Beitrag #2
andromache war gerade mit Calida, ihrer Weggefährtin aus alten Zeiten, bei einer Tasse Tee in der Taverne gesessen, als ein Bote ihr die Nachricht ihres neuen Staatsoberhauptes bebrachte hatte.
Der kleine Engel war vor lauter Lachen im ersten Moment fast von Stuhl gekippt, als sie las, was ihr asil vorschlug!
DAS konnte nicht der Ernst dieser Frau sein! Einen sogenannter Biestertest?
Und das ganze noch dazu im Freien, wo's da draußen soundso kalt war? Und knappe Kleidung dazu noch?
andromache blickte auf Calida und reichte der Vampirin den Brief. Diese schmunzelte nur, als sie las, und nickte.
Langsam kamen Zweifel in der kleinen Geflügelten auf - Calida nahm den Text für bare Münze!
andro seufzte und legte einige Münzen auf den Tisch für den Tee, die Ziegenmilch ihres Pumas und den Traubensaft ihrer Tochter anwen. Sie lächelte die Vampirin an, strich anwen übers Haar, während sie dem Puma wies zu bleiben.
"Gib bitte auf die beiden acht derweil - wir sehen uns dann auf der Wiese, ja?"
Calida nickte nur und andromache drückte ihrer Kleinen noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich des Weges machte.
Im Turm des Elfen, wo sie im Moment wohnte, holte sie ihre Kleidung hervor, die ihr passend schien - schon am Hutzebutz der Amazonen war sie damit angetreten, die Stücke hielten viel aus.
Die kleine Frau ließ ihr Kleid zu Boden fallen und zog die kurzen ledernen Hosen an - viel mehr als ihr Hinterteil war nicht bedeckt davon. Dann griff sie nach dem ledernen Band, wickelte es geschickt um ihren schmalen Hals, über Kreuz über ihren Busen und verknotete es knapp unter den Enden ihrer schwarzen Flügel im Rücken. Dann griff sie nach den alten Stiefeln, die würden den Weg aushalten und notfalls auch diesen abstrusen Test, den ihr asil da vorgeschlagen hatte!
Noch schnell den Umhang über die Schulter, dann machte sie sich auf den Weg zur Wiese.
Unterwegs überdachte der kleine Engel wieder und wieder dieses Test - ob sie sich als Biest bewähren würde!
Was bildete sich diese Person überhaupt ein? andromache war selbst lange Zeit Königin eines Volkes gewesen, aber sowas hatte noch nie einer von ihr verlangt! Dieses Weib zweifelte wohl daran, dass sie sich dem Test stellen würde!
Doch dazu war der kleine Engel viel zu stolz, nie hätte sie sich eine solche Blamage gegeben - da war es ihr schon viel lieber knapp bekleidet im Jänner auf einer Wiese zu stehen und sich einen etwas eigenartigen Aufnahmeverfahren zu stellen.
Und je weiter sie ging, umso mehr kam sie zu der Überzeugung, dass das Ganze nicht schlimmer als dieses Hutzebutz werden konnte - denn asil hatte nichts von Alkohol gesagt!
Doch bevor sie ihre Gedanken weiterspinnen konnte, kam schon die Wiese in Sicht - und asil, die selbstzufrieden auf dem Zaun dort saß und sie fast schon hämisch angrinste.
Auch waren bereits einige Zuseher zugegen - gut, ein solches Spektakel gab es wohl nicht alle Tage hier!
andromache trat auf asil zu, blickte hoch zu der Kriegerin, die nicht sehr viel größer war als sie selbst.
Der Engel ließ den Umhang fallen, stellte sich breitbeinig vor ihr Staatsoberhaupt und stemmte die Hände in Hüften. Das helle Sonnenlicht ließ die schneeweiße Haut der Geflügelten schimmern, doch hier und da konnte man eine kleine Narbe erkennen, wie von Dornen oder soetwas. Ihr knapp schulterlanges Haar schillerte rabenschwarz im Licht, und doch konnte man erkennen, dass die Engelsfrau eigentlich rotes ihr eigenen nannte, denn einige Strähnen waren zu erkennen unter der Färbung.
Stolz sah sie asil an, ein fast süffisantes Lächeln zierte ihre Mundwinkel, als sie mit weicher, glockenheller Stimme die Kriegerin ansprach.
"Nun, hier bin ich, wie Ihr bestellt, Mylady.
Welche Aufgabe habe ich zu bestehen, alsdass Ihr mich anerkennt?"
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