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Die Geschichte von Yxor dem Aelteren und Yxor dem Juengeren
Anonymous

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Beitrag #1
Die Geschichte von Yxor dem Aelteren und Yxor dem Juengeren
Meine Geschichte soll bei meinem Vater beginnen, dessen Name ich trage, dessen Blut in meinen Adern fliesst und der mich gelehrt hat, Onan zu ehren und zu fuerchten. Hier ist seine Geschiche, von ihm selbst aufgeschrieben:

Zitat:"Holla, junge Maid, nicht so schnell, ihr werdet noch stürzen!" Yxor eilte die breite Steintreppe hinauf, dicht hinter Yala. Ihre fröhliches Lachen klang in seinen Ohren, und ein warmes Gefühl breitete sich in seiner Brust aus. Alle Sorgen der letzten Wochen waren für diesen Moment vergessen.
"Mein Fuß findet festen Tritt, Waffenherr," lachte sie "aber mir scheint, eure Schnelligkeit ist doch nicht so groß, wie sie überall gepriesen wird."
Er lachte, und mit einem weiten Satz holte er sie auf dem Treppenabsatz ein. Sie schlang ihre Arme um ihn und schmiegte sich an seine Brust.
"Lord Yxor, der König wünscht euch zu sprechen." Yxor löste sich aus Yalas Umarmung und drehte sich um Kalax, der Befehlshaber der Palastwachen stand vor ihm. "Richtet dem König aus, ich werde sofort kommen!"
Der Offizier entfernte sich.
"Ich muss gehen, Yala. Ich werde euch wieder aufsuchen, sobald es meine Pflicht erlaubt." Sie schlug die Augen nieder. "So sei es, mein Herr, aber ich wünschte, Ihr könntet bleiben."
"Ich wünschte es auch, meine Liebe, wahrlich..." flüsterte Yxor leise vor sich hin, als er unter den hohen Steingewölben zum Thronsaal schritt.

"Die Lage ist ernst, Yxor, viel ernster, als wir es noch vor wenigen Tagen annahmen. Die undurchdringlichen Nebel breiten sich aus. Längst schon sind sie über die östlichern Wälder hinaus gewachsen. Seltsame und gefährliche Kreaturen kommen des Nachts aus ihnen hervor. Und kein Kundschafter, den wir in die Nebel entsandten, kam bisher zurück. Ich fürchte, ganz Muart schwebt in Gefahr." König Xylagor blickte Yxor ernst an. "Ich möchte", fuhr er fort," das Ihr einen Trupp beherzter Krieger nehmt und in Erfahrung bringt, was es mit diesen teuflischen Nebeln auf sich hat. Wir müssen wissen, was diese Erscheinung bedeutet!"

"Nichts gutes, mein König, so fürchte auch ich. Gleich morgen früh will ich mich aufmachen. Kalax, wählt fünf eurer besten Krieger aus, und sorgt dafür, das bei Sonnenaufgang alles für unseren Aufbruch bereit ist."
"Yxor!" Xylagor hatte sich von seinem Thron erhoben und stand nun vor ihm. "Habt Acht auf euch!"

Yxor´s Blick ruhte auf der schlafenden Yala. Das silbrige Licht des Mondes, der durch das geöffnete Fenster schien verlieh ihrem sanften Gesicht einen ätherischen Ausdruck. Er erhob sich leise vom Bett und ging nach draussen auf den Balkon. Die Sterne leuchteten klar und hell, er sah Xol, den Streitenden und dicht über dem Horizont Yienda, die Segenbringende. Sein Blick wanderte nach Osten, doch da war nur Dunkelheit. Es fröstelte ihn, und er begab sich wieder zu Bett, um Ruhe zu finden. Doch fand er nur dunkle Träume...

