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Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich
Anonymous

Gast

 
Beitrag #1
Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich

Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich



[Bild: eldoth.jpg]


Bei den Göttern was für ein Tag! Der Söldner ließ den Blick über die idylische Landschaft schweifen, die vor seinen Augen lag..
Er saß mit dem Rücken an einen Baumstumpf gelehnt auf einer kleineren Anhöhe, direkt am Waldrand, vor ihm eine blühende Wiese, durch die sich ein kaum sichtbarer, staubiger Pfad den Weg bahnte, hinter ihm die grünen Bäume, hölzerne Riesen die schon lange Zeit ihre Wurzeln in den Boden schlugen, bevor er, Mercenary der Söldner überhaupt auf dieser Erdplatte herumgeirrt war und die ihn und all seine möglichen Nachfahren (gezeugt durch all die potenziellen Schankmaids, Dirnen und die anderen Weibsbilder die so leichtsinnig und naiv gewesen waren sich auf den geschmacksbedürftigen Charme des Söldner einzulassen) wohl aller Wahrscheinlichkeit nach lange überleben würden..
Würden sich in den Tagen wenn die Zeit der alten Eiche an deren Fuß er sich gerade anlehnte ebenfalls gekommen war und ihr grünes Blattwerk verblassen würde, noch jemand an ihn, Mercenary den Söldner erinnern?! Oder war er dann ein vergessener, verschwommener, schon längst im Nebel der Zeit verschwundener Nebendarsteller im tragischen Theater des Lebens?!
Was war der Grund, der Sinn und Zweck seines Seins?!
Waren er und all jene Zeitgenossen die sich mit ihm zu genau jener Zeit in genau jenem Reich auf genau jener Erdplatte tummelten im Grunde genommen nichts anderes als kleine, unbedeutende Figuren auf dem Schachbrett der Götter, hin und hergerissen in einem Spiel names Leben, das egal auf welche Art und Weise und zu welchem Zeitpunkt für sie nur ein mögliches Ende, den Tod, bereithielt??! Verdammt zu einem Spiel mit schierbar endlosen Anstrengungen, Qualen und Herausforderungen, getrieben von niederen Instinktiven und eingebildet wichtigen Zielen, gefangen in der Enge des eigenen Verstandes.. Was würde wohl all jene so stolzen und starken Kämpfer an den Spitzen der mächtigen Allianzen Rom's erkennen, wenn sie am Ende ihres sterblichen Daseins auf der Rücken liegend in den Himmel blickten?! Würden sie an ihre einst errungenen Erfolge auf dem Schlachtfeld denken?! An all jene Entscheidungen die ihnen in ihrer Lebenszeit Ruhm, Anerkennung und Reichtum bescherten?!
Oder würden sie in den letzten Augenblicken erkennen dass sie nur ein unbedeutendes, kleines Rädchen im großen Getriebe der Zeit waren?! Würden sie dann erkennen dass alles null und nichtig war was sie geleistet hatten und dass sie hinter dem Grenzfluß zwischen Leben und Tod nicht der Platz in der Ruhmeshalle sondern der in der Abstellkammer erwartete?!



Mit einem geräuschvollen Rülpsen betrachtete der Söldner kritisch die soeben geleerte Weinflasche, bevor er sie achtlos einige Schritte neben sich ins Gras warf..
Er nahm einen tiefen Zug von dem brennenden Sumpfkrautstengel in seiner anderen Hand, dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und ließ erneut die vom Sumpfkraut verschleierten und geröteten Augen über die Landschaft schweifen.
Es war nicht sein erster Stengel und seine erste Flasche Wein an jenem sonnigen Tag.. Genaugenommen war er bis zur letzten Haarspitze zugedröhnt, was zweifelsohne der Grund für seine soeben erlangten Weisheiten und Überlegungen bezüglich des Lebens, dessen Sinn, des Todes und alldem war.
Wie er stets so gern und lautstark betonte wenn ihn jemand danach fragte ( in den meisten Fällen allerdings auch ungefragt), war das Sumpfkraut schließlich das Kraut der Denker und Weisen, und die gesteigerte Denkfähigkeit ein netter Nebeneffekt des Gefühls der eigene Verstand würde sich mit einem freundlichen Abschiedswinken verabschieden und Richtung Himmel davonschweben.

