesgleichen' im Namen des Imperators beschliessen sollten, hier einzugreifen?".
Die Zwillinge wechselten einen Blick, grinsten erneut. "Schaut mal an der Hauswand, links von Euch, die Rüstung, die dort angebracht ist!" Der Zenturio blickte in die gewiesene Richtung, zog anerkennend die Augenbrauen hoch. Keine Prunkrüstung, sondern die Rüstung eines Prätorianers, mit der selbst er sich gerne ins Kampfgetümmel stürzen würde. Kein Gladius würde diese durchdringen können... Mit Verwirrung nahm er wahr, dass einer der Zwillinge sich etwas auf dem Kopfe plazierte, fragte sich, was das zu bedeuten hatte... eine Kartoffel? Er öffnete den Mund, um eine bissige Frage zu stellen... seine Augen weiteten sich, als die Kartoffel zerbarst. Die Zwillinge lächelten: "Wollt Ihr nicht die Rüstung näher betrachten, Zenturio?" Er tat wie geheissen, stutzte. Diese, genau in Höhe des Herzens, war von einem Armbrustbolzen... er schluckte... durchbohrt worden. Fassungslos blickte er die Zwillinge an: "Wer...?" Die Antwort kam, bevor er seine Frage hatte vollenden können: "Volkstrottel, Zenturio!"
Des Zenturios Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen: "Waldläufer? Kann nicht sein, diese sind in alle Winde verstreut... Pax Imperalis? Ebenfalls nicht. Das Biest tanzt niemals nach eines Volltrottels Flöte!" Das unverschämt breite Grinsen der beiden begann den Zenurio zunehmend auf den Nerv zu gehen: "Weder noch, Zenturio. Die alte Heimat des Volkstrottels. Bevor der Wald von Silva Romae zur neuen Heimat ward. Nicht nur den Eurigen vollkommen unbekannt. Im Nebel verborgen. Trottel entfalten ihre Künste gerne in Dunkelheit und Nebel und bescheren anderen Selbiges! Euresgleichen sollte daher den Imperator und den Senat schützen, doch keinesfalls hierher kommen!"
Der Zenturio schluckte. Gut war die Botschaft gewiss nicht, die er seinen Vorgsetzten zu überbringen hatte. Er selbst verspürte das wachsende Bedürfnis, ein Gesuch um Versetzung einzureichen. Ägypten wäre gewiss momentan eine Reise wert...
26.10.2013, 17:45
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Eusebius
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Beitrag #5
RE: Des Predigers Rückkehr
Eusebius und der Prediger waren nicht gerade befreundet, doch sie kannten und achteten einander. Allerdings trennten sie auch gute 15 Jahre Altersunterschied. Der Prediger gehörte zu der Generation, die Eusebius noch im Kollosseum als Junge bewundert und von denen er sich später beim Training die eine oder andere Fertigkeit im Kampf abgeschaut hatte. Unter den Gladiatoren galt der Prediger als nahezu unbesiegbar. Dieser Ruf verstärkte sich später noch, als er als verschollen galt, niemand wusste, wo er abgeblieben war und seinen Arena-Kämpfen mit schwindender Erinnerung oder aufgrund der blühenden Phantasie des Erzählers so manche Fabel hinzugedichtet wurde. Dies jedenfalls dachte sich Eusebius, dem manche Geschichten über den alten Gladiator schlichtweg unglaubwürdig erschienen. Geschichten von Möchtegern-Helden, die selbst nie Arena-Staub gefressen hatten.

Nun also stand er dort, der alte Haudegen. Vorbild römischer Gladiatoren und Held der Römer. Wenn er kämpfte, ächzte das Kollosseum unter der Last der Menschenmenge und jeder seiner Treffer wurde mit einem Beifall begleitet, der Gänsehaut verursachte. Wenn es einen gab, dem die Römer folgen würden, dann ihn. Doch ohne Bewaffnung kein Aufstand. Eusebius wurde in dem Augenblick, als er dort oben die sich zuspitzende Szenerie beobachtete bewusst, dass seine Schmiede womöglich eine Schlüsselrolle spielen könnte für eine Revolution des Proletariats. Zumal sein neues Schwert, welches leichter, länger und doch wesentlich austarierter und stabiler sein würde als alles, was bisher bekannt war, seinem Anwender einen großen Vorteil verschaffen könnte. Umso mehr, je geübter dieser im Umgang mit dem Schwerte war, und die meisten Gladiatoren waren dies. Aber wie sollte er die Waffen den Gladiatoren zuspielen? Es waren doch die Waffen des Imperiums. Maximus´ Waffen! Es musste eine Lösung für dieses Problem geben. Entschlossen tat es Eusebius den anderen gleich und reckte seinen nach unten gesenkten Daumen in die Höhe.

Wenig später glaubte er, ein Geist spräche zu ihm. Diese Stimme mit dem unverkennbar britischen Akzent kannte er wohl, doch? War das wirklich dieser Ritter, dieser Snob des Kollosseums, der damals Corums eiserne Wölfe übernommen hatte? Das musste doch schon fast ein Jahrzehnt her sein. Den hatte Eusebius jetzt nicht hier erwartet. Doch je mehr von den alten Recken wiederkamen, desto grösser sollte doch die Chance sein, in Rom etwas zu verändern, war´s nicht so?

„Lancelot und seine eisernen Wölfe!? Sag nicht, Euren wilden Haufen gibt es noch. Ist der letzte Rest von euch nicht zu den Bayern gegangen? Asil? Natürlich! Jetzt fällt es uns wieder ein. Ihr ward sehr viel mit ihr unterwegs. Politik und so weiter. Zufällig haben wir sie erst vor einer Stunde noch gesehen. In der Taverne der Waldläufer. Dort haben wir ein Zimmer und asil wohl auch. Es hat sich viel getan mit den Jahren Lancelot. Aber eine Schmiede besitzt der alte Eusebius noch, wenn auch erst seit kurzem wieder. Direkt gegenüber der Taverne. Komm morgen dorthin und wir zeigen Dir ein vollkommen neues Schwert. Wir haben Zeichnungen davon angefertigt. Da wirst Du Dein Blechding da wegwerfen. Glaub es uns nur. Rom kann warten. Über Rom reden wir morgen. Geh nur zu Deiner asil.“

