Die Sonne auf ihrem Gesicht brachte Babe zum Blinzeln. Sie drehte sich deshalb auf den Rücken und warf von dieser Position aus dem Elfen einen nachdenklichen Blick zu.
„Frühstück klingt gut,“ sagte sie schließlich nach einigen Sekunden. „Aber ich bin mir nicht sicher, was du mit dem Bach willst. Es sei denn, du willst mir damit zu Verstehen geben, dass ich stinke...“
Die Kriegerin setzte sich auf und blickte zum Türspalt, durch den die Helligkeit des Tages hereindrang. Gleichzeitig registrierte sie die Tatsache, dass sie lange geschlafen haben musste, was auch ihrem inneren Gefühl entsprach – sie fühlte sich wieder frisch und bereit, den Berg zu erobern. Sie sprang deshalb auf, ging zu ihrer Ausrüstung und hing sie sich um. Anschließend klaubte sie sich einige Heuhalme aus dem Haar und ihrer Kleidung. Nachdem sie hinterher noch ihr Hemd gerade gezogen und ihr Bat`leth zurechtgerückt hatte, erklärte sie ihre Morgentoilette für beendet. „Frühstücken kann ich unterwegs,“ grinste sie den Elfen an. „Ich gehe davon aus, dass du nur Äpfel und ein Stück trockenes Brot für mich hast.“
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Je näher sie sich im Laufe des Tages dem Berg näherten, umso bedrohlicher wirkte er auf die Kriegerin. Nicht ohne Einfluss durfte dabei auch die Tatsache sein, dass das Wetter umgeschlagen hatte. Im Laufe des Nachmittags hatten sich um die Berge herum drohende Wolken aufgetürmt, die der Sonne das Licht nahmen und einen scharfen Wind mit sich brachten. Babe, die bereits vor Minuten die Bändel an ihrem Hemd enger gezogen hatte, legte ihre Arme um sich, um sich so vor dem Wind zu schützen. Der Aufstieg, der sie einige Stunden gekostet hatte, hatte sie erhitzt und in Schwitzen gebracht. Nun fuhr der Wind durch ihre vom Schweiß feuchte Kleidung und hinterließ eine Gänsehaut auf ihren Armen.
„In einigen Nächten wird Neumond sein,“ meinte sie anschließend nach einem prüfenden Blick in die Wolken. „Der Mond war schon vor ein paar Tagen am Schwinden. Wir sollten uns für die Zeit einen sicheren Unterschlupf suchen. Und wenn es nur eine Höhle ist.“
Ihr Blick ging wieder hinauf zu den schroffen Berghängen, auf dem die Schatten der Wolken lagen. Etwas Düsteres schien von dem Berg auszugehen, von dem Babe nicht wusste, ob sie es sich einbildete oder nicht. Die Berghänge, die aus dunklem Gestein bestanden und auf denen kein Baum oder sonstiges Gewächs wuchs starrten ihr entgegen, als würden sie den Elfen uns sie warnen wollen. Babe zog daraufhin die Augenbrauen hoch und meinte leichthin: „Ich hoffe, du nennst mich jetzt keinen Feigling, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn Unforgiven und Kjaskar bei uns wären. Ich frage mich wirklich, was sie so lange aufgehalten hat. Eine Handvoll Lausbuben zu fangen kann doch nicht so schwierig sein. Und wir könnten hier ein wenig Unterstützung gebrauchen.“
Die Kriegerin schüttelte leicht den Kopf. „Nicht, dass ich uns zwei die Sache nicht zutraue, aber es hat ein beruhigendes Gefühl, wenn man einen axtschwingenden Thorwaler und einen so hellen Kopf, wie Unforgiven es ist, bei sich hat.
Da Ecthelion wie sie zu den Bergflanken blickte, setzte Babe ihr Bat`leth ab und entnahm anschließend aus ihrem Rucksack ihren alten Ordensmantel. Er war schon abgewetzt und an den Enden zerfranst, tat aber noch gut seinen Dienst. Nachdem sie ihn sich umgebunden und ihre Waffe wieder aufgenommen hat, folgte sie dem Blick Ecthelions, der etwas am Berg zu mustern schien. Eine dunkle Stelle, knapp oberhalb des Fußes fesselte ihre Aufmerksamkeit.
Der Eingang zu einer Höhle oder etwas ähnliches,“ vermutete sie. „Auf jeden Fall schaut es so als, als würde man ein trockenes Plätzchen finden.“
Kaum hatte sie ihren Satz beendet, fing es an zu Tröpfeln. Das Tröpfeln wurde dabei rasch mehr und steigerte sich in einen handfesten Wolkenbruch hinein.
„Schnell,“ rief Babe, während sie im Laufschritt den alten und ausgetretenen Pfad entlang trottete. „Versuchen wir die Höhle zu erreichen, bevor selbst der Proviant klatschnass ist.“
Beide Krieger rannten bergauf auf die Stelle zu, wo die Höhle lag. Der Weg wurde dabei steiniger, bis sie auf dem gleichen dunklen Fels liefen, der die Hänge des Berges überzog. Genau unterhalb der Stelle, an dem man die Höhle im Fels erkennen konnte, blieben Ecthelion und Babe schwer atmend stehen. Das Wasser strömte inzwischen an ihnen herunter, ihre Gesichter glänzten vor Nässe und das Haar hin ihnen nass über den Rücken.
"Wir müssen klettern." Babe musste ihre Stimme erheben, um damit das Rauschen des Regens hindurch zu übertönen. "Es dürften aber nur gute 5 Meter sein und die Wand ist leicht zu erklettern."
Vorsichtig trat die Kriegerin an den Fels. Er war nass und glitschig, doch er bot viele Möglichkeiten, sich festzuhalten oder einen Fuß aufzustellen. Ecthelion, der bereits einen guten Meter über dem Boden an der Wand hing, winkte ihr aufmunternd zu. Babe, die sich dicht hinter den Elfen hielt, nickte zurück und stieg ihm dann nach, bis er sich über den Rand der Plattform schwang, der die Höhle einen Vorsitz gab.
Eine hilfreiche und schlanke Hand erschien plötzlich vor der Nase der Kriegerin, was diese zum Anlass nahm, sich von Ecthelion hochziehen zu lassen. Kurz darauf stand sie auf der Plattform, auf der das Wasser bereits in einem Bach entlangschoss. Erst jetzt sah Babe, dass das, was sie von weitem als eine Höhle klassifiziert hatten, eher ein schmaler Spalt im Fels war - gerade mal so breit, dass drei Mann nebeneinander stehen konnten. Allerdings schien er sich in den Felsen hineinzuziehen und so zumindest - wenn schon keinen bequemen, dann doch wenigstens einen trockenen Platz zu bieten.
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