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Der Weg in die Tiefe
Anonymous

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Beitrag #76
 
Gerambalosch schaute den Elfen finster an. "Das habe ich gehört. Aber ich muss dich enttäuschen, denn ich habe Freunde hier in dem Dorf." Ohne Ecthelion auch nur noch einen weiteren Blick zu gönnen, drehte er sich um und stapfte an zwei Häusern vorbei auf eine einfache Hütte zu.
In den Mundwinkeln der Kriegerin zuckte es kurz. Sie ließ sich ihr Amusement jedoch nicht anmerken, sondern fasste statt dessen die ZÜgel Rhes kürzer, um ihn daran zu hindern, die Blätter des Apfelbaumes abzuweiden, der direkt neben der staubigen Straße stand. "Ein richtiger Zwerg, wie?" sagte sie lediglich, als Gerambalosch in der Hütte verschwand. "Rundum herzig..."

Es stellte sich heraus, dass der Freund des Zwerges der Schmied des Dorfes war. Er war zudem bereit, die beiden Pferde gegen ein geringes Entgeld unterzustellen und für sie zu sorgen, bis sie zurückkamen. Er war es auch, der sie für diese Nacht versorgte und mit einem Bett versorgte. Nur auf die Frage Gerambaloschs hin, ober nicht vielleicht mit in die Berge kommen würde, schüttelte er abweisend den Kopf. "Keine zehn Pferde" brächten ihn noch einmal in die Miene, Freundschaft zu dem Zwerg hin oder her.
Die Kriegerin, die vor einer frisch zubereiteten und dampfenden Schüssel mit Milchreis saß, blickte nachdenklich zwischen dem Zwerg und dem Dorfschmied hin und her. "Ich finde, ihr solltet die Geheimniskrämerei endlich beenden. Haben wir nicht ein Recht darauf, zu erfahren, was uns in der Miene erwartet?"
Zwischen ihren Augen war eine steile Falte erschienen und die Muskeln an ihrem Kiefer spannten sich an. Neben ihr saß Ecthelion, der mehr oder weniger lustlos in seinem Milchreis stocherte als wäre es Schweinefutter. Seine Hand blieb bei ihren Worten jedoch mitten in der Luft stehen und Babe konnte mehr spüren, als sehen, dass er gespannt auf eine Antwort wartete.
Diese ließ allerdings noch etwas auf sich warten. Gerambalosch starrte, anstatt eine Antwort zu geben, in die Flammen der dicken Kerze, die auf dem Tisch stand. Eine unangenehme Stille trat zwischen die unterschiedliche Tischgemeinschaft, die erst endete, als der Zwerg leise sagte:
"Es begann mit einem Fluch, der vor vielen Jahrhunderten von einer Hexe gegen unser Volk ausgestoßen worden war. Unsere Väter und Vorväter haben ihn lange nicht ernst genommen, was sich als ein Fehler herausgestellt hat. Denn er hat uns, die wir nach ihnen geboren worden sind, um ein vielfaches härter getroffen." Seine Stimme erstarb und mit einem Laut, der einem Schluchzen ähnelte, bedeckte er mit seinen schmutzigen Händen sein Gesicht."

Unbeabsichtigt wechselte Babe einen raschen Blick mit dem Elfen. Sie glaubte nicht an Flüche und seine Auswirkungen, aber sie würde sich auch ungern eines besseren belehren lassen. Trotzdem würde sie dem Geheimnis der Miene gern auf dem Grund gehen.
"Wir haben eine Karte..." sagte sie schließlich. "Und wir haben sie in einer alten Waldhütte gefunden." Babe nickte Ecthelion zu, der die Karte verwahrt hielt. Vielleicht war es an der Zeit, mehr von dem zu erfahren, was sie erwarten würde. Gut möglich, dass sie nun auch herausfanden, von wem die Karte stammte und ob sie wirklich zu einem Schatz führte.
Wieder trat Stille ein, die nur von dem Knistern der Flamme unterbrochen wurde. Der Schein der Flamme warf ihre Schatten an der Wand, wo sie unruhig umhertanzten.
Jeder im Raum konnte hören, wie der Zwerg schluckte, bevor er fragte: "Eine Karte? Von unserer Miene?"
18.11.2005, 15:53
Ecthelion
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Beitrag #77
 
Für seine Verhältnisse erfreut stellte der Elf fest, dass ihre Behausung für die Nacht eine Schmiede war. Interessiert blickte er sich um, während der Zwerg auf gewohnt raue Art seinen Freund aus dem Dorf begrüßte. Er bekam kaum mit, dass der Schmied ihnen dampfende Schüsseln aufgetischt hatte. Erst als er die Blicke in seinem Rücken spürte, ließ er von den Waffen ab und legte eines der Werkzeuge aus der Hand. Der Schmied schien nicht sonderlich erbaut über die Neugierde des Elfen zu sein und legte die Gegenstände auf ihren alten Platz zurück, als sich Ecthelion zum Tisch trollte. Babe klärte ihn kurz auf, dass sie ihre Pferde hier lassen konnte. Der Elf nahm das nickend zur Kenntnis und begann in seiner Schüssel zu stochern. Er hatte sich eigentlich auf eine herzhaftere Mahlzeit gefreut und entsprechend begeistert pustete er in dem heißen Milchreis herum, damit dieser sich abkühlte. Zwischen einigen Löffeln sah er den Schmied nur musternd an, als dieser verkündete unter keinerlei Umständen wieder zurück in die Mine zu gehen.

Der Elf hatte etwas in der Art erwartet, so dass er weiter lustlos in seinem Brei herumstocherte, was ihm einen schiefen Blick von Babe einbrachte. Er wollte schon etwas sagen, als Babe das Wort ergriff und eine unheimliche Stille eintrat. Mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete Ecthelion den Zwerg. Es war untypisch, dass dieses Volk solche Emotionen zeigte und dann noch ausgerechnet von einem Elfen. An diesem Fluch schien doch etwas dran zu sein. Der Elf blickte die Kriegerin fragend an und seine Nackenhaare stellten sich auf. Alte Völker hatten meist tiefere Geheimnisse als andere Völker und Ecthelion hatte eigentlich nicht vor, eine Bestätigung davon zu erhalten. Wortlos suchte er die Karte aus seiner Manteltasche und reichte sie Gerambolosch. Ungläubig starrte dieser darauf. Wieder trat eine ungewohnte Stille ein, die abermals von einem Seufzer des Zwergs unterbrochen wurde.

“Ich kann es nicht glauben, es ist wirklich eine Karte von der Mine. Wie ist sie nur in diese Hütte gekommen. Ich hätte jeden ausgelacht, der mir so was erzählt hätte, aber jetzt halte ich sie in meinen eigenen Händen. Ich sollte den Göttern wohl dankbar sein…“ ab diesen Worten verdrehte der Elf die Augen und folgte den Worten von Gerambolosch nicht weiter. Mit den Fingern trommelte er leise auf der Tischplatte herum, bis der Zwerg wieder Sinnvolles von sich gab. “…..jetzt weiß ich, dass es vielleicht endlich an der Zeit ist diesen Fluch zu brechen. Oder seid ihr nur auf die verborgenen Schätze aus, die mein Volk dort zurücklassen musste?“ Die Augen des Zwerges funkelten gleich wieder vor Angriffslust als er seinen Blick erst auf Babe und dann auf Ecthelion richtete. Dieser winkte gelangweilt ab. “Eure Schätze interessieren mich nicht. Was soll ein Zwerg schon zusammengerafft haben, was für mich von Interesse sein könnte. Ihr könnt…“ ein kurzer Fluch beendete seinen Redeschwall. Der Elf warf der Kriegerin einen ärgerlichen Blick zu Babe und rieb sich sein Schienbein. “Aber dieser Fluch interessiert mich doch sehr.“ murmelte er dann leiser vor sich her und richtete seinen Blick auf die Kerzenflamme, die unruhig langsam herunterbrannte.

Der Schmied war aufgestanden und teilte der Gruppe mit, dass er sich um die Pferde und ihr Nachtlager kümmern würde. Danach war dieser verschwunden und vier Augen legten sich fragend auf Gerambolosch. Der Zwerg schien mit sich selbst zu ringen und immer wieder fiel sein Blick auf die Karte, die auf seinen Knien lag. Ecthelion blickte Babe eine Weile an, als dann ein Murren aus der Richtung des Zwerges kam. “Nun gut, ihr solltet es wissen. Aber solltet ihr Jemanden davon erzählen, dann Gnaden euch die Göttern. Und für dich Spitzohr habe ich dann viele Geheimnisse des Zwergenvolkes parat und die werden dir nicht gefallen. Das schwöre ich dir.“ Ecthelion zeigte sich äußerlich zwar sichtlich unbeeindruckt, aber er zweifelte nicht daran, dass Gerambolosch seine Drohung wahr machen würde. In diesen Punkten waren sich ihre Völker ähnlich. Selbst Zwerge konnten bei diesen Gelegenheiten einen sehr unangenehmen Erfindungsgeist an den Tag legen.

“Es begann alles vor sehr langer Zeit.“ begann der Zwerg mit einer tiefen Stimme. Unwillkürlich hielt der Elf seinen Mund und richtete nach einem Seitenblick auf Babe seine Konzentration auf den Zwerg. “Die Väter meiner Väter schürften schon lange in der Mine und waren unbehelligt von ihrer Umgebung. Ein paar marodierende Orks und Goblinstämme, aber nichts, womit ein Zwerg mit einer scharfen Axt nicht fertig werden würde. Aber eines Tages trafen meine Vorfahren in einer kleinen Kammer auf diese Hexe. Sie wollte sie davon abhalten weiter zu schürfen. Ungeahnte Gefahren würden auf sie lauern, aber meine Vorfahren haben sie nur ausgelacht, ein Zwerg lässt sich nicht von einem alten Weib ins Bockshorn jagen. Welcher Zwerg würde das schon? Wir haben keine Angst vor Gefahren und erst Recht vor Leuten, die Magie verwenden. Hätten sie nur auf die Frau gehört.“ Gerambolosch lachte bitter auf.