"Wir sind noch zwei Tagesritte entfernt vom Ostwald. Wenn die Kunde stimmt und sich der Nebel wirklich so rasch ausbreitet, dürfte es nicht mehr lange dauern, bis wir auf ihn stossen. Habt Acht und seid auf der Hut. Heute Nacht wollen wir zwei Wachen aufstellen."
Sie waren jetzt seid einer Woche unterwegs, und auf ihrem Weg hörten sie manch düstere Kunde. Bauern berichteten von schrecklichen Wesen, die sich des Nachts umher trieben, und immer wieder kamen ihnen auf der Strasse Flüchtlinge entgegen, die vor den Nebeln flohen. Viel schlimmes hatten sie zu berichten, und Yxor hielt längst nicht alles davon für Spukgeschichten verängstigter Vertriebener.
Sie bereiteten sich eine Mahlzeit und legten sich danach bis auf die Wachen sofort zum schlafen. Doch dauerte es nicht lange, bis sie von diesen wieder geweckt wurden.
"Herr, etwas seltsames ist im Gange." Yxor betrachtete Raxan. In der Stimme des hühnenhaften Kriegers schwang Furcht. Er schaute sich um. Der Himmel war mit dunklen Wolken verhangen, und kein Licht der Sterne oder des Mondes schien auf sie. Trotzdem wurde Yxor in geringer Entfernung eines bleichen Leuchtens über dem Boden gewahr. Schimmernd wie Totengebein krochen Nebelfetzen langsam auf sie zu. Yxor befahl den Männern, ihre Waffen bereit zu machen. Der Nebel erreichte sie und hüllte sie ein.
"Bleibt dicht bei einander, wir dürfen uns nicht verlieren oder getrennt werden."
Lange standen sie abwartend da, während der Nebel um sie herum immer dichter wurde. Er war kühl, und sie hatten das Gefühl, die Kälte durchdringe ihre Kleider, ihre Rüstungen und ihr Fleisch, um ihre Herzen zu erfrieren.

Plötzlich erschien es Yxor, als ob sich ein dunkler Umriss in dem schimmernden Nebel abzeichnete, direkt vor ihnen. Raxan sah es auch, und stiess einen lauten Ruf aus. Noch ehe der Ruf verhallte, sprang von links eine kleine, verschrumpelte Kreatur auf ihn zu, einem Kind mit abgezogener Haut nicht unähnlich. Lange Klauen gruben sich in Raxans Arm, spitze Zähne rissen an seinem Fleisch. Mit einem lauten Schmerzensschrei riss er seinen Peiniger von sich los, warf ihn zu Boden und schlug ihm mit dem Schwert den Kopf ab. Blut rann von seinem Arm. Aber schon sprangen neue Gegner heran.
Sie erschlugen viele, doch immer neue Angreifer sprangen aus dem dichten Nebel hervor. Am Ende waren alle aus ihrer Gruppe erschlagen. Nur Yxor und Raxan kämpften, aus vielen Wunden blutend, noch Rücken an Rücken. Vielleicht vierzig der Kreaturen hatten sie zur Strecke gebracht. Dann auf einmal versiegte der Strom der Angreifer. Es wurde absolut still, bis auf den stoßenden Atem der verwundeten Kämpfer.

Yxor versuchte, in dem Nebel etwas zu erkennen, und wieder sah er eine schwarze Kontur vor ihm. Im selben Moment stürzte Raxan neben ihm zu Boden. Yxor kniete sich zu ihm, doch sah er sofort, das Raxan seinen vielen Verletzungen erlegen war. Als er wieder aufblickte, stand eine in schwarze Gewänder gehüllte Gestalt vor ihm. Er blickte hoch in ein Gesicht, auf dessen faulenden Gesichtszügen sich hämische Freude und Hass spiegelte. Eine schwarz behandschuhte Klaue griff nach seinem Kopf und ein eisiger Hauch durchfuhr ihn. Dann war das Nichts.

Ewigkeit ist ein Moment, der sich ins Unendliche dehnt. Welten entstehen aus leuchtenden Staubkaskaden und fallen in sich zusammen. Dunkelheit und Licht umtanzten sich in einem nicht enden wollenden Reigen. Gedanken, jeder so lang wie Universum, tropfen in ein Meer von Nichts.

