Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste
Brücke des Heimdall
Anonymous

Gast

 
Beitrag #1
Brücke des Heimdall
"Komm schon... Hrrrrng!" knurrte er abermals, während er weiter an der eisernen Klaue der Bärenfalle zog. Er wusste nicht, wie lange er es schon versuchte. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Armmuskulatur gab kaum noch etwas her und dennoch wollte er nicht aufgeben. Das Blut Ragnars klebte auf dem rostigen Metall. Die ohnehin schon zertrümmerte Pfote des jungen Grauwolfes drohte vom Vorderbein vollständig abgerissen zu werden, sollte es dem Hünen nicht gelingen, die Falle aufzustemmen.


...
Der dunkelrote, wolkenfreie Himmel ließ vermuten, dass es eine ruhige Nacht werden würde. Noch eine ganze Weile schaute der großgewachsene Krieger der orangefarbenen Sonne entgegen, die, zusammen mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen, hinter dem Horizont zu verschwinden drohte. Auf den Unterarmen des Hünen hatte sich bereits eine leichte Gänsehaut gebildet. Kalt war es und mit dem Verschwinden des roten Glutballs legte sich auch die letzte Hoffnung nieder, vor Einbruch der Nacht die nächste Ortschaft zu erreichen.
Missmutig trat er mit seinen schweren Reitstiefeln gegen einen kleinen Stein, der die kleine Anhöhe, auf der er sich befand, hinunterrollte. Hinter ihm trat Ascar, der Braune, unruhig auf der Stelle und ließ den Hünen herumfahren. Er hatte den Hengst schon immer durch gutgemeintes Zureden beruhigen können, doch in den letzten Nächten war das stets anders gewesen. Die große, rauhe Hand des Kriegers legte sich auf das lange Nasenbein des treuen Reittieres. "Ich weiß...", sprach er dem Braunen zu.
Die nähere Umgebung war leicht bewaldet und bot sich durchaus als Rastplatz an. Nachdem er mehrmals mit der flachen Hand auf den starken Bauch des Hengstes geklopft hatte, begann er sich nach Brennholz umzusehen. Ein trockener Ast stach ihm ins Auge, doch er war zu groß gewesen, also entschied er sich ihn mithilfe von unkonventionellem Werkzeug entzwei zu brechen. Den Ast legte er sich in seinen Nacken, wo bereits einige kleine Stückchen der Baumrinde von seinen langen schwarzen Haaren abgeschürft wurden. Seine Arme legte er über das Holz, sodass sich seine Schulterblätter, mit dem Druck des selbigen in seinen Nacken, zusammenzogen. Das laute, zufriedene Grunzen des Einzelgängers übertönte beinahe das zerberstene Geräusch des Astes, während es in zwei Teile durchbrochen wurde. Beide Teile wurden, zusammen mit kleineren Ästen und Zweigen, inmitten eines kleinen Steinkreises gelegt und entzündet.
Die Sonne war nun ganz verschwunden und der Mond herrschte über den Himmel. Das Knistern des Feuers, seine Flammen die gen Himmel züngelten und das unregelmäßige Schnauben Ascars waren die einzigen Geräusche, die lonelyWolf wahrnahm, während er am Feuer saß. Das Schweigen war eine schwere Last. Seine Rückenschwertscheide lag, mitsamt des zweihändig zu führenden Schwertes, neben ihm und seiner Decke, die ihn warmhielt. Eigentlich war er, der aus dem Norden stammte, niedere Temperaturen gewohnt, doch der Winter der sich ankündigte schien härter als seine Vorgänger zu werden. Auf seiner Reise hatte der Hüne Bauern beobachtet, wie sie das spärliche Futter ihrer Rinder noch einmal rationierten. Es würde Hunger geben... und einen erneuten Kampf um Nahrung, Proviant und ums Überleben. Während sich die armen Gesellschaftsschichten ihren Zehnten vom Munde absparen mussten, waren es die Träger der Kronen, die Rindfleisch und Rentier schmausten.
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte der Recke einen kleinen Käfer, der sich aufs Feuer zubewegte. Ascar hatte seinen schweren, massiven Körper bereits auf die Seite gelegt und die Augen geschlossen, während der Hüne selbst noch auf seinen Sitzmuskeln saß und dem Knistern lauschte, bis ihn ein anderes Geräusch schließlich auffahren ließ. Wild schlugen seine Haare um seinen Kopf, als er diesen herumfuhr, um zu erspähen woher dieses unerwartete Rascheln kam, doch auch das schien wohl nur ein tierischer Waldbewohner gewesen zu sein.
Der Hüne beschloss es nun Ascar gleich zu tun und sich ebenfalls hinzulegen. Sein großes Bärenfell hatte er unmittelbar neben den Steinkreis gelegt, denn es drohte regelrecht "eisig" zu werden. Trunken vor Müdigkeit sank die kampferprobte Gestalt in das Fell und zog sich eine Decke über den Körper, die Wärme des Feuers, dass noch immer brannte, offensichtlich voll auskostend.
09.11.2004, 00:22


Nachrichten in diesem Thema
Brücke des Heimdall - von Anonymous - 09.11.2004, 00:22
[Kein Betreff] - von Anonymous - 25.12.2004, 23:54
[Kein Betreff] - von Anonymous - 13.03.2005, 21:22
[Kein Betreff] - von Anonymous - 30.04.2005, 23:19