Erwachen - Druckversion +- The-Arena-Forum (https://forum.the-arena.de) +-- Forum: Amphitheater (https://forum.the-arena.de/forum-8.html) +--- Forum: RPG - Geschichten (https://forum.the-arena.de/forum-32.html) +--- Thema: Erwachen (/thread-9298.html) |
Erwachen - Sabeth - 22.05.2013 Staubig sind meine Kleider. Staubig von der Reise, die ich mir selbst auferlegt habe. "Wohin mich meine Füße tragen", das waren die Worte, die ich meinen Zieheltern gesagt hatte, auf die Frage, wohin ich wandern müsste. Ich war noch ein Kind, als sie mir sagten, dass ich von ihnen gefunden worden war. Als Baby, ausgesetzt, auf einer Bergstrasse. Dort lag das Bündel, welches mein Bett dargestellt hatte. Ich war wütend, wollte wissen, wie ein Mensch, wie eine Mutter, so herzlos sein konnte, dass sie ein hilfloses Wesen sich selbst überlies. Niemand konnte mir eine Antwort nennen. Niemand wollte meine Fragen lösen. Ich hatte einen Anhänger dabei. Meine Kleidung war damit verschlossen worden. Es war ein grünes Blatt, mit goldener Umrandung. Wen ich auch fragte, niemand konnte mir eine Antwort sagen. Keiner hatte es jemals gesehen, als käme es nicht aus dieser Welt, aus dieser Zeit. Je größer ich wurde, je drängender waren die Fragen, die sich tief in meine Seele bohrten und mit dem Erreichen des richtigen Alters, entschied ich mich loszulaufen. Ich wollte meinem Herz die Leitung schenken, es sollte mich dorthin bringen, wo ich meine Ahnen traf. Tagelang, Wochenlang war ich unterwegs, bis meine Augen in der Ferne die Stadt erblickten. Meine Eltern hatten mir schon früh gezeigt, welche Kräuter, welche Beeren ich essen konnte, wo ich Wasser fand, um in der Wildnis zu überleben. Ich taste nach dem Dolch, klopfe mir den Staub aus der Kleidung und drehe mir die Haare hoch und betrete die Stadt. Alles in ihr schreit das Leben heraus, überall wimmelt es von großen und kleinen Bewohnern und ich lage die Hand auf meinen kleinen Lederbeutel. Ich besitze keine großen Reichtümer, aber eine Nacht in einem Gasthof sollte doch finanzierbar sein. Eine warme Mahlzeit und ein Glas Wein ebenfalls. Ich betrete den Raum, mir stockt der Atem. Die Wärme, die Hitze schon eher treffen mich mit voller Wucht. Das Gemisch aus den Gerüchen breiten sich aus und ich entdecke einen Tisch, den ich ansteuere. Es sitzt bereits jemand daran, doch den freien Platz will ich mir zu eigen machen. RE: Erwachen - Sabeth - 24.05.2013 Es scheint es was besonderes zu sein, einen freien Platz an einem Tisch haben zu wollen, der bereits von einem Gast belegt ist. Zumindest ist der fragende Blick und die hochgezogene Braue so zu deuten. "Darf ich mich dazusetzen?" frage ich dann der Freundlichkeit halber und der Mann nickt leicht. Ich nicke ebenfalls und die Schankmeid lässt nicht lange auf sich warten. "Einen Wein, und etwas Eintopf, bitte!" Ich schaue mich um, es sind einige Menschen in der Taverne und die Themen könnten nicht unterschiedlicher sein. Zum einen unterhält man sich über Götter, was immer man von ihnen auch halten mag. Sie lassen einen leben oder sterben, ganz wie es ihnen beliebt. Sie retten oder zerstören Ernten und ich bin mit ihnen im Zwiespalt. Ich möchte an sie glauben, doch etwas in mir sagt mir, dass es so nicht sein kann. Ganz sicher bin ich mir nicht, deshalb belasse ich es dabei, dass ich, wenn ich ein paar Münzen übrig habe, diese dem Tempel spende. Beten war noch nie meine Welt, denn bisher wurden sie nicht erhört. Aber wie sagt man so schön? Neue Stadt, neue Gewohnheiten? Neue Liebschaften? Wir werden sehen, wie sehr mir die Stadt ins Blut geht und was sie aus mir macht und vor allem, ob sie meiner Reise Ende bedeutet. Wein und Essen kommen und ich bedanke mich, drücke der Frau etwas Geld in die Hand. Sie nickt und lächelt, der Mann an meinem Tisch blickt auch kurz zu mir und vertieft sich dann wieder in sich selbst. Alles nicht sehr gesprächig, aber ich bin eh damit beschäftigt, dem Trubel innerhalb des Ortes zu lauschen. Die Gespräche über die Götter können nicht unterschiedlicher sein. Die einen danken dem Segen, der ihnen zu Teil wurde, die anderen verfluchen die Niederlagen. Einige erzählen von den Erfolgen, die ihre Gladiatoren erreichten, andere schimpfen auf die verlorenen Denarii. Eine Frau erzählt einem Mann, wie sehr sie ihn liebt und was sie für ihn aufgeben will und der Mann, dem sie dies schwört, sieht sich seinem Etappenziel näher kommen. Es gibt nicht viele Menschen, die, wie mein Tischnachbar und ich, schwiegend den Gesprächen lauschen. Kaum einer beachtet uns und das verbindet uns schon wieder. Zwei Einzelgänger an einem Tisch, die im Grunde nur ein wenig Ruhe erhaschen wollen. Ich widme mich dem Essen und spüre wie sich die Mahlzeit wärmend in meinem Magen ausbreitet. Nach ein paar Löffeln fühle ich die sättigende Wirkung des Eintopfes und ich bin überrascht, dass ich die Schüssel nicht zu leeren vermag. Ich war hungrig wie eine Bärin nach dem Winter und schaffe die Portion eines Rabens. Satt und zufrieden lehne ich mich auf dem Stuhl zurück und nippe an meinem Wein. Mir fällt das Gesicht meines Gegenübers auf, der grinsend da sitzt. Ich proste ihm zu und er erwidert den Gruß. |