Yxor schlug langsam die Augen auf. Er lag im Staub, eine heiße Sonne brannte auf ihn nieder. Sich aufrichtend, schaute er umher. Grüne Felder waren um ihn herum, er befand sich auf einem Weg, der in südlicher Richtung zu einer großen Stadt führte. Kein Lebewesen war zu sehen.
"Was ist nur geschehen? Wo bin ich hier?" Die Stadt hatte er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen, sie konnte sich unmöglich in Muart befinden. Trotzdem beschloß er, sich dorthin zu begeben. Wenn er erfahren wollte, wohin es ihn verschlagen hatte, schien das die bessere Möglichkeit zu sein als hier in der brennenden Sonne zu warten.
Als sich das Stadttor näherte, bemerkte er, das er sich nicht als einziger auf der Straße bewegte. Etwa 100 Meter vor ihm liefen einige Gestalten neben einem Ochsenkarren. Yxor schlug sich ins hohe Gras neben der Straße, um dann rasch aber leise auszuschreiten. Schnell war er an der Gruppe heran. Vorsichtig spähte er zwischen den Grashalmen hindurch und erstarrte.
Er befand sich ganz sicherlich nicht mehr in Muart. Die Wesen, die neben dem Ochsenkarren liefen, hatten nur entfernte Ähnlichkeit mit einem Ork. Sie waren groß und schlank, um die sechs Ellen hoch. Ihr Haut hatte einen bronzefarbenen Ton, und schien glatt wie Seide. Ihre Gesichter waren das ungewöhnlichste. Ihre Nasen waren schmal und dünn, ebenso ihre Lippen. Und sie besassen keine Reißzähne.
Aber dennoch verstand er ihr Sprache. Ihrer Unterhaltung nach schienen sie Bauern aus einem der umliegenden Dörfer zu sein.
Wo nur auf der Welt war er? Von einer Rasse wie dieser hatte er noch nie gehört. Er würde vorsichtig sein müssen. Eine feindliche Macht hatte ihn hierher gebracht, und er fragte sich, ob diese Wesen Verbündete der Nebelkreaturen waren. Dann dachte er an Yala und fragte sich, ob er jemals den Weg zu ihr zurückfinden würde.