Der Ritter klopfte ihm dankend auf die Schulter, rief seine Gruppe zusammen und verließ den Platz wieder. Eusebius schaute ihm eine Weile nach. Es war schon seltsam. Es passierten so viele merkwürdige Dinge in den letzten Tagen. Als würde sich die Welt schneller drehen. Oder doch zumindest die römische Welt hier in dieser Stadt. Seiner Stadt.
Aus dem Notizbuch des Eusebius von Caesarea:
Wo Gott nah ist, ist auch der Teufel nicht fern.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
27.10.2013, 17:45
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #6
RE: Des Predigers Rückkehr
Ein weiterer Sonnenaufgang über jenem Platz, an dem die Gladiatoren Roms sich versammelten. Er ignorierte den Schmerz, der in seinen Eingeweiden wühlte. Es würden ihm gewiss nicht mehr viele Sonnenaufgänge beschieden sein. Er würde seinem Alter Tribut zollen müssen, eher früher als später. Mit einer gewissen Belustigung hatte er zur Kenntnis genommen, dass die hier zuständige Stadtwachen Massnahmen zu seinem Schutz getroffen hatten. Wahrhaft erstaunlich, auf den ersten Blick, doch nicht weiter verwunderlich, denn dier hier in diesem Viertel Verantwortlichen waren Gladiatoren, die in der Arena gekämpft hatten, nicht nur einmal. Den Respekt der anderen Gladiatoren hatten sie sich damit verdientermassen erworben. Und ganz im Gegensatz zum Imperator und dem Senat von Rom sich erhalten...
Er musterte jenen, den zwei Gladiatoren zu ihm führten. Wie er hatten diese bereits den Zenith ihrer Karriere in der Arena überschritten. Wie er selbst den Kampf ohne Waffen bevorzugt. Und waren wie er erfolgreich gewesen. Jener, den sie zu ihm brachten, wirkte wütend, von Trotz erfüllt. Er neigte sein Haupt, legte die geballte Faust auf die Brust: "Prätorianer, ich bedaure die unhöfliche Behandlung, die Dir zuteil wird, aber Dir wird kein Leid zugefügt werden. Die Botschaft, die Du bitte überbringst: Ein jeder Senator, und der Imperator, mögen einen Champion ihrer Wahl benenennen, der in der Arena gegen einen Gladiator, den die hier Versammelten benennen, in der Arena antreten wird. Damit könnten sich Senat von Rom und der Imperator wieder den Respekt erarbeiten, den sie so leichtfertig verspielt haben!"
Er musterte den Prätorianer: "Das gilt für Roms Gladiatoren. Über die Bürger von Rom oder gar die Provinzen wage ich gewiss keinerlei Prognosen zu äussern. Du darfst jetzt gehen, überbringe die Botschaft Deinen Vorgesetzten, ich erwarte nicht, dass Du persönlich beim Imperator vorsprichst!"

Wohl war ihm dabei nicht zumute. Wahrheit war- er hatte nicht die mindeste Vorstellung, wie Roms Provinzen sich verhalten würden. Doch Rom selbst brodelte, und im Vergleich zu dem, was dem Senat und dem Imperator von Seiten der römischen Bürger drohte, waren das, was er und die Gladiatoren Roms als Unmut in dieser Form äusserten, allenfalls die Ruhe vor dem Sturm!
28.10.2013, 00:56
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Fabulantes

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Beitrag #7
RE: Des Predigers Rückkehr
Den ganzen Tag hatte er warten müssen. Er, einer der Senatoren Roms. Er hatte nun wirklich höflich darum ersucht, mit dem Alten Mann, den sie den Prediger nannten, sprechen zu dürfen. Nur wenig hatte er über diesen in Erfahrung bringen können. Vor mehr als zwei Dekaden sollte diese ein viel gerühmter Gladiator gewesen sein. Niemals besiegt, fast abgöttisch verehrt vom Pöbel. Ein Ruf, der längst dem Vergessen anheim gefallen sein sollte. Und doch versammelten sich Tag für Tag um diesen Alten Mann Gladiatoren in wachsender Zahl mit diesem auf diesem Platz, starrten schweigend zum Capitol. Wenn der Alte sprach, klang dies unsinnig. Der Imperator und die Senatoren sollten ihre Champions benennen, die für sie in der Arena kämpften? Welch' vermessenes Ansinnen. Was für eine Narretei...

Die Dunkelheit hatte schon längst über Rom ihren Mantel gebreitet, als zwei Gladiatoren ihn baten, ihnen zu folgen- sie würden ihn nun zum Alten Manne bringen. Diese hatten sich ihm als Angehörige der hiesigen Stadtwache vorgestellt. So weit war es also schon mit Rom gekommen, dass solchen Figuren Autorität übertragen wurde. Kein gutes Zeichen, eher eine Bestätigung dafür, dass es rascher und einschneidender Veränderungen bedurfte. Nichts von seinem Unmut oder seinen Gedanken zeigte sich in seinem Gesichtsausdruck oder Verhalten, er behandelte diese beiden, Zwillinge vom Aussehen, mit höflicher Freundlichkeit, wenn auch ein wenig herablassend, sie sollten schon merken, dass ein Senator sie nicht als Seinesgleichen betrachtete.

Er runzelte die Stirn. Die beiden hatten ihm nicht mitgeteilt, wohin sie ihn zu bringen gedachten. Immerhin waren sie nicht so respektlos gewesen, ihm die Augen verbinden zu wollen, ansonsten liessen sie jeden Respekt vermissen. Das Ziel schien das Kollosseum zu sein, einige Minuten später war er sich sicher. Wahrscheinlich 'residierte' der Alte irgendwo in den Tiefen des Kolloseums, hielt Hof in den Sklavenquartieren...
Sein Annahme erwies sich nicht als zutreffend, seine Führer geleiteten ihn durch das Kollosseum, zu einem der Eingänge zur Arena selbst, deuteteten schweigend auf eine im Sande sitzende Gestalt inmitten der Arena. Zogen sich zurück. Er selbst liess seine Blicke wandern, konnte jedoch in der Dunkelheit bei wolkenbedecktem Himmel nicht erkennen, ob es auf den Zuschauerrängen weitere Anwesende geben könnte. Achselzuckend beschloss er, das Spielchen des Alten Mannes mitzuspielen, aus dem Senat war er durchaus an sehr viel bessere Inszenierungen gewohnt.

Der Alte Mann sass mit ineinander gekreuzten Beinen im Sand, dessen Hände lagen mit dem Handrücken auf dessen Oberschenkeln. Ein Nicken galt ihm: "Senator Fabulantes? Nehmt Platz, wie es Euch beliebt, oder bleibt stehen, wenn Ihr befürchten solltet, Euch zu beschmutzen..." Fabulantes holte tief Luft, verkniff sich die erste Erwiderung, die ihm auf der Zunge lag, liess sich im Sand nieder: "Du bist also jener, den man den Prediger nennt? Ein Alter Mann, längst Geschichte, um den herum sich Gladiatoren scharen. Ich geniesse das Vertrauen des Imperators, dieser begehrt zu erfahren, was Du..." Das verächtliche Schnauben des Alten Mannes unterbrach ihn wie auch dessen Stimme: "Senator, erspart mir und Euch Lügen. Wir sind hier im Staub der Arena, nicht in des Imperators Audienzsaal oder im Senat. Der Imperator vertraut Nichts und Niemandem mehr, nicht mal sich selber. Und Ihr seid hier aus Eigennutz, wollt wissen, was ich bezwecke." Fabulantes starrte den Prediger mit zusammengekniffenen Lippen an, nickte kurz: "Nun gut, so sei es. Der Imperator ist schon lange nicht mehr Herr der Lage in Rom und seinen Provinzen, Rom braucht wahrhaft Veränderungen, und..."