“Die Hexe wurde vertrieben und ihre Sachen verbrannt. Eines Nachts kam sie in die Hallen zurück. Sie sprach bittere Worte und verfluchte mein Volk bis in meine Generation. Wir würden unseren eigenen Untergang herbeiführen und sie würde diesen mit Freuden beobachten. Ich weiß nicht, ob die Hexe noch lebt, aber unsere Vorväter verschwendeten keinen Gedanken an die alte Frau, die daraufhin wieder verschwand. Viele Jahre gruben und schürften sie weiter und der Fluch geriet in Vergessenheit. Viele Schätze trugen sie aus dem Stein zu Tage. Seltene Metalle und Erze, sogar Edelsteine. Die Schmieden standen nie still, wie auch die Schmelzöfen. Der Klang von Hämmern und Hacken und der Gesang arbeitender Zwerge war überall zu hören. Eine schöne Zeit, die bis in meine Jugend hineinreichte. Wir gruben immer tiefer, bis wir auf ein komisches Konstrukt stießen. Keiner erinnerte sich an die Worte der Hexe, als wir dort durchbrachen. Eine große Höhle tat sich auf und ein kalter Hauch fuhr durch die Gänge. Verwirr hielten wir inne, aber nichts weiter geschah.“

Der Zwerg starrte in die Flamme und dann auf die Schatten, die sich im Schein der Flamme auf den Wänden abzeichneten. Ecthelion meinte, dass Gerambolosch kurz bei diesem Anblick zusammenzuckte, aber er kam nicht dazu darauf einzugehen, da der Zwerg mit einer flüsternden Stimme fortfuhr. “Wir erforschten die Höhle, konnten aber nichts finden. Wir taten den kalten Hauch als einen normalen Windhauch ab und kehrten in unsere Hallen zurück. Tief in der Nacht wurden wir dann geweckt. Wieder fuhr ein kalter Hauch durch die Stollen. Schreie hallten durch die Gänge und verstörte Wächter kamen zu uns. Sie erklärten mit vor Angst verzerrten Gesichtern, dass die Schatten lebendig geworden waren. Wir dachten, dass sie getrunken hatten, aber kurz darauf sahen wir es mit eigenen Augen. Langsam schoben sich die Schatten an den Wänden entlang und nur im Schein der Feuer waren sie zu erkennen. Sie sahen aus wie Menschen, nur ihre Augen leuchteten rot in der Dunkelheit. Ihre Berührung ließ einem das Blut in den Adern gefrieren. Die meisten Waffen gingen einfach durch sie hindurch und schienen sie nicht verletzen zu können. Nur wenige schafften es und dann lösten sie sich heulend auf. Aber an ihre Stellen traten neue Schatten, mehr als wir zählen konnten.“

Jetzt war wirklich ein Schluchzen zu hören. Unsicher blickte Ecthelion zu Babe herüber. Sie schien genauso überrascht vom Verhalten Gerambolosch und von seiner Geschichte zu sein. Der Zwerg räusperte sich und fuhr dann mit einer Grabesstimme fort. “Wir verteidigten uns so gut es ging, aber wir wurden immer weiter zurückgedrängt. Schließlich standen wir am Eingang zu unserer Mine. Die Letzten, die von uns noch übrig waren. Wir traten ins Sonnenlicht und die Sonne rettete uns. Die Wesen folgten uns nicht weiter. Sobald das Sonnenlicht auf sie traf, lösten sich ihre Gestalt in Rauch auf und sie verschwanden heulend in die Tiefe der Stollen. Zurück zu unseren Verwandten und unserer verlassenen Heimat. Seit diesem Tagen habe ich die Mine nicht wieder betreten. Und die wenigen, die sich hinuntergetraut haben, wurden nie wieder gesehen.“ mit einem tiefem Seufzen endete der Zwerg. “Die Hexe könnte uns mehr sagen, aber wir haben sie nicht wieder gesehen. Falls sie überhaupt noch lebt. Jetzt wisst ihr um das Geheimnis der Mine. Schätze würdet ihr dort finden, wenn ihr lange genug lebt, um wieder an die Oberfläche zurückzukehren.“ Gerambolosch starrte die beiden finster an. Er sah nicht aus, als wenn er davon überzeugt war, dass ein Entkommen möglich war.

Um die einsetzende Stille zu überbrücken, räusperte sich der Elf hörbar. “Ich glaube, darauf könnten wir jetzt alle einen Schluck vertragen.“ in diesem Moment kam auch der Schmied zurück und wie auf Kommando blickte diesen plötzlich drei Augenpaare an.
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18.11.2005, 23:50
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Beitrag #78
 
Der Schmied musste die letzten Worte Ecthelions gehört haben, denn er ging geradewegs in einen anderen Raum, der sich der kleinen Stube anschloss. Als er wieder zurückkehrte, hatte er einen irdenen Krug sowie vier Trinkhörner bei sich. Letztere stellte er auf den Tisch, bevor er sie mit Wein füllte.
Dankbar griff Babe zu dem Trinkhorn und roch an dem Inhalt. Der Wein hatte eine tiefrote Farbe und roch würzig – genau das Richtige, um den Geschmack des Milchreises hinunterzuspülen. Sie setzte deshalb an und nahm einige Schlücke, die sie anschließend mit einem zufriedenen Seufzer kommentierte. „Sehr gut.“
Sie wartete, bis die Männer ihr nachgetan hatten und meinte anschließend vorsichtig: „Ich habe meine Schwierigkeiten mit Hexen, Flüche, Schatten und dergleichen Dingen. Das mag darin liegen, dass ich ein sehr realistisch denkender Mensch bin. Allerdings würde ich mich ungern von der Existenz dieser Zauberdinge überzeugen lassen, wenn es bedeutete, dass ich meinen Unglauben mit meinem Tod bezahlen müsste. Somit bin ich doch vorsichtig.“ Die Kriegerin hob ihre Augenbrauen als Zeichen ihres Missmutes. „Ich würde ja vorschlagen, dass wir die Hexe aufsuchen sollten, wenn die Möglichkeit bestünde, dass sie noch lebt. Aber das ist wohl eher unwahrscheinlich.“
Gerambalosch nickte als Bestätigung. „Das war natürlich unser erster Gedanke, aber so sehr wir auch forschten oder suchten – von ihr war keine Spur mehr zu finden.“ Der Zwerg drehte sein Horn unruhig in den Händen umher. Auf seiner Stirn waren tiefe Falten erschienen, die durch seine wettergegerbte Haut noch verstärkt wurden. In diesem Moment wirkte der Zwerg hilf – und ratlos, was Babe dazu brachte, nach seiner Hand zu greifen und sie zu drücken.
„Wir werden eine Lösung finden.“
Der Zwerg blickte auf und schüttelte den Kopf. „Nein, es gibt hier keine Lösung. Der Beweis dafür ist die Karte, die ihr gefunden habt. Unsere Miene ist nicht mehr sicher, ihr Geheimnis ist offenbart und jeder, der die Karte findet, wird kommen und den Fluch vergrößern.“
„Die Karte...“ Babe griff den Gedanken auf und beugte sich über den Tisch, um sie an sich ranzuziehen. „Derjenige, der sie geschrieben hat, musste einen Grund gehabt haben. Entweder wegen der Schätze oder wegen eben diesem Fluch. Ich finde, wir sollten daran ansetzen.“
Sie blickte auf das Pergament, dass unter der Reise ein wenig gelitten hatte. An manchen Stellen war das Papier gebrochen, so dass der Tisch hindurchblickte. Plötzlich hob sie den Kopf und blickte Gerambalosch fragend an. „Wie lautete der Fluch?“
Bitternis stieg in das Antlitz des Zwerges, als er sagte: „Den Fluch der Hexe werden wir nie vergessen, solange ein Zwerg aus den Mienen lebt. Der Fluch sagt aus, dass wir erst Ruhe finden ,wenn wir die Schätze der Erde seinem rechtmäßigem Besitzer zurückgegeben hätten. Erst dann kehren die Schatten zu ihrem Herren zurück und erst dann werden die Zwerge die Miene wieder betreten können.“
An dieser Stelle schaltete sich der Schmied ein. „Aber das ist unmöglich. Man kann all die Erze, Diamanten und Gold nicht mehr in den Berg zurücklegen. Wie denn auch? Sie sind ausgelöst und verarbeitet worden.“

Nachdenkliche Stille trat zwischen die am Tisch sitzenden. Das Argument des Schmiedes war unumstößlich und auf den ersten Blick war keine Lösung des Problems zu erkennen.
„Wir können nun folgendes machen,“ sagte Babe schließlich nach einer Weile. Sie blickte dabei Ecthelion an, schließlich war es ihrer beider Abenteuer und wenn sie es weiterhin bestreiten wollten, dann nur zu zweit. „Entweder wir kehren um und überlassen den Zwergen ihrer Miene samt Fluch oder wir wagen es und gehen hinein. So wie ich es verstehe, betrifft der Fluch der Hexe nur Zwerge, nicht aber Menschen oder Elfen. Wir könnten also hineingehen und versuchen, etwas darin zu erreichen...?“
Sie endete mit einem fragenden Blick zu dem Elfen hin. „Was sagst du dazu?“
20.11.2005, 22:48
Ecthelion
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Beitrag #79
 
“Wein in Trinkhörnern, sowas bringen auch nur Menschen fertig.“ Der Elf verkniff sich einen Kommentar in Richtung Schmied und gab sich damit zufrieden, dass es nicht irgendein selbstgebrauter Schnaps war der ihnen da angeboten wurde. Oder Met, beim Gedanken an das klebrige Zeug verzog der Elf den Mund. Zumindest der Wein war gut und so beschränkte sich Ecthelion eine Weile lang aufs Zuhören. Als er Babes Misstrauen über Magie hörte, stahl sich ein leises Lächeln über die Züge des Elfen. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete er die Kriegerin, während er mit einem Finger den Rand des Trinkhorns nachzog. Dann räusperte er sich. “Du sitzt hier mit einem Elf und einem Zwerg an einem Tisch. Ein wenig mehr Glauben an Zauberdinge wäre vielleicht gar nicht so verkehrt.“ der Elf nahm einen Schluck Wein und schmunzelte noch immer vor sich zu.