Er wartete bis zur Dämmerung, zog dann die Kapuze tief in sein Gesicht und schlich in die Stadt. Sie war groß, größer als alle Städte, die er jemals zu Gesicht bekommen hatte. Er wanderte durch die Straßen, wich immer wieder Gruppen von diesen seltsamen Wesen aus. Schließlich stand er vor einer Schenke. Das Lachen und Gläserklirren erinnerte ihn an zu Hause, und ein brennendes Gefühl der Einsamkeit fuhr durch seine Eingeweide.
"Junge, was stehst du um diese Zeit noch vor einer Schenke herum? Hast du kein Heim, wo du jetzt sein solltest?" Yxor fuhr herum, die Hand am Griff seiner Axt. Ein Mann stand vor ihm, größer als andere seiner Art, und mit einem Blick sah Yxor, das dieser Mann wusste, wie er mit Waffen umzugehen hatte. Dieser lachte laut, als er Yxors Bewegung zur Axt sah, doch dann verstummte sein Lachen, und er wich einen Schritt zurück, plötzlich sein Schwert gezückt haltend. "Was für ein Dämon seid ihr?", keuchte er und machte Anstalten, mit dem Schwert auf Yxor loszugehen.
"Haltet ein, ich bitte euch! Kein Leid will ich euch tun." Yxor hatte ebenfalls seine Axt gezogen, aber er wusste, das sein Gegenüber nur nach den Stadtwachen rufen brauchte, und sein Leben wäre verwirkt. Er war ganz allein unter diesen großen Fremden. "Kein Dämon bin ich, auch wenn es für eure Augen den Anschein haben mag. Aber glaubt mir, in meinem Land dächte man dasselbe von euch, und sicherlich ebenso zu unrecht."
"Wenn ihr kein Wesen der Unterwelt seid, was seid ihr dann?" Der fremde Krieger sah ihn misstrauisch an, machte aber keine Anstalten, ihn direkt anzuspringen und zu erschlagen. Yxor lies seine Axt ein Stück sinken. "Yxor, Waffenherr von Muart werde ich genannt, und ein dunkles und unbekanntes Schicksal hat mich in dieses Reich verschlagen. Kein Dämon bin ich, doch kämpfte ich gegen viele Kreaturen der Finsternis. Und kein Leid werde ich euch tun, wenn ihr euer Schwert nicht gegen mich erhebt." Der Fremde senkte die Spitze seines Schwertes um einen Zoll. "Nun gut, Yxor, berichtet mir, was euch nach Rom treibt, aber ich warne euch, eine falsche Bewegung, und euer Blut, welche Farbe es auch haben mag, wird den Boden tränken." Sie zogen sich in eine dunkle Seitengasse zurück und Yxor berichtete, was ihm widerfahren war. Als er fertig war, schaute der Menschenkrieger ihn lange Zeit an. Schließlich verzog sich sein Mund zu einem Grinsen.
"Nun gut, ich weiß zwar nicht, was mich reitet, aber ich schenke euren Worten glauben. Und ich empfinde Mitleid für euch. Aber ich glaube, ich kann euch helfen, auch wenn ich euch den Weg in euer Reich nicht weisen kann. Ihr sagt, ihr wart ein Waffenherr unter eurem König? Das ist gut. Ihr werdet sicherlich ein besondere Attraktion werden. Wie ich schon sagte, den Weg nach Hause kann ich euch nicht weisen, aber Unterkunft und Mahlzeit könnt ihr von mir haben, und wenn ihr wollt, eine Aufgabe, um euer Leben hier zu bestreiten, bis es euch möglich ist, zurückzukehren. Ja," lächelte der Krieger," wenn ihr euch wirklich auf Waffen versteht, werdet ihr wahrhaftig eine Attraktion sein...übrigens, mein Name ist Sir Ecthelion"...


Lange Zeit verbrachte mein Vater in dieser Welt, die nun auch ich mein Zuhause nenne. Ecthelion brachte ihn zum Lager der Zinnsoldaten, einer unerschrockenen Truppe Soeldner. Zusammen mit anderen Weggefaehrten gelang es ihnen, die Zinnsoldaten zu einer Einheit zu machen, dessen Name mit Respekt und Bewunderung im Reiche ausgesprochen wurde. Er unternahm weite Reisen, um sich um die Belange der Allianz zu kuemmern.
Waehrend seiner Zeit bei den Zinnsoldaten lernte er ihren Kriegsgott kennen, Onan, der Schreckliche, der Gott des Krieges, der Gott der Zerstoerung, aber auch der Gott des Sieges, der Gott der Tapferkeit, der Gott des Heldentums und Loyalitaet.
Mit seiner Hilfe und unter seinem Schutz unternahm mein Vater viele Reisen, um den Ruhm und den Einfluss der Zinnsoldaten zu mehren.
Doch trotz aller Erfolge, aller Freundschaften, die er in dieser Welt schloss, sein Herz sehnte sich zurueck nach Muart, in die Arme Yala´s. Bei jeder Reise suchte er nach Hinweisen, die ihm einen Weg zurueck in seine Welt aufzeigen koennten. Doch es schien, als ob es keinen Weg zurueck gaebe, als ob er aktzeptieren muesste, das seine Landen fuer ihn fuer immer entschwunden waren.
Nur seine Treue zu den Zinnsoldaten und zu Onan liessen ihn weitermachen.
Schliesslich, als schon alle Hoffnungen auf Rueckkehr laenst begraben waren und nur die Erinnerung in den Traeumen noch frisch war, erschien ihm ploetzlich Onan. Mein Vater befand sich wieder einmal auf einer Reise, machte nach einem langen Tag im Sattel gerade sein Abendlager in einem einsamen Wald zurecht, als auf einmal Onan vor ihm erschien. Er war ein gewaltiger Krieger, 20 Fus s hoch und von seiner Gestalt ging ein starkes Leuchten aus. Onan sprach zu ihm folgende Worte:

