Laruna lauschte der Geschichte von Mollieron. Er wäre wohl schon in diesem geheimnisvollen Wald gewesen, erzählte er. Die Angst, die der Wilde ausstrahlte ließ auch der Amazone sich die Nackenhaare aufstellen und ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken. Tombra war nun nicht mehr ungeduldig vor Eifer, sondern auch das Pferd schritt sehr unruhig hin - und her, vor und zurück. Wieder hatte Laruna Probleme, den Rappen auf der Stelle zu halten. Fest und genervt zog sie die Zügel stramm und versuchte Tombra zu beruhigen.
Angst hatte die Amazone nicht, wenn auch ein ungutes Gefühl sie durchdrang, was den Wald betraf. Doch zu groß war ihre Neugier auf solche Geheimnisse und Gefahren. Sie fürchtete den Tod nicht und würde sich so manchen Wesen und Mächten stellen, ohne mit der Wimper zu zucken. Nur die Ungewissheit war für sie beängstigend, die Ungewissheit, wenn Gefahr drohte, wenn sie böses spürte und nicht einschätzen konnte, was es war oder woher es kam.
Mollieron wurde immer unruhiger. Er stieg von seinem Pferd und lief hin- und her, als würde ihn diese Enge des Waldes, die aufeinmal aufstieg, zu erdrücken drohen. Ehe Drachs oder die Amazone überhaupt reagieren konnten, ohne dass Mollieron sich schützen oder wehren konnte, sprang mit einem Satz ein schwarzes Ungetüm von mächtiger Größe geradewegs auf den Wilden und griff ihn an. Mollieron landete am Boden, wollte sich mit seinem Schwert wehren, doch das Monster war schneller, griff ihn ein zweites Mal heftig an und in dem Moment, als es sabbernd und siegessicher auf der Brust seines bewusstlosen Opfers stand, erwachten Drachs und Laruna aus ihrer Erstarrung. Die Amazone registrierte, dass es sich um einen monströs gr0ße Art Wolf handeln musste.
Der Krieger schrie ihr kurz seinen Plan zu, verletzte den Wolf mit seinem Schwert und als der Wolf lossprang, um aus seinem Angreifer sein nächstes Opfer zu machen, sprang auch Laruna los. Das Monster verfolgte Drachs schneller, als Laruna und wohl auch Drachs geahnt hatten - er hatte Probleme sich vor dem Viech in Sicherheit zu bringen und Laruna befürchtete nicht rechtzeitig den besten Baum zu finden, um den Wolf von oben anzugreifen.
Adrenalin schoss durch ihre Adern, etwas wie Hilflosigkeit durchdrang sie, doch sie kämpfte sich so schnell sie konnte durch die Büsche des Waldes, erklomm einen Baum in Drachs Nähe und wartete, bis das schwarze Ungetüm darunter herlief, um sich Drachs zu schnappen. Es setzte zum Glück genau unter Larunas Baum zum Sprung auf den Krieger an, so dass der Wolf einen Moment auf der Stelle innehielt. Diesen Moment nutzte Laruna Jetzt oder nie, meine Götter steht mir bei und sprang vom Baum auf den riesigen Wolf.
Sie landete hart und riss den Wolf nur ein bischen zur Seite. Ihr klägliches Gewicht war für das monströse Untier eine mindere Last und auch der Aufprall hatte ihm nicht viel ausgemacht. Aber sie hatte ihn überrascht, mitten in seinem Sprung auf Drachs, so dass er den Krieger verfehlte und irritiert sofort versuchte Laruna abzuschütteln. Wütend knurrte und heulte der Wolf, als sich die Amazone fest mit ihren Händen ins Fell krallte, dann mit all ihrer Kraft die sie aufbringen konnte, nach dem Dolch griff, den ihr Mollieron geschenkt hatte und die scharfe Waffe direkt von oben in den Kopf des Wolfes rammte. Das Tier heulte, wurde aber noch wütender - Laruna fragte sich noch Ist dies die letzte Kraft oder hatte sie nichts außer Knochen getroffen?
Die Amazone konnte sich auf dem wild umherspringenden Tier nicht länger festhalten, da sie ihre Beine nicht oben halten konnte und immer wieder abrutschte. Im letzten Moment, bevor sie abgeworfen wurde, griff sie zum Dolch, der im Kopf des Monsters, drehte ihn so gut sie konnte und zog ihn heraus. Nur so konnte die Wunde bluten, wenn sie nicht mehr von der Dolchklinge geschlossen gehalten wurde. Hart war die Landung am Fuße eines Baumes. Laruna spürte die harten Äste und die Rinde des Baumes im Rücken und am Kopf. Ihre Arme versuchten verzweifelt Halt zu finden, in dem Moment als sie aufprallte, doch schmerzen durchzogen diese, als sie das Gewicht der Amazone mit voller Wucht abstützen mussten.
Das wilde Viech sah sie noch auf sich zustürzen, sie hielt den Dolch nach vorne mit schmerzendem Arm, wie im Affekt, wie automatisch. Und sie spürte einen harten Aufprall und einen Schwall von Schmerzen am ganzen Körper, die sie nicht zuordnen konnte, als das Tier sich mit seiner ganzen Wucht auf sie warf. Dann wurde die Amazone bewusstlos.
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