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[Single Player RPG] Erwachsen werden
Anonymous

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Beitrag #46
 
Wie er am vergangenen Tag ins Bett gekommen war, wußte Glib am nächsten Morgen nicht mehr. Vermutlich hatte Yumiko ihren Teil dazu beigetragen. Nun fühlte er sich auf jeden Fall frisch und ausgeruht, das Training konnte weitergehen. Auch dies war mit Sicherheit der Verdienst seiner Freundin, die ihn in der Nacht wahrscheinlich mit Hilfe ihrer heilenden Kräfte von allen Verletzungen befreit hatte, die er durch die Kämpfe mit dem Nam'ah Sa Lehrling davon getragen hatte. Yumiko selbst war nirgends zu sehen, vermutlich hielt sie vor der Hütte Wache oder sah sich im Dorf um. Schnell zog Glib sich an und stellte dabei erfreut fest, daß seine Freundin sogar die Zeit gefunden hatte, die Löcher in seinen Hosen zu stopfen. Dann durchsuchte er die angenzenden Räume der Hütte nach etwas essbaren, schließlich hatte Dart ihnen versprochen, daß man sich um sie kümmern würde. In einer Ecke entdeckte der Gnomling dann auch einen reich gedeckten kleinen Tisch. Flink verzehrte er einige Käsebrote und trank ein Glas Milch, bevor er so gesättigt nach draußen ging.

Wie vermutet hielt Yumiko vor der Tür Wache und kaute auf einem Apfel herum. "Guten Morgen Yumiko!" begrüßte sie der Gnomling und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln "Und vielän Dank." Die Leibwächterin kicherte und nickte. Sie wußte schon, wofür sich der Kleine bedankte. "Eure Freunde schlafen noch, aber das ist nicht wichtig. Wir können auch ohne sie mit dem Training fortfahren!" erklang da die Stimme von Dart Aracan. Glib fuhr herum, konnte den Nam'ah Sa jedoch nirgends entdecken. "Wo er dänn sain?" fragte Glib verdutzt und blickte Yumiko fragend an. Die Leibwächterin biss noch einmal von ihrem Apfel ab, dann warf sie den Rest scheinbar achtlos fort. "Autsch!" erklang da erneut die Stimme Aracans "Wie konntest du mich sehen?" Wie aus dem Nichts erschien der Nam'ah Sa an der Stelle, an die Yumiko ihren Apfelrest geworfen hatte. Nun verstand Glib, Dart hatte die tarnende Eigenschaft seiner Kleidung genutzt, um sich an sie heranzuschleichen. Doch Yumiko hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. "Yumiko nun ainmal Glib's unbesiegbarä Laibwächtarin sain. Auch Nam'ah Sa Yumiko nix schlagän konnen." kicherte der Gnomling und klatschte in die Hände. Dart rieb sich die Stelle, an der ihn der Apfel getroffen hatte und meinte: "Woran das wohl liegen mag...Aber das ist jetzt unwichtig, die nächste Stufe deines Training beginnt nun Glib. Folge mir, wir wollen uns beeilen!"
05.08.2006, 15:47
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Beitrag #47
 
Dart führte Glib und Yumiko in ein kleines Wäldchen. Überall roch es nach Moos und frischer Erde. Glib fühlte sich an diesem Ort sofort wohl. Er erinnerten den Gnomling an Swampoville, seine Heimat. "Wie äs Partos gehen?" wollte der Kleine von ihrem Führer wissen. "Das kannst du ihn gleich selbst fragen." erwiderte Dart lächelnd "Er wartet schon auf uns." Glib atmete erleichtert auf. Einerseits war der Gnomling froh, das es dem Nam'ah Sa Lehrling gut ging, andererseits hatte er aber auch ein bisschen Angst, daß er ihm seinen Angriff mit der Schleuder übel nahm. Als ob Dart seine Gedanken gelesen hätte, eine Eigenschaft, die eigentlich nur Yumiko in Perfektion beherrschte, antwortete der Nam'ah Sa beruhigend: "Du mußt dir keine Sorgen machen, daß Partos dir deinen Angriff krumm nimmt. Im Gegenteil, er war ebenso von deiner Schleuderkunst beeindruckt wie ich." Stolz warf der Gnomling sich in die Brust und erwiderte: "Glib sain Maista mit Schleuda! Niemand nix bessa sain als Glib." Yumiko hob eine Augenbraue. "Yumiko ätwa aine bessarä Schütze als Glib kennen?" wollte Glib wissen und schob beleidigt seine Unterlippe vor. Seine Freundin kicherte und schüttelte den Kopf. "Da du sehen, Dart. Glib sain bestä Schütze." meinte der Gnomling stolz und reckte die Nase in die Höhe. Leider übersah er dadurch eine Wurzel auf dem Boden. Natürlich verfing er sich mit dem Fuß in dem Geflecht und stolperte. "Ui ui uiiiii!" quietschte Glib und fiel polternd zu Boden.

Dart half ihm auf und meinte trocken: "Mit der Schleuder magst du unschlagbar sein, aber das Gehen müssen wir dir wohl noch beibringen." Gnomlingische Verwünschungen murmelnd lies Glib sich wieder auf die Beine stellen und erklärte seufzend: "Große Knispel es nix mögen, wänn Gnomlinge sich zu sähr in Vordergrund spielen. Großes Knispel Größenwahnlinge sofoart wieda auf Boden zurück holen." Aracan nickte ernst. "Es ist auch nicht gut für einen Nam'ah Sa, wenn er im Mittelpunkt steht. Wir agieren unauffällig im Hintergrund. Wir protzen nicht mit unseren Taten, das haben wir nicht nötig. Andere übernehmen das für uns." sagte der Nam'ah Sa und blieb stehen. Partos trat hinter einem Baum hervor und nickte Glib freundlich zu.

