Beitrag #2
Ein richtiges Sauwetter war heute. Eigentlich hatte Lydia vor gehabt, große Wäsche zu machen. Jedoch wie sollten bei diesem Regen die Sachen trocknen? Einfach zu Hause zu sitzen, den Regen anzustarren und auf besseres Wetter zu warten, dazu hatte sie auch keine Lust. Also hatte sie sich entschlossen, heute auswärts zu speisen und die hiesige Taverne zu besuchen. Sie war sicher, dass sie dort genügend Leute treffen würde und gegen ein paar Humpen Met und ein paar nette Streitgesprächen würde sie sich an diesem tristen Tag nicht wehren.
Sie war noch recht früh dran, als sie die Kneipe endlich erreichte. Vom Wirt war auch noch nichts zu sehen und so führte sie ihr erster Weg in die Küche, um zu schauen, was baddog heute Schönes auf dem Feuer stehen hatte. Erstaunt sah sie, dass sämtliche Pfannen, Töpfe und Tiegel fein säuberlich an den Haken hingen und auf dem großen Tisch ein Berg Rüben und ein großes Stück Hammelfleisch auf ihre Zubereitung warteten.
Seufzend band sie sich die fleckige Schürze um, die an der Küchentür hing und machte sich an die Arbeit, einen deftigen Eintopf zu bereiten. Es dauerte nicht lange, so hatte sie die Zutaten geputzt, geschnippelt, angebraten und mit Brühe aufgegossen. Das konnte erstmal leise vor sich hinköcheln, während sie sich in der Zwischenzeit im Schankraum ein Bier zapfen wollte. Gesagt, getan ließ sie sich kurz darauf mit einem großen Humpen, von dessen Rand der Schaum tropfte auf der Bank am Kamin nieder, legte noch einige Scheit Holz nach und holte ihr Strickzeug heraus. Die Beine hatte sie bequem auf einen herangezogenen Stuhl gelegt.
Einige Zeit später öffnete sich die Tür und herein trat eine dunkle, verhüllte Gestalt, die fluchend die dicken Regentropfen abschüttelte. Als der Mann seine Kapuze lüftete, erkannte Lydia Sisko, den schwarzen Wanderer, der ihr gebieterisch mit der Hand winkte und einen Met und etwas zum Beißen bestellte. Sein Augenlicht war anscheinend leicht getrübt, es hatte ihm wohl die Pupillen verregnet.
„Hehe… Sisko, schön, dass du mich für baddog hältst. So viel Ehre ist aber zu viel für mich. Außerdem weiß ich nicht, was er dazu sagen würde.
Essen steht schon auf dem Herd. Wird sicher bald fertig sein, solange musst du mit deinem Met vorlieb nehmen, den du dir gleich selbst zapfen wirst.
Und dann hock dich her und erzähl was von deinen Reisen. Mir ist heute nach Geschichten.“
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