Beitrag #1
Der erste Tag in Rom
Dafür, dass es ihr erster Besuch im Rom war, versprach der Tag interessant zu werden.
Àine stand unter einem der kleineren Bögen des Arcus Constantinus und blickte sich um. Eng an den hellen Stein gepresst, sah sie zum Kolosseum hinüber, das rechterhand des Triumphbogens stand. Es war ein ein gewaltiger Bau und ihn nur von außen zu betrachten, flößte ihr Respekt ein.
Die Halbelfe schüttelte sich unwillkürlich. Bisher war sie zu jung gewesen, um in einen der Arenen zu kämpfen. Doch heute war ihr 19. Geburtstag und das hieß, sie dürfte, wenn sie wollte, sich zu den Faustkämpfen einschreiben.
Und sie wollte. Aber hallo – und wie sie wollte.
Sie war lange genug auf Bäume herumgeklettert und im Wald herumgerannt. Nun wollte sie beweisen, dass keiner im Wald sich ihrer schämen musste. Dass sie Waldläuferin genug war, um mit all den anderen tapferen Gladiatoren mitzuhalten. Und natürlich, um Rom kennenzulernen.
Letzteres bedeutete, dass sie sich mit jemanden treffen wollte, denn immerhin kannte sie Rom bisher nur von Erzählungen und allein beim Anblick der ganzen Gebäude um sie herum fühlte sie sich überfordert. Deshalb war sie mit einem der durchfahrenden Händler bis zum Triumphbogen gefahren, wo er sie abgesetzt und sie ihrem weiteren Schicksal überlassen hatte.
Seitdem wartete sie darauf, genau hier abgeholt zu werden und obwohl sich die Wartezeit schon länger hinzog, wurde es ihr nicht langweilig. Denn Àine beschlich das Gefühl, dass halb Rom sich nur ihrer Unterhaltung wegen am Eingang zum Forum Romanum eingefunden hatte.
Händler, Sklaven mit Sänften auf den Schultern, Krieger jeder Art und Rasse und Gladiatoren waren an ihr vorbeigezogen. Hohe Beamte genauso wie gemeines Volk, daneben all die, die es in das Kolosseum zog, um einen der Kämpfen zuzusehen. Zu sehen gab es also genug und selbst wenn sich ihre Begleitung noch weiter verspäten würde, wäre sie demjenigen nicht böse. Schließlich war es ihr erster Tag in Rom und als dieser konnte er ihr nicht lange genug dauern.
Trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb wandte sie ihren Kopf und sah in Richtung der via sacra. Die Straße, die direkt zum Forum Romanum führte und die Ecthelion nehmen müsste, wollte er sich an seine Abmachungen halten. Aber so sehr sie auch schaute, nirgendwo war die ihr vertraute Gestalt zu sehen. Nicht zwischen den vielen Menschen, die geschäftig auf der Straße hin und hergingen und auch nicht bei denen, die am Brunnen herumlungerten, der direkt gegenüber des Kolosseums stand.
Àine musterte eine Zeitlang die Gesichter derer, die auf der via sacra entlang gingen. Doch schon nach kurzer Zeit wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Kolosseum zu: Trompeten waren erklungen. Hell, blechern und vor allem laut schallten sie bis über die hohen Mauern hinweg und kündigten davon, dass nun die Kämpfe der Gladiatoren begannen.
Niemand in Àines Nähe achtete auf die Trompeten. Aber Àine – ihr Herz begann zu klopfen und ohne, das sie es hätte unterdrücken können, wurde sie von einer unerklärlichen Erregung erfasst.
Die Halbelfe seufzte tief. Einen letzten Blick noch warf sie auf die via sacra und dann trat sie unter dem Triumphbogen hervor. Ohne weiter zu zögern, eilte sie in die Richtung des Kolosseums. Vergessen war die Abmachung mit dem Elfen und vergessen ihr Versprechen, sich nicht schon am ersten Rom-tag ins Abenteuer zu stürzen.
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