Seit seinem Aufbruch (der nun auch schon etwas mehr als ein Jahr zurückliegen dürfte) aus der Siedlung der Thorwaler, eines rauhen, versoffenen aber dennoch auf seine eigene, spezielle Art und Weise liebenswürdigen Nordmännervolkes war er kreuz und quer durch das Reich gezogen, ohne bestimmtes Ziel und ohne bestimmte Ahnung wohin in die nächste Station seines Weges wohl führen würde..
So manches Mal seitdem hatte ihn seine spitze Zunge, sein unbezwingbarer Drang sich mit anderen anzulegen und jene bis zum Überkochen zu provozieren und der überschwappende Wagemut der schon fast an hirnlosen Wahnsinn grenzte in brenzilge und heikle Situationen gebracht, und einige Male war es ihm nur gelungen seinen Söldnerkopf durch eine gute Portion Glück und Dusel aus der buchstäblichen Schlinge zu ziehen..
So manchen harmlosen Reisenden seiner prallen Geldbörse entledigt, so manches Wirthaus während einem ausschweifendem Gelage in Trümmern hinterlassen..

Nun, um es kurz zu machen, es hatte sich eigentlich überhaupt nichts geändert, verglichen mit seiner Zeit in der Thorwalersiedlung und jener davor..
Eigentlich war es genau dassselbe Spiel wie schon sein Leben an seit er den Kinderbeinen entwachsen war, abgesehen davon dass sich der Ort und das Alter des Hauptdarstellers geändert hatte.. Es war immer noch das alte Mercenary-Gegen-Alle-Und-Sich-Selbst-Spiel..
Ein lautes Auflachen schoß über die Lippen des Söldners, und erschreckte einige Vögel im Baum über ihm, die in empörtes Zwitschern über jenen Störenfried am Fuß ihres Baumes ausbrachen..
Der Sumpfkrautstengel war inzwischen so gut wie abgebrannt, nach einem letzten, genußvollen Zug drückte der Söldner ihn im Gras neben sich aus, bevor er sich leicht schwankend erhob..
Bei Kor, er mußte ja Stunden hier im Gras gesessen haben, wenn er seinen tauben Beinen und dem Sonnenstand Glauben Schenken durfte..
Mit einem amüsierten Kopfschütteln über die Zeit und ihre Vorgehensweise gegen arme, unschuldige Söldner wie ihn schnallte er sein Waffengehänge fester und stapfte auf einen braunen, Hengst zu, der nur wenige Schritte entfernt friedlich graste..
Nachdem sein alter, und geliebter Hengst Bastard vor einiger Zeit das Zeitliche gesegnet hatte, hatte er sich diesen hier zugelegt und in der stillen Hoffnung der Nachfolger würde ein wenig von der Gehässigkeit und Bissigkeit des Alten übernehmen, jenen Bastard den Zweiten getauft.
Aber jene Hoffnung war unbeantwortet geblieben, im Gegenteil, Bastard der Zweite schien der friedfertigste und liebenswerteste Gaul auf der gesamten Erdplatte zu sein!
Nun, man konnte eben nicht immer Glück haben, selbst wenn man Mercenary der Söldner hieß.

Bei Kor, er hattte ja vollkommen vergeßen, dem Pferd während der Rast den Sattel und das Gepäck abzuschnallen. Der alte Bastard hätte den Söldner wohl mit seinen mächtigen Hufen zerquetsch, wäre ihm ein solcher Fehler unterfahren, doch Bastard der Zweite hatte nichts besseres zu tun, als sich davon nicht stören zu lassen und friedfertig vor sich hinzugrasen, gottverdammter Gaul!

Mit einem flotten Sprung, den man dem Söldner gar nicht zugetraut hätte, bei den Unmengen an Rauschgütern der er schon intus hatte, erklomm er den Sattel und drehte sich noch einmal zu seinem Rastplatz um..
Es war ein deutlicher Abdruck im Gras unter dem Baum zu sehen, wo er die letzten Stunden gedöst hatte, ungefähr auf der Hälfte des Weges zwischen jenem Baum und seinem Gaul auf dem er nun saß, lag der umgekippte Karren, der Großteil des Inhaltes jenes Händlerkarrens lag achtlos zertreut umher, eine leblose Gestalt lag nur wenige Schritte daneben, das Schwert mit der inzwischen höchstwahrscheinlich schon kalten Hand umklammert, die starren, aufgerissenen Augen gen Himmel gerichtet..
An einem Baum, ganz ähnlich jenem unter dem der Söldenr gelegen hatte, war der dicke Händler selbst gebunden.. Mehrfach mit einem dicken Strick an den Baum gefesselt, einen Stoffknebel im Mund, und bis auf seine weiße Leinenunterwäsche jeglicher Kleidung entbehrt.