Erneut unterbrach der Alte Mann Fabulantes: "Bevor Ihr Rom verändern wollt, solltet Ihr daran arbeiten, Rom nicht zugrunde zu richten. Denn das ist es, was der Imperator und der Senat gerade im Begriff sind, zu tun. Viele Wege führen nach Rom, doch weitaus mehr Wege in Roms Untergang, und Euresgleichen wie auch der Imperator beschreiten diese gerade. Wendet Euer Gesicht stets der Sonne zu, suhlt Euch in eigenem Glanze, seht die Schatten nicht. Ihr habt Fäulnis und Verderbnis keinen Einhalt geboten, sondern diese auch noch gesät, die Ernte wird furchtbar sein. Kehrt um auf Eurem Wege, das ist meine Forderung, dient Rom, wie Ihr es früher getan habt- das ist meine Botschaft, stumm und leise. Verschliesst weder Eure Augen und Ohren, wie Ihr es zunehmend tut."

Des Predigers Lächeln wurde grimmig: "In der Arena sind Worthülsen nicht gefragt, diese sind und bleiben dem Senat vorbehalten. Damit Eure Fragen, die Euch ins Gesicht geschrieben stehen, eine eindeutige Antwort finden: Die Gladiatoren werden nicht gen Senat oder Imperator sich erheben, und sie werden auch nicht jenen Unterstützung anbieten, deren einziges Streben nach Veränderung in Rom es ist, Imperator anstelle des Imperators werden zu wollen. Ihr scheint vergessen zu haben, dass in Diensten des Imperators jene dienen, die als Gladiatoren in der Arena kämpften und immer noch mit Leib und Seele eines sind- Gladiatoren!"

Fabulantes Augen wurden schmal: "Nun, Deine Worte höre ich wohl, doch mir fehlt der Glaube. Welche Absichten verfolgst Du wirklich, wenn es nicht längst überfälligen Veränderungen in Rom gilt? Ich glaube..." Erneut unterbrach ihn der Alte Mann: "Ich will Euch, die Ihr blind seid, die Augen öffnen, Euch, die Ihr taub seid, wieder ermöglichen, auf des Volkes Stimme zu hören. Rom ist ein Schauplatz- Ihr kommt, könntet sehen, geht aber achtlos vorbei, seht die Zeichen nicht!" Fabulantes seufzte innerlich auf, für einen Gladiator war der Alte durchaus beredt, dessen Worte ergaben aber keinerlei Sinn, dem er selbst hätte etwas entnehmen können, das für ihn von Nutzen gewesen wäre. "Alter Mann, wenn Ihr Euren Weg weiter geht, könnten einige Unschuldige sterben, eventuell sogar der Imperator selbst..."

Der Prediger erhob sich, blickte auf Fabulantes hinab, sein Blick wirkte traurig: "Was wisst Ihr schon vom Sterben, Senator? Oh, vom Leben zum Tode befördert wurden gewiss schon einige, auf Eure Anweisung hin, dem Ansinnen anderer Senatoren, auf Geheiss des Imperators... aber habt Ihr selbst dem Tode ins Auge geschaut?" Der Blick des Alten Mannes schweifte durch die Arena, er hob seine Arme, erhob kraftvoll seine Stimme:

"Manche sterben durch Unfall
Manche sterben durch Krankheit
Manche sterben durch Gewalt
Manche sterben durch Altersschwäche
Manche sterben an Lieblosigkeit-
das ist der schlimmste Tod,
weil man danach noch weiterlebt!"

Fabulantes war ebenfalls aufgesprungen, des Alten Mannes knochige Hand schnellte vor, packte ihn an seiner Toga, zog ihn ganz nahe an sich heran, des Predigers Stimme zischte: "Dem Imperator droht der schlimmste Tod. Dem weitaus schlimmsten Tod, den ich noch gar nicht erwähnt habe, seid Ihr doch kürzlich entkommen, nicht wahr, Senator? Tief unten in den Katakomben Roms, um Haaresbreite. Andere dort... entkamen nicht, starben eines grausamen Todes, so grausam, wie es hier in der Arena noch niemals gab..."
Des Senators Gedanken rasten Woher stammte des Alten Mannes Wissen? Wer hatte ihm das mitgeteilt? Dieser Mann musste über Spione in seinem näheren Umfeld verfügen!. Der Griff des Predigers lockerte sich, liess ihn wieder frei atmen, doch dessen Stimme verstummte nicht: "Nun, Senator, blicke gen Himmel. Die Wolken haben sich zurückgezogen, lauern nun am Rande Roms. Über Rom siehst Du nun den vollen Mond, blutrot, und wenn Du Deine Blinden Augen öffnen könntest, könntest Du sehen, das Gesicht, das blutrote Tränen weint. Aber Du bist blind, kannst es nicht erkennen. Doch fühlen kannst Du gewiss. Greife in den Sand, der die Arena bedeckt, und spüre...!"

Des Alten Mannes Stimme verklang, Fabulantes blickte gen Boden, bückte sich, seine Hände tasteten durch den Sand. Dieser war... feucht. Er hob seine Hände, keuchte entsetzt auf, selbst im schwachen Licht des Mondes konnte er erkennen, dass seine Hände blutverschmiert waren... seine Blicke irrten umher, in der gesamten Arena schien der Sand von Blut getränkt... nein, von Blut verdrängt, das von unten anzusteigen schien. Fassungslos starrte er den Alten Manne an, der grimmig lächelte: "Das erste Zeichen der Apokalypse, die Rom droht. Nein, Senator, das ist ganz gewiss nicht etwas, das ich bewirkt habe, ganz gewiss nicht. Dieses liegt nicht in meiner Macht. Um etwas auszurichten, muss man manchmal etwas hinrichten... sich selbst. Dieses ist das Einzige, das in meiner Macht liegt..." Der Alte Mann kehrte Fabulantes den Rücken zu...

