Beitrag #7
Vier Tage durchforstete Tylock nun schon die Überreste dessen was einst sein Heim und sein Reich gewesen war. Viele glückliche Stunden hatte er hier erlebt und auch so mach bittere Enttäuschung.
Nach seinem mehr oder weniger erfolgreichem Besuch in den römischen Archiven, hätte ihn Nichts und Niemand aufhalten können um hier her zu kommen und nach Beweisen für seine Theorie zu suchen.
Nichts und Niemand? ... Nein ... das stimmte so nicht ganz. Einen Menschen gab es da doch, dem zu liebe er alles sofort aufgegeben hätte. Den Mond seines Lebens. Das war jedoch eine völlig andere Geschichte und hatte somit hier nichts zu suchen.
Wiedereinmal, Tylock wusste nicht zum wievielten Male, erlag er der Hoffnung, das dieser Jemand ihm doch noch hierher folgen würde. Hierher. Zu seinen Wurzeln. Oder vielmehr dem, was er viele Jahre lang als seine Heimat und den Standort seiner Wurzeln betrachtet hatte. Wusste er es inzwischen auch besser, dank den Informationen aus den Archiven, so verspürte er dennoch dieses Gefühl der Verbundenheit mit diesem Ort und dem was er einst bedeutete.
Vieles von dem, was Tylock sich anhand der Berichte aus den Archiven hatte zusammenreimen können, hatte er bereits bestätigen können. Durch hieb und Stichfeste Beweise untermauert wurde das Bild langsam immer klarer. Und dieses Bild stand im krassen Gegensatz zu dem, was er ursprünglich als Grund für die Vernichtung seines Reiches angenommen hatte.
Nicht die Götter haben ihnen gezürnt und das gesamte Tal der Racker verheert und in Schutt und Asche gelegt. Nein! Er war ein Feind, von dessen Existenz er damals nicht geahnt hatte. Und ohne die Hinweise von Nathan und den Puzzelteilen aus den Schriften im Archiv wäre er noch immer im Unklaren über dem, was sich hier vor Jahren zugetragen hatte.
Seit seiner Ankunft hatte der Krieger jeden Tag eine andere Seite der Berge erkundet die das Tal umgaben n dem er einst zu Hause war. Und an jeder Bergflanke hatte er die gleichen Entdeckungen gemacht. Immer an strategisch günstigen Positionen fand er die Überreste eines Feldlagers. Nun gut, Überreste war übertrieben, und doch fanden sich hinweise darauf, das dort fremde Truppen einen Stützpunkt eingerichtet hatten. Die verrottenden Überbleibsel von Palisaden, Scherben von alltäglichem Gebrauchsgegenständen, am dritten Tag war Tylock sogar über einen Ambos gestolpert. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Noch immer schmerzten die Zehen seines linken Fußes mit dem er gegen diesen Vermaledeiten Ambos getreten ist. Er war so überwuchert von keinem Buschwerk durch das Tylock sich kämpfen musste das er ihn nie gefunden hätte, wäre ihm nicht der Zufall zur Hilfe gekommen.
Das Umland hatte Tylock somit bereits ausgiebig durchforstet und Hinweise gefunden die er nicht zu finden gewagt hatte. Nun widmete er sich den Ruinen der Stadt. Jener Stadt in der er aufgewachsen und an deren Aufstieg er maßgeblichen Anteil hatte.
Er war sich nicht im geringsten sicher was er grade tat, noch warum er so handelte, wie er handelte. Aber es schien irgendwie einen Sinn zu ergeben. Anfangs hatte er sich auf die deutlichsten Male konzentriert die er finden konnte. Die großen schwarzen Flecken auf dem verbrannten Mauerresten. Mit den Fingern reib er ein wenig des Rußes von den von der Gluthitze der Flammen geschmolzenen Gesteins und kostete diesen. Er kam sich dabei schon komisch vor. Nie zuvor wäre er auf die Hirnrissige Idee gekommen den Ruß von etwas zu kratzen um ihn zu kosten. Warum sollte er auch. Und doch erschien es ihm genau das richtige zu sein.
Irrwitziger weise konnte er mit dem Ergebnis dieser Geschmacksprobe direkt zwar nicht anfangen, doch im Hinblick auf das Gesamtbild ergab es wieder ein neues Teil des Puzzles. Zaubererfeuer. Das war es was diese Verwüstungen angerichtet hatte. Eigenartiger weise konnte er zwei Arten unterscheiden. Oder zumindest glaubte er sie unterschiedlich interpretieren zu können. einmal schmeckte der Ruß süß und dann an anderen Stellen bitter. Seine Interpretation dieses Umstanden war, das ein Teil der Zauberer die das Feuer auf seine Heimat geschleudert hatten dabei Freude empfanden. Während der andere Teil es anscheinend unter Zwang tat.
Vertieft in seine Untersuchung stromerte Tylock von einer Ruine zur nächsten und suchte nach weiteren Stücken die in sein Puzzle passen würden. Oder seine gewonnenen Erkenntnisse wiederlegten. Letzteres war bisher jedenfalls noch nicht eingetreten. So kostete er weiter den Ruß von verschiedenen Stellen und schaute sich die Veränderungen im Gestein eingehender an. Völlig überrascht entdeckte er plötzlich an einer fast vollständig versenkten Wand etwas das seine Aufmerksamkeit erregte. Undeutlich waren die negativen Schatten zweier Menschen zu erkennen. Negativ in sofern, das sie als hellere Stellen auf der ansonsten recht dunklen Mauer zu erkennen waren. Es erweckte fast den Eindruck als seinen diese Gestalten in die Mauer eingebrannt worden. Und dabei hatten sie für die andere Färbung der Wand gesorgt. Betrübt suchte er in Gedanken nach den Gesichtern die diesen armen Teufeln wohl gehört haben mochten.
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