"Deine Prüfung heute wird dir gefallen. Sie besteht nur aus zwei Teilen und ist eigentlich auch nicht so schwer." erläuterte Dart "Im ersten Teil wirst du dich vor Partos hier in diesem Wald verstecken und er wird dich suchen. Es spielt keine Rolle, ob er dich findet oder nicht. Es geht nur darum, wie gut du dich versteckst." Glib nickte verstehend. Gnomling versteck dich hatte er schon immer gern gespielt und er beherrschte dieses Spiel, wie jeder andere Gnomling auch, relativ gut. "Was sain zwaite Teil von Prüfung?" wollte Glib wissen und sah Dart fragend an. "Ist das nicht offensichtlich?" fragte der Nam'ah Sa verwundert "Du mußt danach natürlich nach Partos suchen!"
05.08.2006, 19:13
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Beitrag #48
 
Glib kicherte. "Das sain Prüfung nach Glib's Geschmack." meinte der Gnomling "Glib sich glaich verstäcken sollen?" Dart nickte. "Die Prüfung beginnt, wann immer du möchtest. Du hast allerdings nur 5 Minuten Zeit, dir ein gutes Versteck zu suchen." erklärte der Nam'ah Sa und lächelte "Aber irgendwie glaube ich, daß das mehr als Genug Zeit für dich ist." Der Gnomling nickte und verschwand im Unterholz. Flink lief er durch den Wald bis er sich sicher war, daß ihn die Anderen nicht mehr sehen konnten. Dann suchte er sich eine geeignete Stelle, kniete sich hin und begann mit den Händen ein Loch zu graben. Es dauerte keine zwei Minuten und schon war eine kleine Grube entstanden, die groß genug für ihn war. Schnell legte Glib sich hinein und schaufelte die Erde wieder über sich. Mit etwas Glück würde niemand den Unterschied bemerken. Der Gnomling schloss die Augen und konzentrierte sich. Er mußte seine Körperfunktionen senken, besonders die Atmung auf ein Minimum begrenzen. Langsam verfiel er in einen Tranceähnlichen Zustand. Der Gnomling würde nun nur noch einmal alle 30 Minuten atmen müssen. So konnte er mehrere Stunden überleben und von seinen eigenen Reserven leben. Glib verharrte völlig bewegunslos in der Erde und wartete. Ein kleiner Teil seines Gehirns blieb jedoch aktiv.

So bemerkte der Gnomling auch, daß sich nach einiger Zeit jemand seinem Versteck näherte. Er spührte die Schritte auf der Erde. Partos mußte nun genau über ihm stehen. Doch die Schritte entfernten sich wieder. Nach zwei weiteren Stunden ließ Glib seinen Körper aus der Starre erwachen und budelte sich an die Oberfläche zurück. Über und über mit Erde bedeckt trottete er zu der Stelle zurück, an der Yumiko und Dart auf ihn warteten. "Wie siehst du denn aus?" fragte Aracan verblüfft "Hast du dich etwa unter der Erde versteckt?" Glib nickte eifrig und erklärte ihm von der besonderen Fähigkeit der Gnomlinge, ihre Körperfunktionen bei Bedarf auf ein Minimum zu begrenzen. Der Nam'ah Sa war sichtlich beeindruckt. "Das habe ich nicht gewußt." gab er zu und kratzte sich am Kinn "Aber man muß ja auch nicht alles wissen, denn lernen kann ja auch eine Menge Spaß machen. Nun bist du aber dran und mußt Partos suchen." Glib nickte und verschwand erneut im Unterholz...
06.08.2006, 07:31
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Gast

 
Beitrag #49
 
Einige Zeit irrte der Gnomling ziellos in der Gegend herum und versuchte, Partos auf diese Weise zu entdecken. Jedoch konnte er nirgends auch nur einen Hosenzipfel des Nam'ah Sa Lehrlings erspähen. Jedoch erinnerte Glib sich an etwas, das Yumiko ihm eines Tages beigebracht hatte. Eigentlich hatte sie ihm zeigen wollen, daß man auch in der Dunkelheit oder blind gegen einen Gegner kämpfen könne, wenn man nur seine anderen Sinne genug geschärft hatte. Glib hatte seit dem von Zeit zu Zeit versucht, statt mit den Augen mit seinen anderen Sinnen zu sehen. Allerdings war er nie sehr erfolgreich gewesen. Aber ein Versuch konnte nicht schaden. Wenn er Partos so nicht fand, konnte er noch immer zu Dart und Yumiko zurück gehen und seine Niederlage eingestehen.

Glib setzte sich also mit gekreuzten Beinen auf die Erde und schloss die Augen. Er versuchte, bewußt zu atmen. Das half ihm dabei, sich zu konzentrieren. Einatmen... Ausatmen... Einatmen... Ausatmen... Es war als würden sich die Sinne des Gnomligs erweitern. Er spührte den Wind nicht nur auf seiner Haut, er konnte auch zwei Hasen riechen, die in einiger Entfernung neben einem Baum saßen und deren Geruch der Wind zu ihm getrieben hatte. Das sie neben einem Baum saßen hörte er am Rascheln der Blätter. Links neben ihm zirpte eine Grille. All das malte er sich in seinem Kopf aus, nun die Sinne nutzend, die sonst von den Wahrnemungen der Augen unterdrückt wurden. Partos konnte er jedoch nicht entdecken.

Glib wollte gerade enttäuscht aufgeben, als er den Geruch von menschlichem Schweiß wahrnahm. Doch woher kam der Geruch? Der Gnomling reckte die Nase in die Luft und konzentrierte sich nun verstärkt auf seinen Geruchssinn. Der Schweißgeruch vermischte sich mit dem Hasenduft. Wenn er sich nicht täuschte, war Partos also irgendwo in der Nähe der Hasen. Glib öffnete die Augen und erblickte sofort die beiden Nager, die neben einem Baum saßen und ihn anblickten. Doch von Partos keine Spur. Sollte der Nam'ah Sa Lehrling etwa ähnliche Kleidung wie Dart Aracan tragen? Dann würde Glib ihn nicht sehen können. Aber vielleicht mit etwas treffen?!

Ohne zu zögern warf er eine Handvoll Erde in die Richtung der Hasen, die verschreckt davon stoben. Einige der Erdklumpen prallten jedoch wie von einer unsichtbaren Wand ab. "Glib dich äntdeckt haben!" jubelte der Gnomling und sprang auf. "Diese Runde geht eindeutig an dich, meinen Glückwunsch." erklang da eine körperlose Stimme. Keine Sekunde später erschien jedoch ein breit grinsender Partos direkt vor dem Gnomling. Der Nam'ah Sa Lehrling hatte also wirklich Tarnkleidung getragen. "Wie hast du mich entdecken können?" wollte Partos wissen, als sie gemeinsam zu Yumiko und Dart zurückgingen "Ich habe mir eigentlich eingebildet, kein Geräusch von mir gegeben zu haben." "Oh, Partos nix Geräusch gemacht haben." entgegnete der Glib lakonisch "Aba Partos Geruch gemacht haben..." Verblüfft starrte der Nam'ah Sa Lehrling den Gnomling an. Dann brach er in lautes Gelächter aus, in das Glib sofort mit einstimmte.
06.08.2006, 17:05
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Beitrag #50
 