"Kehre zurueck in deine Welt Yxor, und sammle dein Volk um dich. Es ist in grosser Not und braucht einen Fuehrer. Du wirst dir eine Frau nehmen und mit ihr einen Sohn haben, der deinen Namen tragen wird. Wenn die Zeit es mit sich bringt, wirst du ihn in diese Welt schicken muessen, auf das sich ihm sein eigenes Schicksal offenbart."

Ein greller Lichbogen formte einen Durchgang, und Yxor, mein Vater, schritt hindurch. Tatsaechlich brachte der Durchgang ihn zurueck in seine Welt. Aber nichts war so, wie er es in Erinnerung hatte. Scheinbar war die Zeit hier anders gestroemt als in der Welt, in der er als Soeldner gelebt hatte.
Das Koenigreich war gefallen. Grausame Kreaturen durchstreiften ein geschundenes und verwuestetes Land. Dir wenigen Orks aus Yxors Volk, die die Jahre ueberlebt hatten, hielten sich in Hoehlen versteckt. Der Schmerz meines Vaters war gross, als er erfahren musste, das Yala schon vor Jahren gestorben war. Ein alter Greis berichtete ihm von ihrem Tod, als das Koenigreich fiel und das Boese das Land einnahm.
Yxor gelang es, eine groessere Anzahl aus seinem Volk zu versammeln, und zum Schutz vor der allgegenwaertigen Gefahr fuehrte er sie in die Berge. Dort errichteten sie unter seiner Fuehrung eine kleine Gemeintschaft und lebten ein karges, aber relativ sicheres Leben. Auch fand mein Vater eine neue Liebe, die ihm zwar nicht die Erinnerung an Yala, wohl aber den Schmerz des Verlustes nehmen konnte. Gemeinsam regierten sie die Uberbleibsel des einst stolzen Volkes und verteildigten es gegen die Kreaturen, die sich in die Berge verirrten. Und sie hatten einen Sohn, den sie, wie Onan es vorhergesagt hatte, nach dem Vater nannten: Yxor.
Dieser Sohn bin ich...
14.04.2004, 01:29
Anonymous