“Denk an Askaarel oder an die vielen unterschiedlichen Wesen bei dir im Wald. Du hast dort sogar einen Drachen, der Magie wirken kann. Auch wenn sie wohl auf Dauer entschlafen ist.“ Bei den letzten Worten war die Stimme des Elfen leiser geworden, bis sie schließlich völlig verstummt war. Sein Blick richtete sich auf die Tischplatte. Für einen kurzen Moment trat eine Stille im Raum ein und der Elf schüttelte leicht den Kopf. Dann blickte er wieder in die Runde. “Wer weiß schon, wie viel Magie es wirklich gibt. Es könnte ja auch sein, dass ich dich verzaubern kann, dass könnten wir ja mal herausfinden.“ Ecthelion grinste die Kriegerin schelmisch an und seine Augen funkelten vergnügt. Er ließ den Satz im Raum stehen und trank einen tiefen Schluck Wein aus seinem Trinkhorn.

Es dauerte eine Zeit bis der schelmische Ausdruck aus seinem Gesicht verschwunden war und er sich wieder etwas ernster der Sache annahm. “Wenn es wirklich eine Hexe war, dann ist sie vielleicht immer noch am Leben. Menschen, die sich mit Magie beschäftigen haben oftmals viele Möglichkeiten ihr Leben zu verlängern. Vielleicht ist die Hexe auch an den Fluch gebunden, so wie es unser zwergischer Freund hier ist. Jemand muss ja feststellen, dass die Zwerge ihren Teil des unfreiwilligen Kontrakts erfüllt haben. Wir sollten uns nicht zu sicher fühlen, wenn wir uns das überhaupt können.“ der Elf runzelte zweifelnd die Stirn. Wenn er den Zwerg richtig verstanden hatte, war sein Clan nicht in der Lage gewesen vernünftigen Widerstand zu leisten. Wenn die meisten Waffen keine Wirkung auf die Wesen gezeigt hatten, dann waren sie zu zweit so gut wie wehrlos.

“Und wir sollten herausfinden, was genau die Zwerge dort angegriffen hat. Ich habe wenig Lust festzustellen, dass unsere Waffen nicht mehr als die Luft verletzen können. Ein Priester…“ Ecthelion verzog bei dem Gedanken unwillkürlich das Gesicht und schaute miesepetrig in die Runde. “…könnte die Waffen weihen oder was weiß ich. Zumindest sollten wir es probieren. Außer einer Predigt wird es uns wohl nicht viel kosten.“ mit verdrehten Augen hatte er schon einen Mann vor sich, der einen ellenlangen Monolog über die Herrlichkeit seines Gottes hielt. Mir krauser Nase nahm er einen weiteren Schluck Wein und fragte sich, warum ihn Babe eigentlich so ansah. Fragend starrte er eine Weile lang zurück, bis ihm einfiel, dass er keine wirkliche Antwort auf ihre Frage gegeben hatte.

Mit sich langsam ändernder Gesichtsfarbe hielt sich der Elf das Trinkhorn vors Gesicht und wartete ab, bis er meinte, dass das Brennen auf seinen Wangen weitestgehend verschwunden war. Unschuldig blickte er zurück und bewunderte dann die Innenausstattung des Raumes. Dann heftete sich sein Blick wieder auf Babe. “Sicher werde ich das Abenteuer weiter mit dir bestreiten. Kommt ja gar nicht im Frage, dass wir jetzt umkehren.“ dann lächelte er spitzbübisch. “Einen schreckt einen Elfen sicher nichts ab, was einen Zwerg abschreckt. Also würde ich so oder so gehen. Und da du ja gesagt hast, dass du auch mich aufpassen willst, hast du wohl keine andere Wahl oder vielmehr wir beide.“ schmunzelnd schwenkte der Elf sein Weinglas in der Hand und ließ die Kriegerin dabei nicht aus den Augen, auch wenn sein Blick immer wieder zu Gerambolosch glitt, der die ganze Zeit still geblieben war.
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21.11.2005, 17:16
Anonymous

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Beitrag #80
 
Auch Babe schmunzelte und sie nickte dabei. "Du hast natürlich Recht. Askaarel war magisch genug für zwei Welten und auch der Drache sollte mir vor Augen halten, dass alles möglich ist. Ich mag Magie nur nicht." Ihr Blick glitt in ihr Weinhorn, als wollte sie durch die rote Flüssigkeit hindurch auf den Grund schauen. "Vielleicht liegt es daran, dass ich nichts gegen sie ausrichten kann und mich dadurch ihr gegenüber hilflos fühle. Es ist wie in der Liebe: in beiden Fällen steht man ihr unvermittelt gegenüber und kann sie nur bezwingen, indem man sich ihr hingibt oder durch irgendwelche Tricks herauswindet. Ein Schwert ist und kann keine Lösung sein." Die Kriegerin nahm einen tiefen Schluck, bevor sie es dem Schmied zum nachfüllen hinreichte. "Leider. Und gleichzeitig auch den Göttern sei Dank dafür. Es lehrt Bescheidenheit, wenn man ein Problem nicht mit dem Bat`leth oder einem gut gezieltem Pfeil lösen kann. Auch, wenn es einem manchmal als einfacher erscheint."
Der Zwerg unterbrach ihre philosophische Gedanken, indem er Ecthelions Überlegungen bezüglich der Hexe wieder aufgriff. "Die Hexe müsste nun über 1000 Jahre zählen. Ich weiß nicht, wie lange Hexen leben, aber wenn, dann würde ich sie am ehesten in den Bergen vermuten. Zwar haben schon viele von meinem Volk nach ihr gesucht oder nach ihren Spuren gefahndet, aber keiner von ihnen ist dabei weiter als bis über den Kronten gestiegen. Der Kronten ist der höchste Bergzug hier und alleine seine Überquerung ist ein Risiko."
Babe, die sich in Gedanken schon in einem vom Schnee bedeckten Grab sah, schüttelte sich. "Ich habe keine Lust, monate- oder jahrelang die Berge nach einer alten Frau abzusuchen. Wenn Ecthelion meint, wir könnten unsere Schwerter weihen lassen, dann lasst uns das versuchen. Zwar meine ich, dass meine Klinge schon von vielen Schlachten geweiht worden ist, aber schaden kann es ja wohl nicht."
Keiner hatte bei dem Gespräch auf die Kerze geachtet, die immer weiter heruntergebrannt war. Denn kaum hatte Babe ihren Satz zu Ende gesprochen, zischte es leise und Dunkelheit senkte sich über die kleine Gemeinschaft. Babe fluchte leise, denn neben ihr war Gerambalosch aufgesprungen und ihr dabei an das Schienbein getreten.
"Da war jemand am Fenster," rief er, wobei er durch die Dunkelheit zur Tür hastete. Ein Stuhl flog dabei um und fiel mit einem lauten Poltern zu Boden.
Die Kriegerin, die im ersten Moment rein gar nichts erkannt hatte, blickte zum Fenster. Der Mond schien herein und tauchte den Rahmen in ein silbriges Licht. "Wo?" rief sie erstaunt. "Ich sehe nichts."
Währendessen brummte der Schmied, der sich plötzlich in einer anderen Ecke des Zimmers zu befinden schien. "Verdammt, wo sind die Kerzen? Ich habe sie doch sonst immer in der Lade." Ein Geräusch von knarrendem Holz ließ vermuten, dass er hektisch nach einer neuen Lichtquelle suchte.
Ein Huschen vor dem Fenster ließ nun auch Babe quer durch das Zimmer stürmen. Zwar hatten sich ihre Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, doch sie übersah trotzdem Ecthelion, der ebenfalls aufgestanden war und in Richtung des Ausgangs hastete. Unsanft rumpelte sie mit ihm zusammen, was ihr einen zweiten, blauen Fleck nun in der Höhe ihres Knies einbrachte. Sie achtete jedoch nicht auf den Schmerz, sondern rannte mit dem Elf zusammen hinter dem Zwerg aus dem Haus, der bereits die Straße hinabrannte.
"Zwecklos, ihm zu folgen, "vermutete Babe. "Aber hinter dem Haus muss noch jemand sein, lass uns den abfangen." Die Kriegerin drehte sich um und schlich zur Hauswand, an der sie sich bis zur Ecke schob.
Hinter dem Haus erstreckte sich ein Obstgarten mit mehren Bäumen. Der Geruch von Kirschen lag in der Luft der lauen Sommernacht, was Babe einen Moment stutzig machte, bis sich daran erinnerte, dass sie in den Bergen war. Die Kirschenzeit durfte in dieser Gegend gut einen Monat später sein als bei ihr im Wald.
Trotz der Dunkelheit konnte Babe erkennen, dass sich die Krone eines Baumes bewegte. Sie machte Ecthelion mit einer kaum wahrnehmbaren Geste auf den hohen Baum aufmerksam, in der Hoffnung, er würde verstehen, was sie meinte.
"Schütteln wir ihn runter," flüsterte sie dem Elfen zu. "Faules Obst soll man nicht in den Bäumen lassen."
23.11.2005, 09:47
Ecthelion
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Beitrag #81
 
Der Elf runzelte die Stirn und spielte mit seinem Trinkhorn herum. “Sich etwas hingeben heißt aber auch, dass man durchaus beim Versuch auf die Nase fallen kann. Und nicht jede Wunde und die daraus resultierende Narbe ist nur rein oberflächlich.“ murmelte der Elf dann zurück, als die Kriegerin geendet hatte. Dann ruckte sein Kopf plötzlich hoch. “Moment, ich bin nicht scharf darauf mich mit einem Priester auseinanderzusetzen. Wir sollten uns vorher auf jeden Fall erkundigen.“ mit einer sauertöpfischen Miene machte er klar, dass er den Besuch bei einem Priester nur als allerletzte Möglichkeit in Betracht zog. Bevor sie aber weiter darauf eingehen konnten, wurde es dunkel im Raum. Zwischen Fluchen, Rufen und rückenden Stühlen versuchte sich der Elf zu orientieren. Als sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, stand er auf und versuchte dem Zwerg zu folgen, der in Windeseile durch die Tür verschwunden war. Weiter als einen Schritt kam er aber nicht, weil er direkt mit Babe zusammenrasselte.

“Autsch…“ entfuhr es dem Elfen und er humpelte einige Schritte hinter ihr her, bis sie vor der Tür stehen blieb. Gerambolosch war schon fast hinter der Biegung einer Strasse verschwunden, so dass Ecthelion schon missmutig das Gesicht verzog. Erst auf Babes Hinweis hin folgte er der Kriegerin. Die Gerüche lenkten den Elfen ab, der schon wieder ganz woanders mit seinen Gedanken war, so dass Babe die Geste wiederholen musste, bis er endlich wusste was sie von ihm wollte. Mit zusammengekniffenen Augen folgte er ihrer Bewegung und ein Grinsen stahl sich auf die Züge des Elfen. Das Grün seiner Augen wurde intensiver, aber durch das Geäst und Blütenwerk konnte er auch nur erkennen, dass sich eine Person dort in der Baumkrone versteckt hielt.