Am nächsten Tag wurden Glib und Yumiko erneut am frühen Morgen von Dart Aracan abgeholt. Eigentlich hatte der Gnomling am vergangenen Abend mit Lanni und Bruder Namenlos über seine bisherigen Erfolge reden wollen, jedoch waren die Beiden wie vom Erdboden verschluckt. Als Glib Dart darauf ansprach, erwiderte dieser: "Dein Freund Lanni hat sich dazu entschlossen, zumindest einen Teil des Nam'ah Sa Trainings zu absolvieren, nämlich das Waffentraining. Eigentlich ist dies unmöglich, doch der Großmeister hat zugestimmt, denn dein Freund ist sehr geschickt." Glib machte sich weiter keine Gedanken darüber. Wenn Lanni gerne etwas trainieren wollte, während er auf den Gnomling wartete, dann sollte ihm das recht sein. "Dein heutiges Training wird dich sehr anstrengen. Allerdings nicht körperlich, sondern geistig." erklärte Aracan, während sie durch das Dorf schlenderten "Wir haben leider nicht die Zeit, dich auf dem üblichen Wege zu einem Nam'ah Sa zu machen. Deshalb müssen wie zu etwas... nun... ungewöhnlichen Methoden greifen, um dir das Wissen so schnell wie möglich zu vermitteln. Der einzige Nachteil wird sein, daß du vermutlich einen Teil des Erlernten nach einiger Zeit wieder vergessen wirst. Doch das ist nicht so schlimm, du kannst jederzeit wieder hierher zurückkommen und das Vergessene erneut erlernen. Wenn du es denn wünscht..."

Glib zupfte sich an der Unterlippe und dachte darüber nach. Bisher waren die Prüfungen ja nicht sehr anstrengend gewesen. Sicher, er hatte am ersten Tag einige leichte Verletzungen davon getragen, aber bisher war das Training eigentlich sehr interessant und machte ihm eine Menge Spaß. Doch Aracan hatte natürlich recht wenn er sagte, das die Zeit drängte. Wie hatte der Großmeister doch gesagt: "Noch hat der, der Seelen frißt, die Welt nicht im Griff, aber es wird nicht mehr lange dauern." Sie mußten sich also beeilen und wenn das bedeuten sollte, daß Glib einige Trainingseinheiten nachholen mußte, dann sollte ihm das recht sein.

In diesem Moment blieb Dart vor einer verrotteten Hütte stehen und meinte tonlos: "Wir sind da Glib. Hier müssen Yumiko und ich dich leider verlassen, den Rest des Weges mußt du allein gehen." Verwirrt blickte Glib den Nam'ah Sa an. "Was das bedoiten sollen? Warum Yumiko und Dart nix mit Glib gehen können?" wollte der Gnomling wissen. "Du wirst es verstehen, wenn du die Prüfung hinter dir hast. Obwohl, im Grunde ist es keine Prüfung mehr, es ist eine Trainingseinheit. Wie schon gesagt, du wirst all deine geistige Kraft brauchen und es wird vielleicht trotzdem zuviel für dich sein." erklärte Aracan und schob Glib auf die Hütte zu "Viel Glück!"
07.08.2006, 05:41
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Beitrag #51
 
Vorsichtig betrat Glib die Hütte. "Komm her Zwerg. Glaubst du denn, ich habe den ganzen Tag Zeit?" erklang eine dunkle, unfreundliche Stimme aus einem der Räume "Nun komm endlich her, bringen wir es hinter uns!" Der Gnomling bekam eine Gänsehaut. Ihm gefiel weder die Hütte, noch die unbekannte Stimme. Irgendetwas ihn ihm wollte den Besitzer nicht kennenlernen. Schon gar nicht, wenn dieser ihn für einen Zwerg hielt. "Muß ich dich etwa holen kommen?" erklang da erneut die Stimme des Unbekannten. Glib wollte gerade erwidern, daß dies nicht nötig sei, als er von einer unsichtbaren Hand gepackt und in den nächsten Raum gezerrt wurde. "Ui ui uiiiiii!" quietschte der Gnomling und zappelte wild mit Armen und Beinen in der Luft. "Das wurde aber auch Zeit Winzling!" Nun konnte Glib den Besitzer der unfreundlichen Stimme sehen. Ohne Frage war dies der häßlichste Mann, den der Gnomling je gesehen hatte. Er war mindestens 2,10 m groß, kahlköpfig und so fett, daß der Mann sich vermutlich nicht einmal selbst die Schuhe an und aus ziehen konnte. Seine Haut war schneeweiß und in einem teigigen Gesicht schimmerten rötliche Augen. Scheinbar war der Mann ein Albino. Bekleidet war der Widerling mit einer einfachen, verdreckten Tunika. Ein ekelerregender Geruch lag in der Luft. Glib würgte und verzog angewidert sein Gesicht. Der Gnomling war sich nicht sicher, ob der Gestank von der Umgebung, der Kleidung oder gar von dem Mann selbst herrührte. Er wollte es auch lieber nicht wissen. "Lass dich von meinem Geruch nicht irritieren, wenn man die Kraft seines Geistes beherrscht, interessieren einen weltliche Dinge nicht mehr!" murmelte der Mann, bohrte ungeniert in der Nase und schmierte den darin gefundenen Popel achtlos in seinen Ärmel. Schaudernd wandte Glib sich ab. Was sollte er denn von diesem Ekel lernen können? "Oh, ich kann dich vieles lehren, kleiner Gnomling. Zum Beispiel meinen Namen, dann mußt du mich nicht mit so fantasielosen Bezeichnungen wie 'Widerling' oder 'Ekel' belegen!" grunzte der Mann und spuckte auf den Boden. Glib riss überrascht die Augen auf. Konnte der Dicke etwa Gedanken lesen?

"Du scheinst nicht zur intelligenten Sorte Lebewesen zu gehören was?" sagte da der Albino und gähnte gelangweilt "Und nochmal, du kannst mich ruhig mit meinem Namen andenken und natürlich auch ansprechen..." "Dafüa dicka Mann Glib aba erstmal saine Name sagen müssen!" fauchte Glib und stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Ah, langsam nutzt du deinen Kopf also auch für andere Tätigkeiten und nicht nur, um bei Zeiten einen Sombrero darauf zu tragen. Sehr schön, damit kann ich arbeiten. Mein Name ist Dalairorc. Mit diesem Namen und keinem Anderen wirst du mich ab jetzt anreden." Glib seufzte. Wenn der Dicke ab jetzt mit Dalairorc angesprochen werden wollte, dann würde Glib ihm diesen Gefallen tun. Der Gnomling hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als ein gewaltiger Schmerz ihn durchfuhr. Es war als ob flüssiges Feuer durch seine Adern stömte. Schreiend fiel er zu Boden und wälzte sich mit vor Schmerz zuckenden Gliedern herum. Genauso schnell wie die Schmerzen erschienen waren, so schnell verschwanden sie auch wieder. "Ich sagte, du sollst mich mit Dalairorc anreden, nicht mit 'Dicker' oder sonst irgendwelchen Spottnamen!" zischte Dalairorc und spuckte erneut auf den Boden "Und du solltest mich besser auch mit diesem Namen andenken, denn die Schmerzen waren nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird, wenn du mir gegenüber ungehorsam bist!"
08.08.2006, 08:14
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Beitrag #52
 
