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Reise durch ein herbstliches Reich
Anonymous

Gast

 
Beitrag #16
 
'Ein wahrer König also', dachte Eremitaeus bei sich und musterte Xorron kurz.
"Von Eurem Reiche habe ich in der Tat schon etwas gehört. Es scheint, als dass auch Ihr für das Gute - wie auch immer man dieses in der heutigen Zeit interpretieren mag - streitet. Das gefällt mir. Und dass Euer Reich hier in Palatin liegt, kommt mir zupass, da ich hier auch ersteinmal verweilen wollte. So ich denn von Eurer Gastfreundschaft profitieren darf, möchte ich Euch gern folgen, werter Xorron. Es ist mir eine Ehre, von einem König durch die Wälder Palatins begleitet zu werden."
Eremitaeus entspannte sich nun ein wenig, denn die Art seines Gegenüber war angenehm und kultiviert. Gefahr schien von diesem Manne nicht auszugehen und so konzentrierte sich Eremitaeus nun wieder vollends auf ein Gespräch, denn auf die Selbstverteidigung in der Wildnis.
"Ihr fragtet mich nach meinem Heimatreiche. Ja, die Preussen sind mir und wahrscheinlich jedem in Esquilin wohl bekannt. Unsere Gemeinschaft unterhält zwar keine Kontakte mit ihnen, jedoch ist in den letzten Monden einiges über sie zu erfahren gewesen. Jeder Junge kennt ja nun die Schlachten um die Vormachtstellung im Imperium. Es scheint, als gehörten die Preussen zur Seite der Sieger - vorerst zumindest. Welcher Art ist denn der Eure Kontakt zu selbigen, wenn ich fragen darf."
Nach einer kleinen Pause und einem Schluck aus dem Wasserschlauch:
"Aber sagt, hoher König - wieso reitet Ihr ohne Leibgarde? Ist dies denn nicht gefährlich in den Wäldern?"
Mit diesen Worten bot er dem König seinen Wasserschlauch zum Trinken an - eine Geste des Guten Willens und des Vertrauens in seinen Landen.
03.10.2004, 19:08
Anonymous

Gast

 
Beitrag #17
 
Xorron ließ sich etwas Zeit bevor er antwortete, da er überlegte, wo er anfangen sollte.

Zunächst einmal, ich bin zwar von meinem Stande her ein König, allerdings ist die Monarchie, wie wir sie in Mazzaker betreiben....wie soll ich sagen....etwas modernerer Art. Das trifft es wohl am besten. Es ist bei uns üblich, dass auch das Volk ein Mitspracherecht hat. Es ist mir wichtig, die Bürger bei wichtigen Entscheidungen nach Ihrer Meinung zu fragen und diese auch möglichst zu berücksichtigen. Mir ist dieses ganze Brimborium, dass mit der Stellung eines Königs einhergeht eher lästig, daher versuche ich hin und wieder den üblichen Zwängen zu entfliehen und mich wie ein ganz normaler Mensch unter Gleichgestellten zu bewegen.

Xorron machte eine kurze Pause, weil er seine folgenden Worte mit Bedacht wählen wollte.

Ihr fragtet nach unserer Position in den politischen Auseinandersetzungen der letzten Wochen. Wie Ihr vielleicht wisst, war Mazzaker beteiligt an dem ersten Angriff auf den Dark Tower. Dies war von unserer Seite allerdings eine einmalige Sache. Aus den weiteren Kämpfen haben wir uns herausgehalten. In den weiteren Kampfhandlungen sind viele Allianzen der einen oder der anderen Seite beigetreten, so dass man inzwischen im Imperium von zwei verfeindeten Lagern spricht. Mazzaker hat auf beiden Seiten einige Freunde und dies ist wohl einer der Gründe, weshalb wir uns aus den Kampfhandlungen herausgehalten haben. Wir möchten uns nicht für eine Seite entscheiden und später Freunden auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen. Die angesprochenen Preußen sind eine der Allianzen, zu denen wir Kontakt pflegen.

Xorron betrachtete Eremitaeus bei diesen Worten genau. Er war auf dessen Reaktion sehr gespannt, denn dieser hatte vermutlich mit dieser Offenbarung bezüglich Mazzakers politischer Einstellung nicht unbedingt gerechnet. Eremitaeus ließ sich aber nichts anmerken, falls er tatsächlich überrascht sein sollte.

