Aine stemmte die Hände in die Hüften. Gleichzeitig drückte sie ihre Schultern durch und richtete sich auf. So begann sie die Frau vor ihr zu mustern.
"Seit wann bringen Gäste ihren eigenen Schlüssel mit?" fragte sie mit vorgerecktem Kinn. "Und dieses Etablissement ist keineswegs heruntergekommen, es ist lediglich....." Sie warf einen raschen Blick zur Theke. "....ungenutzt."
Ein Schnalzen mit der Zunge beendete diesen Satz. "Bei den Göttern, wie meine Mutter sagen würde, wie kann man so etwas nur derart verkommen lassen? Schau dir nur die Bohlen an. Fichte möchte ich wetten, das muss unbedingt ausgebessert werden. Kein Holz mehr, das ist überholt. Ich sende noch heute einen Boten nach Carrara."
Die junge Halbelfe wandte sich um und zeigte auf die Theke. "Schau dir die Theke an, die ist tatsächlich aus Weinfässern. Welch eine Geschmacksverirrung, auch das wird modernisiert. Heutzutage setzt man da einen Spülstein mit ein und ein Abfluss, der zur Kanalisation führt. Der Herd kann bleiben, das hat was rustikales und Flair. Außerdem ist er groß genug, um einen ganzen Ochsen zu braten."
Wieder drehte sie sich um, schnappte sich einen der Stühle und betrachtete ihn. "Der erste, der sich da draufsetzt, bricht sich den Hintern. Auch das muss weg. Wir brauchen neue Stühle." Vorsichtig wischte sie über einen der Tische. "...und Tische. Eiche aus Silva Romae ist genau richtig. Ich gebe gleich morgen Bescheid."
Ohne Tika weiter zu beachten, ging sie nun durch den Raum, hob dabei einen Korb an, stellte einen Besen zur Seite oder rückte einen Stuhl zurecht. Dabei murmelte sie leise vor sich in: "Stoffe für die Stühle und Vorhänge, ich muss mal auf den Markt gucken. Das hier kann weg, das ist total durchgerostet, hier muss einen neuen Spieß her und....meine Güte... DAS hier ist ja wohl total eklig..."
Bei ihrem letzten Satz hatte sie ein schmales Türchen geöffnet, aus dem es derart stank, dass sie die Türe sofort wieder zuwarf. "Auch hier braucht es eine Erneuerung. Ich will frisches Wasser und eine Verbindung zur Kanalisation. Außerdem ein Fenster zum lüften und einen Boden, den man ordentlich schrubben kann. Cararra auch hier."
Aine nahm ihre Runde durch die Lokalität wieder auf, murmelte dabei weiterhin irgendwelche Bestände vor sich hin und endete bei den Tresen, von der sie eine alte Speisekarte nahm. Das Angebot von früher war noch gut zu lesen:
Spiegelei mit Bratkartoffeln
Kartoffelgratin mit Käse überbacken
Bratkartoffeln mit Speck
Kartoffelbrei mit Rindfleischgulasch
Bouillonkartoffeln
Schinkenkartoffeln aus dem Ofen
Kartoffelpfannkuchen
Kartoffelpuffer mit Apfelmus (Äpfel aus heimischem Anbau)
Grillkartoffeln an Spießchen
Ofenkartoffeln mit Quark
gespiegelte Eier mit gebratenen Kartoffeln
"Na, ich weiß nicht. Bodenständig nennt man das dann wohl." Sie zuckte mit den Schultern und reichte die Karte Tika, der sie zum ersten Mal seit ihrer Begrüßung wieder Beachtung schenkte.
"Was hältst du davon?"