Beitrag #2
Schwülheiß war es in der düsteren und stickigen Kammer in den Katakomben der Duellarena. Kamikaze hatte sich mittlerweile wieder an den Geruch gewöhnt, da sein letzter kurzer Kampf gegen Yzerman ja erst wenige Tage vorbei war. Es gab wieder einen Bestimmung für ihn....neben dem Wachdienst, den der Zwerg auf den Mauern von Silva Romae angetreten hatte - endlich! Endlich wieder seine Stärke unter Beweis stellen, und das nicht nur im spielerischen Spaßkämpfchen mit Crazy, seiner jungen Ehefrau, sondern gegen jemand, der wohl damit umgehen konnte. Al'Ralh Mandragoran. Er war ab und zu auch Schiedsrichter in der Arena, soweit der ehemalige Dämonenslayer das überblicken konnte...aber vielleicht spielte ihm sein Gedächtnis auch einen Streich.
"Und wieder mal werde ich sie alle überraschen...sie denken, ich komme mit Axt und Schild? Ich werde mal was anderes probieren..." diebisch grinsend griff der Zwerg nach dem massiven, mit Eisenplättchen beschlagenen, und am unteren Ende mit weichem Leder umwickelten Stiel des schweren Zweihandhammers, während seine an niemand gerichteten Worte, es war ja auch keiner mit ihm im Raum, außer von ihm ungehört verhallten. Den Hammer hatte der frischgebackene Ehemann von Uziel zur Hochzeit geschenkt bekommen, der Kopf aus Gromrilerz mit den stilisierten Blitzen drarauf hatte seinem Aussehen alle Ehre gemacht, denn er hatte wirklich Blitze sprühen lassen, als er die Kichentüren getroffen und aufgesprengt hatte....Kamikaze schmunzelte bei der Erinnerung. Wo dieser Hammer traf, da wuchs auch ohne die magische Unterstützung kein Gras mehr. Er spannte die Ober- und Unterarmmuskeln an, und vergrößerte den Armumfang dabei um ein Drittel, als er den gewaltigen Hammer, dessen Stiel Kamikaze vom Boden bis zur Schulter reichte, über seinem Kopf mühelos wie einen Balsaholz-Stab durch die Luft wirbelte, dabei immer flink mit den Händen umgreifend, um eine stetige Rotation zu erreichen.
Den Hammer wieder absetzend, schaute der ergraute Slayer grimmig in die spiegelnde Silberschale, prüfte aus schmalen Augenschlitzen noch einmal seine Ausrüstung. Der Kopf war helmlos wie immer, die silberweißen schulterlangen Haare mit einem Lederriemen hinter dem Kopf zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das ärmellose doppellagige Kettenhemd, mit einigen gesprengten Ringen an der grobmaschigen Oberseite, aber die feine Lage darunter war vollkommen intakt, hatte definitiv schon bessere Zeiten gesehen, doch das Aussehen war nunmehr sekundär, man war ja nicht auf einer Modenschau, sondern bei einem Zweikampf. Unter der Rüstung trug Kamikaze ein ebenfalls ärmelloses Leinenhemd, um seinen muskulösen Oberkörper vor Abschürfungen durch die Kettenglieder zu schützen. Füher hatte er auch ohne dies gekämpft, aber mittlerweile gönnte er sich den Luxus. Die dunkelrot gefärbte Leinenhose mit den großen übersteppten Lederflicken auf der Vorderseite, die leichte Dolchstiche oder ähnliches wie eine Lederrüstung abhalten würden, lag stramm an den wie aus Marmor herausgemeißelten Oberschenkeln und Waden, und war in die durch Ledereinlage bequem gemachten eisernen Plattenstiefel gesteckt. In den Stiefeln steckten wie immer jeweils zwei filigrane Wurfmesser aus feinstem Zwergenstahl, und über der Rüstung, die ihm bis auf die Hälfte der Oberschenkel herab reichte, trug der kleine Krieger seinen eine Hand breiten schwarzledernen Waffengurt mit Waffengehänge, in dem eigentlich die Axt griffbereit steckte. Nur mit dem Hammer mit diesem langen Stiel würde das nicht funktionieren, also war sie heute bedeutungslos. Die rotgoldene Messerscheide mit dem fünfundzwanzig Zwergenfingerbreiten langen Langdolch jedoch nicht, sie prangte an der linken Hüfte Kamikazes.
Mit einem Faustschlag seiner behandschuhten Hände durchschlug der Zwerg die hölzerne Tür zum Gang. "Ups...eigentlich hätte die jetzt aufgehen sollen..." Mit einem Tritt beförderte er nun die ganze Tür aus den Angeln. Krachend landete sie im von einigen Fackeln schwach beleuchteten Gang und gierig sog Kamikaze den Geruch der Arena mit geblähten Nasenflügeln auf. Wie wals ob man eine alte Liebe wieder treffen würde, dachte er sich und schloss die Augen. Dafür war er geboren! Sein sechstes Duell stand an.
Mit diesem Gedanken schritt der breitschultrige Zwerg duch den Kreuzgang, den Hammer neben sich in der Rechten durch die Luft wirbeln lassend. Das Tor rauschte unter dem Rasseln von Ketten nach oben, und die Sonne blendete ihn kurz. Eineinhalb Schritt, etwas weniger als seine eigene Körpergröße, ging er in den sandbedeckten Kampfbereich hinein. Dann blieb er stehen und schaute zu Babe auf der Schiedsrichtertribüne hinauf. Ein freundschaftliches Nicken, mit einem entschlossenen Blick gebührte seiner Königin, danach eine förmliche Verbeugung an das Publikum, heute würde er in der Arena nicht viel reden. Vielmehr war er begierig darauf, den Kampf zu beginnen. Immer noch stand Kamikaze knapp vor dem Tor, aus dem er getreten war, er wollte seinen Gegner damit knofrontieren, dass dieser einen längeren Weg zu gehen hatte, als wie sonst, nur zur Mitte des Runds. Dem Publikum musste er klein und unbedeuten vorkommen, wie er da so am Rand stand, fast schüchtern. Aber wenn ihm jemand in die grünen Augen geschaut hätte...der hätte vor Furcht Reißaus genommen. Diese starrten, durchdringend wie psychische Armbrustbolzen, zu dem Tor, aus dem Ralh die Arena betreten würde, während er die beachtlichen Muskeln seines Stiernackens durch langsame drehende Kopfbewegungen auflockerte, wobei auch die Halswirbel knackten, dass es einem jeden bis ins Mark ging.
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