Fabulantes betrachtete fassungslos die Arena, in der ein Meer von Blut wogte, im Scheine des Mondes. Das kann nicht sein, ich muss träumen- ein Albtraum. Eine sanfte Berührung an seinen Schultern liess ihn zusammenzucken- die Zwillinge. Deren Aufforderung, ihm zu folgen, kam er diesmal gerne nach, diesem ihm nun unheimlich erscheinenden Orte zu entkommen, war sein momentan einziges Anliegen. Er folgte den beiden, in das Innere des Kolloseums, fast apathisch, hielt inne, als seine Füher innehielten, sah die Gestalt, die sich aus den Schatten löste auf ihn zukam Ihr Götter, nein, nicht der, verschont mich vor allem Übel, aber vor allem vor dem.... Eine Stimme, mit sardonischem Unterton, erklang, Fabulantes als Beweis dafür ausreichend, dass diese Worte ihm gewiss nicht wohlgesinnt waren. wie auch mitnichten die Götter, die sein stummes Gebet ignoriert hatten...: "Ah... Senator Fabulantes. Euer Gesuch um Audienz beim Imperator wird an diesen gewiss weitergeleitet werden. Der Imperator ist ein vielbeschäftigter Mann, er wird es Euch wissen lassen, wann er Euch empfangen kann. Seid solange mein Gast, für Speisen und Trank ist gesorgt, Zeitvertreib bereiten Euch gewiss Eure eigenen... Fantasien!"

Fabulantes musterte voller Entsetzen, was ihm die Stimme als Speis und Trank offeriert hatte. Samt der Unterkunft, die er als Gast beziehen sollte. Eines war ihm nun klar geworden- was immer er an Plänen verfolgt hatte, konnte er vergessen. Entweder war er auf Seiten des Imperators, sollte dieser bereit sein, ihn zu empfangen- oder er war ein toter Mann, der an Altersschwäche in dieser Zelle sterben würde...
02.11.2013, 01:24
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Fabulantes

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Beitrag #8
RE: Des Predigers Rückkehr
Fantasien... hatte er mehr als genug. Schlaf hatte er keinen gefunden. Näherkommende Schritte... in Fabulantes Blickfeld erschienen die beiden, die ihn gestern an diesen Ort geführt hatten. "Können wir etwas für Euch tun?" Der Senator lief rot an, seine Stimme kippte: "Mir die Freiheit geben, das könnt ihr für mich tun!" Die beiden sahen sich an, lächelten: "Aber Senator, Ihr seid doch frei. Euch wurde eine Unterkunft angeboten, für die Nacht. Die Zellentüre ist weder verriegelt noch verschlossen... wie kommt Ihr auf die absurde Idee, wir würden ein Mitglied des Senats von Rom in Gewahrsam nehmen?" Fassungslosigkeit machte sich in Fabulantes breit, seine Hand drückte gegen die Tür der Zelle, die nach aussen aufschwang. Er warf den beiden einen unverhohlen mörderischen Blick zu, raffte die Toga und schritt erhobenen Hauptes von dannen, um sein bescheidenes Domizil aufzusuchen. Für diesen Scherz würde er sie bezahlen lassen, dies schwor er sich...

Ein Bad entspannte ihn, vertrieb den Gestank des Kolloseums. Aus der Erinnerung schrieb er das Gespräch mit dem Alten Manne nieder, überflog seine Notizen. Das Gefasels des Predigers ergab keinen nachvollziehbaren Sinn. Ein rot leuchtender Vollmond war nichts weiter als eine seltene Himmelserscheinung, das Blut in der Arena dagegen... eine geschickt vorbereitete Täuschung für ihn? Zeit für die Vorbereitung war ausreichend gegeben, schliesslich hatte er lange genug warten müssen. Fabulantes sah die Berichte durch, von anderen Gesprächen, die der Prediger geführt hatte, Schilderungen von Ohrenzeugen über Aussagen des Alten Mannes, notierte diese untereinander , um einen Überblick zu bekommen...

Keine weiteren Spiele für das Volk, auch Brot wird diesem nicht mehr zuteil werden
Die Schleusen des Himmels werden sich öffnen, der Tiber sich erheben
Flüssiges Feuer wird in den Adern der Bürger Roms brennen
Jene Narren, die reich gelebt, werden arm sterben
Dunkle Wolken am Himmel, werden euch erblinden lassen
Die Toten werden die Lebenden verschlingen
Feuer aus der Tiefe, getragen in jedes Haus, Hof, Tempel, Palast

Der Senator hielt inne. Prophet der Apokalypse Roms? Er verzog seine Lippen zu einem verächtlichen Grinsen, zerknüllte das Niedergeschriebe, übergab es dem Feuer. Propheten hatte es in Rom schon immer gegeben und gab es gegenwärtig wohl noch einige ausser dem Alten Manne. Allen gemeinsam waren nebulöse Prophezeiungen, die sich niemals bewahrheitet hatten. Nur eines schien sicher: Der Prediger hatte keinen Aufstand der Gladiatoren im Sinn und gedachte auch nicht, andere zu unterstützen, die einen solchen im Sinn haben konnten. Für ihn selbst war der Alte Mann nicht von Nutzen, allenfalls würden dessen Versammlungen und Predigten des Imperators Aufmerksamkeit binden.

Nabib erschien, lautlos wie immer, flüsterte ihm Neuigkeiten ins Ohr, die dieser in Erfahrung gebracht hatte. Der Senator lauschte aufmerksam, das waren wirklich... erstaunliche Nachrichten. Der Imperator weilt gar nicht in Rom? Plant einen Triumphzug bei seiner Rückkehr? Ein Geheimbund der Senatoren hatte sich gebildet, angeblich unter Führung von Lucius Pontius Aquila? Hier galt es Weiteres in Erfahrung zu bringen, er musste überlegen, wie er diese Erkkenntnisse zu seinem Vorteil verwenden könnte. Rasch erteilte er Nabib seine Anweisungen...
02.11.2013, 18:16
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #9
RE: Des Predigers Rückkehr
Konsterniertes Schweigen beherrschte das Innere der Taverne 'Des Gladiators Zuflucht', die dort versammelten Gladiatoren schienen fassungslos, als er seine Ansprache beendet hatte. Unglauben beherrschte ihre Gesichter, während sie erregt mitteinander flüsterten. Nur die ganz Alten, die so wie er nach Rom zurückgekehrt waren, wirkten gefasst. Sie kannten ihr Schicksal, würden es hinnehmen, für Rom, in der Hoffnung, den drohenden Untergang noch abwenden zu können. Ihnen war es, wie ihm auch, vollkommen gleichgültig, wer der Gegner, Champion des Imperators, Champions der Senatoren, sein mochte- der Ausgang des Kampfes war vorherbestimmt, bereits von ihnen beschlossen.

