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Vom Buch mit Inhalt - Aine - 01.09.2010

„Nein, keinesfalls. Wenn du Blödsinn machen möchtest, dann alleine. Ich bin dafür zu alt.“

Zu alt. Pah….
Es schien, als ob jeder in ihrer Umgebung zu alt war. Der Wald vor Rom mit seinen dicken Bäumen, die kleinen Hütten, von denen so manche dem Verfall preisgegeben wurde und vor allem seine Bewohner. Dicke, behäbige Ehemalsrecken, allesamt. Wie die Zwerge, die lieber in Ruhe ihre Pfeife schmauchen wollten, oder Ritter, deren Schwerter vor sich hin rosteten. Ein Wikinger, der brummelnd in der Schmiede stand, Kriegerinnen, denen das Zipperlein plagte und einem Elf, den sie vor lauter Arbeit überhaupt nicht mehr zu Gesicht bekam.
Dabei konnten sie abends am Lagerfeuer mächtige Geschichten erzählen. Von großen Recken, Nordmännern, Nordfrauen, Abenteuern, Festen – bei den Göttern, früher wäre wahrhaftig etwas los gewesen. Aber heute, und Aine konnte nur im Geiste mit dem Kopf schütteln, passierte rein gar nichts mehr. Heute drohten Rom und seine Provinzen in der Langeweile zu versinken.
Mann, Scheiße, ja. Langweilig wars und Aine noch zu jung, um daran einzugehen wie viele andere vor ihr. Außerdem rollte das Blut bekannter Abenteurer in ihren Adern und wenn sie das nicht mal langsam auslebte, würde sie Amok begehen. Jawoll. Alles kurz und klein schlagen würde sie, den ganzen Wald und noch ein paar Häuser in Rom dazu.
Den Anfang dafür hatte sie sogar bereits getan. Sie hatte eine Axt genommen und einige Bäume umgehauen. Aber das hatte ihr nicht gereicht, noch war zuviel Energie in ihr gewesen, weshalb sie aus den glatt gehauenen Stämmen anschließend ein Floß gebunden hatte.
Es war ein gutes Floß, fünf Schritte lang, drei Schritt breit. Ein Zelt zum Schutz vor dem Regen war darauf, ein Ruder zum Steuern, eine lange Stange zum Staken und eine kurzer Mast im vorderen Bereich, an der eine Flagge wehte.
Es war die Flagge von Silva Romae. Einst stolze und unabhängige Provinz, die die Wälder vor Rom beherrschten und von deren Glanz höchstens noch ein Abglanz bestand. Wie so manches hier…
Aine spuckte ins Wasser. Ihre Spucke wurde von den Fluten verschluckt und wirbelte davon. Ihr und dem Floß voran, um vor noch vor ihr Rom zu erreichen.
Rom. Nicht allein von Land aus zugänglich. Nein, ein großer Fluss floss hindurch und dieser wiederum besaß mehrere Zuflüsse, die ihn speisten. Auf einem von ihnen befand sich jetzt mit ihrem Floß, dass zwar keinesfalls das Vertrauen ihrer Mutter besaß, aber doch stabil genug war, um sie und ihr weniges Hab und Gut zu tragen.
Viel war das wahrlich nicht. Ein geerbter Langbogen, ein Köcher mit Pfeilen, ein ungewöhnlich aussehender Dolch, den sie ebenfalls geerbt hatte. Dk`tagh hieß das Ungetüm und auch wenn der Name des Dolchs klang wie Gerotze, er tat seinen Dienst. Lieber den Dolch als das andere Ungetüm, das sie noch hätte erben können und bei dessen Anblick sie jedes Mal ein Schaudern überkam.
Auch jetzt lief ein Schaudern über den schmalen Rücken der Halbelfe, wenn sie nur an das gezackte Schwert ihrer Mutter dachte. Dabei schaukelte das Floß unter ihr gemütlich vor sich hin und um sie herum war alles friedlich. Und das, obwohl sie geradewegs auf die Stelle zutrieb, an der der Nebenfluss in den Tiber mündete und das Floß mit jedem Meter schaukeliger wurde. Kleine Wellen schwappten über die polierten Holzbohlen und durchnässten ihn. Trotzdem sah Aine keine Notwendigkeit, um zum langen Staken zu greifen. Sie hielt nur das Ruder in ihren Händen und bemühte sich, das Floß schön in der Mitte des Flusses zu halten. Mehr war momentan nicht nötig.
„Blödsinn. Pah…“ murmelte Aine vor sich hin. Sie strich sich eine der langen schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Was dabei Blödsinn sein sollte, wenn man mit einem Floß den Tiber bis nach Rom runterschippert, das möchte ich mal wissen.“ Ist doch alles problemlos bis jetzt.“