Es war ein ungewollter aber dennoch willkommener Zufall für den Söldner gewesen, dass er nur einen halben Tagesritt vom nächsten kleinen Dorf entfernt, jenem nun entkleideten Händler, mit seinem Karren und dem bewaffneten Begleiter begegnet war.
Dieser hatte wohl gedacht die einst finster dreinblickende Wache würde reichen um jeden möglichen Halunken von dummen Gedanken abzubringen, zudem das nächste Dorf nicht weit entfernt lag.
Nun, jener Händler war wohl nun eines besseren belehrt..
"Nur den Kopf hoch, alte Speckschwarte! Euch wird schon jemand finden und von den Fesseln erlösen. Wenn schon nicht irgendein vorbeikommender Wanderer, dann die Wölfe in der Nacht!"
rief der Söldner dem gefesselten Händler der ihn aus weit aufgerissenen Glubschaugen anstarrte, fröhlich mit einem Augenzwinkern zu..
"Und habt Dank für eure erlesene Gastfreundschaft, seid gewiss, in der nächsten Taverne stoße ich auf euch an!" fügte er mit einem spöttischen Glitzern in den Augen hinzu, dann rammte er seinem Hengst die Fersen in die Flanke, was dieser mit einem gutmütigen Schnauben und einem leichten Trab beantwortete.. Verdammt nochmal, der alte Bastard wäre wiehernd losgestürmt, aber nun ja.. Der leichte Trab war eigentlich auch ganz angenehm, wie der Söldner feststellte, während sein Ross gemütlich den staubigen Pfad durch die Wiese entlangtrottete, gen Dorf und zugehöriger Taverne..


Zurück blieb der gefesselte Händler, der völlig entgeistert dem Mann hinterherstarrte, der erst völlig unerwartet aus dem Gebüsch gebrochen war, seinen Begleiter erschlagen, ihn an diesen Baum gefesselt hatte.. Und anschließend in aller Ruhe die im Karren gefundene Weinlieferung am nächsten Baum geleert, stundenlang in die Landschaft gestarrt und ab und an erschreckend wirre Äußerungen oder wilde Auflacher in die Luft ausgestoßen hatte, bis er schließlich in aller Seelenruhe gen Abenddämmerung davontrabte..
Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er jemals lebend von diesem Baum loskommen würde, überkam nun auch verschiedene Einsichten, die schon vielen vor ihm in ähnlichen Situationen gekommen waren:
Zum einen der Gedanke dass er niemals den Tag vergeßen würde, an dem er Mercenary dem Söldner begegnet war. Zum anderen dass er den Tag verfluchte an dem jener Mercenary der Söldner (dieser hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, sich mit einer höflichen Verbeugung in vollem Namen vorzustellen, nachdem der Händler erstmal an den Baum gebunden war) geboren wurde.. Und zu guter Letzt die Einsicht, dass dieser Mercenary der Söldner entweder der verwegenste Kerl war, den es je gegeben hatte, oder nur ein vollkommen Wahnsinniger, dem das viele Sumpfkraut den Verstand geraubt hatte und der völlig Fern von Gut und Böse durch die Welt wandelte..

Die Antwort auf diese Frage, konnte wenn überhaupt, nur der Söldner selbst beantworten, doch dessen Gedanken kreisten schon längst um andere Dinge während er im Sattel thronte.. Nämlich darum was er als erstes trinken würde, wenn er endlich nach diesem anstrengenden Tag die ersehnte Taverne erreicht hatte..
14.08.2005, 04:08
Anonymous

Gast

 
Beitrag #2
 
Nun, der Söldner gab es ungern zu, aber man konnte wohl behaupten dass ihm die Lage etwas außer Kontrolle geraten war..
In diesem Fall war "etwas" vielleicht sogar ein wenig untertrieben, unter Umständen war hier eher "vollkommen" angebracht.