Der Alte Mann fragte sich, was der Imperator wohl denken mochte. Er war diesem noch nie begegnet. Senatoren schon, erst kürzlich, diese Gespräche hatte er fürwahr nicht genossen. Sie waren allesamt blind, geblendet von der Macht, sahen die Schatten über Rom nicht. Verstrickt in ihren Intrigen untereinander, gegen den Imperator. Sahen nicht, wo ihre Macht wurzelte- in Rom. Ahnten nicht, dass diese Wurzeln starben, zu Staub zerfielen, und damit auch all ihre Macht und Glorienschein der Dunkelheit des Vergessens anheim fallen würde.

Seine Gedanken wanderten zum Domizil des Imperators Schläfst Du gut, O Cäsar? Sollten Deine Träume den meinen ähneln, wird Dir der Schlaf keine Erholung schenken. Meine Zukunft ist der Tod, die Deinige weitaus schlimmer, denn Du wirst weiterleben, auch nach dem Untergange Roms, ohne Wurzeln langsam vor Dich hinsiechen. Noch kannst Du Dich dem Untergang entgegenstemmen. Doch ich habe wenig Hoffnung, nach allem, was ich von Dir hörte, geblendet von Deinem eigenen Glanz, verblendet von Deiner scheinbaren Macht. Unendlich wird Deine Einsamkeit sein

Der Alte Mann hob den Kopf, er hatte gespürt, dass ihm sich jemand genähert hatte. Eine junge Gladiatorin, hager, sehnig, zäh. Er musste lächeln, als er der Wildheit gewahr wurde, die in ihren Augen loderte, ihm verriet, dass sie sich nur mühsam beherrschen konnte. Der Alte Mann seufzte: "Nun, sag schon, was Du sagen willst, bevor es Dich zerreisst!" Die Gladiatorin knurrte: "Du meinst das Alles wirklich ernst? Wir folgen Dir, Deinem Namen, aber ich frage mich, ob Du noch bei Sinnen bist?" Die Augen des Alten Mannes wurden hart: "Manchmal muss man etwas hinrichten, um etwas auszurichten... Sich selbst!" Er fuhr mit trauriger Stimme fort: "Und wenn das nichts auszurichten vermag, werden in Roms kläglichen Überresten die Hungerjahre herrschen, Sieben mal Sieben Jahre lang!"

Trocken fuhr er fort: "Das lag Dir auf dem Herzen, aber es war nicht das, was Du im Sinn hattest!" Die Gladiatorin müsterte ihn voller Verblüffung, sammelte sich rasch: "Eusebius möchte Dich treffen, im Kolloseum. Gladiator, Schmied, Prätorianergünstling, ein undurchsichtiger Mann. Ich traue ihm nicht. Er wäre imstande, Dir einen Hinterhalt zu bereiten. Der Imperator würde diesen für Deinen Tod wohl reich zu entlohnen wissen!"
Der Alte Mann musste schmunzeln. Sein Gedächtnis war nicht mehr das Beste, doch jetzt fiel ihm der Name dieser Gladiatorin wieder ein: "Sheeba, lass diesen Eusebius wissen, das ich zu einem Treffen bereit bin, im Kolloseum. Er mag den Zeitpunkt nennen, ich werde dort sein. Sorge Dich nicht um mich. Sollte mein Tod das Ergebnis dieses Treffens sein, so sterbe ich immerhin im Kolloseum. Das wird nichts ändern, denn ich bin nicht mehr vonnöten, auch ohne mich wird das Schicksal seinen Lauf nehmen!"

Er ignorierte Sheebas erstaunten Gesichtsausdruck, blickte in den Becher mit dem Roten Weine, erschauerte innerlich ob des Anblickes, der sich bot Der Tiber, dessen Wasser sich in Blut verwandelt hatte, das Kolloseum, statt sandbedeckter Boden ein See von Blut, dunkle Regenwolken, die statt Regen zu spenden, blutrote Tränen weinten...
14.11.2013, 22:41
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Eusebius
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Beitrag #10
RE: Des Predigers Rückkehr
In den Kellerräumen unter der Arena roch es nach kaltem Blut. Dem Blut der Verletzten und Toten, die nach dem Kampf hierher geschleppt wurden. Dort in der Nische der kalte Felsblock, auf dem die kurz zuvor im Jubel der Menge abgeschlachtete Tiere wie Löwen, Tiger, Elefanten oder Nashörner von Metzgern ausgenommen und für den Verzehr durch das Volk vorbereitet wurden. Manche von ihnen noch bei Bewusstsein, während ihnen die Gliedmassen mit wuchtigen Axtschlägen vom Rumpf getrennt wurden. Wer wollte, blickte in verzweifelte, angsterfüllte Augen. Doch niemand mehr beachtete sie, bevor sie sich für immer schlossen. Beachtet hingegen wurden die menschlichen Kreaturen. Oder besser gesagt das, was von ihnen übrig blieb, nachdem sie von der Arena wieder ausgespuckt wurden. Unweit von den sterbenden Tieren lagen sie in staubige Decken gehüllt auf kaltem Lehmboden. Überall herum lagen blutige Tücher. Ihre schmerzenden Wunden wurden notdürftig behandelt. Doch der Tod wäre besser als ihr qualvoller Kampf gegen ihn, der den meisten unausweichlich bevor stand, denn die Heiler in den Kellern des Kolosseums waren nicht besser als Metzger. Hier unten erlebte man die Schattenseiten der ruhmreichen Arena. Ihr hässliches Gesicht. Eusebius hatte es gesehen.

Ja, die zahllosen Wege und Räume des Kolosseums waren Eusebius wohl bekannt. Dieses monumentale Bauwerk hatte eine dem römischen Volk angepasste Struktur. Von seinen 80 Eingängen gab es nur einen einzigen, der dem römischen Kaiser vorbehalten war und zu seiner Loge führte. Doch Eusebius kannte noch einen anderen Weg dorthin, der zunächst durch die Kellergewölbe und später hinauf zu den Kerkern und den Räumen der Palastwache führte. Er wusste, das diese Wege unbewacht blieben, sofern hier keine Veranstaltungen bevorstanden. Welchen besseren Platz für einen Treffpunkt mit dem alten Gladiator sollte es geben als die Loge Caesars? Auch der Prediger würde diesen Weg ganz sicher kennen. Deshalb erfuhr Sheeba auch nicht mehr als nötig über den Treffpunkt und den Grund des Treffens. Ausgerechnet Sie war es, die Eusebius in der Taverne angesprochen hatte. Die anderen Gladiatoren begegneten ihm zurückhaltend, einige gar blickten ihn feindselig an. Das Eusebius nun im Auftrage des Imperators schmiedete, hatte sich schnell herumgesprochen. Es war an der Zeit, den alten Kumpanen der Arena reinen Wein einzuschenken. Das Gespräch mit dem Prediger war überfällig. Darum bat er die Gladiatorin darum, seine Nachricht zu übermitteln und verließ die Taverne wieder.

