Beitrag #2
Ewigkeiten war es her, da hatte Kamikaze zum letzten Mal diesen Geruch in der Nase gehabt. Kalter Schweiß, getrocknetes Blut, von selbigen Körperflüssigkeiten aufgeweichtes Leder, lange hatte er es nicht mehr wahrgenommen, dass auch so etwas einen Eigengeruch entwickeln konnte. Und auch die Schreie und Rufe der Menge hatten lange nicht in den Ohren des Zwergs widergehallt. Er saß im Souterrain der Duellarena und schnürte sich gerade die aus Wolfsfell und Wolfsknochen, gefertigten sowie unsichtbar mit Eisenstäben verstärkten Armschoner mithilfe von Lederriemen und Zähnen an den muskulösen Unterarmen fest. Endlich würde er wieder kämpfen! Es hatte ihn geradezu beflügelt, und nicht ungern erinnerte er sich an seine drei Siege vor großem Publikum zurück. Kjaskar, der fast unbezwingbare Recke. Xasch, der andere großmäulige Zwerg. Tiamatsdaughter, die undurchschaubare Dolchkämpferin.
Und dann war da noch der Schandfleck seiner Serie, der Wikinger TheGreatSlayer. Dieser hatte ihn in einem Kampf bis auf Blut und Knochen nur durch Schiedsrichterentscheidung bezwingen können. Eine Revanche hatte es nicht gegeben. Wie war es um seinen jetzigen Gegner bestellt, Yzerman? Nun, viel wusste Kamikaze nicht von ihm. Ein junger Mann, etwas größer als die meisten, muskulös, und wohl vom Typus her am ehesten dem Kämpfer ähnelnd, dem Kamikaze unterlegen gewesen war. Während der weißbärtige und weißhaarige Slayer prüfend mit seinen Plattenstiefeln, die bis zum Knie reichten, und wie immer mit jeweils zwei Wurfmessern in den Schäften bestückt waren, aufstampfte, steckte er den langen runenverzierten Dolch in die vergoldete Scheide am Gürtel und schnappte sich die Axt, die an der Wand lehnte. Die sogenannten Orkbeißer, orktötende Runen auf der Klinge glühten auf, als der Zwerg seine Hand an den Stiel legte. "Heute werde ich euch nicht brauchen...heute nicht." flüsterte Kam'kaz' Ardrad'g auf Khazalid, der Sprache der Zwerge leise, fast unhörbar. Prüfend schlug Kamikaze nun mit der zur Faust geballten Hand auf die Brustplatten seines ärmellosen Schuppenpanzers, von dem er den Umhang entfernt hatte. Dieser wäre nur hinderlich gewesen. Dann fiel der Blick aus den kleinen, grünen Augen auf ein Paar fingerlose Handschuhe aus Rindsleder, mit nietenverstärktem Handrücken. Die fehlten noch, klar.
Beim Hinausgehen aus der Kammer der Vorbereitung fiel dem Zwerg auf, dass ein Blutfleck auf seiner hellgrauen Leinenhose prangte. Nun, nach diesem Kampf würden es wohl ein paar mehr sein, das interessierte nun auch nicht weiter. Auf dem Weg zum Arenator nahm Kamikaze den grün bemalten Eichenholzschild vom Rücken und zog ihn sich mit zwei Schlaufen über den linken Unterarm. Auf dem Schild war die Runenkombination zu sehen, die im menschlichen Buchstabensystem K.A. bedeutete, also seine Initialen auf Khazalid. Die großen, mit weißer Farbe aufgemalten Runen wurden von einem metallenen Ornament vervollständigt, das sich zwischen ihnen, in der Mitte des Rundschildes, befand, und eine strahlende Sonne darstellte, deren stählerne Strahlen bis an die bronzene Umrandung des Schildes reichten und so für Stabilität sorgten. Nachdem Xasch beim letzten Duell das damals noch fast komplett hölzerne Schild zertrümmert hatte, hatte Kamikaze nun für einen würdigen Nachfolger gesorgt. Der Helm auf des Zwergen Kopf, gefertigt aus härtestem Stahl, durchwirkt mit Gold, innen gepolstert mit in Hirschleder eingenähten Daunen, glänzte in den Sonnenstrahlen, die nun, da Kamikaze am Rand der Arena angekommen war, auf ihn herab schienen. Der Slayer steckte die Axt ins Waffengehänge, kniete nieder und ergriff mit beiden Händen eine Handvoll Sand, den er langsam zwischen den Fingern wieder herausrieseln ließ. Währenddessen betete er auf Khazalid zu Grimnir, dem zwergischen Gott des Kampfes und dem Gott der Slayer. Dann stand er auf und zog die Axt wieder aus dem Gürtel. Den strengen Blick von seiner Königin, die oben auf der Tribüne der Schiedsrichter saß, spürend, hob er den Blick, um ihrem Starren zu begegnen. Eine gedankliche Ewigkeit lang schnürten sich die Beiden, die willensstarke Kriegerin und der dickköpfige Zwerg, mit ihren Blicken aneinander. Dann wusste Kamikaze, was die Königin von ihm verlangte. Er schritt in die Mitte des Arenarundes und ließ seinen Blick einmal im Kreis wandern.
"Aaah, ihr seid wieder einmal hergekommen, um die Überlegenheit der menschlichen Rasse zu erleben? Euer Pech, dass ich euch enttäuschen muss. Ich werde diesem Frischling einmal die Leviten lesen, sonst lernt er ja nie, worum es hier in diesem staubigen Rund geht! Buht ruhig nun, wo ich hereingekommen bin, klatscht ruhig, wenn der junge Menschenkrieger das Stadion betritt. Er ist neu hier, ich kenne mich schon aus. Aber ich erinnere noch einmal daran, da draußen ist es eine andere Welt! Egal wie gut man befreundet ist, hier drin hört alles auf. Hier drin...hat das Leben seine eigenen Regeln. Hier in der Arena gibt es nichts geschenkt...nicht einmal für Menschen!"
Die gewohnte Publikumsansprache fand ihren Abschluss in der Verneigung vor dem Schiedsrichtrtrio, dann positionierte sich der Zwerg mit dem Rücken zu dem Tor, aus dem er herausgetreten war. Die Sonne stand im Zenit, es würde ein im wahrsten Sinne des Wortes heißer Kampf werden...
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