In den sonst so fröhlich glitzernden spöttischen Augen des Söldners, war ein etwas panischer Ausdruck zu erkennen, während er mit einer Hand sein klirrendes Waffengehänge umklammernd durch die hohe Wiese hetzte, schnaufend wie ein altersschwacher Gaul, das Gesicht schweißüberströmt..
Lange würde er dieses Tempo nichtmehr durchhalten, sein exessiver Lebenswandel hinterließ doch deutliche Spuren, was die Kondition betraf.
Bei den Göttern, sollte er jemals heil entkommen, würde er nie wieder einen Stengel Sumpfkraut anrühren, schwor er sich, während er einen gehetzten, hastigen Blick über die Schulter warf, ohne seinen rasanten Spurt zu verlangsamen.
Die ersten Verfolger waren nur wenige Schritte hinter ihm und ihr aufgebrachtes Gebrüll und Wutgeschrei gespickt mit allerlei unflätigen Ausdrücken und Rachebekundungen ließen keinen Zweifel aufkommen was sie mit ihm anstellen würden, sollten sie ihn in die Finger bekommen!

Es mußten wohl an zwei Dutzend Männer sein, auch einige Fraugen darunter, die da hinter ihm her waren, bewaffnet mit Mistgabeln, Hacken, Äxten, Knüppeln, einige von ihnen sogar mit verrosteten Schwertern bewaffnet, und allesamt allen Anscheins nach von dem sehnlichsten Wunsch erfüllt den Söldner in kleine, handliche Stücke zu hacken.

Hätte der Söldner genug Atem gehabt, und wäre nicht so damit beschäftigt gewesen, um sein Leben zu rennen, hätte er zweifelsohne die besondere Ironie des Bildes, das sich einem Unbeteiligten bot, lautstark hervorgehoben, er , Mercenary, die lebende Söldnerlegende, Veteran zahlreicher blutiger Schlachten, Bezwinger unglaublicher Gefahren, auf der Flucht vor einem aufgebrachten Bauernmob..
Aber so setzte er stumm vor sich hin schnaufend seine wilde Flucht fort, nicht von dem leisesten Hauch einer Ahnung erleuchtet, wohin ihn den eben jene Flucht führen sollte. Alles in Allem stand es recht schlecht um seine Chancen heil aus der Sache herauszukommen, war er schließlich ohne Gaul, dem Zusammenbrechen nahe, auf der Flucht vor einer beachtlichen Übermacht.

Sollte dies wirklich das Ende seiner lebenslänglichen Glücksträhne sein, hatte ihn seine Schutzgöttin Fortuna wirklich fallengelassen, ließ sie zu dass ihr selbsternannter Schützling auf solch unheldenhafte und langweilige Art und Weise sein Ende fand?!

Wie hatte es nur so weit kommen können?!



Eigentlich war alles recht gut gelaufen.. Nach seinem gelungenen Händlerüberfall hatte er umgehend die nächste, kleine Siedlung aufgesucht, ein kleines Kaff, der Torwächter hatte ihn nichteinmal bemerkt, sosehr war er damit beschäftigt gewesen, betrunken in seinem Torhaus zu sitzen und vor sich hin zu schnarchen.
Irgendwie hatte Mercenary als er durch die schmalen Gassen Richtung Taverne geritten war, den Eindruck gehabt, er wäre schonmal hiergewesen, doch nach einigem Nachdenken diesen Gedanken verworfen und seinen Verstand lieber um das kommende, geplante Ein-Mann-Gelage kreisen lassen.

Der Schankraum war recht voll gewesen, bedachte man die Größe, oder besser gesagt die nicht vorhandene Größe der Siedlung, hauptsächlich Kerle, die wie Hinterwälder aussahen und ohne Zweifel auch welche waren.
Der Söldner hatte sich kaum an einem freien Tisch niedergelassen, die ersten paar Krüge geleert, als seine wohlverdiente Ruhe gestört wurde, und sich die Ereignisse überschlugen.

Völlig unerwartet platzte der zuvor vom Söldner ausgeplünderte und nackt an einen Baum gefesselte zurückgelassene Händler in den Schankraum, immernoch völlig entblößt, abgesehen von seiner Unterwäsche, wild kreischend, in Begleitung der zuvor schlafenden Torwache..
Wie der Händler sich so schnell hatte befreien können, war ein Rätsel, ebenso wie eben jener beleibte Händler die Torwache wachgekriegt hatte, weniger rätselhaft war allerdings wie der Händler den Söldner so schnell hatte finden können.
Hatte er ihm immerhin kurz vor seinem Aufbruch redselig anvertraut in die nächste Taverne zu verschwinden, und war auch noch so leichtsinnig auf sein Glück vertrauend, dass er dies tatsächlich getan hatte.

