Beitrag #1
Taluien (Versuch einer Biographie)
Die dunkle Gestalt des einsamen Wanderers blickte sich auf dem verstaubten Dorfplatz um, der das Zentrum dieser Häuseransammlung bildete. Kinder rannten umher, spielten und fochten mit ihrer Phantasie, johlten und brüllten und ignorierten alles und jeden, da sie schon alles kannten. An einer anderen Ecke einige Frauen, entweder mit Säuglingen oder ihrer Wäsche beschäftigt, meist mit beidem. Dann wieder ein kleiner Haufen von Männern, jung und alt, aber alle gekennzeichnet durch ihren ausdruckslosen, gelangweilten Blick. Ein durchschnittliches Dorf in einem durchschnittlichem Land. Aber etwas war anders. Er spürte es. Konnte beinah körperlich fühlen das hier etwas besonderes passiert war. Oder passieren würde. Als ihn das Kind sachte am Ärmel zog fuhr er herum, erschreckt durch die Berührung, die Hand am verborgenen Griff des Dolches. Aus dem Schatten seiner Kapuze blitzten kurz seine Augen, grünen Sternen gleich auf, als er erkannte wer ihn da gestört hatte. Und ein leises Lächeln spielte um seine Mundwinkel.
"Fremder, wer bist du? Woher kommst du? Und hast du vielleicht eine Geschichte zu erzählen?" fragte das Kind ihn. Nun, das war eigentlich schon wieder normal. Diese Kindern würden alles geben um Geschichten zu hören, die ihnen den Alltag vertreiben konnten. Egal wie wahr oder erfunden sie waren. Der Wanderer ging auf die Knie und schaute dem Kind ins Gesicht. Und aus den scheinbar undurchdringlichen Schatten der Kapuze kam eine sanfte, nur leicht modulierte Stimme, melodisch und jung, doch gleichzeitig furchtbar alt, wie unter hunderten von Jahren niedergedrückt.
"Nun Kleiner, tatsächlich eine Geschichte, für dich und deine Freunde. Aber wer ich bin und woher ich komme, das kann und darf ich dir nicht sagen. Nur soviel für jetzt: ich heisse Taluien. Du kannst mich Talu nennen, aber ich möchte dich bitten mir nicht zuviele Fragen zu stellen. Aber bevor ich mit meiner geschichte anfange, lass mich erst einmal sitzen, am besten im Schatten."
Mit diesen Worten bewegte sich Taluien an einen der wenigen Bäume, die noch in der Nähe der Häuser standen, umwenigstens etwas Schatten zu spenden, setzte sich und lehnte sich mit seinem Rücken an den Stamm des Baumes. Als der Junge alle Kinder zusammengetrommelt hatte und sie sich, einige unter Aufsicht ihrer Eltern, vor dem Baum versammelt hatten, fing Taluien an zu sprechen.
"Nun, ihr Hoffnung der Zukunft und Meister der Phantasie, bevor ich anfange euch zu erzählen, müsst ihr etwas über diese Geschichte wissen. Ich habe sie bisher nie vorgetragen. Und sie ist lang. Sie handelt von Glück und Pech, von Liebe und Hass, von Trauer und Begehren, von Schlachten, von Siegen udn Niederlagen, ehrenvollen Duellen und weniger ehrenvollen Hinterhalten. Und obgleich ich sie noch nie erzählt habe, ist mir jedes Detail bestens bekannt. Denn es ist die Geschichte meines Lebens, und ihr sollt die ersten sein denen ich sie mitteile. Und ich muss euch warnen, ich werde sie euch nicht allein an diesem Abend erzählen können. Denn, allein durch die Dauer meines Lebens wird sie recht lang ausfallen. Denn sehet, ich bin einer der wenigen Dunkelelfen, die es in dieser Welt noch gibt, und ich bin mit dem Fluch und dem Segen meiner Art befallen. Die Zeit kann mir nichts anhaben. Ich altere nicht. Und ich sterbe nicht, es sei denn durch Waffen oder eine Vergiftung meiner Seele. Und nun, lasst mich beginnen.
Geboren wurde ich vor einer Ewigkeit in der Zeit, an einem Ort, den ich inzwischen vergessen habe. Meine Eltern... meine Eltern sind tot, und ich habe sie begraben, und das ist alles was ihr wissen müsst. Eine lange Zeit war mein Leben ungetrübt durch Hass, durch Kampf und durch Liebe. Ich lebte ohne zu wissen wie gut es mir ging und wie glücklich ich war. Und ich verliebte mich. Ich fand eine Partnerin, doch auch sie ist tot, und nur ihre Gedanken, die sie mit mir teilte, und ihr Name den sie mir nannte, sind das einzige was mir von ihr geblieben ist, und niemals werde ich diese Kostbarkeiten veräussern. Eines Tages jedoch brach meine kleine Welt zusammen. Wir wurden überfallen. Und anstatt mich an der Verteidigung zu beteiligen, anstatt zu sterben bei dem Versuch meine Geliebte, meine Eltern und meine Freunde zu schützen, floh ich. Ich versteckte mich und kam davon. Doch als ich zurückkam, fand ich nur noch Tote vor. All diejenigen, die mir etwas bedeutet hatten, waren erschlagen, und die meisten Leichen waren verstümmelt. Mit Müh und Not konnte ich meine Eltern finden und begraben. Aber davor... nun... ich fand meine Geliebte. Sie war mit einem langen Dolch durch ihre Brust an den Boden gepfählt worden. Und neben ihr fand ich in die Erde gekratzt drei unserer Runen. Die erste war mein Name, die zweite war "Liebe" und die dritte "Ewigkeit". Und als ich den Dolch aus ihrer Brust zog, um sie zu beerdigen erkannte ich auch diesen. Es war ihr eigener, den ich ihr selbst geschmiedet hatte, als Symbol das wir auf ewig zusammengehören würden. Ich wusste sie hatte mir meine Feigheit und meinen Verrat an ihr verziehen, aber ich konnte mir nicht verzeihen. Ich nahm ihren Dolch an mich und ging, nachdem ich die Toten bestattet hatte und zog in die großen Wälder die schon seit der Vorzeit bestehen. Ich übte mich im Umgang mit der Waffe, wurde eins mit den Schatten, übte mich im Schleichen und suchte beständig nach den Mördern meiner Familie, meiner Zukunft und meiner Träume."
Taluien seufzte bei der Erinnerung und legte den Kopf ein wenig in den Nacken.
"Aber nun ist es erst einmal Zeit für mich mich auszuruhen. Ich werde euch später weitererzählen, aber jetzt brauche ich etwas zu essen und eine Schlafmöglichkeit. Bis bald."
[OOC] Ich schreib hier unregelmäßig weiter, solltet ihr Kommentare, Kritik oder so etwas haben bitte ne PN an mich. Bei drohender Schliessung bitte ich auch um eine PN.[/OOC]
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