"Wir hatten unser Ziel erreicht. Auf Caesars Platz sitzend blickten wir über das weite Rund der Arena, die vom Vollmond in ein warmes Licht gehüllt wurde. Wie viele erbitterte Kämpfe wir dort unten schon ausgetragen hatten. Lange her und vorbei. Nun war es an der Zeit für uns, andere Kämpfe auszutragen. Kämpfe mit neuen Zielen. Statt um Ruhm und Ehre sollte es nun um Frieden und Freiheit für Rom gehen. Erwartungsvoll blickten wir in die Runde und lauschten in die Nacht. Würde der Prediger kommen? Würde er uns zuhören und unser Anliegen verstehen?
Aus dem Notizbuch des Eusebius von Caesarea:
Wo Gott nah ist, ist auch der Teufel nicht fern.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 18.11.2013, 12:08 von Eusebius. )
17.11.2013, 16:12
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #11
RE: Des Predigers Rückkehr
Das Kolosseum, Der Alte Mann liess seinen Blick durch das weite Rund der Arena wandern, schwelgte in Erinnerungen. Die kreischenden, tobenden Massen. Der Imperator in seiner Loge. Das Blut.... das Blut... er erschauerte, hustete... hustete Blut, das den Sand der Arena rot färbte. Wie passend an diesem Orte...

Der Hustenanfall ebbte ab. Er wusste um die Besorgnis seiner Begleiter ob dieses Treffens, dass sie um seine Sicherheit, gar um sein Leben fürchteten. Er lächelte sardonisch... sie hatten ja keine Ahnung! Seine Zeit war längst abgelaufen, er lebte von geliehener Zeit, verliehen von der Kunst eines Medicus.
Traurig war er darob nicht, er hatte sein Leben gelebt, für die Arena, für diese geboren, in dieser aufgewachsen, und in dieser in einem letzten Kampfe zu sterben, wäre die Erfüllung eines Traumes... der Traum eines Gladiators, der Traum des einzigen Roms, dieses Roms, dessen wahres Zentrum das Kolloseum, die Arena schon immer gewesen war. Nicht nur der Imperator schien dies vergessen zu haben...

Er erschauerte, nicht nur wegen der Kälte der Nacht, sondern ob seiner Visionen Das wahre Rom... schläft. Doch jene, die es erwecken wollen, sind bereits am Werk. Und wenn das wahre Rom sich erhebt, wird nicht nur der Palast des Imperators zu Staub zerfallen...

Der Alte Mann musste schmunzeln. Ein Treffen in der Loge des Imperators? Er war dort selbst in seinen besten Zeiten niemals zu Gast gewesen. Er beschritt den Weg, der ihm beschrieben worden war, lautlos wie immer. Räusperte sich, um sich bemerkbar zu machen: "Die Götter mögen mit Dir sein, Eusebius. Du wolltest mich sprechen?" Lächelnd fuhr er fort: "Nun, hier bin ich..."
22.11.2013, 00:41
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Eusebius
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Beitrag #12
RE: Des Predigers Rückkehr
Eusebius erhob sich erst, als der Prediger schon beinahe neben ihm stand. Dessen Gruß begegnete ihm weit freundlicher, als er es erwartet hatte. Der Schmied versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen und reichte dem alten Gladiator ebenso freundlich die Hand, verfluchte sich selbst aber insgeheim, weil er ihn nicht früher hatte kommen hören. In der Arena konnte so etwas tödlich sein. Er deutete auf Caesars Loge und bot dem Prediger dessen Platz an.

“Schön, dass Du gekommen bist Gladiator. Du bist der ungekrönte Kaiser dieses Palastes, also ist dies Dein Platz, bei allem was Recht ist. Wir denken, der Platz ist wohl gewählt für unsere Unterredung und das, was daraus entstehen könnte. Als junger Bursche schon standen wir auf den freien Stehplätzen dort hinten und haben Dir zugejubelt. Bei Jupiter, so war es. Wir haben Deine Eleganz und Technik bewundert und uns vor Deiner Skrupellosigkeit und Schlagkraft gefürchtet. Und nun stehen wir beide hier – am Platz des Imperators. Womöglich das Symbol für den Anbruch einer neuen Zeit in Rom? Wer weiß das schon. Nehmt Platz und hört uns an Prediger. Wir haben einen guten Rotwein besorgt und etwas Brot. Bedient euch nur und nehmt Euch Zeit.

Eusebius setzte sich zu dem Prediger, füllte zwei Becher mit Wein und wickelte dann ohne weitere Umschweife das Schwert aus einer groben Leinendecke und reichte es in beiden Händen haltend dem Gladiator.

“Es geht uns um diese Waffe, Meister der Gladiatoren. Sie ist das Schwert, das wir uns lange schon erträumt haben und das wir nun mit unseren eigenen Händen schmieden durften. Es mag vermessen klingen angesichts Deiner Kampftechnik, und diese Waffe allein macht aus einem durchschnittlichen Kämpfer noch keinen Meister der Arena, doch sie macht jeden, der sie zu führen vermag, deutlich stärker. Nimm sie in Deine Rechte und spüre ihre Leichtigkeit. Schlage sie auf den Stein und bewundere ihre Robustheit. Eine meisterliche Waffe – ein Schwert für Gladiatoren, wie Du einer bist. Oder warst. Verzeihe, aber Dein Gesicht und Dein Körper sind unübersehbar alt geworden. Dem kannst Du Dich nicht entziehen. Aber wir sind uns sicher, Deine Sinne sind noch recht beweglich. Wir haben Dich gehört, dort oben auf dem Platz. Du wärst nicht hier, wenn Du kein Ziel mehr vor Augen hättest. Und wir meinen, das unsere beider Ziele möglicherweise gar nicht so weit auseinander liegen.

Eusebius hielt einen Moment inne. Er wusste nicht recht, wie er seine Situation mit wenigen Worten nachvollziehbar erklären sollte. Einfach war das nicht. Eigentlich war er gar kein Freund vieler Worte, sondern ein Macher. Aber hier und heute kam er wohl nicht umhin, etwas weiter auszuholen und auch sein schlechtes Gewissen zu erleichtern, denn allein die Abhängigkeit von Maximus und die Gnade des Imperators hatten es ihm ermöglicht, dieses Schwert zu schmieden. Doch sollte er ihnen dafür danken? Waren sie es nicht, die ihn zu Unrecht verdächtigt und zum Mörder gemacht hatten? Genau so und nicht anders war es gewesen. Und nun wählte Eusebius den Weg, wirkliche Freiheit zu erlangen. Nicht mehr und nicht weniger. Das Recht schien allein auf seiner Seite zu sein. Also, was sollte ihn daran hindern, ganz offen zu sprechen? Er sah sich um und fuhr dann mit seiner Rede fort.