Nun, alles in allem, eigentlich kein großer Grund zur Sorge, der Söldner hatte ohne sich vor dem wild gestikulierenden und (wahre) Anschuldigungen in den Raum brüllenden Händler der sich vor seinem Tisch aufgebaut hatte und anklagend den Finger auf ihn richtete, stören zu lassen einen weiteren Krug bestellt, und sich auf seinem Stuhl zurückgelehnt.
Bis in dem nicht zu endend scheinendem Redeschwall des Händlers (der von der lärmenden und verdreckten Menge in der Taverne größtenteils nicht sonderlich beachtet wurde), irgendwann der Name des Söldners fiel (den hatte der Söldner ihm ebenso wie das Ziel seiner Reise verraten)..

"... schlägt meine Wache tot, bindet mich auf grausamste Art und Weise an einen Baum, plündert die Waren, ich erkenne ihn ohne Zweifel wieder.. Mercenary der Söldner, hat der dreiste Schuft selbst gesagt!"

Schlagartig wurde es mucksmäuschenstill in der Taverne, selbst der zuvor völlig unbeachtet in einer Ecke vor sich hin gröllende alte Greis, verstummte..
Es war als hätte jemand in einer edlen Runde einen lauten und genüßlichen Rülpser von sich gegeben.. Eine etwas feindselige Stimmung, jedes Augenpaar der Taverne war auf den Söldner gerichtet, der sich zunehmend unwohl in seiner Haut fühlte, und krampfthaft versuchte sich daran zu erinnern ob er jemals zuvor in dieser Stadt gewesen war.
Doch jene Denkarbeit sollte ihm abgenommen werden, der zuvor erwähnte gröllende, alte Greis, sprang mit unerwarteter Schnelligkeit auf die verstaubten Beine, reckte den zitternden, verschrumpelten Finger auf den Söldner, und kreischte mit brüchiger, aber dennoch haßvoller Stimme...

"MERCENARY DER SÖLDNER! Jetzt erkenne ich die Fratze wieder, ER ist zurückgekehrt an den Ort seiner schrecklichen Taten.. SCHNAPPT IHN, STEINIGT IHN; VERBRENNT IHN, HACKT IHN IN STÜCKE.."
Der Rest des Gekreisches des Alten ging in dem ausbrechenden Tumult unter..
Fast ohne Ausnahme (wohl bis auf die wenigen Anwesenden die nicht aus dem Städtchen kamen oder zu jung waren, um sich an den Söldner zu erinnern) schnappten sich die Anwesenden, Stühle, Höcker, einige hatten ihre Arbeitswerkzeuge wohl nach Feierabend mit in die Taverne genommen, denn bevor der Söldner sich besinnen konnte, war er umringt von einer bewaffneten, höchst aufgebrachten, mordlustigen Menge..
Mehr instinktiv als überlegt, war der Söldner aufgesprungen, hatte das Schwert gezogen und wild um sich dreschend, einige Gegner niederstreckend, nur knapp allerlei spitzen Mistkabeln, herumfliegenden Krüge, splitternden Stühlen und allerlei anderen unangenehmen Gegenständen ausweichend, den Weg zu einem der Fenster freigekämpft, durch das er mit einem gewagten Sprung hechtete.

Er war so schnell ihn die Söldnerbeine tragen konnten, zu seinem im anliegenden Stall angebundenen Hengst gespurtet, sich in den Sattel geschwungen, dem Gaul die Fersen in die Seiten gerammt, worauf dieser empört wiehernd aus dem Stall preschte, einige der gerade aus der Taverne kommenden Meute niedertrampelte, als das Undenkbare geschah.
Fortuna, ließ ihn im Stich!
Im vollsten Galopp, triumphierend in lautes Hohngelächter über den Mob der immer weiter zurückfiel ausbrechend, gerade einmal die Hälfte des Weges von Taverne zum Tor hinter sich gebracht, da schien es so, als hätte nach all den Jahren des Schutzes, Fortuna die Nase voll.
Mit einem verhängnisvollem, lauten Ratschen, rieß sein Sattelgurt, Söldner samt Sattel fielen hart und unerwartet auf den sprichwörtlichen Boden der Realität, während sein Hengst weiter wild wieherd gen Tor davonpreschte..
Wild fluchend und schimpfend war der Söldner auf die Beine gesprungen, ein Blick in Richtung der aus ihm folgenden in Triumphgeheul ausbrechenden Menge hatte ihn schnell vom Fluchen abgebracht, und ihn eher auf die Idee gebracht die Beine in die Hand zu nehmen, und die Flucht anzutreten.