- asil - 01.09.2010

Aufhängen wollten sie mich! MICH! An einem Mast! Und mich dann den Fischen zum Frass vorwerfen! MICH!!
Völlig entkräftet und ausser Atem erreichte ich den Hafen von Rom. KEIN Mensch kümmerte sich um mich während ich die Leitersprossen erklomm und mich tropfnass und vor Kälte zitternd auf der Kaimauer niederliess. Die letzten Reste der Herbstsonne schienen auf mein Gesicht und versuchten, es zu wärmen. Mit zittrigen Händen wrang ich meine Kleidung aus so gut es ging und versuchte, meine Haare in Ordnung zu bringen. Ein prüfender Blick auf meine Fingernägel zeigte mir, das diese noch in Ordnung waren, wenn auch aufgeweicht, aber nicht gerissen. In meinem Handwerk konnte ich schlechtes Aussehen nicht dulden und ich hatte schon genug Probleme mit meiner nassen Kleidung.
Wie viele Meilen ich geschwommen war, wusste ich nicht zu sagen. Aber wer kümmerte sich schon darum, wenn man um sein Leben schwamm! Und das wegen so einer Lappalie. Ich meine, ich hätte das Schmuckstück der Dame auch einfach zurückgeben können, aber nein, das war ja nicht genug. Was blieb mir also anderes übrig, als über die Reling zu springen bevor sie mir Fesseln anlegen konnten?! Und als ob das nicht gefährlich genug gewesen wäre – wer weiss, ob es hier Haie gab! – nein, die Matrosen mussten noch auf mich schiessen!
Welch ein Glück, das das so miserable Schützen waren, sollten sie eben besser bei ihrem Handwerk bleiben und das Deck des eingebildeten Kaptains schrubben! Sollten sie eben ohne mich nach Afrika segeln, wer braucht schon Sonne während der Winterzeit? Das die Kälte meiner Haut schadete interessierte sowieso keine Menschenseele. Nur, wenn sie besonders geschmeidig war, zuckte ein Lächeln über die Gesichter der Damen, denen ich näher gekommen war. Was nur zur Folge hatte, das auch über mein Gesicht ein Lächeln huschte – wenn auch aus anderen Gründen. Diamanten funkelten so angenehm, wenn sie den Hals einer Frau schmückten. Und meine Augen funkeln nicht minder, wenn ich so einen Anblick vor mir habe!
Der Anblick, den ich jedoch gerade bot, war nicht besonders elegant und seufzend blickte ich den Tiber hinunter. Dort hinten war ein Mädchen auf einem Floss, ganz allein. Was zum Henker tat sie da? Sicher aus der Anstalt geflohen. Ich zuckte desinteresssiert die Schultern und dachte darüber nach, wohin ich jetzt gehen könnte. Wer half mir aus meiner misslichen Lage?


- Aine - 01.09.2010

Da saß einer.
Aine kniff die Augen zusammen, fixierte den denn Mann auf der Mauer begann zu überlegen, ob der Mann bei diesem Wetter ein Bad im Tiber genommen hatte. Zumindest sah es so aus, denn er war bis auf die Knochen nass. Aber ausgerechnet imTiber, der bekanntermaßen nicht nur aus Wasser bestand? Jedermann wusste doch, dass die Römer ihre Abwässer in den Fluss leiteten. Ab und an sollte sogar eine Leiche darin schwimmen, hatte man ihr gesagt.
Aber schon im nächsten Moment verschenkte sie keine Gedanken mehr an den am Kai Sitzenden. Ihr Floß schlingerte mit einmal auf und ab, der vordere Teil wurde von einer Welle erfasst und zur Seite getrieben. Die Lederbänder, mit denen sie die Holzbalken aneinandergebunden, gaben reißende Geräusche von sich und Aine hörte, wie im Zelt etwas über die Bohlen rollte.
Sofort versuchte Aine gegen den Sog gegenzusteuern. Sie schon die Ärmel ihres Leinenhemdes zurück und packte mit beiden Händen den Holm für das Steuer. Doch die Kraft der Strömung wurde stärker, immer schneller schnellte ihr Floß über den Tiber, immer näher kam sie dem Mann und vor allem der Kaimauer
„Verdammt…“ murmelte sie. „Ausgerechnet jetzt.“ Sie stemmte ihren Fuß gegen die Bohlen und legte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen das Ruder. Dieser ächzte unter ihrem Gewicht, drückte aber immer stärker gegen ihren Bauch.
Aine warf einen hektischen Blick über ihre Schulter. Die Kaimauer war jetzt bedrohlich nahe, nur noch einige Schritt und ihr Floß würde daran stoßen. Wenn jetzt nicht noch ein Wunder geschah, würde sie genau wie der Mann im Fluss landen und ein unfreiwilliges Bad nehmen.
„Nordmänner und tapfere Recken“, schoss es ihr durch den Kopf. „Einen mit so einem Gewicht könnte ich jetzt brauchen, aber nein, wenn man mal einen Kerl braucht, ist keiner da…“
Eine Welle schmutzigen Wassers platschte über das Floß und verfehlte sie nur wenige Zentimeter. Bald würde sie im Wasser liegen, egal, was sie tun würde.
Kurzentschlossen ließ Aine das Ruder fahren. Das Floß bäumte sich daraufhin auf, aber Aine hechtete zu ihrem Zelt, raffte den Langbogen und den Köcher an sich und stellte sich anschließend breiten Beinen in die Mitte des Floßes. Nach einer weiteren Welle waren ihre Stiefel durchnässt und selbst durch ihre Lederhosen hindurch spürte sie die Nässe und Kälte des Tibers.
Aine bückte sich nach vorne. Sie würde springen müssen. Auf der Höhe des Mannes und wenn sie die Mauer verfehlte, könnte sie wenigstens versuchen, nach den Beinen des Mannes zu schnappen.


- asil - 02.09.2010

Irgendwann bekomme ich noch Falten auf der Stirn, wenn ich weiterhin so angespannt nachdenke! Dann muss ich mir Damen höheren Alters suchen, aber ob die Annehmlichkeiten, die mein Beruf so mich sich bringen, dann noch ebenso - na, sagen wir - amüsant sind? Vorläufig möchte ich das jedenfalls nicht herausfinden.

Völlig in diese abschweifenden Gedanken vertieft, denn schliesslich wollte ich doch jemanden finden, der mir aus der misslichen Lage helfen kann, sah ich aus den Augenwinkeln die Kleine, die aus der Anstalt abgehauen war. Wie konnte es auch anders kommen, hatte sie die Kontrolle über ihr Floß verloren! Lange würde es nicht mehr dauern und sie würde kentern. Na, hoffentlich konnte sie schwimmen, sonst würde sie ertrinken wie ein räudiger Hund. Das Floß näherte sich immer mehr der Kaimauer. Wenn die Götter einen guten Tag hatten, werden sie sie wohl eher an der Kaimauer erschlagen lassen, denn das wäre humaner, als sie langsam ertrinken zu lassen. Aber wer wusste schon, was die Götter mit einem vorhatten?

Beinahe schon fasziniert beobachtete ich das Mädchen, wie sie versuchte, das Ruder noch umzureissen, dann aber aufgab und ihre Sachen zusammenraffte. Doch was hatte sie denn jetzt vor? Sie will doch wohl nicht...?! Das wird ihr doch wohl nicht wirklich einfallen? Springen? An die Kaimauer? Dafür ist sie doch viel zu klein geraten! Zumindest jetzt noch...
Oder aber, sie springt an meine Beine und hängt dann da wie ein zappelnder Fisch an der Angel! Wenn ich viel Pech habe, rutscht sie ab und reisst dann noch meine teuren Lederstiefel mit in die Fluten. Ja, sowas eogoistisches aber auch!

