Beitrag #1
Erwachen
Staubig sind meine Kleider. Staubig von der Reise, die ich mir selbst auferlegt habe. "Wohin mich meine Füße tragen", das waren die Worte, die ich meinen Zieheltern gesagt hatte, auf die Frage, wohin ich wandern müsste.
Ich war noch ein Kind, als sie mir sagten, dass ich von ihnen gefunden worden war. Als Baby, ausgesetzt, auf einer Bergstrasse. Dort lag das Bündel, welches mein Bett dargestellt hatte. Ich war wütend, wollte wissen, wie ein Mensch, wie eine Mutter, so herzlos sein konnte, dass sie ein hilfloses Wesen sich selbst überlies. Niemand konnte mir eine Antwort nennen. Niemand wollte meine Fragen lösen. Ich hatte einen Anhänger dabei. Meine Kleidung war damit verschlossen worden. Es war ein grünes Blatt, mit goldener Umrandung. Wen ich auch fragte, niemand konnte mir eine Antwort sagen. Keiner hatte es jemals gesehen, als käme es nicht aus dieser Welt, aus dieser Zeit. Je größer ich wurde, je drängender waren die Fragen, die sich tief in meine Seele bohrten und mit dem Erreichen des richtigen Alters, entschied ich mich loszulaufen. Ich wollte meinem Herz die Leitung schenken, es sollte mich dorthin bringen, wo ich meine Ahnen traf. Tagelang, Wochenlang war ich unterwegs, bis meine Augen in der Ferne die Stadt erblickten. Meine Eltern hatten mir schon früh gezeigt, welche Kräuter, welche Beeren ich essen konnte, wo ich Wasser fand, um in der Wildnis zu überleben.
Ich taste nach dem Dolch, klopfe mir den Staub aus der Kleidung und drehe mir die Haare hoch und betrete die Stadt. Alles in ihr schreit das Leben heraus, überall wimmelt es von großen und kleinen Bewohnern und ich lage die Hand auf meinen kleinen Lederbeutel. Ich besitze keine großen Reichtümer, aber eine Nacht in einem Gasthof sollte doch finanzierbar sein. Eine warme Mahlzeit und ein Glas Wein ebenfalls.
Ich betrete den Raum, mir stockt der Atem. Die Wärme, die Hitze schon eher treffen mich mit voller Wucht. Das Gemisch aus den Gerüchen breiten sich aus und ich entdecke einen Tisch, den ich ansteuere. Es sitzt bereits jemand daran, doch den freien Platz will ich mir zu eigen machen.
Sei mindestens genauso ideen- und erfindungsreich in deiner Suche nach innerem Frieden, wie du es auch in der Welt des Wettkampfs und der Neurosen bist.
Die Anzahl unserer Neider bestätigt unsere Fähigkeiten. (Oscar Wilde)
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