Stöhnend rappelte Glib sich auf. Seine Knie zitterten und er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Der Wider... Dalairorc konnte also wirklich seine Gedanken lesen. Glib mußte also vorsichtig sein mit dem was er sagte und dachte. Aber dies konnte doch nicht die einzige Prüfung sein, die ihn in dieser Hütte erwarten sollte? Er sollte hier doch auch etwas wichtiges lernen. "Du hast recht Zwerg, du bist zum lernen hier." knurrte Dalairorc und fuhr sich über die Glatze "Hier wirst du alles lernen, was dich zu einem Nam'ah Sa machen wird. Vermutlich ist dein winziges Gehirn nicht in der Lage, das Wissen lange zu speichern und vielleicht wird es dich sogar umbringen, aber du mußt ja nur deine Aufgabe erfüllen. Wenn du danach alles wieder vergißt, mußt du es eben auf dem üblichen Wege lernen. Leider bleibt dir dafür ja keine Zeit, dabei hätte ich dich zu gern als regulären Schüler gehabt!" Glib schauderte. Er wollte auf keinen Fall länger als nötig in der Hütte Dalairorcs bleiben. Allein schon, weil dieser ihn noch immer für einen Zwerg hielt. Dabei waren die Unterschiede doch deutlich zu sehen.

"Genug der Spielereien, fangen wir endlich an. Du verschwendest mit deinem geistigen Geplapper nur meine Zeit, die ich zum meditieren nutzen könnte!" grunzte Dalairorc und erneut griff eine unsichtbare Hand nach Glib und schob ihn auf den Albino zu. Diesmal wehrte Glib sich nicht, es hätte eh keinen Sinn gemacht. Gegen die geistigen Kräfte Dalairorcs war er machtlos. "Gut erkannt!" meinte Dalairorc lakonisch bevor er ihm eine seltsam riechende Wurzel reichte. "Hier kau darauf herum, das ist gesund!" Glib tat wie ihm befohlen wurde und biss vorsichtig in die Wurzel. "Das Zeug schmeckt zwar scheußlich und du hast nachher so seltsame kleine Stückchen zwischen den Zähnen, aber was soll's." erklärte der Albino. Angewidert verzog Glib das Gesicht. Was auch immer diese Wurzel war, die Dalairorc ihm gegeben hatte, sie schmeckte wirklich grauenhaft. "Aber immerhin ist sie gesund!" fauchte der Albino, bevor er Glib mit einer Hand in die Haare griff und ihm brutal den Kopf nach hinten bog. Der Gnomling wollte schreien, doch in diesem Moment drang ein glühender Speer in sein Hirn ein und fegte alle anderen Empfindungen bei Seite. Glib kam nicht einmal mehr dazu zu schreien, seine Stimmbänder gehorchten ihm nicht mehr. Bilder erschienen vor Glib's innerem Auge und verschwanden wieder. Wie brach man einem Feind auf unterschiedlichste Arten die Hand, wo war die empfindlichste Stelle eines Drachen, was für Schwächen hatten Trolle, wie führte man ein Schwert richtig, woran erkannte man ein gutes Versteck. All das und mehr brach wie ein Wasserfall über den Gnomling herein, wurde mit brutaler Gewalt innerhalb von Sekunden in sein Hirn gepresst!

Glib glaubte, sein Kopf müsse zerspringen, doch in diesem Moment nahm Dalairorc seine Hand aus Glib's Haar und schubste ihn zu Boden. "Da Winzling, nimm das gesammelte Wissen der Nam'ah Sa und rette damit die Welt, wenn du dazu in der Lage sein solltest." grunzte der Albino und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden "Und nun verschwinde und lass mich in Ruhe meditieren, deine Anwesenheit hat mich schon genug Zeit gekostet!" Ohne ein Wort des Dankes rappelte Glib sich auf und taumelte in Richtung Ausgang. Er hatte rasende Kopfschmerzen und wollte nur noch schlafen. Doch in diesem Moment durchzuckte ihn ein Gedanke. Wenn er seine Daumen knapp zwei Finger oberhalb seiner Ohren gegen seinen Kopf pressen würde, sollten die Schmerzen geringer werden. Außerdem würde ein Tee aus Zitronenmelisse helfen. Verblüfft blieb Glib stehen. Woher wußte er das nur? "Du bist wirklich dümmer als eine leere Kokosnuss!" vernahm der Gnomling Dalairorcs Stimme aus dem Nebenraum "Das alles hast du gerade von mir gelernt!"
09.08.2006, 07:48
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Beitrag #53
 
Am nächsten Morgen waren Glib's Kopfschmerzen noch immer nicht völlig abgeklungen. Ein leichtes Pochen hielt sich hartnäckig in seinem Hinterkopf. Trotzdem stand er noch vor Sonnenaufgang vor der Hütte und wartete zusammen mit Yumiko auf Dart Aracan. Schließlich drängte die Zeit. Das Böse schlief nicht und das große Abenteuer bestand sich nicht von allein. Dart ließ nicht lange auf sich warten und holte Yumiko und Glib kurze Zeit später ab. "Heute ist dein großer Tag Glib." meinte der Nam'ah Sa "Dein Training ist beendet. Durch die gedankliche Wissensübertragung war deine Ausbildung natürlich viel kürzer als normal und du wirst auch viel des Gelernten wieder vergessen, aber es ging nicht anders. Du mußt deine Mission so schnell wie möglich erfüllen. Das Wohl der Welt hängt davon ab, daß du erfolgreich bist." Glib nickte nachdenklich und kratzte sich an der Nase. "Glib nun schnella als Zait laufen können?" wollte er von Dart wissen "Dann Glib glaich loslaufen können, um hailiges Krawunkel in Spalt unta Galgenbärg zu werfen?" Aracan schüttelte den Kopf. "Noch nicht." lautete die Antwort "Du mußt noch eine letzte Prüfung über dich ergehen lassen und dich vor unserem Gott Kronos als würdig erweisen. Sollte dir dies gelingen, so wird er dir die Fähigkeit gewähren, schneller als die Zeit zu laufen." "Und was das füa aine Prüfung sain?" fragte der Gnomling, während er neben Aracan durch das Dorf schlenderte. "Nun, das ist von Prüfling zu Prüfling unterschiedlich." erwiderte der Nam'ah Sa "Manch Anwärter muß einen letzten Kampf gegen einen seiner Mitprüflinge bestehen, andere wiederrum müssen scheinbar überhaupt nichts tun. Es liegt an Kronos zu bestimmen, wie der letzte Test aussieht." "Jemand lätzte Täst schon mal nix besteht?" entfuhr es dem Gnomling. Dart blieb stehen und blickte Glib nachdenklich an. Es dauerte einige Sekunden bis er dem Gnomling antwortete: "Natürlich! Der letzte Test soll zeigen, ob man wirklich würdig ist, ein Nam'ah Sa zu werden. Auch wenn die Prüfung einiger Anwärter scheinbar sehr leicht sind, so ist es doch für alle die schwierigste Prüfung. Glaub also nicht, daß du es heute einfach haben wirst." Glib schluckte. Damit hatte er nicht gerechnet. Der Gnomling war eigentlich davon ausgegangen, nun endlich mit allen Prüfungen fertig zu sein. Statt dessen stand ihm die schwierigste Herausforderung offensichtlich noch bevor.