Schnell zog ich meine Beine über die Kaimauer und rettete mich so davor, mir noch ein weiteres Problem anzuhängen. Den Kauf neuer Stiefel!

Vorsichtig beugte ich mich vor, um nachzuschauen, was aus der Verrückten geworden war.


- Aine - 03.09.2010

Zog der Kerl doch tatsächlich seine Beine weg! Aine atmete tief durch. Gut, dann ohne seine Hilfe, es würde auch anders weg. Sie griff nach ihrem Dolch und zog ihn aus der Scheide. Sie betätigte einen Knopf am Griff, worauf zwei seitliche, kurze Klingen hervorsprangen. Anschließend fixierte sie einen Punkt an der Kaimauer und in dem Moment, in dem das Floß an die Mauer krachte, sprang sie.
Ihr Arm schoss vor, Aine rammte die den Dolch fest zwischen die Steine. Gleichzeitig klammerte sie sich an den unebenen Steinen fest, ihre Füße angelten nach einem Halt. Und tatsächlich, ihr rechter Fuß fand einen schmalen Sims, während ihr Knie schmerzhafte Bekanntschaft mit der Mauer machte. Aine stöhnte auf. Ihre freie Hand umklammerten die Steine und dann stieß sie sich am Sims ab. Sie schwang ihr Bein nach oben, als ob sie auf einem Pferd aufspringen würde und dann rollte sie sich über die Mauer. Ihr Bogen war ihr dabei im Weg, die Spitze streifte ihr Ohr und der verschlossene Köcher rutschte ihr dabei fast über den Kopf. Aber der Dolch hielt. Seine Klinge steckte bis zum Heft zwischen den Steinen, die drei Klingen hatten sich mit dem brüchigen Mörtel verkantet. So gesichert zog sich Aine auf die Mauer hoch bis sie schwer atmend darauf zu liegen kam.
Sie gönnte sich nur einige Sekunden lang Pause. Dann richtete sie sich auf, zog mit einiger Mühe ihren Dolch aus der Mauer heraus und rieb sich anschließend das Knie. Es schmerzte gewaltig, genauso ihre mit Schrammen versehenen Arme und Hände. Das Floß hingegen trudelte weiter den Tiber entlang. Ein Lederband war beim Aufprall gerissen und ein Stamm hatte sich von den anderen gelöst. Das Zelt war in sich zusammengefallen und die lange Stange, die sie in flacheren Gewässern zum Staken benutzt hatte, war in den Fluten verschwunden.
Aine atmete tief durch. Besser die Stange als sie. Sie drehte sich zu dem Mann um der an der Mauer saß. Er war immer noch nass – im Gegenteil zu ihr, die sich bis auf einige Spritzer trocken behaupten konnte.
Die Halbelfe reckte ihr Kinn nach vorne. „Anfänger“, murmelte sie. „So kommt man trocken an Land, jawoll!“
Energisch steckte sie wieder ihren Dolch in die Scheide. Danach rückte sie Bogen und Köcher zurecht und strich sich anschließend ihre Haare zurück.
Jetzt war sie in Rom angelangt. Anders, als sie es vorgehabt hatte, aber immerhin, sie hatte es geschafft.


- Anonymous - 04.09.2010

Weiter ging er, immer weiter, auch wenn jeder Schritt eine Qual für ihn war. Er mußte SIE einfach finden. Ohne SIE war sein Leben sinnlos. Nicht antriebslos, oh nein, das nicht. Denn SIE zu finden trieb ihn an. Im Grunde war es auch nicht völlig sinnlos, war der Sinn in seinem Leben schließlich, SIE endlich wiederzufinden. Denn SIE war weg, fortgerissen aus seinem Leben. Die einzige Frau, die ihn jemals geliebt hatte. Ihn, den Buckligen mit den krummen Beinen und den halben Ohren.

Er schüttelte den Kopf, um die aufsteigenden, eher düsteren Erinnerungen an seine Zeit in den Folterkellern der Meister zu verscheuchen. Allerdings es war längst zu spät, denn die Erinnerungen waren da und würden es bis zu seinem Lebensende auch bleiben. Jeden Tag waren die Meister zu ihm gekommen, laut polternd, mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen und hatten ihre Kunst an ihm erprobt. Maschinen, Werkzeuge, Magie... Fast jeder seiner Knochen war gebrochen gewesen. Unzählige, nicht ausgeheilte, teils eiternde Schnitt- und Brandwunden hatten seinen Körper bedeckt. Der Schmerz war sein ständiger Begleiter gewesen. Niemals fort, sondern immer da. Lauernd, abwartend, jederzeit bereit, ihn zu überwältigen. Am Anfang hatte er seinen Schmerz noch laut hinausgebrüllt, aber am Ende waren seine Stimmbänder so geschädigt, daß er nicht einmal mehr dazu in der Lage war. Selbst diese kleine Erleichterung hatten die Meister ihm genommen.

Die Meister verstanden ihr Handwerk. Sie konnten jeden brechen, alles war nur eine Frage der Zeit, und so hatten sie auch ihn gebrochen. Körperlich wie geistig. Sie hatten erfahren, was sie von ihm wissen wollten. Dann hatten sie ihn weggeworfen, wie ein altes Spielzeug, welches durch ein Neues ersetzt wurde. Oder wie ein Stück Abfall. Genau das war er zum Schluss gewesen, ein menschliches Stück Abfall.

Allerdings... Manch einer konnte auch ein Stück Abfall noch gut gebrauchen. Und so war sein Martyrium noch nicht zu Ende gewesen. Diesmal war es der süße Schmerz des Lebens, der monatelang seinen geschundenen Körper umschmeichelt hatte. Denn an den dunklen Orten, an dem menschlicher Abfall seinen letzten Ruheplatz findet, dort finden sich auch dunkle Gestalten. Nekromanten, Quacksalber, Dämonenbeschwörer, Nekrophile... All das Gesocks, das seinem Handwerk lieber unentdeckt nachgeht.

