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Taluien (Versuch einer Biographie)
Anonymous

Gast

 
Beitrag #2
 
Ein neuer Tag war herangebrochen und Taluien saß wieder unter dem Baum, unter dem er schon am Abend vorher erzählt hatte. Die Kunde davon verbreitete sich unter den Kindern in windeseile, und sehr bald saßen die meisten von ihnen wieder vor ihm. Er hatte seinen Kapuzenmantel inzwischen abgelegt, und den Kindern bot sich ein seltsamer Anblick. Sie hatten die meiste Zeit damit verbracht, zu raten wie dieser Fremde wohl aussehen würde. Die meisten waren der Meinung gewesen, er hötte ein narbiges Gesicht, mindestens eine Tätowierung und kurze Haare. Doch Taluiens Gesicht faszinierte und bestürzte sie gleichermaßen. Zunächst waren da die Haare. Lang, zu einem Zopf gebunden und von einem Aussehen, als wäre Silber flüssig geworden und hätte sich über Taluiens normale Haare gelegt. Dann ein Gesicht, ohne Narben, aber auch ohne jedes Anzeichen von Gefühlen. Klare, stechende Augen von einem smaragdenem Grün, die so scharf waren, das die Kinder ihm nicht lange in die Augen sehen konnten. Aber am seltsamsten fanden sie seine Haut. Hellhäutig, ja beinahe marmorfarben war er, und er sah aus als wäre eines dieser Steingeschöpfe, mit denen sich die reicheren Leute ihre Gärten verschandeln liessen. Nur seine Ohren, deren seltsame Spitzen durch sein Haar stachen, wiederlegten diese Theorie, denn die Reichen nahmen nur mit Menschen vorlieb.

Und dann die Rüstung. Von einem matten Schwarz, mit unzähligen Halterungen für Wurfmesser und -sterne ohne jegliche Verzierung aber auch ohne jegliche Spur eines Kampfes. Dazu ein Gürtel, in dem zwei gefährlich aussehende Hakendolche steckten, und ein weiterer Gürtel, der über seine Schulter geschlungen war und einen Kampfstab quer über Taluiens Rücken festhielt, den er jedoch im Moment neben sich im Gras liegen hatte.

Doch dann fing er an zu sprechen, und seine Stimme nahm die Kinder mit auf eine Reise durch ihre Phantasie.