“Dann hoffen wir doch mal, dass das Fallobst uns nicht auf den Kopf fällt. Reicht ja aus, wenn der da oben ein paar Druckstellen bekommt.“ flüsterte der Elf zurück und fasste dann den Stamm mit beiden Händen an. Der Stamm war nicht außergewöhnlich dick, aber die beiden Freunde merkten schnell, dass sie sich ins Zeug legen mussten, damit die Krone in Schwingung geriet. Davon abgesehen hatte die Gestalt im Baum schnell bemerkt, dass sie entdeckt worden war. Sie hielt sich aber störrisch im Astwerk fest und gab keinen Laut von sich. Die Kriegerin und der Elf machten eine Weile lang weiter, aber so würden sich nicht weiterkommen. “Wir müssen das Obst doch wohl altmodisch pflücken.“ murmelte der Elf noch immer gedämpft und schaute nach oben. Babe folgte seinem Blick und Ecthelion überlegte eine Zeit lang.

Er hatte sich schon an einen der tiefer liegenden Äste gehängt und zog sich langsam hoch, als ihm das Schwanken, ausgelöst von Babe die Erinnerung mit dem Bären in Erinnerung rief. Schnell ließ er den Versuch sein. Wieder am Boden klopfte er die Hände ab und schmunzelte in Richtung der Kriegerin. “Ich glaube, dass lasse ich lieber. Einmal reicht in absehbarer Zeit für mich. Irgendwie kommen wir schon an unser Obst. Ich erinnere mich da grade an eine beliebte Methode aus meiner Jugend.“ ein leicht heimtückisches Lächeln huschte über das Gesicht des Elfen. Dann drehte er sich um und ging zurück in die Hütte. “Pass mal bitte kurz auf, dass noch alles an Ort und Stelle ist, wenn ich wieder da bin. Du kannst ihn auch von mir aus ein wenig ärgern.“ meinte Ecthelion über die hinweg Schulter zur Kriegerin. Kurz darauf kam er wieder aus der Hütte und blickte in die Baumkrone. “Dann wollen wir es doch mal versuchen. Das Obst wird dabei zwar beschädigt, aber bei faulem Obst ist das ja egal.“ grinsend sah er Babe an und stellte sich schräg unter die Baumkrone.

Dann legte er einen Pfeil auf die Sehne seines Bogens und visierte die Krone des Baumes an. Er wackelte absichtlich mit der Pfeilspitze auf und ab. Kurz darauf steckte der Pfeil zitternd im Ast nahe den Füssen der Gestalt. “Hm, ich sollte ein wenig höher zielen. Ich sehe im Dunkeln doch nicht so gut.“ meinte er überlegend, als er erneut den Bogen spannte und einen zweiten Pfeil von der Sehne entließ. Diesmal flog der Pfeil durch das Astwerk an der Gestalt vorbei. “Das gibt es doch gar nicht, jetzt aber.“ der Elf hatte erneut einen Pfeil aufgelegt und strich die Befierung glatt, als ein Geräusch aus der Baumkrone zu hören war. “Ich komme runter. Lasst euren Pfeil da wo er ist.“ war aus der Baumkrone zu hören und kurz darauf kraxelte die Gestalt nach unten. “Langsam, macht mich nicht nervös. In meinem Alter zittern die Hände schon so genug.“ gab Ecthelion warnend zurück, als der Unbekannte den Stamm herunterrutsche und vor ihnen stehen blieb.

“Und jetzt erzählt uns doch mal, was ihr denn am Fenster gemacht habt. Ihr seid dort sicher nicht zufällig gewesen, weil die Aussicht so schön war.“ bevor sie aber eine Antwort erhielten, kam Gerambolosch in der Zwischenzeit schwer atmend und mit einem hochroten Kopf wieder die Strasse entlang getrabt. Aus der Entfernung konnte man den Zwerg fluchen hören, was beiden ein Grinsen entlockte. “Weg! Erst feige gerannt und dann auch noch versteckt. Der kann von Glück reden, dass ich ihn nicht in meine Hände bekommen habe.“ Der Zwerg spie auf den Weg aus und näherte sich weiter. Erst als er erkannte, dass die seine Begleiter mehr Glück gehabt hatten, entspannten sich seine Gesichtszüge.

“Hat er schon etwas gesagt? Sonst springe ich ihn liebend gerne zum Reden.“ der Zwerg verschränkte die Finger seiner Hände ineinander und streckte sie gemächlich nach vorne. Ein deutliches Knacken war zu vernehmen, als Gerambolosch seine Pranken lockerte.
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23.11.2005, 19:17
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Beitrag #82
 
Babe hatte unbewusst den Atem angehalten, als Ecthelion in die Baumkrone zielte. Dass sie nicht mehr atmete, wurde ihr erst bewusst, als sie den Atem nach dem ersten Schuss wieder ausstieß. Nicht, dass sie Bedenken gegen sein Können mit dem Bogen hatte, aber es war eines, es zu wissen und ein anderes, ihm dabei zuzuschauen, wie er damit jemanden vom Baum schoss.
Der Betreffende schien allerdings nicht zu recht wissen, wie er die Schießkünste des Elfen einordnen sollte, denn man konnte trotz der Dunkelheit sehen, dass er leicht zitterte. Der offensichtliche Ärger und die Drohung des Zwerges tat sein übrigens, um ihn völlig zu verwirren. Der Fremde klammerte sich an den Stamm, als würde er dadurch Schutz bekommen.
"Tut mir nichts, ich habe nichts getan."
Die Kriegerin stutzte. Der Fremde hatte eine weibliche Stimme, auch wenn sein Äußeres im ersten Moment auf einen jungen Mann schließen ließ. Aber da Babe selbst am Besten wusste, wie bequem eine Hose und ein einfaches Hemd sein konnte, sagte sie nur: "Wir wollen dir nichts Böses. Sag uns nur, was du am Fenster wolltest."
Gerambalosch schien ebenso erstaunt zu sein, zeigte es aber mehr als sie. "Ein Weib!" rief er laut aus, griff nach dem Arm des Mädchens und zerrte sie unter dem Schatten der Krone hervor.
Im Mondlicht konnte Babe nun die zierlichen Gesichtszüge und die schlanke Figur der jungen Frau erkennen. Ihre Haare waren kurz geschnitten und standen nach allen Seiten ab. Ein trotziger Ausdruck lag auf dem Gesicht, auch wenn die Unterlippe sichtlich bebte. "Ja und?" antwortete die junge Frau. "Ist es verboten, nachts Kirschen zu stehlen? Dass ich am Fenster vorbeikam, war reiner Zufall."
"Fremde Kirschen, ja." Babe kam nicht umhin, zu grinsen. "Und ich nehme an, dein Partner wollte nur den Korb halten."
Die Bedrängte versuchte ihre Arme zu verschränken, obwohl sie immer noch vom Zwerg festgehalten wurde. "Er stand Schmiere."
"Das werden wir noch herausfinden." Gerambalosch war immer noch wütend, so dass er die junge Frau durch den Obstgarten bis zum Haus zerrte. Ecthelion und Babe ging dem ungleichen Paar hinterher. Babe wusste zwar nicht, was der Elf von der Sache hielt, aber ihr kam sie seltsam vor. Ihrer Meinung nach sah man nicht in ein erleuchtetes Fenster hinein, wenn man wirklich darauf aus war, Kirschen zu stehlen. Sie jedenfalls würde es nicht tun, sondern hoffen, dass die Gespräche im Inneren des Hauses so anregend waren, dass keiner daran dachte, in den Obstgarten zu gehen.
Sie sprach ihre Worte laut aus, als wenig später alle wieder in der Stube des Schmiedes saßen, die nun wieder von einer Kerze erleuchtet war. Der Schmied blickte daraufhin die junge Frau erstaunt an.
"Meine Kirschen wolltet ihr klauen? Da hört doch alles auf." Auf seiner Stirn zeigten sich drohende Falten und er ging auf die Frau zu, um sie an den Armen zu nehmen und zu schütteln.
"Diebin. Soll ich dir sagen, was ich mit Obstdieben mache? Ich hänge sie am nächstbesten Apfelbaum auf und warte, bis sie als Kompost unter denselben fallen."
Rasch legte Babe eine Hand auf die astdicken Arme des Schmiedes. um ihn aufzuhalten. "Immer mit der Ruhe." Und sie kam damit Ecthelion zuvor, der der jungen Frau ebenfalls zu Hilfe eilen wollte. "Wir glauben nicht, dass sie etwas von deinen Kirschen wollte."
"Nein," brummte Gerambalosch ebenfalls. "Deine Kirschen sind viel zu wurmig, die klaut keiner. Ich glaube eher, sie trieb etwas anderes hierher."
Eine Blässe auf dem Gesicht der Frau, nun durch die Drohung des Schmiedes hervorgerufen, erfasste die Frau. "Ich sage ja alles..." rief sie plötzlich. Aber tut mir nichts." Sie zerrte an ihren Armen, um die Hände des Schmiedes abzuschütteln. "Du tust mir weh." Gleich darauf plumpste sie auf den Stuhl hinter ihr, da der Schmied sie unsanft draufsetzte. Kaum saß sie auf dem Stuhl, sank sie in sich zusammen, als wäre jeder Wiederstand von ihr abgefallen.
"Dabei hatte sie ihn kaum gezeigt," dachte Babe, die das Häufchen Elend vor ihr betrachtete. Sehr mutig schien ihr die Fremde nicht zu sein, da sie bei der leisesten Drohung schon Angst bekam. "Nun erzähl," forderte sie die Frau auf. "Und sag uns, was du hier wolltest."
"Ich heiße Mira," begann die Frau leise und nach einem ängstlichen Blick zu dem Zwerg. "Ich kam mit meinem Zwillingsbruder hierher, weil ich den Zwerg gesehen habe." Wieder ging ihr Blick zu Gerambalosch, der sie weiterhin finster anstarrte. "Wir haben von dem Fluch gehört, der über einer Miene liegen soll und da waren wir einfach neugierig, als wir ihn heute gesehen haben."
Bei der Erwähnung der Miene und dem Fluch erstarrte Gerambalosch. "Das kann nicht sein," flüsterte er. "Von dem Fluch wissen nur sehr wenige Menschen. Es sind vor allem Zwerge und ihre engsten Freunde, die davon Bescheid wussten."
Babe hätte es nicht für möglich gehalten, aber sein Gesicht wurde noch finsterer, als es jetzt schon war.
"Woher weißt du davon?" knurrte er Mira unfreundlich an.
25.11.2005, 18:22
Ecthelion
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Beitrag #83
 
Irgendwie schien die ganze Situation ihm mehr als merkwürdig. Der Schmied schien es wirklich ernst zu meinen, was seine Kirschen anging. Der Elf runzelte die Stirn und fragte sich, ob das wirklich nötig sein sollte. Davon abgesehen hatte die junge Frau es sicher nicht auf die Kirschen abgesehen. Und die Behandlung durch den Schmied und Gerambolosch schien ihm reichlich übertrieben. Wenigstens Babe griff ein, damit die Situation nicht völlig entglitt und der Schmied seine Drohung wahr machen konnte.