Er hatte Glück gehabt, denn er fiel einem Quacksalber in die Hände. Und zu seiner unbändigen Freude verstand dieser auch noch sein Handwerk. Bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Es hatte lange Monate voller Schmerzen gedauert, bis er wieder auf seinen eigenen Beinen hatte stehen können, so krumm sie nun auch sein mochten. Zumindest konnte er wieder stehen. Zwar nicht aufrecht, das verhinderte sein krumm und schief zusammengewachsenes Rückrat, aber er konnte stehen.

Von diesem Moment an war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er auch allein gehen konnte. Sein Gang wirkte zwar nicht mehr so geschmeidig wie früher, doch zumindest war er in der Lage zu gehen. Auch wenn ihm jeder Schritt Schmerzen bereitete und damit an seine Zeit bei den Meistern erinnerte. Welch ein kleiner Preis dafür, doch nicht den Styx überqueren zu müssen. Er war am Leben. Und wer am Leben war, konnte sich Rachegedanken machen. Und wer sich Rachegedanken machen konnte, der konnte diese Rache auch planen. Und wer seine Rache planen konnte, der konnte diese auch ausführen. So er sich denn bewegen konnte. Aber genau das konnte er. Er konnte sich bewegen. Also würde er Rache nehmen. Auch wenn es vermutlich noch Jahre dauern würde, aber er würde sich an den Meistern rächen.

Lange Zeit hatte nur dieser eine Gedanke sein Leben bestimmt: Rache! Dann war SIE in sein Leben getreten und alles war anders geworden. SIE hatte hinter sein Äußeres gesehen, hatte nicht nur den bemitleidenswerten Krüppel erblickt, sondern sein wahres Ich erfasst. SIE hatte gemocht, was SIE dort fand, und sich in ihn verliebt. Hatte ihn von seinen dunklen Gedanken befreit, seine Schmerzen gelindert und seinem Leben einen neuen Sinn gegeben. Das Leben war für ihn wieder lebenswert geworden und dank ihr war er geradezu wieder aufgeblüht. Er hatte sich fast gefühlt wie vor seinem unfreiwilligem Besuch in den dunklen Kellern der Meister. In dieser Zeit dachte er nur noch selten an diesen Besuch zurück, und wenn er es tat und der Schmerz ihn überkam, dann war SIE da und half ihm über diese tristen Gedanken hinweg. Ein Jahr hatten sie zusammen verbracht, das schönste Jahr seines Lebens.

So abrupt die Freude zurück in sein Leben gekehrt war, so schnell wurde sie ihm auch wieder genommen. Sklavenhändler hatten ihre kleine Farm überfallen und SIE mitgenommen. Er war im Dorf gewesen und hatte Vorräte für ihren Jahrestag eingekauft. Als er zurückkam, war ihre Hütte verwüstet und SIE weg. Aber SIE hatte sich nicht kampflos ergeben, einem der Angreifer hatte SIE den Leib aufgeschlitzt. So hatte er ihn gefunden, mit dem Tode ringend, die Gedärme aus dem Leib hängend. Im Austausch gegen einen schnellen Tod hatte der Sterbende ihm verraten, wie die Reiseroute der Sklavenhändler aussah. In ungefähr einem Jahr sollten sie in Rom, der Hauptstadt des Imperiums, sein. Dort würden sie ihre Ware verkaufen.

Und hier war er nun, in Rom, in der Nähe des Hafens, wo einer der Sklavenmärkte sein sollte. Aufmerksam sah er sich um, als ihn eine heruntergekommene Gestalt leise aus einer dunklen Seitengasse anzischte: "Hey du!" "Wer... Ich?"


- Anonymous - 04.09.2010

"Ja, du." antwortete die Gestalt und sah sich misstrauisch nach allen Seiten um, "Komm mal hier rüber." "Sagt... Haltet ihr misch für dämlich? Sowahr isch Beauford ab'Togo heiße, isch mag zwar körperlich verkrüppelt sein, aber isch bin geistig noch nicht so verkümmert, daß isch einem Gesell wie euch in einer Gegend wie dieser in eine dunkle Seitengasse folge!" meinte Beauford und ballte seine Hände zu Fäusten.

Abwehrend hob sein Gegenüber die Hände. "Immer langsam mit den jungen Einhörnern. Ich will euch nichts Böses. Ganz im Gegenteil, ich will euch etwas Gutes tun." erwiderte die Gestalt und grinste breit, wobei ungepflegte, schwarz-grüne Zähne zum Vorschein kamen. "Hätte isch für jedesmal, wenn isch diesen Satz gehört habe, eine Silbermünze bekommen, dann wäre isch inzwischen sicherlich ähnlich vermögend wie unser Imperator." knurrte der Togo und bereitete sich innerlich auf die Bitte um Intervention durch seinen Schutzpatron vor.

Nach seiner Genesung hatte er erst versucht, seine alten Schwertkampfkünste wieder zu erlernen. Jedoch hatte er schnell feststellen müssen, daß sich sein Körper und Schwerter nicht mehr so vertrugen wie noch vor seinem Aufenthalt in den Kerkern der Meister. Nach seinem Misserfolg mit dem Schwert hatte er viele unterschiedliche Waffen zu meistern versucht. Am Ende hatte er einsehen müssen, daß er nicht mehr zum Krieger geschaffen war. Ganz wehrlos war er jedoch nicht. Messerkampf war auch mit seinem Körper möglich. Denn waren seine Beine und sein Rückrat auch verkrüppelt, so war er doch immernoch schnell mit den Händen. Er hatte es nie verstanden, jedoch hatten die Meister aus ihm unbekannten Gründen weder seine Arme, noch seine Hände oder sein Gesicht angerührt.

