RE: Vom Buch mit Inhalt
Welch groteskes Schauspiel sich uns auf diesem Schiff bot. Gab es hier überhaupt noch eine Führung oder schipperte dieser Kahn herrenlos übers Wasser? Fast schien es uns, als litten wir immer noch unter dem Einfluss von zu viel Sonne und Rum, doch dieses Chaos auf einem anständigen Piratenschiff war uns wirklich fremd. Eine Frau, ja fast noch ein Mädchen möchten wir sagen, mit einem überdimensionalen Hut, wie wir ihn von schlitzäugigen Mitmenschen aus dem fernen Osten kannten, pustete sich als Oberlehrerin auf und befahl einem muskulösen Kahlschädel einen für uns Unsichtbaren Burschen an den Mast zu binden, worauf dieser sich……heyyyyyyyyyyy……..die Faust kennen wir doch!!! Die gehört doch zu dem Kerl, der uns vor nicht allzu langer Zeit grob ins Meer beförderte. Soweit reichte unser Bewusstsein schon wieder, auch wenn es immer noch Aussetzer hatte. Wir sollten nun endlich mal etwas zu uns nehmen, in welcher Art auch immer. Um den Kerl konnten wir uns später kümmern.
Doch genau jener üble Zeitgenosse hatte wohl die Absicht, unser Vorhaben zu vereiteln. Nachdem er statt des auch für ihn unauffindbaren Unsichtbaren irgendjemanden aus der Mannschaft festgebunden hatte, wurden wir von einem Mann, oder besser gesagt einem von diesen in Puder und Parfüm gehüllten und mit Samt bekleideten Lackaffen aus Rom oder Paris, entdeckt. Was machte solch ein Typ eigentlich hier auf einem Piratenschiff? Zudem in der Absicht, unsere zwangsweise liebgewonnene nymphomane Begleiterin der letzten Tage in Empfang zu nehmen!
„Diese Wildkatze verschluckt sowas wie Deinen Mehlwurm als Vorspeise, Du pudrige Petze!“
, riefen wir dem Strolch verärgert zu, worauf Kahlschädel nichts besseres zu tun hatte, als sich in die Seile zu schwingen, wohl in der Absicht, uns festzunehmen. Woran wir wiederum nun gar kein Interesse hatten. Wir mussten Käptn Barbossa finden, um ihm unser Angebot zu unterbreiten. Und zwar bevor uns seine Bluthunde gefangen nehmen konnten. Wenn wir erst einmal wieder in Ketten lagen, wäre eine Konversation mit dem alten Seewolf eher ungewiss und wenn, dann wären die Chancen auf eine faire Verhandlung doch eher ungleich verteilt.
„Fang die hier auf und verlier Sie nur nicht. Wir holen sie uns bei Gelegenheit zurück!!“
Während wir dies Kahlschädel zuriefen, waren unsere geliebten Zwillingsdolche Zwick&Zwack schon unterwegs in seine Richtung. So abgefeuert, das einer von beiden beim nach links oder rechts ausweichen treffen musste. Ohne Ausweichen trafen beide. Blieb aber noch die Chance Nummer 3 – nach oben, obwohl so schnell war Kahlschädel nie und nimmer, oder Chance Nummer 4 – nach unten. Egal wie, meine Dolche würden ihn eine Weile beschäftigen. Derweil turnten wir munter durch die Tampen und strebten nur noch dem Ziel entgegen, die Kajüte des Käptn´s zu erreichen. Auch während dieser Tour gab es keine Befehle, kein lautes Rufen, niemanden sonst der uns aufhalten wollte. Ziemlich merkwürdig, doch keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Der vollkommenen Erschöpfung nahe erreichten wir unser Ziel und stürmten hinein. Dabei stießen wir unversehens mit einem Smutje zusammen, der gerade mit einem leeren Eimer in der Hand die Kajüte verlassen wollte. Weiter hinten – direkt vor dem grossen Heckfenster der Kapitänskajüte – sahen wir ein großes Holzfass, aus dem Wasserdampf empor stieg. Geschwind überblickten wir die Situation und nahmen uns den Smutje zur Seite.
„Hey Du. Hör uns gut zu. Wir sind ein guter alter Freund Barbossas. Wir machen Dich zum reichsten Smutje aller Weltmeere, wenn Du mir den Käptn dieses Schiffes herholst – und zwar niemanden sonst. Lass niemanden sonst hier herein, hörst Du! Also zisch ab und denk an meine Worte!“
Wir konnten ja kaum ahnen, was wir mit diesem Auftrag auslösen würden. Ebenso wenig wie wir ahnen konnten, das Barbossa kurz vor unserem Eintreffen von Bord gegangen war. Auch die Mannschaft hatte davon kaum eine Ahnung und das sollte ihr durch ihren Smutje in Kürze bewusst werden. Doch das sollte in diesem Augenblick nicht unsere Sorge sein. Was wir vor uns sahen, war ein heißes Bad, eine Karaffe Wasser, ein saftiger Schinken und jede Menge Früchte, die in allen Farben und Formen angerichtet waren. Barbossa lebte - weiß der Henker - nicht übel. Wo sollten wir anfangen? Karaffe leer saufen, Kleider vom Leib reißen, Orangen mit Schale fressen, Bananen auch, ins Badewasser setzen, untertauchen, noch eine Karaffe Wasser leeren, nochmal untertauchen, das Bewusstsein erst verlieren, um es dann wieder vollwertig zurückzugewinnen. Entspannen. Einfach wundervoll. Wir tankten Energie im Überschwang. Verloren jedes Gefühl für Zeit und Raum! Zeit? Ja genau. Der Käptn war immer noch nicht da! Doch im selben Augenblick, als uns dieser Gedanke kam, lauschten wir genauer und hörten erst eine Tür im Scharnier knarren und dann langsame Schritte. Erkennen konnten wir noch nichts. Wir mussten davon ausgehen, das Barbossa nicht gerade erfreut sein würde uns zu sehen, zumal in seinem Badewasser und mit seinem saftigen Schinken in der Hand, von dem nicht viel mehr als der Knochen geblieben war. Also sprachen wir ihn ohne Umschweife in fröhlichem unverbindlichen Ton an:
„Seit wann versteckst Du Dich vor uns, alte Piraten-Hure. Wem hast Du denn dieses Mal Deine schwarze Seele verkauft, mh? Wer oder Was es auch sei, wir machen Dir ein besseres Angebot. Reiche er uns ein Handtuch und schon erfährt er die ganze Geschichte. Nun komm schon!“
"Lasst die Segel fallen und vor den Wind...... Bringt uns an den Horizont... .... Wir sind schlimme Schurken...... Trinkt aus Piraten - joho!"
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12.12.2011, 16:03 von Mizzizzippi. )
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