Ecthelion fühlte sich eh schon ein wenig unwohl, weil er fast eine Frau aus dem Baum geholt hatte. Auch wenn er sie nicht getroffen hätte, hatte er nicht damit gerechnet. Während Mira ihre Geschichte erzählte stellte er sich neben die junge Frau und reichte ihr sein Trinkhorn. Mit einer beruhigenden Geste legte er ihr kurz die Hand auf die Schulter und ermunterte sie, wirklich alles zu erzählen. Das sie ihn oder vielmehr seine Ohren kurze Zeit mit geweiteten Augen und offenen Mund a anstarrte, ignorierte er so gut es ging. Daran gewöhnen würde er sich wohl nie. Sie verfiel allerdings schnell wieder in eine unruhige Stille, als der Zwerg sie anknurrte.

Ecthelion ging einen Schritt auf den Zwerg zu und winkte ab. So ungewöhnlich erschien es ihm nicht, dass die Geschichte um eine verfluchte Mine die Runde machte. Die Leute in dem Dorf zuvor hatten auch ihre eigenen Vermutungen gehabt. “Es sollte euch nicht verwundern. Die Leute in dem Dorf, durch das wir gekommen sind hatten auch ihre eigenen Legenden über den Verbleib eures Volkes. Und die Leute hier wohnen in unmittelbarer Nähe der Mine. Da sollte es normal sein, dass sie Mutmaßungen angestellt haben. Aus der Sicht der meisten Menschen ist jede verlassene Zwergenmine verflucht und jede verfallene Elfensiedlung verzaubert. Das ist der Lauf der Dinge, daran wird sich jetzt auch nichts ändern, wenn ihr Mira zu Tode ängstigt.“

Der Elf drehte sich zu den Anderen im Raum um. Zumindest der Schmied schien sich wieder beruhigt zu haben und war in den Garten gegangen. Wahrscheinlich suchte er jetzt penibel den Baum nach abgeknickten Ästen und herabgefallenen Blüten und Kirschen ab. Gerambolosch sah den Elfen abwartend an und knurrte dann verächtlich. “Pah, dass sieht euch wieder ähnlich. Ihr seid zu leichtgläubig, ein paar Worte einer jungen Frau und ihr könnt das Offensichtliche nicht mehr sehen. Die Mine ist überall bekannt und bald werden Horden von Schatzjägern die letzten Geheimnisse meines Volkes entdeckt haben.“ der Blick es Zwerges ging an dem Elfen vorbei und fixierte wieder die junge Frau. “Versteckt ihr euch nur weiterhin, euer Bruder wird vielleicht gesprächiger sein.“ Gerambolosch funkelte sie böse an und stand dann plötzlich auf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren preschte er aus der Hütte und verschwand in der Dunkelheit.

“Zwerge.“ fluchte Ecthelion laut vor sich hin. Er zweifelte nicht daran, dass Gerambolosch falls notwendig die ganze Nacht lang die Suche nach Miras Bruder durchziehen würde. Und wenn die beiden wirklich Geschwister waren, würde sich ihr Bruder auch sicher in der Umgebung rumtreiben. Mit einem denkwürdigen Gesicht blickte er Babe an. “Entweder wir warten bis er ihren Bruder gefunden hat und hierhin geschleift hat, oder wir begeben uns selber auf die Suche und verhindern Schlimmeres. Auch wenn wohl nicht mehr als eine ordentliche Tracht Prügel herausspringen wird. Hoffe ich…“ Bevor er seine Gedanken weiterspinnen konnte und die Kriegerin ihm eine Antwort geben konnte, machte sich wieder die junge Frau bemerkbar.

“Er wird ihm doch nichts tun, oder? Wir wollten wirklich nicht absichtlich lauschen. Wir waren doch nur neugierig, weil wir noch nie einen Zwerg gesehen haben. Und jetzt ist hier auch noch ein Elf. Mein Bruder hat doch nichts Schlimmes gemacht, wir wollten nur einen Zwerg aus der Nähe sehen.“ So langsam vermutete Ecthelion, dass ihre Geschichte entweder stimmte oder sie ziemlich leicht aus der Fassung zu bringen war. So oder so hatte sie wohl keine schlechten Absichten. “Würdet ihr ihm helfen? Der Zwerg soll ihn nicht verprügeln, dass würde alles zerstören. Es gibt so viele Geschichten über die Freundlichkeit des Zwergenvolkes. Er würde sie nie wieder glauben.“ Die junge Frau blickte abwechselnd unsicher zu Babe und dann wieder zum Elfen. “Und euer Volk soll doch auch immer hilfsbereit sein….“

Mit einem unterdrückten Grinsen drehte sich der Elf von Mira weg und blickte zu Babe. Für einen kurzen Moment verdrehte er leicht die Augen. “Was meinst du? Sollen wir Märchenonkel und Märchentante spielen, bevor der Zwerg wirklich noch eine Dummheit begeht? Ich muss doch auch an den Ruf meines Volkes denken.“ der Elf biss sich auf die Unterlippe, damit er vor Mira nicht auflachte. Sie schien sich wirklich Sorgen zu machen und Ecthelion wollte sie nicht noch unnötig verunsichern.
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26.11.2005, 13:45
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Beitrag #84
 
"Ach, weißt du - man hat mir schon so oft Märchen erzählt, dass es mir auf eines mehr oder weniger nicht mehr ankommt." Die Stimme der Kriegerin rutschte ins Sarkastische, ein Zeichen dafür, dass ihr Geduldsfaden zu reißen drohte. Mit einem Seufzen lehnte sie sich an den Tisch, legte ihre Hand über die Augen und seufzte hörbar. "Ich dachte, uns würde ein wirkliches Abenteuer erwarten, als wir die Karte fanden und nun sehe ich mich Flüchen, Mädchen und ungeduldigen Zwergen gegenüber. Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe."
Babe rang sich ein Lächeln ab, welches sie Ecthelion schenkte. "Ich fürchte, ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Schieb es auf meine kurze Lebenszeit, aber diese Warterei und die Ungewissheit, was sein wird, zerrt an meinen Nerven."
Inzwischen war der Wirt wieder eingetreten, brummte etwas von "esistkeinschadenentstanden" und verschwand in einen der hinteren Räumen. Währendessen warteten Ecthelion, Babe und Mira in der Stube auf die Rückkehr des Zwerges. Erst als diese auf sich warten ließ, gab sich Babe einen Ruck und sie zerrte den Elfen aus der Stube. Mira, die anscheinend nicht alleine mit dem Schmied bleiben wollte, lief ihnen hinterher.
"Das bringt doch alles nichts," fluchte die Kriegerin leise, während sie in die Nacht hinaus spähte. Der Wein und auch die späte Tageszeit zeigten inzwischen seine Spuren: sie wurde müde. "Nehmen wir deinen Vorschlag auf und gehen die zwei suchen. So groß ist das Dorf nun auch wieder nicht, dass man sich darin verlaufen könnte." Sie wandte sich an Mira, die unsicher neben ihr stand. Ihre Arme hielt sie vor der Brust verschränkt und sie versuchte wie sie etwas in der Dunkelheit zu erkennen. "Was meinst du, wo könnte er sich verstecken?"
"Außerhalb des Dorfes, in der kleinen Schafhütte."
Babe wechselte einen Blick mit dem Zwerg, bevor sie sich wieder an das Mädchen wandte. "Führe uns hin, es ist wohl besser, wenn wir deinen Bruder vor Gerambalosch finden." Schon bei ihren Worten rückte sie ihr Bat`leth zurecht, das sie sich wieder auf den Rücken geschnallt hat.
"In Ordnung." Mira nickte nachdenklich, blickte einmal noch die Straße hinunter und trat dann unter dem Haus hervor. Anschließend ging sie zielstrebig in Richtung Norden. Ecthelion und Babe mussten, um sie nicht gleich am Anfang zu verlieren, ihr rasch hinterher eilen.

Sie durchquerten bei dem Tempo, den Mira vorlegte, schnell das Dorf und erreichten die Felder, die um das Dorf herum angelegt waren. Hecken und Mauern grenzten die einzelnen Felder ab und bildeten so einen Sichtschutz für diejenigen, die nicht gesehen werde wollten. Selbst das fahle Mondlicht bot nicht viel Möglichkeit etwas mehr zu erkennen als die nächste Umgebung.
Babe, die kurz stehen geblieben war, um auf das Dorf zurückzublicken, ließ ihre Blicke in der Gegend umherschweifen. Das Dorf, die Felder und die Berge um sie herum machten einen friedlichen und harmlosen Eindruck. Ein Duft von Weizen lag in der Luft, der von dem leichten Sommerwind noch verstärkt wurde.
"Eine Nacht, geschaffen um zu Lieben und zu Feiern," dachte Babe mit einem Anflug von Wehmütigkeit. "Statt dessen jagen wir einem Zwerg und einem Bruder hinterher. Ich frage mich..."
Was sie sich fragte, dachte sie nie zu Ende, denn plötzlich gellte ein Schrei durch die Nacht. Babe horchte auf, während Ecthelion seinen Bogen hoch nahm. Ein Pfeil lag bereits auf der Sehne, so schnell, dass Babe nicht zu sagen wusste, wie er das geschafft haben könnte. Die Kriegerin stellte sich deshalb hinter Ecthelion und linste an seinem Rücken vorbei in die Richtung, aus der der Schrei erklungen war.
"Sag, was sieht dein Elfenauge?"
27.11.2005, 15:09
Ecthelion
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Beitrag #85
 
Schmunzelnd blickte der Elf die Kriegerin an. “Ich hätte dich vielleicht warnen sollen. Aber bislang passt es recht gut in das Bild meiner sonstigen Erlebnisse. Wäre ja auch ein Wunder, wenn es einmal anders wäre. Insofern kannst du deinen Unmut bei mir abladen.“ das ganze Chaos ließ er einfach über sich ergehen. Im Moment amüsierte ihn das Ganze eher, auch wenn er der Meinung war, dass sie den Bruder von Mira möglichst vor Gerambolosch finden sollten. Aber die Sache nahm Babe selber in die Hand. Ecthelion schmunzelte noch immer leicht, sagte aber nichts. Die ganze Angelegenheit zu beschleunigen war sicher nicht verkehrt, auch wenn er noch genug Geduld für das ganze Hin und Her hatte. Aber den Maßstab sollte er besser nicht anlegen, besonders nicht, weil er mindestens genauso zielstrebig werden konnte.

