Rael lächelte, blickte sich das Pferd mit dem interessanten Namen an. Doch dem Raben widmete sie einer genaueren Betrachtung. Sie kannte Raben und sie war immer wieder von der Größe der Tiere erstaunt und auch beeindruckt. Ihr schwarz, schimmerndes Fell, ihre hellen, intelligenten Augen, die scheinbar bis ins Innerste schauen konnten waren schon immer etwas gewesen, was Rael mochte. Doch als einen Begleiter eines Menschens hatte sie noch niemals welche gesehen. Diese Tiere waren in der Regel sehr ängstlich, scheu und suchten weniger die Nähe zu den Menschen. Aber dieser hier schien sich redlich wohl zu fühlen und Rael fragte sich im inneren, wie es zu einer derartigen Bindung hatte kommen können. Sicher eine interessante Geschichte, die da hinter steckt.
Über Drakonias Frage mußte Rael dann doch ein wenig schmunzeln. Aufgabeln? Ezekiel sie? "Naja, aufgabeln würde ich nicht sagen, aber er hat mich eingesammelt, als Asil über mich fiel und wir beide über einen toten Mann, von dem ich dachte, dass es Askaarel ist. Wir haben uns vor Tagen bereits mit den anderen an einem der Berge getroffen und sind dann hier her gelaufen." Raels Blick wanderte zu Ezekiel und sie grinste immer noch über die Vorstellung, dass Ezekiel sie aufgegabelt hätte. Wobei die Vorstellung an sich nicht schlecht war, im Gegenteil, aber sie konnte sich schwerlich vorstellen, dass dieser verschlossene Mann überhaupt jemanden "aufgabelt". Wobei dies sicher von der Definition des Aufgabelns abhing.
Rael hing noch ein paar Sekunden in ihren Gedanken, als sie Babes Entscheidung mitbekam. Sie lachte kurz und nickte. Wenn hier jemand zu überleben wußte, dann vielleicht eher der, der es wußte Essen herzustellen oder mittels Samen Dinge zum Leben zu überreden. Ja, Traumtänzer war sicher die richtige Wahl für den Ring, wobei sie nur hoffte, dass der Bauer nicht träumte und den Ring verlor, denn das würde wahrlich eine Katastrophe bedeuten. Raels Lächeln wurde noch breiter, als sie zusehen konnte, wie Traumtänzer den Ring in eine Kartoffel drückte, die ihm als Versteck dienen sollte. Eine sehr trefflicher Platz für den Ring, denn die Kartoffel sah nicht so aus, als würde sie verspeist werden. Raels Blick wanderte dann jedoch zu Babe, die immer noch in die Richtung schaute, aus der sie gekommen war. Sie schüttelte den Kopf und zog Babe kurz am Ärmel.
"Ähm, also.. .schuldige. Ich war irgendwie abgelenkt. Was die Pferde anbelangt, gibt es gute Nachrichten. Doch müssen wir vorerst zu Fuß gehen. Bei dem Bauer, bei dem wir eben waren, gab es nur Wildpferde, aber er war bereit diese gegen Nutz- und Reittiere einzutauschen. Bis dato haben wir einen Ackergaul und zwei Maultiere. Wir werden sehen, was Tirgatao noch auftreiben kann, aber ich denke in diesem Kaliber wird es wohl bleiben. Nun, ist immerhin etwas zum Fortbewegen. Sie kommt dann mit den Tieren nach und holt uns ein.", sprach Rael leise zu Babe. Sie wollte nicht, dass das ganze Dorf nun mitbekam, dass sie beritten waren.
Rael nickte, deutete in Richtung Gaul und Maultier, als sie sich dann etwas zurückzog. Babe war diejenige, die sagen würde, wann es losging. Sie war ja nur mitgekommen, weil ihr Wandschrank ihr gesagt hatte, dass Askaarel Hilfe brauchte. Wie diese auszusehen hatte, hatte ihr aber die schöne Frau verschwiegen, so setzte sich Rael auf den Brunnen, in unmittelbarer Nähe zum Ackergaul. Sie blickte ihn lächelnd an, strich ihm über die Fesseln. "Hey, Großer. Wir kriegen das schon irgendwie hin, nicht wahr? Immerhin habe ich schon so viel durchgestanden, da ist doch sowas kein Problem für uns!" Leichter Zweifel sprach aus ihren leise gesprochenen Worten. Sie war Kämpferin, sicher und wußte sie auch mit nicht alltäglichen Situationen umzugehen, aber es gab immer Dinge mit denen man nicht rechnete und bei denen man nicht wußte, wie man damit umgehen sollte. Doch sie wußte, dass sie nicht allein war und die Gruppe würde das Kind schon schaukeln. So beobachtete sie die Mitglieder der Gruppe und ein Gefühl der Gemeinschaft machte sich in ihr breit. Sehr bekannte Gesichter gab es unter ihnen, neue Gesichter und auch jene, die sie nur kurz getroffen, bei denen sie nicht gedacht hätte, dass sie diese wiedertreffen würde. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen "Das Leben ist schon manchmal verrückt."
Temperament ist ein vorzüglicher Diener, doch ein gefährlicher Herrscher.
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