Schau sie Dir an! Diese prachtvolle Arena – ist unser Zuhause. Diese einmalige Stadt – ist unsere Heimat. Wir wollen, das unser Zuhause der Mittelpunkt unserer Heimat bleibt, nicht wahr? Wir wollen nicht, das Rom brennt, nicht, das Römer Römer richten. Deshalb es ist an der Zeit, dass etwas getan wird. Wir Gladiatoren waren lange genug unfrei. Was ist Dein Ziel, Prediger? Den Imperator stürzen? Ihn lächerlich machen? Hier vor allen Römern im Kolosseum?
Aus dem Notizbuch des Eusebius von Caesarea:
Wo Gott nah ist, ist auch der Teufel nicht fern.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.11.2013, 17:46 von Eusebius. )
23.11.2013, 16:47
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #13
RE: Des Predigers Rückkehr
Nachdenklich war der Blick, mit dem der Alte Mann Eusebius musterte. Ungekrönter Kaiser dieses Palastes? Dies entlockte ihm ein bitteres Lächeln. Niemand war je Kaiser des Kollosseums gewesen, niemand würde es je werden. Das Kolosseum selbst war es, das über jene bestimmte, die entweder im weiten Rund der Arena kämpften oder auf den Rängen tobten. Gladiatoren kommen, gehen, wenn Juno ihnen wohl gesonnen ist, kommen um, wenn der Daumen sich senkt, doch das Kolloseum selbst bleibt bestehen, überdauert selbst die Imperatoren Roms. Ob Eusebius sich dessen bewusst war? Er fuhr sanft mit seinen Händen über das dargebotene Schwert. Nein... wer diesem Schwert oder einer anderen Waffe, welche auch immer dies sein mochte, eine besondere Bedeutung beizumessen schien, sah nicht die Zusammenhänge, verlor sich in Details...

Nichts von seinen Gedanken zeigte sich in seinem Gesicht, nur ein Lächeln der Anerkennung galt Eusebius: "Eine meisterliches Schwert, geschmiedet von einem von den Göttern begnadetem Schmied, für alle jene Gladiatoren, die ein solches zu schätzen wissen und sich als würdig erweisen, dieses im Kampfe zu führen. Aber Du, der, wie Du sagst, meinen Weg in der Arena verfolgt hast, wirst wissen, dass ich niemals ein Schwert als Waffe führte, ich kämpfte waffenlos oder mit meiner Keule." Der Alte Mann seufzte: "Eines solchen meisterlichen Schwertes bin ich nicht würdig, und meine Keule zu schwingen, geht heute über meine Kräfte. Du hast recht, ich habe dem Alter meinen Tribut zollen müssen, werde bald dem Tod in die Augen blicken..."

Er nippte an dem dargebotenen Wein, hob den Becher in stummen Grusse an das Kolosseum, wandte sich wieder Eusebius zu: "Das Schwert war wohl nicht der eigentliche Anlass Deiner Bitte um diese Unterredung, nicht wahr? Du selbst hast ein Ziel und möchtest in Erfahrung bringen, ob Deine und meine Absichten übereinstimmen? Dann sollst Du wissen, Eusebius, dass ich nicht beabsichtige, den Imperator lächerlich zu machen. Imperatoren bedürfen nicht meiner einer, um sich lächerlich zu machen, das schaffen sie ganz alleine ohne jede Hilfe! Der Sturz des Imperators oder die Entmachtung des Senats ist genausowenig mein Anliegen, es sei denn, es folgen auf sie jene, die sehend sind, sehen, was in Rom bevorsteht. Ich will dem Imperator, der geblendet ist von seinem eigenen Glorienschein, dem Senat, der glaubt zum Wohle Roms zu handeln, ohne jegliche Ahnung, was Rom wirklich ist, die Augen öffnen, damit sie sehend werden und sich dem Untergang entgegenstemmen können!"

Der Prediger näherte sein Gesicht dem von Eusebius, fuhr flüsternd fort: "Du glaubst an den Anbruch einer neuen Zeit in Rom, Eusebius? Da irsst Du, wie viele andere auch. Das Ende aller alten Zeiten in Rom steht bevor, eine neue Zeit wird es nicht geben, wenn das wahre Rom sich erhebt!" Der Alte Mann wurde von einem Hustenanfall geschüttelt, schmeckte Blut, nahm einen kleinen Schluck Wein, erhob wieder seine Stimme, mit erschöpft klingenden Tonfall: "Um etwas auszurichten, muss man manchmal etwas hinrichten- sich selbst!"

Das Kolosseum schien in der Wahrnehmung des Alten Mannes leicht zu erzittern, Staub rieselte vom Gemäuer, der Sand in der Arena wurde aufgewirbelt. Sollte es schon beginnen? Er blinzelte, doch wohin seine Blicke auch schweiften, trafen sie auf eine trügerische Ruhe...
24.11.2013, 20:04
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Eusebius
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Beitrag #14
RE: Des Predigers Rückkehr
Eusebius hörte aufmerksam zu und dachte lange nach über die Worte des alten erfahrenen Gladiators. Seine Stimme klang gebrochen und leicht verbittert. Hatte er wirklich niemals mit dem Schwert in der Arena gekämpft? Gut möglich! Die Erinnerung des Schmieds war vernebelt und der letzte Arenakampf des Predigers lange her. Dennoch hätte der Meister ein Schwert seinerzeit führen können aufgrund seiner Geschicklichkeit und Intuition. Da war sich Eusebius sicher. Was sagte er da über die Zukunft Roms? Es gab keine?? Floss denn gar keine Spur Optimismus mehr durch seine Venen? Nein, diese Einschätzung teilte unser Schmied ganz und gar nicht. Er wollte etwas Neues schaffen. Ein neues – ein freies Rom! Um seiner Entschlossenheit Nachdruck zu verleihen stand Eusebius auf und ging langsam zur Brüstung der Tribüne, bevor er sich umdrehte und sprach.

“Beim Jupiter Prediger. Deine Meinung teilen wir mitnichten. Du magst uns für einfältig halten, weil wir einer Waffe zutrauen, ein neues Rom zu schaffen. Doch manchmal braucht es einen schlichten Anlass, damit Menschen an etwas glauben und damit ihr Wille Kräfte freisetzt. Wir wollen nicht, dass dieses Schwert gegen unsere Kameraden geführt wird – geführt von Soldaten, die uns lange genug unterdrückt haben. Lieber sehen wir diese Waffe in Händen von Gladiatoren, die dabei helfen, Rom zu befreien und einer besseren gerechteren Zukunft zuzuführen. Dabei sollt ihr uns helfen, denn wir allein erreichen unsere Kameraden nicht mehr – sie trauen uns nicht mehr – teilweise wohl zu Recht. Gemordet haben wir im Auftrage des Imperators – doch nur Verräter, die es nicht besser verdient haben – doch jetzt werden wir geschützt durch seine mächtigen Handlanger – dürfen Schmieden, aber nur weil Caesar es so will – dies ist kein Leben, das wir länger führen wollen, Prediger. Helft uns, Rom zu befreien.