Vor einem seltsamen Steingebilde hielt der Nam'ah Sa an. Staunend blickte Glib auf die gewaltige Konstruktion, die vor ihm aufragte. In der Mitte schien eine Art Altar aus Metal zu stehen, der von mehreren konzentrischen Kreisen aus Megalithen umgeben war. Der auffälligste Außenkreis bestand aus einer Reihe von Tragsteinen, die untereinander mit Decksteinen verbunden waren. Aber auch der hufeisenförmige innere Kreis aus fünf Trilithen, nur zwei Tragsteinen, die von jeweils einem Deckstein überbückt wurden, fiel dem Gnomling sofort ins Auge. Dazwischen befanden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen sowie aus Löchern im Boden. Glib konnte den Sinn des Bauwerks zwar nicht erkennen, war sich jedoch sicher, hier vor einer Art Tempel zu stehen. "Wir sind da, wie du dir vermutlich schon gedacht hast." meinte Dart und deutete auf das Steingebilde "Auch diese Aufgabe wirst du allein vollbringen müssen, Yumiko und ich werden hier auf dich warten. Stell dich einfach vor den Metalaltar und warte..." "Worauf Glib dänn warten sollen? Zait doch drängeln, Glib nix Zait mit rumstehen verschwänden wollen." erwiderte der Gnomling. Verdutzt blickte Aracan ihn an, während Yumiko wieder einmal verzweifelt die Arme in die Luft warf und seufzte. "Ah, Glib schon verstanden haben, Glib sollen auf Gott Kronos warten, damit Glib lätztä Prüfung bestehen kann und dann von Kronos lärnt, wie Glib schnella als Zait laufen können." beantwortete der Gnomling schnell seine eigene Frage, ließ den Nam'ah Sa und seine Leibwächterin ohne ein weiteres Wort stehen und begab sich in die Mitte der Steinkreise, direkt vor den Metalschrein.
16.08.2006, 13:46
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Beitrag #54
 
Unschlüssig stand Glib einige Minuten vor dem Schrein herum. Mußte er etwas tun, um die Aufmerksamkeit des Gottes auf sich zu lenken? Eine besondere Zauberformel sprechen? Extatisch im Kreis tanzen? Oder ruhig auf dem Boden sitzen und leise im Gebet verharren? Ein Räucherstäbchen anzünden und... "RUHE VERDAMMT!" erscholl es da so laut in Glib's Kopf, daß der Gnomling sich instinktiv zu Boden warf und die Hände schützend über die Ohren hielt. "So ist es besser, endlich herrscht mal Ruhe in deinem Kopf." erklang erneut die Stimme in Glib's Oberstübchen "Wie soll ich mich bitte zu Wort melden, wenn du nicht eine Sekunde aufhörst zu denken?" Vorsichtig stand der Gnomling wieder auf und sah sich um. Dichter Nebel lag auf einmal über dem Steinkreis, so daß Glib den äußeren Ring kaum mehr erkennen konnte. Allerdings befand sich außer ihm auch sonst niemand in Sichweite. "Wo du dänn sain großa Gott Kronos?" rief Glib und drehte sich einmal im Kreis "Glib dich nix sehen können." "Ja was glaubst du denn, kleiner Gnomling, ich bin in deinem Kopf!" war die lakonische Antwort "Ich bin ein viel beschäftigtes Wesem. Ich kann nun wirklich nicht jedem Suchenden in Person zu erscheinen...."

Glib kratzte sich an der Nase. Langsam schien es zur Gewohnheit zu werden, daß sich irgendwer in seinem Kopf aufhielt. "Was dänn nun Glib's lätztä Aufgabä sain?" rief der Gnomling in die Gegend. "Meine Güte, schrei hier doch nicht so rum, ich kann dich auch so hören." kam die leicht genervt klingende Antwort "Schließlich bin ich in deinem Kopf. Es reicht, wenn du normal sprichst oder einfach deine Fragen und Antworten denkst, ich bekomme das dann schon mit." "Na dann können Gott Kronos ja Glib's Fragä beantworten..." erwiderte Glib und hüpfte aufgeregt auf und ab. "Welche Frage denn?" wollte Kronos's Stimme wissen "Ich bin so schrecklich vergesslich und wie ich vermutlich ebenfalls schon sagte, zudem noch sehr beschäftigt." Glib zog die Stirn kraus. War dies schon sein Test? Er hatte den Gott doch gerade gesagt, was er von ihm wissen wollte. "Äh... also... Glib wissen wollen, was saine lätztä Täst sain." meinte der Gnomling vorsichtig. "Was denn für ein Test?" erklang die leicht verwirrt klingende Antwort in Glib's Kopf "Drück dich doch bitte etwas deutlicher aus, ich habe keine Lust auf Ratespielchen!"

Nun verstand Glib überhaupt nichts mehr. Wußte der Gott etwa nicht, was er von ihm wollte? Wie konnte das sein, Götter waren doch bekanntlich allwissen. "Värmutlich das alles zu Prüfung gehören..." vermutete Glib und setzte zu einer Erklärung an: "Also, Glib hia sain, um Nam'ah Sa zu werden. Nam'ah Sa Dart Aracan Glib gesagt haben, Glib hia her gehen müssen. Dänn hia sain Gott Kronos und Kronos stellen Glib vor lätztä Prüfung, damit Glib bewaisen, daß Glib würdige Nam'ah Sa sain. Dänn Glib müssen schnella als Zait laufen lernen, damit Glib hailiges Krawunkel in Spalt unta Galgenbärg werfen kann, um damit mächtige Unhail von Wält abzuwenden und saine große Abentoia zu bestehen. Also, wänn du Gott Kronos sain, dann du Glib jätzt gefälligst saine Aufgabe stellen!" Der Gnomling hatte sich so richtig in Fahrt geredet. Gott hin oder her, die Zeit drängte, es war einfach keine Zeit für solche Spielchen. Das Schicksal der Welt hing davon ab, daß Glib die letzte Prüfung bestand und ein Nam'ah Sa wurde.
19.08.2006, 14:25
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Beitrag #55
 