Gut, sie hatten ihm die Ohren halb abgeschnitten, aber sonst war sein Gesicht wie eh und je. Nicht wirklich schön, aber auch nicht zu hässlich. Bevor die Meister ihn in die Finger bekommen hatten, hatte er sich nicht über zu wenig Aufmerksamkeit durch die Damenwelt beklagen können. Sein Bett war immer warm gewesen, wenn er es gewollt hatte. Natürlich war das nun anders. Wer wollte schon mit einem Krüppel das Bett teilen? Nur SIE hatte es gewollt, und auch deshalb war er auf der Suche nach ihr. Wobei er wichtigere Gründe hatte, SIE wieder zurück in sein Leben zu holen.

Beauford spürte, daß sein Schutzheiliger ihm heute wohl gesonnen war. Akzeptabel mit Messern umgehen zu können war ja gut und schön, aber gegen einen Waffenmeister würde er nie wieder eine Chance haben. Außerdem verabscheute er den Kampf mit Messern. Für ihn waren sie die Waffen von Meuchelmördern und Gossenstechern. Also hatte er sich mit anderen Mitteln befasst, einen Kampf für sich zu entscheiden. Irgendwie mußte er es schließlich mit einer ganzen Gruppe von Sklavenhändlern aufnehmen können. Magie war nicht in Frage gekommen. Entweder man hatte magische Kräfte oder man hatte sie nicht. Er hatte sie eindeutig nicht besessen, wie ihm ein reisender Magier einmal eindrucksvoll bewiesen hatte. Blieb noch göttliche Intervention. Es gab viele Götter in den Weiten des Imperiums und noch mehr Heilige, die einem angeblich Schutz versprachen.

Nach langem hin und her, für und wider hatte er sich letztendlich einen passenden Schutzpatron ausgesucht. Dieser war zwar manchmal etwas launisch, jedoch hatte er Beauford bisher immer geholfen, wenn dieser Hilfe benötigt hatte. Obwohl... Wenn man genau darüber nachdachte... Eigentlich half ihm sein gewählter und regelmäßig von ihm inbrünstig angebeteter Schutzpatron eher selten mit einem göttlichen Wunder aus. Nur einmal, nur ein einziges Mal hatte der Togo es bisher geschafft, in einer für ihn brenzligen Situation einen Flammenregen auf seine Gegner herniederfahren zu lassen. Es war also vermutlich doch klüger, die Hand ans Messer zu legen, als auf ein göttliches Wunder zu hoffen.

In diesem Moment zog sein Gegenüber ein Buch aus seinem fleckigen Umhang hervor. "Hier, seht euch dies doch einmal an. Für nur einen Silberling kann es euch gehören..." flüsterte der Mann und hielt Beauford das Buch mit zitternden Händen entgegen. Zögernd nahm der Togo das Buch entgegen und untersuchte es. Bei oberflächlicher Betrachtung handelte es sich um ein einfaches Werk. Auch die Geschichte, in der ein alter Mann mit Hut die Hauptrolle zu spielen schien, war nichts besonderes. Trotzdem veranlasste Beauford irgendetwas dazu, einen Silberling aus seiner Tunika zu ziehen und sie der verlotterten, vermutlich auch verlausten Gestalt in die Hand zu drücken. "Mögen die Götter euch schützen." murmelte der Mann dankend und verschwand in der Gasse.

Beauford verstaute das Buch in seinem Gepäck und schlurfte kopfschüttelnd weiter am Hafen entlang. Seltsame Dinge passierten zwischen Himmel und Erde. Er seufzte, blieb stehen und massierte sich die schmerzenden Beine. Wo zur Hölle war nur dieser elende Sklavenmarkt? Und warum hatte er nicht die Gestalt in der Gasse gefragt? Irgendwer hatte es wohl nicht gewollt, aber vielleicht trieb sich hier ja irgendwo noch jemand herum, den man fragen konnte. Beauford sah sich um. Ein einzelner Mann stand in der Nähe der Kaimauer. Vielleicht wußte dieser, wo die Sklaven verkauft wurden? Einen Versuch war es wert. Der Togo machte sich auf den Weg hinüber zu dem Fremden, als eine dunkelhaarige Frau wie aus dem Nichts auf die Pier sprang. Beauford hielt inne. Voher war die denn gekommen? Handelte es sich etwa um eine Wassernixe? Den Schmerz in seinen Beinen verfluchend eilte er auf seinen krummen Beinen zu den beiden hinüber...


- asil - 06.09.2010

Ein anerkennendes Hochziehen meiner linken Augenbraue konnte ich mir nicht verkneifen nachdem das Mädchen sich so elegant an der Kaimauer hochgezogen hatte. Mädchen? Nicht ganz, musste ich feststellen. Aber noch ein junges Ding, das noch viel lernen musste. Aber ihre Figur liess schonmal einiges versprechen, stellte ich fest, als mein Blick über ihre Formen glitt. Eigentich schade, das sie noch so jung war. Und wohl auch ohne Reichtum, denn Schmuck trug sie keinen, noch nicht einmal einen Armreif. Ein leicht verächtliches Zucken meines Mundwinkels zeigte genau, was ich von ihr hielt. Erst recht, als ich ihre freche Bemerkung hörte. Mit einem Satz sprang ich auf und stand so der jungen Frau gerade mal noch eine handbreit vor ihr.
"Meine junge Dame", sprach ich die Frau an, " wie könnt Ihr euch so ein Urteil über einen Mensch erlauben, den Ihr nicht einmal ansatzweise kennt? Von dem Ihr nicht wisst, wie er in diese - sagen wir mal - etwas prekäre Situation gekommen ist?"

Mit einem hochmütigen Gesichtsausdruck schob ich mit beiden Händen meine tropfende Kleidung zurecht und versuchte, einen vornehmen Eindruck zu hinterlassen. Was mir wahrscheinlich mit meiner jetzigen Aufmachung misslang, aber weiter kam ich mit meinen Gedanken nicht, denn ich erspähte eine Gestalt, die sich näherte. Schon fast angewidert verzog ich das Gesicht.
"Meine Güte, ist der häßlich!", entwich es meinem Mund. Ich starrte den Krüppel entsetzt entgegen.
"Was will er denn? Kennt Ihr den Mann? ICH jedenfalls nicht!", wandte ich mich erneut an die junge Frau und wich instinktiv ein wenig zurück. Wenn dieser Krüppel auch noch im Geiste verkrüppelt sein sollte, dann würde ich mich schon zu schützen wissen.