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Beitrag #2
 
Meine Jugend war unbeschwert. Ich genoss die Liebe und Fuersorge meiner Mutter Jaspa und meiner Vaters. Waehrend mein Vater mich die Dinge lehrte, die in seinen Augen unerlaesslich fuer einen Mann waren, der Umgang mit dem Schwert, Taktiken und Strategien des Krieges und die Kniffe der Verhandlung, so brachte meine Mutter mir bei, die Kuenste und die Schoenheit zu lieben. Von ihr habe ich auch die Vorliebe fuer guten Wein, die bei meinem Vater immer nru Kopfschuetteln erzeugte. Fuer ihn war nur das Met ein Gebraeu fuer Krieger.
Als ich etwas aelter war, streifte ich tagelang durch das Gebirge um zu Jagen und die Gegend zu erkunden. Meine Mutter sah dies nicht gerne, aber mein Vater lies mich gewaehren, er wusste, das diese Streifzuege meine Instinkte schaerfen wuerden. Aber auch ihm war, selbst wenn er es sich nicht anmerken liess, unwohl, wenn es mich wieder hinaus zog, und stets schickte er einen Soldaten hinter mir her, der auf mich achtgeben sollte. Ich lernte schnell, diese laestigen Begleiter im Gebirge abzuschuetteln.
Wenn ich zu Hause in unserer Festung war, waren meine Tage mit Unterricht in allen moeglichen Bereichen ausgefuellt. Selbst wenn ich dies hasste, sowohl Mutter als Vater bestanden auf meine Lektionen.
Abends nach dem Essen sassen wir oft am Feuer, und Vater erzaehlte Geschichten von seinen Abenteuern und Erlebnissen. Oft handelten sie von einer mir fremden Welt, einer Welt, die mir heute nur zu wohl bekannt ist. Und immer wieder erzaehlte er von seiner Rueckkehr in diese Welt, wie Onan ihm erschienen war. Nur erzaehlte er nie von dessen Worten, die mich betraffen. Diese sollte ich erst viel spaeter erfahren.
Je aelter ich wurde, umso mehr wurde mir bewusst, das die Welt keineswegs so friedlich war, wie es mir bisher schien. Immer oefter hoerte ich Untertanen meinem Vater von Ueberfaellen seltsamer Kreaturen berichten. Auch wenn unser Volk sich in den Jahren, seitdem mein Vater es in die Berge gefuehrt hatte, ein wenig erholt hatte und wieder ein beinahe normales Leben fuehren konnte, die latente Bedrohung durch die Kreaturen, die einst das Koenigreich Muart zerstoerten blieb bestehen. Viele Jahre war es bis auf vereinzelte Angriffe von Wesen, welche sich in die Berge verirrt hatten unser Leben ruhig und friedlich, wenngleich auch karg in dem rauhen Klima des Hochgebirges.
Nun aber, zu der Zeit da ich mein 17 Lebensjahr soeben vollendet hatte, trafen Berichte ueber Angriffe auf unsere Dorfer immer oefter ein. Auch wenn unsere Truppen noch jeden Angriff zurueckschlagen konnten, machte die gestiegene Haeufigkeit meinem Vater grosse Sorgen.
Eines Tages kam der Hofmagier aufgeregt zu meinem Vater. Er sprach kurz mit ihm, dann verschwanden beide in den Kellerraeumen.
Nach mehreren Stunden erschienen sie wieder. Seit diesem Tag war der Keller mit einem schweren Schloss versperrt. Die darauffolgenden Tage versuchte ich, beim Hofmagier und meinem Vater in erfahrung zu bringen, was sie im Keller getan haben, aber keiner brachte auch nur eine Silbe hervor, was deren Aufregung an diesem Tag erklaert haette. Mein Vater murmelte nur etwas davon, das er wuenschte, das ich dies nie in Erfahrung bringen muesste. Mir fiel auf, das er mich immer wieder mit Blicken bedachte, die ich nicht zu deuten wusste. Unendliche Trauer sprach aus ihnen. Aber meine Aufmerksamkeit wurde bald darauf von anderen Dingen in Beschlag genommen...
Immer mehr Berichte von Uebergriffen auf unsere Doerfer trafen ein. Mein Vater entsandte Kundschafter in die Ebenen rund um das Gebirge. Die wenigen, die zurueck kehrten sprachen von abscheulichen Bestien, die die Berghaenge erklommen, ebenso von einem seltsamen Nebel, der hinter den Kreaturen emporwallen wuerde. Mein Vater befahl, alle Doerfer zu raeumen und die Menschen zuflucht in der Festung suchen zu lassen. Ebenso liess er die Lager mit grossen Mengen Nahrungsmitteln fuellen und jeden, der eine Waffe tragen konnte bewaffnen.
Mir war bewusst, das auch ich bald kaempfen musste, doch mein jugendliches Gemuet liess mich diese Stunde beinahe ersehnen, in der ich den Feinden meines Volkes endlich entgegen treten konnte.
Schliesslich war der Augenblick gekommen. Es war ein scheusslicher Tag, der ueber seine ganze laenge nur graue Wolken und Regen wie an Bandschnueren gebracht hatte. Die Daemmerung war nur dadurch zu erkennen, das das grau des Himmels stumpfer und dunkler wurden. Da brachten Boten die Nachricht, das eine Armee schrecklichster Kreaturen sich auf die Festung zubewegen wuerde. Kaum war die Nachricht ueberbracht, begann ein seltsamer Nebel aufzuziehen begann. Es schien, als ob der Nebel ein Schimmern ausstrahlen wuerde. Jeder in der Festung begann zu froesteln, aber es war, als ob die Kaelte aus dem Herzen selbst entspringen wuerde.
Ich wollte eben einen Platz auf den Zinnen einnehmen, als mein Vater in Begleitung des Hofmagiers zu mir trat.