“Schafshütte...schon wieder Schafe..“ murmelte der Elf vor sich hin, als sie sich auf den Weg aus dem Dorf machten. Der Blick über die nächtliche Landschaft entschädigte zumindest für die Hektik, die Mira jetzt an den Tag legte. Es war ihr wohl bewusst geworden, dass der Zwerg seine Drohungen in der Schmiedehütte durchaus ernst gemeint hatte. Ecthelion ertappte sich beim Blick über die Landschaft dabei, dass er am Liebsten halt gemacht hätte und sich die Gegend und den Sternenhimmel anzusehen. Aber dann wäre Babe wahrscheinlich wirklich der Geduldsfaden gerissen. Und das, so beschloss er schmunzelnd, sollte verhindert werden.

Erst der Schrei riss ihn endgültig aus den Gedanken und er versuchte was in der Dunkelheit zu erkennen. Aber trotz des Mondlichtes und keinerlei Hindernisse, die ihm die Sicht versperrten, konnte er nichts erkennen. Die Gegend lag wieder ruhig und friedlich vor ihnen. Stirnrunzelnd legte er seinen Bogen wieder über die Schulter und drehte den Pfeil in seiner Hand. “Nichts, überhaupt nichts.“ fragend drehte er sich zu Babe um und blickte die Kriegerin an. Interessiert bemerkte der Elf, dass ihre Augen im Mondlicht ebenfalls leicht funkelten, sie aber wohl nicht viel mehr als Mira sah, die ein paar Schritte hinter ihnen stand. Die junge Frau blickte ängstlich an den beiden vorbei und wirkte recht unglücklich.

Bevor Ecthelion nach ihrem weiteren Vorgehen fragen konnte, zerriss ein zweiter Schrei die Stille der Nacht. Diesmal leiser, aber dafür länger. Der Elf versuchte die Richtung auszumachen und sah sich um. Der Schrei verebbte, aber er konnte ein leiseres Klagen ausmachen. Gefolgt von einem Fluchen, dass ihm bekannt vor kam. Durch die ständigen Geräusche konnte er endlich die Richtung ausmachen und drehte sich wieder um. Er legte sich den Zeigefinger auf die Lippe und griff sich die Hand der Kriegerin. Dann ging er voraus und sah sich immer wieder um, damit auch Mira Schritt halten konnte. Der Ursprung der Geräusche kam immer näher. Durch die sonstige Stille wirkte das Rufen gespenstisch, besonders wenn das Mondlicht durch die Wolken brach und die Umgebung in ein fahles Licht tauchte.

Als sie hinter einer der Hecken eines der Felder verließen, konnte Ecthelion auch die Verursacher für den Lärm ausmachen. Direkt unter einer der abgrenzenden Mauern, lag eine Gestalt, die wohl der Bruder von Mira war und hielt sich sein Bein. Ecthelions Blick folgte hoch bis auf die Mauer, wo sich neben zwei Händen jetzt auch ein ziemlich roter Kopf eines bekannten Zwerges zeigte. Der Elf biss sich auf die Zunge, als er die Versuche des von Gerambolosch sah, bis dieser endlich die Mauer erklommen hatte. Ein Schwall von Fluchen traf sofort den am Boden liegenden Mann. Mira, die jetzt auch angekommen war, stieß einen leisen Schrei aus und kniete sich neben den jungen Mann. Der Elf ließ derweil die Hand der Kriegerin los und achtete darauf, dass Gerambolosch nicht mehr als Flüche auf den Bruder der jungen Frau niedergehen ließ.

Nach einer Weile blickte Mira wieder hoch. Die junge Frau hatte Tränen in den Augen. “Sein Bein ist fürchterlich verdreht. Er hat Schmerzen. Nicht weit von hier in den Bergen lebt eine alte Frau. Sie kennt sich mit Heilkunde aus und wird ihm helfen können.“ Ecthelion wagte es kaum in die Richtung der Kriegerin zu sehen. Das eigentliche Ziel schien in weite Ferne zu rücken, aber er wollte den Mann auch nicht so liegen lassen. Auf die Frage wie weit es denn wäre, bekam er wenigstens die Antwort, dass sie es selbst in der Dunkelheit in wenigen Stunden schaffen würden. Babe, die ihre Arme vor der Brust verschränkt hatte, schien nicht sonderlich begeistert zu sein. Gerambolosch führte noch immer einen Veitstanz auf und Ecthelion verdonnerte diesen kurzerhand dazu, den jungen Mann Huckepack zu nehmen.

“Keine Widerrede. Durch eure Ungeduld ist es doch erst soweit gekommen. Jetzt tragt auch die Konsequenzen. So könnt ihr euch auch über die ganze Angelegenheit in aller Ruhe unterhalten.“ die Augen des Elfen blitzen in der Dunkelheit kurz auf und sein Tonfall war alles andere als freundlich. Unter Murren machte der Zwerg es dann auch. Flankiert wurde Gerambolosch dabei von Mira, die ihren Bruder nicht aus den Augen ließ. Das gleiche machte der Elf bei Babe, die bislang noch nichts gesagt hatte. “Sollen wir mitgehen? Gerambolosch bekommt das sicher alleine hin.“ der Elf warf einen Seitenblick auf den Zwerg und seine Begleiter, die sich unter dem leisen Stöhnen des jungen Mannes auf den Weg machten. “Und bei ihrem Tempo müssen wir nicht sofort mitgehen, falls du erst in die Schmiede zurück willst.“ Ecthelion räusperte sich leise und blickte erst zu dem in der Dunkelheit verschwindenden Trio und dann wieder zur Kriegerin.
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27.11.2005, 19:57
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Beitrag #86
 
Missmutig blickte Babe den dreien hinterher. Miras Bruder stöhnte und jammerte, dass er damit einen Stein erweicht hätte. Bei ihr ereichte er jedoch eher das Gegenteil und so knurrte die Kriegerin: "Ich habe keine Lust, bei dem Burschen Händchen halten zu müssen, wenn er versorgt wird. Deshalb schlage ich vor, dass wir zurück zur Schmiede gehen."
Sie wandte sich ab und trat auf den Feldweg zurück, von dem sie gekommen waren. Der Mond, der mit jeder Minute höher stieg und seine volle Scheibe zeigte, beleuchtete ihn hell und klar.
Babe, die allmählich die Lust auf die Miene und alles, was damit zusammenhing, verlor, gähnte herzhaft. Ecthelion mochte die Fähigkeit haben, tagelang ohne Schlaf auszukommen, ihr Körper dagegen verlangte nach Erholung. Sie wollte deshalb den Elfen vorschlagen, den folgenden Tag mit Ausschlafen zu verbringen, als just in diesem Moment eine Gestalt vor sie auf den Weg trat.
Für einen Moment erschrocken, wich die Kriegerin einen Schritt zurück. Die Gestalt war klein und bucklig und ein Gewand, das Fetzen am mageren Körper schlackerte. Trotz des Mondlichtes waren die Gesichtszüge nicht deutlich sichtbar, was zum Teil auch an dem wilden Bart lag, der der Person lang über den Bauch hing.
Noch während Babe den Mann musterte, hatte Ecthelion schon nach seinem Bogen gegriffen und zielte nun mit einem Pfeil auf ihn. Ein Keuchen kam daraufhin aus der Kehle des Mannes, der nun seinerseits zurückwich.
"Er trifft selbst im Dunkeln das Auge einer Maus," sagte Babe in die darauffolgende Stille. "Ich würde deshalb von einem Überfall absehen."
"Kein Überfall, kein Überfall," krächzte der Fremde in einer hohen Fistelstimme. "Ich habe ein anderes Anliegen."
Babe, die das Seufzen des Elfen förmlich hören konnte, legte ihre Hand auf den Arm des Elfen und trat dann auf die Gestalt zu. Ein Geruch von Schweiß, Dreck und Moder stieg ihr in die Nase, die sie unwillkürlich die Luft anhalten ließ. "Wenn du Betteln willst, dann wirst du genauso wenig Glück haben."
Statt einer Antwort streckte der Bucklige seine Hand vor. Seine schmutzigen Finger waren gekrümmt, die er nun langsam öffnete. Ein Mondstrahl fiel daraufhin auf einen Gegenstand in der Handfläche, wo er hell aufleuchtete.
"Ich habe euch gesehen," krächzte der Mann wieder. "Und ich habe auf euch gewartet. Ihr wollt in die Miene. Aber ihr kommt nicht ohne das hinein."
Mit einer Mischung aus Misstrauen und Argwohn blickte die Kriegerin auf das Ding in der schmutzigen Hand. Er war klein und schien aus edlem Metall zu sein. Und es war ein Schlüssel.
"Was ist das?" fragte Babe deshalb vorsichtig. "Und wo hast du uns gesehen?"
Ein irres Kichern schüttelte den Buckligen. "Nein, nein, das kann ich nicht sagen. Aber glaubt mir, wenn ich sage, dass ihr das braucht, wenn ihr in die Miene wollt. Die Zwerge wissen nichts von dem Schlüssel, weshalb sie auch niemals wieder zurückkehren können. Aber ihr wisst es nun. Nehmt ihn oder lasst es bleiben. Aber dann bleibt von der Miene weg, wenn euch euer Leben lieb ist."
Wieder stutzte die Kriegerin und sie blickte zu Ecthelion, der seinen Bogen keinen Millimeter abgesenkt hatte. Er nickte auf ihren fragenden Blick hin mit dem Kopf und so streckte sie die Hand aus. Während der Schlüssel in ihre Hand glitt, fragte sie:"Wer bist du und wozu ist der Schlüssel?"
Wieder kicherte der Fremde. "Mein Name ist ohne Belang. Der Schlüssel aber" - er hob seinen Kopf und versuchte damit Babe so nahe wie möglich zu kommen - "führt zu einer Tür unterhalb des Berges. Die Tür zeigt sich nur im Neumond, wenn alles im Dunkel versinkt. Aber habt Acht, kein Zwerg kann hindurch, sonst trifft euch alle der Fluch Gwendolas. Lasst ihn deshalb zurück, den Zwerg, und zieht alleine weiter."
"Wer ist....?" Gwendola, wollte Babe noch fragen, doch sie sprach ins Leere. Der Bucklige war so schnell verschwunden, wie er erschienen war.
Ein Laut, der an ein Husten erinnerte, ließ Babe sich zu Ecthelion herumdrehen. Er blickte genauso erstaunt wie sie auf den nun wieder einsamen Feldweg. Langsam nahm er den Bogen herunter, nicht ohne mit dem Kopf zu schütteln.
Babe dagegen blickte auf den Schlüssel in ihrer Hand. Er war kalt und löste ein seltsames Gefühl auf ihrer Hand aus. "Es liegt ein Zauber auf ihm," raunte sie leise. "Und ich will verdammt sein, wenn ich das Ding mit mir herumtrage. Nimm du ihn, dir macht das ja anscheinend nicht so viel aus."
Sie trat auf Echtelion zu und hielt ihm auffordernd den Schlüssel entgegen. "Meine Waffe ist mein Schwert. Mit Zauberdingen will ich nichts zu tun haben."
29.11.2005, 10:26
Ecthelion
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Beitrag #87
 