- Aine - 08.09.2010

Jetzt wurde der Kerl auch noch frech. Aine trat sicherheitshalber einen Schritt zurück und legte ihre Hand auf den Griff ihres Dk`taghs. Aber schon im nächsten Moment ließ sie ihn wieder los, weil auch sie den Mann, auf den der Nasse ansprach, sah.
Aine musterte ihn kurz. Der Fremde schien eine rege Vergangenheit zu besitzen, so geboren wurde keiner. Sie zog die Stirn kraus, schüttelte dann den Kopf.
„Jeder ist das, was das Leben aus ihm macht“, antwortete sie. Nach einer kurzen Pause fügte sie erklärend hinzu: „Ich bin mit Zwergen und anderen Waldschraten aufgewachsen. Eine bucklige Gestalt schreckt mich nicht.“

Da der Bucklige zu ihr und dem Nassen hinübereilte blieb Aine stehen, wo sie war. Sie rückte nur noch einen Schritt von dem Nassen ab, falls es ihm einfallen sollte, sie in irgendeiner Form anzufassen und sie mit dem dreckigem Tiberwasser beschmutzen zu wollen.


- Anonymous - 08.09.2010

Einem inneren Gefühl folgend verlangsamte er seinen Schritt, bevor er die beiden erreichte. Was sollten die Fremden denn von ihm halten, wenn er einfach so auf sie zugestürmt kam? Beim Anblick des nassen Mannes strich er unwillkürlich seine Kleidung glatt. Sie war nicht schäbig, aber man sah ihr das Alter an. Außerdem war sie aus stabilem, einfachen Stoff und an einigen Stellen geflickt. Zumindest seine Stiefel waren von bedingt besserer Qualität, allerdings waren sie schmutzig von seinen Reisen. Im Gegensatz zur Kleidung seines männlichen Gegenübers, die, bis auf die Nässe, makellos zu sein schien und vermutlich mehr gekostet hatte, als Beauford in einem Jahr verdiente. Auch das für Frauen wohl außerordentlich hübsche und anziehende Gesicht des Mannes war auffällig. Zumindest für einen Krüppel wie den Togo. Er fühlte sich im Beisein solcher Leute immer... minderwertig. Er war zwar nie ein echter Herzensbrecher gewesen, aber zumindest hatte er in seinen Gegenübern nie Abscheu oder Entsetzen hervorgerufen. Und eben diese Gefühle spiegelten sich nun in der Reaktion und der Mimik des nassen Mannes wieder.

Beauford seufzte leise und verlangsamte seinen Schritt nocheinmal. Fast schon schüchtern wackelte er nun auf die beiden Fremden zu. Die Dame, welche bei näherem Hinsehen trotz ihres plötzlichen Auftauchens aus dem Wasser wohl doch eher keine Nixe war, begegnete ihm eher mit vorsichtiger Gleichgültigkeit. Definitv eine Steigerung zu dem offenen Entsetzten, welches der Mann zeigte. Aber was hatte der Togo auch erwartet? Eine freudige Begrüßung wie unter alten Freunden? Eher unwahrscheinlich, störte er die Beiden doch eindeutig in ihrem Tagesablauf. Andererseits war er ja im Grunde ein Hilfesuchender, auch wenn es nur um eine Auskunft ging. Und die meisten Götter und Heiligen gebaten es ihren Schützlingen, einer Person in Not zu helfen. Das er in Not war, daran bestand kein Zweifel. Wobei seine Gegenüber das ja noch nicht wußten.

Er hatte die Zwei nun erreicht und deutete, so gut es mit seinem verkrüppelten Körper eben ging, eine Verbeugung an. "Verzeiht, werte Dame, werter Herr! Wäre es mir vielleischt erlaubt euch eine Frage zu stellen?" sprach er mit nur leicht schwankender Stimme. Der Mann sah einfach zu gut aus und stellte seinen Abscheu vor dem Togo zu deutlich zu Schau, als das er normal hätte sprechen können. In solchen Momenten brachen immer Gedanken an seine Zeit in den Kerkern der Meister durch seinen Schutzschild. So sehr er sich auch anstrengte, die Bilder und der Geruch von heißem Eisen, welches sein Fleisch verbrannte, wollten ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Mit Mühe und Not unterdrückte er ein Schluchzen. Warum passierte ihm das immer in den unpassendsden Momenten? "Isch... Ähem... Könntet ihr mir vielleischt sagen, wo isch hier den Sklavenmarkt finde?" stotterte er und verfluchte seine Unsicherheit.


- asil - 15.09.2010

Tatsächlich steuerte der verkrüppelte Kerl auch noch genau in unsere Richtung, auch, wenn seine Schritte wohl langsamer und zögernder wurden. Das junge Mädchen ignorierte ich erst einmal, die Geste in Richtung einer Waffe wohl bemerkend. Dieses dolchartige ding zog einen Moment meine Aufmerksamkeit auf sich, denn sowas hatte ich noch nie gesehen. Jedoch nur kurz, denn der Krüppel hatte uns nun erreicht und verbeugte sich vor der Schwarzhaarigen und mir. Auch, wenn diese Verbeugung etwas unbeholfen war und ich mir ein spöttisches rinsen nicht verkneifen konnte, war ich erstaunt über die Manieren des Mannes. Es passte nicht ganz zusammen, die fürchterliche Kleidung und sein Benehmen. Aber wer wusste schon, bei wem er sich das abgeschaut hatte, ich kannte solche Methoden der Nachahmung zu Genüge. wenn es auch bei den meisten Menschen aufgesetzt erschien, bei ihm nicht. Nicht, das ich neugierig wäre, aber...

Seine Frage erstaunte mich dan jedoch sehr. Was wollte denn er, ein Krüppel, von einem Sklavenhändler?! Welch Sklave würde ihm den nötiogen Respekt erweisen?!

