Beitrag #2
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als die Frau sich aus dem Bett rehob und die Vorhänge aufzog. Mit gerunzelter Stirn schaute sie nach draussen und für einen Moment hielt sie Auaschau nach dieser Rauchsäule. Aber nichts war zu sehen. Wie sollte es auch. Nur die Wenigsten hatten um diese tageszeit schon ihren Kamin brennen.
Für einen Moment schloss sie die Augen und wünschte sich zurück in die Vergangenheit. Die Zeit, in der noch ales in Ordnung war. Jedoch schimpfte sie schon kurz darauf mit sich selbst und wandte sich ab vom fenster um ihre Morgentoilette zu erledigen. Anschliessend weckte sie ihren Sohn, der wie jeden Morgen aufstand ohne ein Wort von sich zu geben. Ein Eigenbrödler, genau wie sein Vater und der Mutter huschte ein stilles Grinsen über das Gesicht während sie ihren Jungen beobachtete. Er hatte viel von seinem Vater und wenn er erwachsen war, dann würde er sicher ein Abbild seines Vaters werden. Aber bis dahin würde noch viel Wasser den Tibet herunter fliessen.
Etwas später verliessen beide ihr kleines Häuschen. Der Junge ging zur Schule, die Frau zu dem grossen Haus ihrer Herrschaften. Es war ein weiter Weg bis dorthin, wohnte sie doch schon lange nicht mehr in Rom sondern weit fort von dem lauten Leben in einem Dorf, das man noch nicht einmal als solches bezeichnen konnte. Ein paar lose angeordnete Häuser standen auf diesem Fleck Erde. Es gab keine Kirche, kein Geschäft, nichts. Alles musste man im nächsten Dorf erledigen oder eben bis nach Rom gehen.
Mit einem Korb in der Hand ging die Frau mit zügigen Schritten am Waldrand vorbei und durchquerte das Nachbaardorf, um zu ihrer Arbeitsstätte zu gelangen. Der Regen von gestern war verschwunden und langsam erhob sich die Sonne am Horizont.
"Du auch?", meinte der Mann zu der Frau, die sich nach einr ganzen Weile zu ihm gesellte und machte eine kurze Bewegung zu der Weinkaraffe, die auf dem kleinen Tisch stand. Die Frau nickte nur und kurz danach sassen sich beide gegenüber, tranken den Wein und kauten den Käse. Das Feuer im Kamin brannte hell und wärmte das Haus und die beiden Personen, die dort wohnten.
Es war schon spät, als die Beiden letztendlich ins Bett gingen und den Schlaf der Gerechten schliefen. Der Regen hatte nachgelassen und das monotone Geräusch half beim Einschlafen. Und trotzdem starrte der Mann lange an die Decke bevor seine Augen endlich zufielen.
Schon früh war er wieder auf den Beinen, er brauchte nicht viel Schlaf und eine innere Unruhe trieb ihn die letzten Wochen immer wieder aus dem Bett. Ja, auch aus dem Haus. Und oft erwischte er sich dabei, das er mit seinen Gedanken nicht bei der Sache war und er schüttelte über sich selbst den Kopf. Dann wanderte sein Blick wieder in Richtung des Waldrandes und für einen Moment verharrte er still, bis das er sich wieder losriss und seinen üblichen Tagesablauf weiterging. Tagein, tagaus, es war fast immer dasselbe, aber es störte ihn nicht. Es war nie anders gewesen und es würde nie anders sein. Irgendwie beruhigend, das sein Leben so vorhersehbar war - und trotzdem beunruhigte ihn der Gedanke.....
Der Teufel lehrt die Frauen, was sie sind, oder vielmehr:
sie lehren es dem Teufel, falls er es noch nicht wissen sollte.
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