Ihr habt mir immer noch nicht erzählt, welcher Art Forschung Ihr betreibt. Aber vielleicht können wir das auch noch bei einem Met in unserer heimischen Taverne besprechen. Es ist jetzt nicht mehr allzu weit. Wenn ich mich nicht irre, werden wir pünktlich zu einer kleinen Feier dort ankommen.
10.10.2004, 18:39
Anonymous

Gast

 
Beitrag #18
 
Eremitaeus hörte dem König aufmerksam zu und als er geendet hatte, begann er, die ausstehende Antwort auf Xorrons letzte Frage zu formulieren:
"Mmmh, welcher Art? Nunja. Forschungen, da habt Ihr recht, kann man auf vielerlei Art und Weise und mit vielerlei Zielen betreiben. Bei mir ist dies eine Auftrags- und Herzensangelegenheit gleichermaßen. Der Kaiser in Rom ist alt und schwach geworden. Die Machtkämpfe im zerfallenen Imperium zehren an seinen Kräften und das Ganze hat an Gestalt verloren. So liess er eines Tages nach seinen getreuen Handelsreisenden und Kartographen rufen, um ein Projekt ins Leben zu rufen, welches das Gewicht seines Lebens angemessen unterstreichen sollte. In einer tagelangen Auswahlprozession liess sich der scheidende Kaiser jeden einzelnen Kandidaten vorstellen und unterzog jeden einer Willensprüfung. Wer würde die Ausdauer haben, dieses Projekt zu beginnen? Wer die Kraft, die Reiche zu durchreiten?"
Nicht ohne Stolz, ohne jedoch sich zu sehr aus dem Sattel zu heben, fuhr Eremitaeus fort:
"Ja und dann fiel letztendlich die Entscheidung auf mich. Das mag damit zu tun haben, dass unser Volk nomadischen Ursprungs ist und die Reiche seit jeher bereist. Es kann auch an meiner Jugend liegen, denn die Kartographenzunft leidet ein wenig am alten Blute ihrer Standesgenossen. Jedenfalls bereise ich nun seit einiger Zeit die Reiche und habe dabei viele Freiheiten von "oben" erhalten. So durfte ich mir die Reiche und ihre Reihenfolge selbst aussuchen und entschied mich für Palatin. Auch wenn die letzten Wochen einen Besuch ausserhalb Palatins bedurften, um einer leidgeplagten Provinz im Schmiedehandwerk unter die Arme zu greifen, so halte ich mich doch an diese gefasste Reiseroute."Er drehte sich kurz um und schaute, ob ihnen niemand folgen würde. Auf seinen Reisen hatte er gelernt, vorsichtig zu sein. In Tavernen lauerten Spione und im Wald Briganten und wilde Tiere. Mit einem König unterwegs zu sein, konnte die Gefahr - so dieser denn Feinde hätte - noch steigern. Lieber ein wenig zu oft umschauen, als dann den Boden auf ewig betrachten - so hatte er es gelernt.
"Und aus diesem Grunde, da der Imperator in seinen letzten Tagen ein Werk in Händen halten will, welches die Größe und Vielfalt seiner Pfründe dokumentiert, reise ich auf diesem treuen Pferde durch die Wälder und statte einer jeden Allianz einen Besuch ab. Nun, werter Xorron, wird wohl die Eure Heimat mein nächstes Ziel sein. Und wenn Ihr von einem Feste sprecht, so ist es das, was meinen Auftrag immer wieder versüßt! Die Wälder sind rauh und kalt - doch die Tavernen eines Königreiches dafür umso wärmer und gemütlicher."Im Geiste schwanten ihm die Genüsse Palatins, Met und deftige Speisen. Kartenrunden und ein warmes Bett. Eine wohlige Wärme breitete sich in ihm aus.
"Euer Konzept der Mitsprache in einem Königreiche gefällt mir. Es verbindet die Vorteile des Altbewährten mit den Vorzügen der attischen Demokratie. Eine weise Staatsführung, wenn Ihr mich fragt. Ich bin gespannt, auf meinem Besuch bei Euch mehr darüber zu erfahren!"
11.10.2004, 08:26
Anonymous

Gast

 
Beitrag #19
 
Die Zeit verstrich, während die sich die beiden Reiter unterhielten und sie kamen immer weiter voran. Die Außengrenzen Mazzakers mit ihren hohen Spähtürmen hatten Sie bereits hinter sich gelassen und sie stießen vereinzelt auf Trupps einiger Holzfäller und auch auf Bauern, die ihre Felder bestellten.
Je näher Xorron seiner Heimat kam, desto entspannter wurde er. Er freute sich auf sein Mazzaker und seine zahlreichen Freunde, die dort wohnten. Schließlich erreichten sie einen Hügel, von dem aus, man einen wunderbaren Blick über die Stadt genießen konnte.

Seht, Eremitaeus ! Dort liegt das Herzstück Mazzakers.

Von einer dicken Mauer mit mächtigen Wehranlagen umgeben lag die Stadt vor ihnen. Von hier oben konnte man sogar Einzelheiten wie den Palast und die Übungsarena erkennen.

Dort drüben gegenüber des Palastes quer über den Marktplatz könnt ihr das Ziel unserer Reise sehen. Das ist unsere neue Taverne, die gerade erst fertiggestellt wurde. Dies wird auch der Grund für die Festlichkeiten. Die Taverne wird heute abend eingeweiht, wenn ich zurückkomme.

Folgt mir.
11.10.2004, 20:55