"Nun, ich hatte euch gestern erzählt das ich mich in den Wald geflüchtet hatte. Dort verbrachte ich einige Zeit um mich im Umgang mit der Waffe und in den Schleichtechniken zu üben, die mein Volk über lange Zeit entwickelt hatte. Denn ich hatte mir eins geschworen: ich würde die Mörder meiner Familie zur Strecke bringen, und bevor dies nicht geschehen war, wollte ich den Dolch meiner Geliebten nicht zur Ruhe betten. Schließlich, nach Jahren des Trainings und der Suche, fand ich sie. Sie hatten ein Lager aufgeschlagen, nahe dem Teil des Waldes in dem ich mich aufhielt. Ich spürte es, das jemand anderes als die Tiere anwesend war. Ich schlich mich vorsichtig näher an sie heran, und erkannte, wen ich vor mir hatte. In meinem Herzen loderte solch wilder, ungestümer Hass, das ich beinahe losgestürmt wäre um es allein mit diesem ganzen Lager von mindestens 30 Mann aufzunehmen. Doch ich hielt mich zurück und sah, wie sie Posten aufstellten. Meine Hand ging automatisch an den Griff des Dolches meine Geliebten. Indem ich einen der Posten ablenkte und umbrachte, gelangte ich in den Besitz einer Rüstung und eines Schwertes. Dann ging ich nochmals in den Wald, um etwas zu suchen. Und wirklich, ich fand was ich suchte. Giftige Kräuter. Einige dieser Kräuter würden sie schlafen lassen, andere würden sie erkranken lassen und eines würde sie sterben lassen, bevor sie überhaupt merken konnten, welches Gift sie genommen hatten. Ich ging ins Lager. Einmal wäre meine Tarnung beinahe aufgeflogen, als mcih einer dieser Kerle ansprach. Doch er war zu betrunken um mich weiter zu belästigen. Ich gelangte zu der Kochstelle, wo diese Mörder gerade dabei waren, ein Wildschwein zu braten und zu essen. Und in der Nähe hatten sie ein Weinfass aufgestellt. In dieses Fass warf ich die Kräuter. Und wartete. Nach einiger Zeit waren die ersten eingeschlafen. Andere wälzten sich vor Schmerzen auf der Erde. Und einige wenige Glückliche waren tot. Nun hielt ich meine Zeit für gekommen.Ich ging in das Zelt ihres Anführers. Ein großer Kerl, ein Auge fehlte ihm, sein Körper war mit Narben übersät und seine Lieblingsbeschäftigung war es, die geraubten Frauen als erster zu missbrauchen. Diese Leidenschaft wurde ihm zum Verhängnis. Ich zerrte ihn von seinem Opfer, zückte den Dolch meiner Geliebten und hielt ihm die Waffe an die Kehle. "Weisst du, wer ich bin?" fragte ich ihn. Er hatte natürlich keine Ahnung, er erkannte mich nicht und erkannte auch die Waffe nicht, die sein Leben beenden sollte. Ich nahm den Helm ab. Als er mein Gesicht erkannte, und meine Rasse, da dämmerte es ihm. "Einer von diesen verfluchten, unnatürlichen Dunkelelfen, von deren Verrat und Plage ich die Menschheit schon befreit glaubte. Hatte ich nicht alle vernichtet?" das waren seine Worte, bevor er sich versuchte von mir loszureissen und an seine Waffe zu gelangen. Doch meine Reflexe waren an diesem Abend schneller. Er ging mit zerfetzter Kehle zu Boden, röchelte noch einmal und starb dann. Ich verliess das Zelt. Die wenigen Kumpane des Mörders meiner Familie lagen im sterben, wenn sie nicht schon tot waren. Doch etwas irritierte mich. Hinter dem Feuer stand eine Gestalt, doch ihr sie war vollkommen schwarz, sie schluckte das Licht einfach. und dann fing sie an zu sprechen. "Nun Taluien, hast du den geschmack des Hasses und der Rache ausgekostet? Ich bin stolz auf dich. Du hast die Rolle, die ich für dich vorgesehen habe, grandios gespielt." Bevor ich mir auch nur Gedanken machen konnte, was diese Gestalt meinte, sprach sie weiter. "Du weisst nicht wer ich bin? Ich bin der Fürst der Finsterniss, das Böse schlechthin, und ich habe dich ausgewählt, mein Krieger zu werden. Du wirst nicht alleine sein. Aber der Schauplatz deiner Kämpfe befindet sich nicht hier. Geh nach Südosten und frage dich durch bis zur Arena. Dort wirst du deiner Bestimmung entgegentreten. Solltest du dich weigern, habe ich für dich ein Versprechen. Du wirst deine Familie niemals wiedersehen, selbst über den Tod hinaus nicht. Solltest du in Ausübung deiner Pflicht sterben, so ist dir eine Vergebung gewiss. Denn niemand hier im Jenseits interessiert sich dafür, was die Mächte des Guten und der Finsternis in deiner Welt anstellen." Ich wusste ich würde annehmen, denn um meine Familie wiederzusehen würde ich alles tun, zu jeder Zeit. Aber ich wusste auch das ich mein Versprechen noch einlösen musste. Und diese Gestalt wusste offenabr auch das. "Nun gehe. Besuche das Grab diener Familie und erfülle dein Versprechen. Aber dann mach dich auf den Weg nach Rom. Dort wirst du in der Arena kämpfen." Ich ging, und besuchte das Grab, das meine hände gemacht hatten. Und ich bat meine Geliebte um Vergebung, als ich ihr den Dolch wiedergab. Ohne jegliche Waffen, ohne Rüstung und ohne eine Zukunft, machte ich mich auf, um nach Rom zu gelangen. Und um meiner Bestimmung entgegenzutreten."

Nach diesen Worten erhob sich Taluien, zum Zeichen das die Geschichte für heute beendet war.
16.08.2004, 10:17


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Taluien (Versuch einer Biographie) - von Anonymous - 13.08.2004, 02:31
[Kein Betreff] - von Anonymous - 16.08.2004, 10:17
[Kein Betreff] - von Anonymous - 11.10.2004, 21:20