Befreien von seinem verrückten Herrscher, von dessen Handlangern und auch von seinen verlogenen korrupten Senatoren. Und nicht zuletzt von dieser hochnäsigen Königin vom Nil, deren Kommen wir als gute Römer so sehnsüchtig erwarten sollen, hat Sie unserem großen Caesar doch einen Sohn zur Welt gebracht – den sie auch noch Caesarius nennt. Schluss mit diesem Wahnsinn! Es muss doch noch Römer geben, die sehend sind, wie Du sagst!“


Noch während Eusebius auf den alten Mann einredet, versucht, ihm seine Überzeugung nahe zu bringen und mit seiner Begeisterung anzustecken, nähert er sich ihm, bis er schließlich vor ihm kniet und in seine trüben Augen blickt. Seine Stimme wird leiser, geradezu flehend muss sein letzter Satz den Prediger erreichen, auch wenn dies nicht die Absicht des Schmieds war. Er folgt nur seinen Gefühlen. Lässt sich von ihnen leiten. Eusebius ist ganz und gar auf die Unterstützung des Alten angewiesen. Sein Schwert soll nicht in die Hände der Prätorianer fallen. Aber viel wichtiger wird es sein, den Imperator in seinem Tun aufzuhalten. Dies vermag allein der Prediger zu initiieren. Ihm werden sie folgen – und ihnen werden weitere folgen, die den Weg in ein freies gerechtes Rom mitgehen und dafür kämpfen wollen. Davon ist Eusebius überzeugt.
Aus dem Notizbuch des Eusebius von Caesarea:
Wo Gott nah ist, ist auch der Teufel nicht fern.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24.12.2013, 15:47 von Eusebius. )
22.12.2013, 18:01
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Prophet_der_Apokalypse

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Beitrag #15
RE: Des Predigers Rückkehr
Tage des Zorns waren im bisherigen Leben des Alten Mannes selten gewesen, dieser hatte ihn bisher ebensowenig überwältigen können wie seine Gegner in der Arena. Doch Eusebius gelang es scheinbar mühelos, den Zorn in ihm zum Brodeln zu bringen. Seine Augen funkelten vor Wut, der Zorn gab ihm längst verlorengeglaubte Kräfte zurück. Mit eisenhartem Griff packte er Eusebius, hob diesen hoch, so hoch, dass dessen Füsse den Boden nicht mehr berührten, blickte zu diesem hinauf, seine Stimme bebte: "Knie vor wem Du willst, sei es das Weib, dem Dein Herz gehört, im Tempel im Gebet zu den Göttern, vor dem Imperator oder dem Tode. Doch niemals knie vor mir, niemand, hörst Du, niemand wird jemals seine Knie vor mir beugen. Selbst vor jenen, die meine Hände in den Staub der Arena warfen, verbeugte ich mich, erwies ihnen Respekt. Niemals knieten diese vor mir..."

Ein Hustenanfall schüttelte den Prediger, erstickte seine Wut. Sanft liess er Eusebius hinunter, löste seinen Griff: "Verzeih mir mein ungestümes Verhalten, lieber Eusebius, doch nimm meine Worte Dir zu Herzen. Niemand kniet vor mir...!" Der Alte Mann liess seinen Blick über das weite Rund der Arena wandern, die sich zunehmend in aufkommenden Nebel hüllte: "Nebel zieht auf, Eusebius. Nebel, der mir düstere Visionen offenbart. Sie unterscheiden sich von den Deinigen. Für einfältig halte ich Dich mitnichten, doch es sind nicht Waffen, die ein neues Rom schaffen werden, allenfalls sind es jene, die diese führen. Mit welchen Absichten auch immer..." Er wandte sich Eusebius zu: "Du möchtest ein besseres Rom schaffen, bittest mich dafür um meine Hilfe? Ich werde Dir dabei nicht helfen können, denn welche Wege ich in meinen Visionen auch immer beschreiten, sie führen alle in Roms Untergang. Die Visionen, die sich Dir offenbaren, bleiben mir verschlossen!"

Der Prediger lächelte sanft: "Aber vielleicht mag ich Dir in anderer Hinsicht von Nutzen sein. Meine Keule..." Aus den Schatten löste sich in der ihm eigenen Lautlosigkeit der Nubier, auch er war alt geworden, doch hatte des Alters Last dessen hünenhafte Gestalt weder gebeugt noch dessen Kräfte geschmälert, immer noch zeigte die blitzend weissen Zähne ein jungenhaftes fröhliches Lachen, nur dessen ergrautes Haar verriet, dass der Zahn der Zeit auch an diesem nagte. Mühelos trug dieser mit einer Hand des Predigers Keule. Der Alte Mann fuhr gegen Eusebius geandt fort: "Sie nennen ihn den Nubier. Einen Namen hat er auch, doch den kann ich nicht aussprechen. Schon der Versuch würde mir die Zunge verknoten!"

Einmal noch nahm der Prediger seine Keule, versuchte sie zu erheben, doch selbst mit beiden Händen konnte er sie nicht mehr lange erhoben halten, musste diese gen Boden sinken lassen, auf den diese mit einem Booom aufprallte. Ein Echo aus der Tiefe schien als Antwort zu erfolgen, doch sicher war sich der Alte Mann nicht. Mit einem heiterem, gelöst wirkenden Lächeln widmete er seine Worte dem Schmied: "Nimm diese Keule, sie scheint aus Holz, doch Du wirst gewiss feststellen können, dass sie nicht aus Holz gefertigt wurde. Alle Gladiatoren Roms werden wissen, wenn Du diese mit Dir führst, dass Du mit meinem Segen handelst. Die Worte, um sie von Deinen Visionen zu überzeugen, musst Du allerdings selbst finden, dabei werde ich Dir nicht behilflich sein können. Und vergiss eines nicht: In des Imperators Diensten stehen auch Gladiatoren. Diese waren immer Gladiatoren und werden es auch in ihrem Herzen immer bleiben!"

Ein weiterer Hustenanfall schüttelte den Alten Mann. Dankbar nahm der den Stab entgegen, den ihm der Nubier reichte. Leise flüsterte er vor sich hin: "So endet es nun, von der todbringenden geschwungenen Keule auf den stützenden Stab gekommen, damit ich noch den Weg in die Arena beschreiten kann. Ein allerletztes Mal...". Der Prediger blickte in den Nebel, der die Arena verhüllte: "Sie warten schon. Es ist Zeit...!"
05.01.2014, 14:49
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