Da meldete sich erneut die Stimme in seinem Kopf: "So, du willst also ein Nam'ah Sa werden. Warum hast du das denn nicht gleich gesagt. Ich dachte schon, du wärst nur einer der üblichen Gläubigen, die mich um irgendeine Gefälligkeit anbetteln. Du glaubst gar nicht, wegen was für Kleinigkeiten man heute angebetet und bei der Arbeit gestört wird." Glib stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Glib nix Zait zum plappan haben. Glib Wält vor große Unhail retten müssen. Also Gott Kronos sich bittä ätwas beailen!" schimpfte der Gnomling und schüttelte die Faust. "Meine Güte, du mußt es ja wirklich eilig haben. Na gut, dann will ich mal nicht so sein. Eigentlich habe ich ja auch keine Zeit. Mag man das glauben? Ich bin der Gott der Zeit und habe keine Zeit." kicherte die Stimme in Glib's Kopf. "Glib's Aufgabä!" unterbrach Glib den Gott unwirsch. "Ist ja schon gut, du mußt ja nicht gleich unfreundlich werden. Also, hier ist deine Aufgabe: Du mußt einen Becher heiße Schokolade in einem Zug austrinken, ohne zu pusten, ohne eine Miene zu verziehen und ohne abzusetzen. Solltest du das schaffen, gewähre ich dir die Fähigkeit, schneller als die Zeit zu laufen."

Glib sperrte Mund und Nase auf. Das sollte seine Aufgabe sein? Einen Becher heiße Schokolade trinken? Das klang zu einfach, da mußte es doch einen Haken geben. Der Gnomling grübelte einige Sekunden schweigend vor sich hin. "Ui ui ui! Glib dich durchschaut haben. Glib können Aufgabä nix lösen, dänn Glib nix Becha mit haißä Schokoladä haben!" rief der Gnomling dann triumphierend und klatschte vor Freude in die Hände. "Herrjeh, du bist vielleicht kleinlich..." seufzte die Stimme "Aber da du ja drauf bestehst..." Wie aus dem Nichts erschien ein dampfender Becher auf dem Altar. "So, hier hast du deinen Becher mit Schokolade. Wohl bekomm's!"

Vorsichtig trat Glib näher und nahm den Becher in beide Hände. Das Gefäß an sich war schon sehr heiß, also würde die dampfende Flüssigkeit darin vermutlich ebenfalls etwas hoch temperiert sein. "Nix pusten und in aine Zug..." murmelte der Gnomling und wog den Kopf hin und her. Eigentlich keine zu schwere Aufgabe, aber Glib mochte keine heißen Getränke. Andererseits... Heiße Schokolade war für ihn dann doch eine Leckerei. "Na was ist denn nun Kleiner? Erst drängeln und nun zögernd in der Gegend herum stehen?" erklang es leicht spöttisch in Glib's Kopf "Hat unser zukünftiger Nam'ah Sa etwa Angst vor einem Tässchen mit flüssiger Schokolade?" Glib stampfte mit dem Fuß auf und zeterte: "HA! Da du Glib aba schlächt kännen. Glib vor nix Angst haben!" Oder zumindest vor fast nichts, fügte der Gnomling in Gedanken hinzu, bevor er ein letztes Mal tief Luft holte und dann den Becher an die Lippen setzte!

Kochend heiß rann die flüssige Schokolade Glib's Speiseröhre hinab und verteilte sich wie ein Strom glühender Lava in seinem Magen. Doch der Gnomling verzog keine Miene und trank den Becher bis auf den letzten Tropfen aus. Das leere Gefäß drehte er triumphierend auf den Kopf um zu beweisen, daß es auch wirklich komplett leer war. "Na, das war doch nicht so schwer oder?" kicherte die Stimme des Gottes Kronos in Glib's Kopf "Dann darf ich dich hiermit im Kreise meiner Gotteskrieger willkommen heißen. Oder um es etwas weniger geschwollen auszudrücken: Du bist nun ein Nam'ah Sa und kannst schneller als die Zeit laufen. Wie genau es funktioniert, mußt du allerdings allein herausfinden, denn ich muß mich jetzt um andere Dinge kümmern!"

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren drehte Glib sich um und verließ den Altar. Der Nebel hatte sich inzwischen wieder gelichtet und er konnte Yumiko und Dart Aracan erkennen, die hinter dem äußersten Kreis auf ihn warteten. Langsam ging der Gnomling aud die Beiden zu. Schweiß lief ihm von der Stirn herunter und Dampf quoll aus seinen Ohren heraus. Doch mit stolz gereckter Brust schritt er aus dem Steinkreis hinaus und verkündete schnaufend: "Glib jätzt aine Nam'ah Sa sain!"
20.08.2006, 07:14
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Beitrag #56
 
"Prüfung auch nix so schwär gewesen sain. Gott Kronos nix viel Zait gehabt haben. Aba Glib trotzdem aine Problem haben..." grummelte der Gnomling "Dänn Gott Kronos Glib nix gesagt haben, wie Glib schnella als Zait laufen können." "Oh, das ist kein Problem." meinte Dart grinsend "Das kann ich dir beibirngen. Wobei, viel zu lernen gibt es da nicht. Wenn du in der Zeit zurück laufen willst, dann läufst du einfach gegen den Lauf der Sonne. Der Zeit voraus eilen kannst du, indem du mit dem Lauf der Sonne rennst." "Das alles sain?" fragte Glib ungläubig "Und wie Glib wissen, wann Glib in richtige Zaitpunkt von Zait sain?" Der Nam'ah Sa zuckte mit den Schultern und antwortete: "Das erledigt Kronos für dich. Er wird darauf achten, daß du immer dort heraus kommst, wo du hin wolltest. Obwohl... manchmal kommt man auch irgendwann und irgendwo heraus, so richtig beeinflussen kann man das meist nicht. Weißt du, es ist nicht die Zeit, die sich bewegt, sondern es ist das Leben, das sich in der Zeit bewegt. Darum existieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nebeneinander und zugleich. Und deshalb können wir uns in ihr bewegen. Aber diese Fähigkeit birgt auch Gefahren. Ein Ereignis heute jetzt kann einen Teil des Morgen löschen. Und umgekehrt natürlich auch. Deshalb darfst du dich nie zu lange an einem Ort aufhalten, Glib. Sonst besteht die Gefahr, daß du unabsichtlich etwas änderst oder dich für immer in den Weiten der Zeit verlierst. Du hast also nicht viel Zeit deine Aufgabe zu erfüllen." Dart kaute auf seiner Unterlippe herum, bevor er fort fuhr: "Also, du darfst nur das Krawunkel in den Spalt werfen, nur dieses eine Ereignis in der Vergangenheit verändern, sonst nichts. Vielleicht wirst du auch andere Dinge verändern wollen, aber das darfst du nicht. Du würdest das gesamte Zeitgefüge durcheinander bringen und die Welt dem Untergang weihen. Doch vielleicht erreichst du mit deiner Tat trotzdem mehr, als du dir selbst vorgenommen hast..."