Missbilligend schüttelte ich den Kopf und meinte:" Ich weiss zwar nicht, was IHR mit einem Sklaven wollt, aber lasst Euch gesagt sei, das ihr zu spät dran seid. Der Sklavenhändler hat soeben mit einem Schiff den Hafen verlassen. Ich sah ihn als ich ähh...notgedrungen, an ihm vorbeischwamm."

Ich musterte den Kerl erneut von oben bis unten mit skeptischen Blick und konnte es mir nicht verkneifen, ihn zu fragen:
"Wisst Ihr überhaupt, was so ein Sklave kostet? Seid Ihr sicher, das Ihr Euch einen leisten könnt? Oder.... wollt Ihr Euch etwa selbst...?"

Etwas absurd erschien mir die Idee, das er sich selbst als Sklave verkaufen wollte, aber wer wusste schon, was in ihm vorging. Zudem war es mir jetzt eigentlich wichtiger, meine Kleidung zu trocknen und hoffte, das der Mann bald verschwand.
Warum auch musste ich so schnell von dem Schiff herunter! Mein ganzer Sack voll wunderbarer Kleidung schiffte nun allein nach Afrika! welch Schande!


- Aine - 16.09.2010

Bei der Reaktion des Nassen biss sich Aine auf die Lippen. Das hervorsprudelnde Lachen konnte sie so in ein Räuspern umwandeln, von dem sie hoffte, dass es auch als solches wahrgenommen wurde. Sicherheitshalber legte sie sich aber trotzdem noch die Hand vor den Mund, um sich dahinter richtig zu räuspern.

„Frosch im Hals…“ sagte sie im Anschluss. „…Tschuldigung.“

Die Halbelfe richtete sich auf, rückte mit einer kurzen Schulterbewegung ihren Bogen zurecht. „Nein, keine Ahnung“, bedauerte sie. „Ich habe keine Ahnung, wo der Sklavenmarkt ist. Aber wenn dies das besagte Schiff war“ – sie machte eine ungenaue Handbewegung in Richtung Wasser – „dann wird das wohl noch ein wenig dauern, bis wieder ein Sklavenmarkt stattfindet.“

Aine verlagerte ihr Standbein auf die andere Seite. Sie war nach Rom gekommen, um zu beweisen, dass ihr Floß schimmtüchtig war und das hatte sie geschafft. Was sie nun machen wollte, wusste sie noch nicht, zurück in den Wald würde sie jedenfalls nicht so schnell gehen.

„Aber wenn das Sklavenschiff so wichtig für Euch war, warum geht ihr nicht zur Anlegestelle und sucht Euch jemanden, der sein Schiff in die gleiche Richtung führt und versucht es einzuholen?“

Sie wandte sich an den Nassen. „So nass, wie Ihr seid, kennt Ihr euch mit Schiffen bestimmt besser aus als ich, möchte ich wetten.“ Wieder bemühte sie sich, nicht laut loszulachen und sie schaffte es nur, indem sie ein betont ernstes Gesicht aufsetzte. „Wisst Ihr zufällig, welchen Kurs das Schiff nimmt und ob ein zweites den gleichen Hafen ansteuert?“


- Anonymous - 16.09.2010

"Kein... Kein... Kein Sklavenmarkt mehr?" flüsterte er und sank auf die Knie. Jedes bischen Kraft schien ihn zu verlassen. Er war zu spät gekommen; sie war fort. Im Grunde so nah, aber doch so weit fern. Wie konnte das sein? Hatte er sich im Datum geirrt? Beauford hämmerte seine Faust auf den Boden. "Nein, das kann nischt sein. Sie darf nischt..." Der Togo war am Boden zerstört. Lange Monate hatte er sich auf diesen Moment vorbereitet, ihm geradezu entgegen gefiebert und am Ende war doch alles umsonst gewesen.

Doch halt! Was hatte der nasse Fremde noch gesagt? Der Sklavenhändler war soeben erst aufgebrochen. Es bestand also die Chance ihn noch einzuholen und einfach im nächsten Hafen zu treffen. Ein lauernder Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Wo er auf den Händler traf war im Endeffekt unwichtig. Ob nun hier oder an einem anderen Ort. Vorsichtig erhob sich der Togo. Seine Knie protestierten und schickten Wellen des Schmerzes durch seinen Körper. Doch es war ihm egal, hatte er doch ein neues altes Ziel vor Augen.

"Esch ischt also noch nischt vorbei!" knurrte er und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Wieder einmal gab ihm der Gedanke an ein Wiedersehen mit ihr neue Kraft. Kraft die er benötigen würde. Mit frischem Elan wandte er sich an den Nassen: "Ob isch weiß was ein Sklave koschtet? Sischer weiß isch es. Ein Leben. In diesem Fall das Leben des elenden Sklavenhändlers. Oder glaubt ihr, man könnte ein Menschenleben in Sesterzen aufwiegen?" Der Togo ließ seine Handknöchel knacken und fuhr dann fort: "Und selbst wenn man es mit Geld aufwiegen könnte, so sollte das Gehalt eines ehemaligen Optio der Prätorianer wohl auschreischend sein, meint ihr nischt auch?"

Beauford versuchte die Körperhaltung an den Tag zu legen, die er damals jeden Tag in der Garde gezeigt hatte. Befehlsgewohnt, leicht hochmütig und sich seiner Sache sicher. So sollte es auf den Nassen und die dunkelhaarige Frau wirken. Vermutlich sah er eher aus wie ein kleiner Gernegroß, doch wenn ihm die Meister auch den Körper genommen hatten, seine geistige Haltung entsprach noch immer der eines Offiziers der Garde. Manchmal zumindest...

Die Antwort auf die Frage der Dunkelhaarigen nach dem Schiff interessierte ihn ebenfalls. "Bitte antwortet, mein Herr, es ist sehr wischtig für misch." fügte er deshalb in leicht drängendem Ton hinzu.


