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Taluien (Versuch einer Biographie)
Anonymous

Gast

 
Beitrag #3
 
Die grünen Augen Taluiens schweiften über die Köpfe der Zuhörer, als sein Blick wieder in die Ferne zu gleiten schien. Seine Erinnerungen fluteten wieder in die Welt seiner Gedanken und die Wellen des verdrängten Schmerzes, der schon so lange in ihm lebte, brachen über ihn herein. Als erdie Kontrolle über den Schmerz wiedererlangte, öffnete sich sein Mund, um Worte zu formen, die den Bildern entsprechen sollten.

"Nun, ich wollte Euch weiter erzählen, wie ich nach Rom gelangte und dort meine Erfahrung steigerte. Wie Ihr wisst, kam ich nach Rom ohne eine Waffe oder eine wirkliche Rüstung zu besitzen. Ich kam an eines der Stadttore, wo mich die Wache fragte, was mein Begehr sei. Ich antwortete, dass ich gekommen sei, um meine Bestimmung oder meinen Tod in der Arena zu finden. Die Soldaten schickten mich mit einer groben Richtungsangabe in die große, vor Lebewesen brodelnde Stadt. Welch eine Vielfalt, welch ein Chaos und welch eine Unbedarftheit mir begegnete. An vielen Ständen brüllten sich ihre Besitzer die Seele aus dem Leib, um ihre Waren zu verkaufen. Menschen, Elfen, Zwerge, der ein oder andere Ork und noch seltsamere Rassen vernunftbegabter Wesen bevölkerten die Stadt, kauften ein, eilten umher, tranken, aßen und schlugen sich mehr oder weniger diskret. Nachdem ich eine Weile durch die Stadt geirrt war, bemerkte ich, das viele der Einwohner und Besucher sich auf einen bestimmten Punkt zubewegten. Auf meine Frage, wohin denn alle eilen würden, wurde mir von einem Menschen gesagt:
"Hört, Dunkelelf, ihr seht zum einen nicht so aus als hättet ihr viel Geld in der Tasche und zum andern scheint ihr neu in Rom zu sein. Sonst wüsstet ihr, das alsbald der Nachmittagskampf in der Arena beginnt."
Ich nickte ihm dankbar zu und folgte ihm zur Arena. Dort angekommen, stand ich staunend vor diesem riesigen Gebäude. Rund, hoch, mit Statuen und Bögen geschmückt, laut und beinahe überfüllt... ein Tempel, der den Tod anbetet. Hier feierte das Volk seine Helden, vergaß sie sobald sie röchelnd im Sand lagen und bejubelte die Brutalität, die es selbst nicht ausüben durfte. Hier würde ich meinen letzten Weg beginnen. An der Kasse herschte noch ein großer Andrang, aber mein Verstand sagte mir, das die Gladiatoren, sowohl alte wie auch neue, mit ihrem Leben genug Pfand gaben, um eintreten zu dürfen. Als ich nach etwas suchen den Leiter der Arena und damit auch den Patron der Gladiatoren gefunden hatte, teilte ich ihm mein Begehren mit.
"Ihr wollt in der Arena kämpfen?" fragte er. Als ich nur stumm nickte musterte er mich genauer und winkte mich herein. "Ihr wisst, es gibt mehrere Ligen, die sich hauptsächlich durch die Waffen die benutzt werden und die Erfahrung der in ihnen Kämpfenden unterscheiden. Du wirst zunächst in der Liga für Waffenlosen Kampf starten und dann, mit wachsender Erfahrung aufsteigen. In der Arena gitb es nur eine Regel: Wer zuletzt steht, gewinnt. Wirst du niedergeschlagen, hast du ausser Erfahrung und, falls du jemanden niederschlagen konntest, etwas Ruhm nichts gewonnen. Je nach dem, wieviele schon vor dir fielen, bekommst du auch Punkte in der Rangliste der Gladiatoren. Und manchmal ein paar Denarii. Spare sie gut, du musst dir deine Ausrüstung für die anderen Ligen selbst beschaffen. Die Kämpfe finden morgens, mittags, nachmittags und abends statt. Erscheine bei den Kämpfen, an denen du teilnehmen willst. Was du in deiner restlichen Zeit anstellst, ist mir egal. Du kannst dich mit anderen für Geld duellieren. Oder, solltest du eine Allianz finden die bereit ist dich aufzunehmen, kannst du für sie arbeiten, kämpfen und beten. Und nun, willkommen in der Arena."
Diese letzten Worte besiegelten mein Schicksal so endgültig, als wäre hinter mir die Tür ins Schloß gefallen. Ich ging in die Katakomben hinein und sah mich unter den dort Anwesenden um."


Taluiens Blick kehrte wieder in die Gegenwart zurück und musterte die Augen seiner Zuhörer.

Wer immer von euch glaubt, eine Laufbahn dort anfangen zu können, sei gewarnt. Ihr könnt zwar nicht mehr Euer Leben verlieren, die dortigen Heiler sind inzwischen wahre Meister auf allen Gebieten, aber der Schmerz, die Einsamkeit und das Leid werden euch nicht erspart bleiben. Ihr könnt dort zwar überleben, aber ich würde es nicht "Leben" nennen. Dort existiert ihr nur zur Freude der Zuschauer."

Er erhob sich und ging fort in den Wald, um in der Einsamkeit des Lebens wieder näher an sein Leben zu gelangen.
11.10.2004, 21:20


Nachrichten in diesem Thema
Taluien (Versuch einer Biographie) - von Anonymous - 13.08.2004, 02:31
[Kein Betreff] - von Anonymous - 16.08.2004, 10:17
[Kein Betreff] - von Anonymous - 11.10.2004, 21:20