"Mein Sohn, dein Platz soll heute nacht woanders sein. Folge mir!"

Einige Schritte hinter meinem Vater sah ich meine Mutter stehen. Traenen spiegelten sich in ihren Augen. Aber als ich mich zu ihr umdrehte, wandte sie sich schnell um. Ihre Schultern bebten.

"Komm jetzt, Yxor, wir haben keine Zeit zu verlieren."

Ich folgte meinem Vater. Waehrend wir liefen, begann er zu sprechen:

"Du erinnerst dich an die Geschichten, die ich dir erzaehlt habe, von dieser Fremden Welt, in die es mich verschlagen hatte und in der ich ein Soeldner war?"

Ich nickte.

"Nun, ich habe dir auch erzaehlt, wie Onan mich zurueck hierher brachte. Aber ich habe dir nie die ganze Begebenheit erzaehlt. Onan hat mich nicht nur hierher zurueck gebracht, sondern auch noch eine Profezeihung gemacht. Er sagte mir vorher, das ich deine Mutter heiraten werde und das du geboren werden wuerdest. Und er sagte mir, das ich dich zu gegebener Zeit in die Welt schicken muesste, aus die er mich zurueck geholt hat."

Wir waren inzwischen an der Kellertuer angekommen und der Magier oeffnete das schwere Schloss.

"Vor wenigen Tagen ist eine Tuer in unserem Keller aufgetaucht, die es vorher nicht gegeben hat. Niemand ist in der Lage, diese Tuer zu oeffnen, ich habe es mit Fylox, unserem Magier zusammen versucht. Ich glaube, das diese Tuer fuer dich bestimmt ist und das du sie durschschreiten kannst. Und zwar heute, gleich. Sie wird dich in die fremde Welt fuehren, und sie wird dich vor der Vernichtung bewahren"

Der Magier oeffnetet die Kellertuer, mein Vater wies mit seiner Hand die Treppe hinunter.

"Aber Vater, selbst wenn das stimmt, ich will nicht weggehen. Ich kann nicht weggehen und euch euerm Schicksal ueberlassen. Mein Platz ist bei meinem Volk!"

Ich setzte eine grimmige Miene der Entschlossenheit auf. Ploetzlich ertoenten Schreie von der Mauer her. Der Angriff hatte begonnen.

"Yxor, wir haben keine Zeit fuer falschen Heldenmut. Wenn diese Tuer fuer dich bestimmt ist, dann ist es DEIN Schicksal zu gehen. Onan hat dich auserwaehlt-fuer was auch immer."

Er zog mich die Treppe hinunter. Wir blieben vor einer geschlossenen Tuer stehen, die in der Tat neu war.

"Mein Sohn, ich weiss, das dein Herz stolz und tapfer ist. Du wuerdest ohne zu zoegern dein Leben fuer dein Volk geben. Und das wirst du vielleicht auch tun muessen. Ich habe viele Gefahren in dieser Welt bestehen muessen, dir wird es nicht anders ergehen. Aber du musst gehen. Es ist Onans Wille, das du gehts."

Ich zoegerte, wollte das alles nicht glauben. Doch dann riss ich mich zusammen. Meine Hand umfasste den Tuerknauf. Sie liess sich muehelos oeffnen. Vater und Fylox warfen sich einen raschen Blick zu. Hinter der Tuer lag absolute Schwaerze.
Ich wandte mich meinem Vater zu, mein Magen krampfte zusammen und ich musste gegen die Traenen ankaempfen. Ich gruesste ihn ein letztes Mal und bat ihn, auch meiner Mutter noch einen Gruss auszurichten. Dann machte ich einen Schritt nach vorne und die Dunkelheit verschlang mich...
14.04.2004, 02:54