- asil - 19.09.2010

Optio! optio der Prätorianer! Himmel, nun war seine Phantasie wohl endgültig mit ihm durchgegangen. Ein breites Grinsen zog sich über meine Lippen und nur mit Mühe schluckte ich eine Antwort hinunter. Aber immerhin hatte er recht. Meiner Meinung nach sollte man den Sklavenhandel komplett abschaffen. Prinzipiell verachtete ich Menschen, die sich einen oder sogar mehrere Sklaven hielten. Doch stillschweigend ertrug ich es, denn immerhin waren die meisten meiner Zielobjekte nun einmal im Besitz von Sklaven.
In meine Gedanken hinein vernahm ich die Unterhaltung des jungen Mädchens und des Krüppels und sah ihre erwartungsvollen Blicke. Was wollten sie? Ein Schiff, das hinter dem Sklavenhändler herfuhr? Ich verkniff mir die Frage, warum er das tun wollte und liess meinen Blick über das Hafengelände streifen.
"Sodenn mögen der Herr und die Dame einen Augenblick hier verweilen solange ich mich beim Hafenmeister erkundige, welches Schiff dieselbe Route nehmen wird wie das Sklavenschiff."
Mit einer leichten Verbeugung zu der jungen Frau - obwohl sie dieses sicher nciht zu schätzen wusste - drehte ich mich um und schritt zum Gebäude des Hafenmeisters. Nach einem etwas längeren Wortwechsel wanderten ein paar Dinarii aus meinem Geldbeutel in die Tasche des Hafenmeisters und ich kehrte zurück zu den beiden Wartenden. Sicher würde das nun der Augenblick, in dem jeder wieder seines eigenen Weges gehen würde und ich dachte schon darüber nach, wohin ich mich nun wenden sollte.
"Das vorletzte Schiff dort am Kai wird in einer Stunde aufbrechen. Es wird denselben Hafen anlaufen wie das Sklavenschiff. Seht Ihr es? Die "El KEf" dort meine ich."
Meine Güte, hoffentlich konnte der Mann lesen.

"Wenn Ihr mich dann entschuldigen würdet, ich...." Ja, was eigentlich? Wo sollte ich hin? Manchmal spielten die Götter einem einen Streich und dann stand man an einem Punkt im Leben, an dem man erstmal nicht weiterkam. Aber bis jetzt hatten sich immer Lösungen ergeben und so würde es auch diesmal sein.

Erneut verbeugte ich mich vor der Schwarzhaarigen und deutete einen Handkuss an. Anschliessend nickte ich dem Mann zu und wandte mich ab, um zu gehen.


- Anonymous - 21.09.2010

Beauford hatte die Reaktion des Mannes im Grunde schon vorausgeahnt. Es war die Reaktion, die er seit seinem Aufenthalt in den Kerkern der Meister immer erzielte, wenn er von seiner Zeit bei der Garde erzählte. Wären sie in der Nähe seines Hofes, dann hätte er den Nassen nun in sein Haus gebeten, ihm seine Rüstung und sein Gladius gezeigt und sich dann an seinen vor Überraschung überquellenden Augen erfreut. Doch er war weit weg von zu Haus und seine Suche nach IHR würde ihn noch weiter führen. Weiter, immer weiter, hinfort von Heim und Hof. Doch es störte ihn nicht. Denn was war ein Heim schon wert ohne eine Frau darin? Nichts und deshalb würde er seine Suche fortsetzen. Bis er SIE wiedersah oder bis er den Tod fand.

"Habt Dank für eure Hilfe." flüsterte er und blickte zu dem Schiff hinüber, welches der Nasse ihm gewiesen hatte. Es war eine schnittige Liburne. Leicht, beweglich und schnell. Es sollte in der Lage sein das Sklavenschiff einzuholen oder es zumindest in Sichtweite zu halten. Der Togo schob den Ärmel seiner Tunika zurück. Im Gegensatz zu anderen Tuniken besaß sein Gewand lange Ärmel, um sein Gardetattoo zu überdecken. Aber genau dies juckte just in diesem Moment ziemlich unangenehm, sodaß er sich die Zeit nehmen mußte, um erst einmal herzhaft daran zu kratzen. Ein wohliger Schauer durchfuhr ihn.

Ein Abenteuer stand bevor, das wußte er genau. Wobei man sagen mußte, es war eigentlich nur ein neuer Abschnitt eines Abenteuers. Er runzelte die Stirn. Sollte er wirklich allein weiterreisen? Gesellschaft könnte ihm gut tun und zumindest die dunkelhaarige Frau hatte ihm gegenüber noch keinen Abscheu an den Tag gelegt. Ganz im Gegensatz zu dem Nassen, der ihn nur nach seinem Äußeren beurteilte. Aber wenn man außer gutem Aussehen kein Kapital hatte, dann sah man vermutlich früher oder später auf Menschen, die von den Göttern nicht mit Schönheit gesegnet worden waren, hinab. Er konnte es dem Nassen nicht einmal verübeln. Mit Ausnahme seines gewöhnlichen Gesichtes war der Togo ja nun wirklich keine Schönheit. Aber mußte man ihn deshalb gleich als minderwertige Person ansehen?

Er hatte sich diese Frage schon häufiger gestellt und war immer nur zu einer Antwort gekommen: Eigentlich mußte man das nicht! Doch konnten die meisten einfach nicht über sein verkrüppeltes Äußeres hinweg sehen. Und fast alle schlossen, angeregt durch seine Erscheinung, er habe auch einen verkrüppelten Geist. Einerseits mochte der Togo es unterschätzt zu werden, brachte es doch unter gewissen Umständen unschätzbare Vorteile mit sich. Andererseits hasste er es, daß fast jeder ihn als geistlosen Simpel betrachtete. Deshalb war SIE ja so besonders gewesen.

Ob die Dunkelhaarige auch wie SIE war? Zumindest Ansatzweise? "Verzeiht junge Frau..." began er vorsichtig "Vermutlich mag euch das Angebot seltsam erscheinen... Aber... Aber... hättet ihr vielleicht Lust, mit mir diese Seefahrt zu begehen?" Seine Stimme wurde fester. "Ihr seht aus, als wäret ihr auf der Suche nach einem Abenteuer. Und abenteuerlich wird es werden, das kann ich euch versprechen..."