Beitrag #5
Dem Bauern war vor Verblüffung seine Kinnlade entglitten, da sein- zugegebenermassen äussert kleines- Weltbild gerade eingestürzt war. Er hatte nun wirklich nicht im Mindesten damit gerechnet, dass sein Plan irgendwelche Früchte tragen würde, im Gegenteil, er hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, welches das verbotene Früchtchen asil mit ihrer Waffe ihm antun würde...
Fassungslos musterte er das vor sich hin quiekende Biest, während seine misstrauischen Blicke ihrem Weg zum Käfig folgten und seine Panik hastigst äusserste Vorsicht um erhöhte Aufmerksamkeit bat- dank dieser Vorbereitungen hatte Überraschung keine Chanche, als das Biest nicht in die Falle tappte, sondern sich mit einem aus des Bauern Sicht Verhängnis ankündigenden Lächeln umdrehte...
Die Blicke des Biestes liessen des Bauern Panik zur Höchstform auflaufen. Schon während asil das Seil bewegte, dass ein Tor zu öffnen drohte, hatten des Bauern Beine sich unter Umgehung seines rudimentären Denkvermögens in Bewegung gesetzt, seine Hände die Waffe des Biestes ergriffen, die diese fallen gelassen hatte- und mit zitternden Händen befestigte er an den Lederbändern das verlängernde Seil seines Pendels und befestigte daran noch den Weinschlauch, den er mit sich führte...
Der Anblick der Raubkatze, die aus dem von asil geöffneten Tor herausstürmte, vermochte ihn nicht mehr zu erschrecken. Er hatte schon lange im tiefsten Inneren geahnt, dass Biester Macht über andere Biester haben mussten, und es wunderte ihn auch nicht besonders, dass die Raubkatze einen äusserst gesunden Katzenverstand zu besitzen schien- deutete der Weg, den diese einschlug, doch darauf hin, dass diese ihn als Hauptmahlzeit auserkoren hatte und den Speck allenfalls als Nachspeise zu verputzen gedachte...
Ein Griff in seine Gürteltasche beförderte des Bauern kleine Maus auf dessen linke Schulter, die angesichts des Anblickes der sich rasch dem Bauern nähernden Raubkatze zu einer Salzsäule erstarrte- und der Bauer beschloss, seiner Fähigkeit des Bauchredens nun eine besondere Note zu verleihen, versammelte dazu sämtliche Stimmkraft von ganzem Herzen- wobei sein Herz nun gerade gen Allerwertesten gerutscht war- und gab der Maus auf seiner Schulter einen "Ausruf", den er dieser noch niemals verliehen hatte:
"GGRROOAAARRRR!!!"
Die Raubkatze verharrte auf ihrem Weg zum Bauernfrühstück wie vom Donner gerührt... mit zusammengekniffenen Augen musterte sie die Maus auf des Bauern Schulter, während ihr Schwanz den Boden der Arena peitschte und den Sand aufwirbelte... sie duckte sich zum Sprung...
Der Bauer schwang asils Waffe langsam hin und her... an dieser pendelte der prall gefüllte Weinschlauch... hin und her... her und hin... spielerisch schlug die Raubkatze nach diesem mit ihren Pranken, doch der Bauer vermochte es, den Weinschlauch immer wieder rechtzeitig zurückziehen- bis die Raubkatze urplötzlich zum Sprung ansetzte und ihre Kiefer den Schlauch von "prall gefüllt" zu "zerfetzte Reste" zermalmten, was den Inhalt des Weinschlauches zu einem Inhalt der Raubkatze werden liessen...
Der Bauer beobachtete der Raubkatze Augen, die mittlerweile nicht mehr ihn, seine Maus oder den Speck, sondern innerste Sphären zu fokussieren schienen- während der Schwanz der Raubkatze sich steil nach oben reckte und deren Beine unter ihr nachgeben, bis diese sich mit kläglichem Miauen im Sand der Arana hin- und herwiegte...
Vorsichtig, aber zugleich höchst zufrieden, näherte der Bauer sich der Raubkatze, die zu einem hilflosen Kätzchen mutiert zu sein schien. Ein Seitenblick galt asil, bevor er intonierte: "PAAAngalaktischer Donnergurgler lässt auch Raubkatzen erkennen, dass die Koordination von mehr als zwei Augen und unzähligen Beinen ein Ding der Unmöglichkeit ist- möge diese Raubkatze feststellen und hinnehmen, dass PAAA sogar diese liebt!"
Nachdenklich betrachtete der Bauer asils Waffe, dann wanderten seine Blicke zur Schiedsrichterempore. Grüssend erhob er des Biestes Peitsche, wirbelte mehrmals um seine eigene Achse, bevor er die Waffe losliess und des Biestes Peitsche gen Schiedsrichter flog, gefolgt von des Bauern Worten "Verwahret diese Waffe wohl- und gebt diese dem Elfen als Trophäe, sobald dieser an diesem Orte sich wieder blicken lässt!"
Der Traumtaenzer stiess einen schrillen Pfiff aus- gehorsam trabte sein Maulesel näher, was den Bauern sichtlichst überraschte. Den Satteltaschen entnahm der Bauer einen in Papier eingewickelten grossen Gegenstand, den er selbst nur mit Mühe zu tragen vermochte... und wankte unter seiner Last gen der wartenden asil, wobei er sich sicher war, dass er das letzte war, auf den (oder das) das Biest gerade wartete...
Freundlich lächelte der Bauer das Biest an, bevor er den Gegenstand von seiner Verpackung befreite, den er da gerade mit sich herumschleppte- und enthüllte einen Spiegel, der mit einer Hand nicht zu bändigen sein würde, um sich asil mit den Worten zuzuwenden...
"Nehmt hin dieses Zeichen der Aufmerksamkeit
als Biest seid Ihr ja wohl zu allem bereit
ein Spiegel ist's, der Euer Schicksal will wenden
Ihr werdet diesen halten müssen mit zwei Händen
nur eine Frage dürft und solltet Ihr diesem stellen
der Spiegel wird gerecht sein Urteil fällen
Fragt 'Wer ist die Schönste im ganzen Land?'
Des Spiegels Antwort wird ausfallen galant-
wenn Ihr vorher nehmt nicht nur einen Schluck gar kräftig
von des PAAAngalaktischen Donnerurgler Inhalt der da wirkt ganz prächtig!"
Mit einem freundlichen, wenn auch etwas sardonisch anmutenden Lächeln, bot der Bauer dem Bieste den Zweihand- Spiegel an... und ein sehr, sehr einladender Blick forderte asil auf, sich der Feldflasche zu bemächtigen, die der Bauer am Gürtel trug- bis dessen Verstand einfiel, dass asil ja wohl erst nach Genuss des Donnergurglers glauben würde, mehr als zwei Hände zu haben- und hastig fügte der Bauer hinzu:
"Nehmt hin den Spiegel mit beiden Händen- sperrt auf den Schnabel, ich werde ihn mit der köstlichen Flüssigkeit zu füllen wissen! Ihr werdet Euch danach nicht nur von PAAA geliebt fühlen... sondern feststellen, dass Ihr kein Biest mehr zu sein braucht- Ihr dürftet danach schnurren wie die Raubkatze, die Ihr losgelassen habt!"
Mit einem freundlichen Lächeln reichte der Bauer dem Biest den Spiegel...
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