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Die Katakomben Roms
vespertilia

Gast

 
Beitrag #16
RE: Die Katakomben Roms
Dunkelheit wäre ihr vertraut, eine Freundin, die sie ihr ganzes Leben begleitet hatte, das Los der Blinden... doch der Nebel, der sie umhüllte, umschmeichelte, war ihr fremd So kalt, tastend, mit eisigen Tentakeln, nach Wärme gierend- der Wärme ihres kleinen Körpers!. Erschrecken, Entsetzen beflügelte sie, liess sie durch den Nebel flattern- nicht nur sie, sie spürte die Anwesenheit Gleichgesinnter, ihr Vertrauten Seelen, scheinbar verloren im Nebel, dessen Geheimnisse verborgen, doch nicht für die Sinne ihresgleichen, die den Nebel durchdrangen, als sei er nicht vorhanden Sind so kleine Seelen, offen und ganz frei...

Das Echo ihrer schrillen Schreie wurde vom zerschmetterten Körper ihrer ursrprünglichen Gestalt zurückgeworfen. Eine zerbrochene Puppe, reglos, leblos. Nunmehr sicher vor weiteren Misshandlungen. Sie war frei, frei, frei... doch der Schläfer hatte sich nur kurz geregt, wollte weiterschlafen, den Schlaf des Gerechten. Sie war erbost, SIE weitaus mehr, ihre Gefährten und Gefährtinnen desgleichen- ihr gemeinsames Schreien ertönte schrill, wurde schriller, peinigte den Schläfer, doch dieser wollte nicht erwachen, nicht feststellen müssen, in welchem beklagenswerten Zustand er sich befand...

Ein dumpfer Trommelschlag durchdrang den Nebel BOOOM, steigerte sich zu einem Trommelwirbel. Ihre Schreie und die ihresgleichen folgtem dem Rhythmus der Trommeln, wurden intensiver, noch schriller... der Schläfer erwachte, konnte nicht mehr in den Schlaf flüchten, regte sich, erbebte... sie spürte die Vibrationen, die sich fortplanzten, in Wellen, Sand, der rieselte, Gestein, das zerbröselte, Wasser, das kochte... ROM erwachte, erbebte, bebte...

Sie flatterte durch den Nebel, nach oben, nach oben, begleitet von ihresgleichen. Durch den Nebel. Nach Wärme hungernd. Nadelspitze feine Zähne entblössend. Bereit, die Wärme des Blutes zu geniessen. Eine gebieterische Stimme (ihr vertraut erscheinend) forderte Keine Frauen, Keine Kinder!, doch bereitete ihr das nicht im Mindesten Kopfzerbrechen, sie sehnte sich nach all ihren Peinigern, diese in ihrer jetztigen Gestalt aufzusuchen, sie in den kalten Nebel zu geleiten, für immerdar und ewig... und diese waren weder Frau noch Kind... die klagende Stimme des erwachten Roms begleitete sie auf dem Weg nach oben...

"Geweckt aus tiefem Schlaf, in dem Alpträume mich quälten. Erwacht in einem Albtraum, der um ein Vielfaches furchtbar! Was habt ihr aus mir gemacht? Mir angetan? Ihr werdet dafür bezahlen... Rom ist erwacht, Rom erbebt, Rom erhebt sich, wie auch jene, die lange tot, aber den alten Werten Roms verbunden... ICH bin Rom, das Rom, zu dem ihr mich gemacht habt, soll beben, brennen, vergehen..."

Durch erbebendes, zerbröselndes Gestein flatterte sie der Oberfläche entgegegen, begleitete von zigtausendenden ihresgleichen. Sie suchten Wärme, sie fanden Wärme... im Blut jener, die sie in ursprünglicher Gestalt gequält hatten, oder die keine Frauen und Kinder waren. Sie waren einfach zu finden, in ihrer Panik aus bebenden Gebäuden flüchtend, beleuchtet vom Licht der Brände, die Rom erhellten- Licht, das ihre Sinne nicht nötig hätten, um ihre Opfer zu finden.

Der über Rom liegende Nebel breitete sich aus... hüllte Schreien und Klagen in einen Mantel der Stille. Erstickte das Leuchten von lodernden Bränden. Liess bebenden Boden in Kälte erstarren...
25.02.2014, 01:00
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Nachtschatten

Gast

 
Beitrag #17
RE: Die Katakomben Roms
SIE war die einzige, die die Tiefe und Weite von Roms Katakomben kannte. Tiefe, die bis zur Hölle reichte. Weite, die den Himmel umspannte. SIE kauerte in der Tiefe, unter dem Kapitol, jenem Orte, an dem ein Imperator über Rom zu herrschen glaubte. Webte ihr Netz, ein Netz Dunkler Träume, die honigsüss in des Imperators Geiste tropften, während dieser sich gewappnet gegen alles Unbill glaubte, geschützt durch Legionen, gottgleichen Status, Leibwachen... doch dem Schlafe konnte dieser nicht entrinnen, so sehr er diesem auch entfliehen wollte, dieser übermannte ihn, bemächtigte sich seiner... und mit diesem kamen Träume, die SIE gewebt, gesandt, auf dass er sich in diese verstricke, in diesen hilflos sich winde, keine Leibwache, die ihn davor zu schützen vermochte... SIE zupfte sanft am Netz der Träume, webte diese...

Schlaf, mein Imperator, Der Du Verdammt bist, Schlaf ein,
Dunkle Träume werden Deine Belohnung sein,
Deine Schwester Dunkelheit,
Deine Seele frisst nur zu bereit,
Dein Bruder der Tod,
Dich befreiend von irdischer Not,
In den Schatten
lauernd Ratten
Deine Seele reissend
Diese verspeisend
Krähen nehmen Dir das Augenlicht
Roms Untergang siehst Du, welch Gnade, nicht

SIE spürte das Beben, das sich abzeichnete, im Netz, die Erschütterungen vorab, ihr Schicksal, das IHR bevorstand, unausweichlich. Das wahre Rom, tief unten, regte sich, schüttelte sich, warf die Benommenheit von sich, gedachte, sich zu erheben... erhob sich!

Sie webte, wie sie niemals zuvor gewebt hatte. Ihr Netz. Ein Netz für des Imperators Träume. Nimmermehr würde er im Schlafe Erholung finden können. Auf immerdar sollte dieser gepeinigt sein durch die Qualen jener Seelen, deren Pein hätte dieser verhindern können...

Das Beben erschütterte ihr Netz, die Katakomben, Rom. SIE hatte gerade noch Zeit, letzte Botschaften zu weben, an den Imperator im Schlafe "Dunkelheit Deine Schwester, Tod Dein Bruder!", an jene, denen sie verbunden :"Fresst! Tötet!! RACHE!!!"

IHR Überlebensinstinkt liess sie kämpfen, doch vergebens, dem Beben war sie nicht gewachsen, begraben unter Gestein, hiess sie die Dunkelheit als Schwester und den Tod als Bruder willkommen, in der Gewissheit, dass es Roms Imperator früher oder später gewiss wie IHR ergehen würde...
30.05.2014, 00:52
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