Mit einem gutmütigen Schmunzeln im Gesicht ging der Elf hinter der Kriegerin hinterher und beließ es erstmal bei der Stille, die sich wieder über die Umgebung gelegt hatte. Wenigstens für die kurze Zeitspanne, bis ein heruntergekommen wirkende Gestalt ihnen den Weg versperrte. Die ganze Unterhaltung verfolgte er aufmerksam und erst als die Gestalt wieder verschwunden war, senkte er seinen Bogen und legte diesen schließlich über seine Schulter. Das gutmütige Schmunzeln war jetzt auch einer gewissen Genervtheit gewichen. Erst als sich Babe wieder zu ihm umdrehte, umspielte ein Lächeln seine Lippen. “Ich habe wohl keine Wahl, dann werde ich das an mich nehmen.“ mit schief gelegten Kopf betrachtete er den Schlüssel in der Hand der Kriegerin, der im Mondlicht in einem sanften Licht erstrahlte.

Als die Kriegerin ihn aus ihrer Hand in seine Handfläche fallen ließ, breitete sich wellenförmig um den Gegenstand ein seichtes Pochen in der Hand und im Unterarm des Elfen aus. Interessiert blickte Ecthelion den kalten Metallschlüssel in seiner Hand an. Das Pochen verstärkte sich nicht, bildete aber ein konstantes Pulsen aus, das ihn auf Dauer irritierte. “Es macht mir weniger aus, aber das fühlt sich an, als wenn man in einen Ameisenhaufen fasst.“ der Elf blickte die Kriegern an und fing an in seiner Tasche zu kramen. Er holte einen kleinen Lederbeutel hervor und hielt die Öffnung über die Hand der Kriegerin. Dann schüttelte er, bis auch die letzte Münze in der Handfläche von Babe gelandet war. Ohne auf den fragenden Ausdruck in ihrem Gesicht zu achten, zog er ein ledernes Band durch den Schlüssel und steckte diesen dann in den Beutel. Das Ganze legte er sich um den Hals und versteckte es dann sorgfältig unter seinem Hemd.

Mit einem Grinsen deutete er dann eine Verbeugung an. “Ich werde dieses Geschenk wie meinen Augapfel hüten, edle Dame.“ sichtlich amüsiert versuchte er den verkorksten Abend zu ignorieren. “Ich hoffe, so wie auf meine Münzen aufpasst. Ich melde mich dann immer, wenn ich etwas Taschengeld brauche.“ lachend blickte er Babe eine Weile an, bevor er sich wieder den Weg entlang bewegte. “Lass uns zur Schmiede zurückgehen. Du hast dich vorhin müde angehört.“ der Elf drehte sich zur Kriegerin um und wartete, bis sie die paar Schritte zu ihm auf geholt hatte. "Und bevor uns die nächste merkwürdige Gestalt den Weg versperrt oder verhinderte Kirschendiebe uns auch noch die restliche Nacht kosten, wäre ich dann doch lieber in der Schmiede.“

Der Elf ließ dabei offen, ob es ihm um die Gemütlichkeit der Schmiede an sich ging, oder nur um den Wein, der dort noch bereitstehen sollte. Sein Blick ging wieder über die Felder und der Elf zog die Nase leicht kraus, als er den Geruch von Getreide wahrnahm. Er atmete tief ein und ließ seinen Blick dann weiter schweifen. Die Berge ragten im fahlen Mondlicht im Hintergrund steil herauf. Der Elf genoss eine Weile die Aussicht, bis ihm einfiel, dass Babe nicht seinem nächtlichen Sichtvermögen gesegnet war. “Und wenn Gerambolosch wieder auftaucht, können wir uns Gedanken machen, wie wir unserer Felskugel beibringen, dass sie die Mine nicht betreten kann. Zumindest nicht mit uns, die Warnung sollten wir wohl ernst nehmen.“ er hatte seinen Kopf wieder zu Babe gedreht und überlegte. “Gwendola wird dann die Hexe sein Ich hätte nicht gedacht, dass wir so einfach an den Namen kommen würden. Aber scheinbar weiß hier auch jeder bescheid, außer uns und dem Zwerg.“

Eine Weile hielt der Elf seinen Kopf schief, während beide sich ihre eigenen Gedanken über die ganze Sache machten. Dann schüttelte er den Kopf und widmete sich wieder dem hier und jetzt. “Darüber können wir uns morgen den Kopf zerbrechen. Das muss nicht mehr heute sein. Und schon gar nicht hier, dafür ist hier zu schön und friedlich. Besonders, wenn man weder einen Zwerg fluchen, noch einen jungen Mann wimmern hört.“ schmunzelnd stupste er die Kriegerin in die Seite und deutete auf den Feldweg, der vor ihnen lag.
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29.11.2005, 18:29
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Beitrag #88
 
Babe grollte noch der Bezeichnung "edle Dame" nach, als der Ellebogen Ecthelions in ihren Rippen landete. Sie steckte deshalb rasch die Münzen, die immer noch in ihrer Hand lagen in ihr eigenes Geldsäckel, bevor sie murrte: "Das merk ich mir."
Der Stups in ihre Seite lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Weg und die Stille, auf die ihr Begleiter angesprochen hatte. Letzteres ließ sie verstummen, so dass kein weiteres Wort fiel, während sie den Weg zurück ins Dorf antraten. Erst als sie vor der Tür der Schmiede standen, gab sie Ecthelion eine Antwort auf seine Überlegungen hin: "Ich würde vorschlagen, dass wir gleich aufbrechen und uns außerhalb des Dorfes ein Nachtlager suchen. Ich brauche kein Bett, mir reicht auch eine trockene Unterlage und die Nächte sind mild. Wir lassen dem Schmied Gerambalosch eine Erklärung da und ich kann mir vorstellen, dass er froh sein wird, wenn er die Miene nicht mehr betreten muss."
Die Kriegerin drehte ihren Kopf zu Ecthelion, um in anzusehen. Sein Gesicht lag im Hausschatten, es war somit unmöglich, sein Ausdruck zu erkennen. Man konnte aber sein Nicken erkennen und so betrat Babe das Haus, um dem Schmied die neue Sachlage und ihre Pläne dazu zu erklären. Währendessen suchte Ecthelion ihre Ausrüstung zusammen. Nachdem er ihr ein Zeichen gegeben hatte, dass er alles beisammen hatte, zahlte Babe dem Schmied einige Goldstücke für die Versorgung der Pferde in die Hand.

Trotz Müdigkeit legten die beiden Freunde noch gute zwei Stunden Weg in Richtung des Berges zurück, in der laut Gerambalosch die Miene lag. Erst, als sich am Horizont ein kaum wahrnehmbarer Streifen des nächsten Tages zeigte, steuerten sie eine kleine Scheune auf eine Wiese an.
Die Scheune war aus grobem Holz gezimmert und war vor allem als Heulager für die Kühe auf der Weide ringsum gedacht. Ein Duft aus frisch gemachtem Heu stieg den Kriegern in die Nase, als sie die Tür öffneten und eintraten. Babe ließ daraufhin gleich nach dem Eingangsbereich alles fallen, was sie als Gepäck und Waffe trug und stolperte auf den nächsten Heuhaufen zu.
"Genau das richtige" murmelte sie, während sie sich in das weiche Lager fallen ließ. "Weck mich in fünf Stunden, dann bin ich wieder fit. Ein letzter Seufzen begleiteten ihre Worte. "Elf müsste man sein..."
01.12.2005, 15:02
Ecthelion
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Beitrag #89
 
Während die Kriegerin alles stehen und liegen ließ und in ihrem Lager aus Heu versank, räumte der Elf ihre Sachen aus dem Weg. Seine Ausrüstung folgte dann den Sachen der Kriegerin, welche nun an der Wand neben dem Eingang lehnten. Ecthelion warf einen letzten Blick zum sich anbahnenden Sonnenaufgang als er die Tür der Scheune verschloss und sich neben der Ausrüstung niederließ. Sein Atem verlangsamte sich und mit einem letzten, leisen Seufzen lehnte er sich gegen die Bretter. Vor seinen geschlossenen Augen blitzten einzelne Bilder längst vergangener Zeiten auf, als er die Stille nutzte und selbst ein wenig Ruhe fand. Keine zwei Stunden später rührte sich der Elf wieder und streckte seine Beine aus. Die Sonne hatte sich vollständig über den Horizont geschoben. Durch die Bretter fielen die Strahlen der morgendlichen Sonne und tauchten die Scheune und das Heu in ein angenehmes Licht. Babe schlief noch und die Sonnenstrahlen fielen kreuz und quer über sie, verschonten aber ihr Gesicht, so dass sie noch einige Zeit ungestört weiterschlafen konnte.