Glib kratzte sich an der Nase. "Glib das nix verstehen. Kronos bringen Glib an richtige Ort, aba viellaicht Glib auch ganz wo und wann andas heraus kommen? Glib nix viel Zait haben, obwohl Glib nun schnella als Zait sain? Glib das sähr verwirren. Aba das wohl nix so wichtelig sain. Glib jätzt hailige Krawunkel in Spalt unta Galgenbärg wärfen, wohl das!" Aracan nickte. "Viel Glück, du wirst es brauchen!" "Danke Dart. Glib aine lätzä Wunsch haben. Dart gut auf Yumiko aufpassen, währänd Glib durch Zait raisen." meinte der Gnomling. Yumiko schnaubte belustigt und fuhr dem Gnomling kurz durch die Haare. Der Nam'ah Sa lachte und erwiderte: "Ich denke zwar nicht, daß das nötig sein wird, aber ich gebe dir mein Wort, daß ich sie beschützen werde." Glib nickte zufrieden und stellte sich in Position. Also, was hatte Dart gesagt? Um in der Zeit zurück zu reisen, sollte er gegen den Lauf der Sonne anrennen. Der Gnomling erninnerte sich an einen Kinderreim: "In Osten gehen Sonne auf, in Süden sain iha Mittagslauf, in Wästän sie will untagehn, in Norden sie nie nix zu sehen..." Also mußte er sich links herum im Kreis drehen, wenn er sich gen Norden wandte. Doch wo war Norden? Yumiko hatte wohl wieder einmal seine Gedanken voraus geahnt, denn sie zeigte seufzend in Richtung des Steinkreises. Glib kicherte: "Danke Yumiko-san!" Dann drehte er sich in Richtung der Steine, atmete noch einmal tief durch und lief dann links herum im Kreis.
21.08.2006, 20:52
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Beitrag #57
 
Die Welt um Glib herum fing an vor seinen Augen zu verschwimmen. Er sah sich selbst mit Dart und Yumiko reden, dann verschwand er rückwärts im Inneren des Steinkreises. Glib lief weiter im Kreis, alles um ihn herum wurde unscharf. Schneller und schneller lief er, nicht wissend, ob er den richtigen Zeitpunkt nicht vielleicht längst verpasst hatte. Doch in diesem Moment wurde Glib von allein langsamer. Irgendetwas sagte ihm, daß er schon viel zu weit in die Vergangenheit zurück gereist war. Er mußte dringend umdrehen, damit er sich nicht in den Weiten der Zeit verlief und nie mehr zurück fand. Taumelnd blieb der Gnomling stehen, wie ein Ertrinkender nach Luft schnappend. "Rännarai durch Zait sain ansträngänd..." japste Glib und sah sich vorsichtig um. Er hatte keine Ahnung wo er sich befand, aber der Ort war ihm unheimlich. Alles war so... dunkel und Glib bildete sich ein, eine Art negative Schwingung ginge von den halb verfallenen Häusern in der Umgebung aus. An diesem Ort waren böse Dinge geschehen und noch immer regierten hier die Kräfte der Dunkelheit. Glib erschauerte und legte seine Hand an die Schleuder in seinem Gürtel. Die Waffe gab ihm ein Gefühl der Sicherheit, so trügerisch es vielleicht auch sein mochte. Er versuchte einige bekannte Sterne am Himmel auszumachen, aber scheinbar befand er sich unter der Erde, denn außer groben, fast schwarzen Felswänden, konnte er nichts erkennen.

Der Gnomling glaubte, leise flüsternde Stimmen in seinem Kopf vernehmen zu können. Und das machte ihm Angst. Glib hatte von Gnomlingen gehört, die seltsame Anweisungen von fremden Stimmen in ihren Köpfen erhalten hatten. Alle waren auf grausame Art gestorben oder verrückt geworden. Da Glib nicht die geringste Lust hatte als Wahnling zu enden, holte er zweimal tief Luft, um erneut seine Reise durch die Zeit anzutreten. Es gab schließlich noch immer eine wichtige Aufgabe zu erfüllen und die Welt zu retten.
22.08.2006, 09:31
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Beitrag #58
 
In diesem Moment sah er eine ihm bekannte Gestalt in einiger Entfernung auftauchen. Glib erkannte den Mann sofort, verband er doch einige Erinnerungen mit ihm. Und irgendwie wunderte es den Gnomling, das er sich an einem Ort wie diesem herum trieb. Obwohl Glib schon damals bei ihrer Begegnung im Wizard's Inn die Dunkelheit in ihm gespürt hatte, gehörte der Krieger nicht hier her, an diesem Ort des Grauens. "Was wohl Maista Jadefalcon hiea machen?" fragte sich der Gnomling und kratzte sich nachdenklich an der Nase, krampfhaft versuchend, die lauter werdenden Stimmen in seinem Kopf zu ignorieren. Etwas an der Art wie der Krieger sich bewegte rief eine Erinnerung in Glib hervor, doch bevor er sie greifen konnte, verschwand sie wieder in den Tiefen seines Verstandes, verdrängt von den unheimlichen Stimmen in Glib's Kopf.

Eigentlich wollte Glib so schnell wie möglich seine Reise fortsetzen, aber seine Gnomlingnatur ging mit ihm durch und die Neugier siegte. Und so beobachtete Glib, wie Jadefalcon zielstrebig auf ein seltsam aussehendes Tor zuging, das dem Gnomling vorher überhaupt nicht aufgefallen war. Wer mochte an einem Ort wie diesem ein so großes Tor erbaut haben? Ein eskalter Schauer lief Glib den Rücken hinunter und warnte ihn davor, dem Tor auch nur einen Schritt näher zu kommen. Die Stimmen in seinem Kopf lockten ihn näher an das Tor heran und Glib mußte sich zusammen reißen, ihnen nicht zu gehorchen und sich dem Durchgang zu nähern. Was auch immer sich dort verbergen mochte, es konnte nichts Gutes sein. So ungefähr stellte der Knirps sich das Tor zur Hölle vor. Und dort hatten Lebende nichts zu suchen. Erneut wandte Glib seine Aufmerksamkeit Jadefalcon zu. Ensetzt beobachtete der Gnomling, wie der Krieger kurz vor dem Tor zusammen brach. Glib wollte zu ihm hinüber laufen und ihm aufhelfen, doch er rührte sich nicht von der Stelle. Zu sehr hatte die Angst vor dem dunklen Ort ihn im Griff, obwohl die Stimmen im Kopf des Gnomlings ihn noch immer näher an das Tor heran locken wollten. In diesem Moment brüllte Jadefalcon laut auf und schleppte sich näher an das Tor heran.