Ecthelion sah sich in der Scheune um, aber außer Heu war dort nichts zu finden. Gelangweilt schnippte er ein paar Steinchen vom Boden hin und her, aber auch das beschäftige ihn nicht für lange. Irgendwann stand er auf und drückte die Tür auf. Sonnenschein empfing den Elfen, der kurz blinzelte und sich dann schützend die Hand vor die Augen hielt. Die Landschaft lag in noch völliger Stille vor ihm, so dass der Elf beschloss, sich ein wenig die Beine zu vertreten. Der Tau auf den Grashalmen glitzerte im Licht der Sonne und die klare Bergluft ließ Ecthelion tief durchatmen. Sein Blick schweifte über die Bergspitzen, die teilweise in Wolken gehüllt waren. In der näheren Umgebung plätscherte ein kleiner Bach ruhig vor sich hin. Der Elf kniete sich vor das klare Wasser und wusch sich das Gesicht. Sein Atem bildete in der kalten Morgenluft kleine Wölkchen, die sich Sonnenlicht langsam auflösten. Die Gegend lag ruhig vor ihm und die Idee noch ein wenig jagen zu gehen verwarf der Elf schnell wieder. Es würde sicher mehr als nur eine kurze Zeit dauern, bis er etwas finden würde. Seufzend fand er sich mit der Tatsache ab, dass er und Babe wohl auf ihre Vorräte angewiesen waren. Nachdem er eine Weile die Landschaft beobachtet hatte, warf er sich noch mal eine handvoll Wasser ins Gesicht und ging dann gemächlich zur Scheune zurück.

Die Tür zog er so leise wie es ging hinter sich zu und setzte sich dann wieder an seinen Platz. Babe schlief noch immer friedlich vor sich hin und der Elf war der Meinung, dass er genauso gut sich um das Essen kümmern konnte, statt die Kriegerin aus dem Heu zu scheuchen. Er kramte in ihren Vorräten herum, bis er auf das Essbare stieß. Mit einem denkwürdigen Gesicht betrachtete er das Bündel und griff sich einen Apfel heraus. Die restlichen Sachen legte er neben ihre Ausrüstung und kaute auf dem Obst herum. Dann lehnte er seinen Kopf gegen eines der Bretter und döste vor sich hin, bis er wieder unruhig wurde. Der Blick des Elfen fiel durch den Spalt der Tür. Die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel.

Ecthelion beschloss, dass die Zeit vorbei war und er die Kriegerin aufwecken sollte. Er nahm sich einen Halm vom Boden und drehte diesen ein paar zwischen den Fingern, bevor er aufstand und sich in Richtung Kriegerin aufmachte. Doch ein Lichtstrahl rettete Babe, der sich langsam ihrem Gesicht genähert hatte und in diesem Moment ihre Augen in helles Licht tauchte. Mit einem verschmitzen Grinsen beobachtete der Elf die Szene und hockte sich im Schneidersitz vor die langsam aufwachenden Kriegerin. Als sie ihre Augen aufschlug, fiel der der Blick es Elfen auf den Heuhalm, mit dem er immer noch in Gedanken abwesend herumspielte. Schnell warf er ihn zur Seite weg und legte seine Hände auf seine Knie.

“Aufgewacht, es ist fast Mittag.“ schmunzelnd betrachtete der Elf die Kriegerin, die sich langsam regte. “In der Nähe ist ein kleiner Bach und ein karges Mahl habe ich auch schon zusammengestellt.“
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
01.12.2005, 22:28
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Beitrag #90
 
Die Sonne auf ihrem Gesicht brachte Babe zum Blinzeln. Sie drehte sich deshalb auf den Rücken und warf von dieser Position aus dem Elfen einen nachdenklichen Blick zu.
„Frühstück klingt gut,“ sagte sie schließlich nach einigen Sekunden. „Aber ich bin mir nicht sicher, was du mit dem Bach willst. Es sei denn, du willst mir damit zu Verstehen geben, dass ich stinke...“
Die Kriegerin setzte sich auf und blickte zum Türspalt, durch den die Helligkeit des Tages hereindrang. Gleichzeitig registrierte sie die Tatsache, dass sie lange geschlafen haben musste, was auch ihrem inneren Gefühl entsprach – sie fühlte sich wieder frisch und bereit, den Berg zu erobern. Sie sprang deshalb auf, ging zu ihrer Ausrüstung und hing sie sich um. Anschließend klaubte sie sich einige Heuhalme aus dem Haar und ihrer Kleidung. Nachdem sie hinterher noch ihr Hemd gerade gezogen und ihr Bat`leth zurechtgerückt hatte, erklärte sie ihre Morgentoilette für beendet. „Frühstücken kann ich unterwegs,“ grinste sie den Elfen an. „Ich gehe davon aus, dass du nur Äpfel und ein Stück trockenes Brot für mich hast.“

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Je näher sie sich im Laufe des Tages dem Berg näherten, umso bedrohlicher wirkte er auf die Kriegerin. Nicht ohne Einfluss durfte dabei auch die Tatsache sein, dass das Wetter umgeschlagen hatte. Im Laufe des Nachmittags hatten sich um die Berge herum drohende Wolken aufgetürmt, die der Sonne das Licht nahmen und einen scharfen Wind mit sich brachten. Babe, die bereits vor Minuten die Bändel an ihrem Hemd enger gezogen hatte, legte ihre Arme um sich, um sich so vor dem Wind zu schützen. Der Aufstieg, der sie einige Stunden gekostet hatte, hatte sie erhitzt und in Schwitzen gebracht. Nun fuhr der Wind durch ihre vom Schweiß feuchte Kleidung und hinterließ eine Gänsehaut auf ihren Armen.
„In einigen Nächten wird Neumond sein,“ meinte sie anschließend nach einem prüfenden Blick in die Wolken. „Der Mond war schon vor ein paar Tagen am Schwinden. Wir sollten uns für die Zeit einen sicheren Unterschlupf suchen. Und wenn es nur eine Höhle ist.“
Ihr Blick ging wieder hinauf zu den schroffen Berghängen, auf dem die Schatten der Wolken lagen. Etwas Düsteres schien von dem Berg auszugehen, von dem Babe nicht wusste, ob sie es sich einbildete oder nicht. Die Berghänge, die aus dunklem Gestein bestanden und auf denen kein Baum oder sonstiges Gewächs wuchs starrten ihr entgegen, als würden sie den Elfen uns sie warnen wollen. Babe zog daraufhin die Augenbrauen hoch und meinte leichthin: „Ich hoffe, du nennst mich jetzt keinen Feigling, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn Unforgiven und Kjaskar bei uns wären. Ich frage mich wirklich, was sie so lange aufgehalten hat. Eine Handvoll Lausbuben zu fangen kann doch nicht so schwierig sein. Und wir könnten hier ein wenig Unterstützung gebrauchen.“
Die Kriegerin schüttelte leicht den Kopf. „Nicht, dass ich uns zwei die Sache nicht zutraue, aber es hat ein beruhigendes Gefühl, wenn man einen axtschwingenden Thorwaler und einen so hellen Kopf, wie Unforgiven es ist, bei sich hat.
Da Ecthelion wie sie zu den Bergflanken blickte, setzte Babe ihr Bat`leth ab und entnahm anschließend aus ihrem Rucksack ihren alten Ordensmantel. Er war schon abgewetzt und an den Enden zerfranst, tat aber noch gut seinen Dienst. Nachdem sie ihn sich umgebunden und ihre Waffe wieder aufgenommen hat, folgte sie dem Blick Ecthelions, der etwas am Berg zu mustern schien. Eine dunkle Stelle, knapp oberhalb des Fußes fesselte ihre Aufmerksamkeit.
Der Eingang zu einer Höhle oder etwas ähnliches,“ vermutete sie. „Auf jeden Fall schaut es so als, als würde man ein trockenes Plätzchen finden.“
Kaum hatte sie ihren Satz beendet, fing es an zu Tröpfeln. Das Tröpfeln wurde dabei rasch mehr und steigerte sich in einen handfesten Wolkenbruch hinein.
„Schnell,“ rief Babe, während sie im Laufschritt den alten und ausgetretenen Pfad entlang trottete. „Versuchen wir die Höhle zu erreichen, bevor selbst der Proviant klatschnass ist.“

Beide Krieger rannten bergauf auf die Stelle zu, wo die Höhle lag. Der Weg wurde dabei steiniger, bis sie auf dem gleichen dunklen Fels liefen, der die Hänge des Berges überzog. Genau unterhalb der Stelle, an dem man die Höhle im Fels erkennen konnte, blieben Ecthelion und Babe schwer atmend stehen. Das Wasser strömte inzwischen an ihnen herunter, ihre Gesichter glänzten vor Nässe und das Haar hin ihnen nass über den Rücken.
"Wir müssen klettern." Babe musste ihre Stimme erheben, um damit das Rauschen des Regens hindurch zu übertönen. "Es dürften aber nur gute 5 Meter sein und die Wand ist leicht zu erklettern."
Vorsichtig trat die Kriegerin an den Fels. Er war nass und glitschig, doch er bot viele Möglichkeiten, sich festzuhalten oder einen Fuß aufzustellen. Ecthelion, der bereits einen guten Meter über dem Boden an der Wand hing, winkte ihr aufmunternd zu. Babe, die sich dicht hinter den Elfen hielt, nickte zurück und stieg ihm dann nach, bis er sich über den Rand der Plattform schwang, der die Höhle einen Vorsitz gab.
Eine hilfreiche und schlanke Hand erschien plötzlich vor der Nase der Kriegerin, was diese zum Anlass nahm, sich von Ecthelion hochziehen zu lassen. Kurz darauf stand sie auf der Plattform, auf der das Wasser bereits in einem Bach entlangschoss. Erst jetzt sah Babe, dass das, was sie von weitem als eine Höhle klassifiziert hatten, eher ein schmaler Spalt im Fels war - gerade mal so breit, dass drei Mann nebeneinander stehen konnten. Allerdings schien er sich in den Felsen hineinzuziehen und so zumindest - wenn schon keinen bequemen, dann doch wenigstens einen trockenen Platz zu bieten.
04.12.2005, 23:20