"Nain, du nix dort hinain gehen Maista Jadefalcon, Ort hinta Tor nix gut sain können!" wisperte der Gnomling und sah von Grauen erfüllt dabei zu, wie der Krieger seine Schwerter zog und wild in die Luft schlug, gegen Gegner kämpfend die nur er zu sehen schien. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen wurde Glib Zeuge, wie Jadefalcon sich unter Aufbringung all seiner Kräfte gegen das Tor stemmte. Nein, der Krieger durfte dort nicht hinein gehen. Irgendetwas sagte dem Gnomling, das dies der Untergang des Mannes sein würde. Wieder versuchte Glib, sich dem Tor zu nähern, doch er konnte sich vor Angst noch immer nicht von der Stelle rühren. "JADEFALCON!" brüllte der Gnomling doch es war schon zu spät, der Krieger verschwand hinter dem Tor und die Flügel des Bauwerkes schlossen sich mit einem lauten Knall. Die Stimmen verschwanden aus seinem Kopf. Glib war allein...

Die Angst des Gnomlings legte sich. Nun da er wieder klar denken konnte, traf ihn die Erkenntnis mit voller Wucht! Seit sie in den kalten Weiten der Ländereien der eiskalten Königin Bruder Namenlos und Lanni getroffen hatten grübelte Glib darüber nach, wieso ihm Lanni so bekannt vorkam. Und nun wußte er es! Weil er ihn kannte... Weil er ihm schon vorher einmal begegnet war... In den Landen der Drachenlegion, in seiner alten Wirkungsstätte, im Wizard's Inn. Denn Lanni war niemand anders, als der gerade durch das Tor verschwundene Jadefalcon!
23.08.2006, 20:32
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Beitrag #59
 
Glib war sich sicher, das er sich nicht täuschte. Lanni war zwar mindestens 10 Jahre jünger als der Jadefalcon, der soeben durch dieses seltsame Tor gegangen war, aber Jadefalcon war Lanni. Und Lanni war Jadefalcon. Nur eben älter. Oder jünger. "Bai großes Knisperl, das ja wiarklich komplizitiert sain." jammerte der Gnomling und raufte sich die Haare. Wie konnte das sein? Soweit der Gnomling wußte, war Jadefalcon auf einer seiner Reisen im Kampf gegen einen mächtigen Dämonen gestorben. War er etwa von den Toten wieder auferstanden? Aber warum war Jadefalcon nun so viel jünger und nannte sich Lanni? Glib verstand dies alles nicht. Es war einfach unmöglich! Trotzdem gab es für den Gnomling keine Zweifel an der Identität seines neuen Freundes.

Der Gnomling erinnerte sich and die Worte Dart Aracans: "Doch vielleicht erreichst du mit deiner Tat trotzdem mehr, als du dir selbst vorgenommen hast..." War dies des Rätsels Lösung? War die Erfüllung seiner Aufgabe gleichzeitig Jadefalcon's Rettung? Der Gnomling kratzte sich am Ohr. Eigentlich sollte er doch nur das heilige Krawunkel in einen Spalt in den Tiefen eines Berges werfen. Wie konnte das Jadefalcon im Kampf gegen einen Dämonen helfen, ja ihn gar vor dem Tode bewahren? Glib wußte es nicht und im Moment hatte er auch nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Welch Hohn, er konnte durch die Zeit reisen und trotzdem lief sie ihm immer schneller davon. Er mußte sich beeilen...
25.08.2006, 09:17
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Beitrag #60
 
Erneut began er im Kreis zu laufen, diesmal jedoch rechts herum und wieder verschwamm nach kurzer Zeit die Welt um ihn im Strom der Zeit. Und erneut wurde der Gnomling nach einiger Zeit ganz von allein langsamer, konnte sehen, wie die Umgebung an Schärfe zunahm. Dann blieb Glib stehen und sah sich um. Er stand auf einem kleinen Plateau in einer Höhle und blickte auf einen rötlich schimmernden Spalt hinab, vor dem eine kleine Gruppe von Menschen stand. Einer von ihnen war ohne Frage Lanni. Oder besser gesagt Jadefalcon.

"Da möchte ich keinen Kindergeburtstag feiern..." murmelte der Krieger in diesem Moment und ballte seine rechte Hand zur Faust. Einige Sekunden starrte die Gruppe nur auf den Spalt, der sich langsam zu vergrößern schien. Glib konnte nicht sehen, was sich auf der anderen Seite befand, aber im Grunde war es ihm auch egal. Dies mußte der Spalt sein, in den er das heilige Krawunkel werfen mußte. Wir müssen weg!“, murmelte Jadefalcon da, „Hier können wir nichts mehr tun.“ „Aber wir können nicht einfach so unseren Auftrag vergessen!“, rief eine Frau, die Glib ihrem Aussehen nach zu urteilen für eine Druidin hielt, „Das Schicksal aller hängt von uns ab!“ Jadefalcon schüttelte resigniert den Kopf und antwortete mürrisch: „Im Moment interessiert mich nur mein eigenes Schicksal. Über den Rest der Welt kann ich später nachdenken. Nämlich dann, wenn ich eine ähnlich große Armee hinter mir stehen habe wie die, die jede Sekunde durch diesen Spalt dort kommen wird! Ihr könnt ja gern hier bleiben und diesen aussichtslosen Kampf austragen. Ich bevorzuge jedoch nur zu kämpfen, wenn ich auch eine Chance zum Sieg sehe. Und die sehe ich hier absolut nicht...“

Langsam nickte die Druidin. Auch die anderen Menschen blickten betreten auf den sich weiter öffnenden Spalt. Dann drehte sich einer nach dem anderen um und verschwand aus Glib's Sichtfeld. Jadefalcon war der letzte der Gruppe, der sich von dem Spalt entfernte. "Jätzt Zait sain zu handeln!" beschloss Glib und holte das heilige Krawunkel aus seiner Tasche hervor. Abschätzend wog er den Ball in seiner Hand, dann kniff er ein Auge zusammen, holte weit aus und warf das Krawunkel mit aller Kraft in Richtung des Spalts! In hohem Bogen flog der Ball durch die Luft, um dann mit einem leisen Plumps genau einen Meter vor dem rötlich schimmerndem Spalt zum liegen zu kommen.
26.08.2006, 12:55