Seitdem hatte sich nicht viel an der Situation geändert.. Die Menge war ihm durch das Tor gefolgt und klebte ihm seitdem mit ungeahnter Ausdauer an den Fersen..
Die ganze Sache wär für den Söldner wesentlich erträglicher gewesen, wenn er sich wenigstens daran erinnert hätte, was er denn einst in der Siedlung angestellt hatte, dass er die Gemüter gegen sich so aufgebracht hatte.
Aber es waren eben schon so viele kleine Siedlungen, Städtchen und Dörfer gewesen die er aufgemischt und mit seiner Anwesenheit und seiner zweifelhaften Auffassung von Spaß beeehrt hatte, als dass er sich an jede einzelne erinnert hätte.
Nun wahrscheinlich das übliche, irgendeine zerstörte Schankraumeinrichtung, einige gebrochene Nasen, entwendete Wertgegenstände, das Urinieren auf die Stadtflagge oder sonstige Heiligkeiten, vielleicht hatte er auch mit der Frau des Dorfsprechers oder jemandem in der Art angebändelt.
Höchstwahrscheinlich alles auf einmal, wer konnte das schon so genau wissen?!

Bei den Göttern, sie kamen tatsächlich immer näher.. Doch so sehr er sich auch anstrengte, schneller ging einfach nicht..
Er konnte förmlich schon den Geifer seiner Verfolger im Nacken spüren, ihre Schreie und Rufe pochten lauter und lauter in seinen Ohren.. Nur noch weniger Meter trennten Mercenary von ihnen, und jeden Augenblick verringerte sich sein Vorsprung.


Er samt Verfolger hatten die Wiese nun schon fast überquert, seine einzige Hoffnung war der Waldrand, der sich verschwommen (die Anstrengung hinterließ schon langsam ihre Spuren, das Blickfeld des Söldners wurde von einem leichten Nebel überzogen) vor seinen Augen aufbaute..
Oh ja, im Wald konnte er sich verstecken!
Der Söldner raffte die letzten Kraftreserven zusammen und sprintete weiter in Richtung der Bäume zu..

Eigentlich hätte der Söldner erkennen müssen, dass er sich nicht um den vermeintlichen Waldrand sondern vielmehr um einige einzelne Bäume handelte die dicht an den Klippen der Küste standen, eigentlich hätte er bemerken müssen dass das Triumphgebrüll seiner Verfolger in freudiger Erwartung lauter wurde, eigentlich hätte der Söldner merken müssen, dass er geradewegs auf einen verdammt steilen, steinigen Abhang zurannte, hinter dem nichts als der unbändige Ozean war..
Nun, aber jeder der schoneinmal seinen kompletten Tag mit dem Rauchen von Sumpfkraut und dem Konsumieren anderer Rauschmitteln verbracht hat, und danach um sein Leben rennen mußte, wird wohl nachvollziehen können, das die Sinne dem Söldner einen Streich spielten..

Endlich hatte er die Bäume erreicht, hastig warf der Söldner, ohne innezuhalten einen Blick hinter sich, während er mit einem großen Satz durch das Gebüsch sprang - .. Geradewegs ins Leere..
Der Söldner hatte nichteinmal Zeit den Mund zu öffnen um laut und herzhaft zu fluchen, dann schlug er auch schon hart auf den steinigen Abhang auf, überschlug sich, kullerte schnell und rasant die Schlucht hinunter, ein einziges, sich wild drehendes Knäuel aus Beinen, Armen, schwarzen Haaren..

Seine Verfolger, die sich schon in der festen Erwartung wähnten, den Söldner in eine Sackgasse getrieben zu haben, blieben enttäuscht am Rand der Klippen zurück, doch das war dem Söldner ein geringer Trost, da er im Moment damit beschäftigt war mit einer Höllengeschwindigkeit die Klippen herunterzurollen, und sich all möglichen und möglichen Stellen seines Körpers aufzuschlagen und aufzuschürfen..

Nach schier unsagbar langer Zeit (allerdings nur für den Söldner, neutral bemessen hatte der Söldner den immensen Höhenunterschied in nur wenigen Sekunden "überwunden") erreichte der Söldner schließlich hart und mit einem lauten Platschen die von Wellen aufgewühlte Meeresoberfläche..
Kaum noch bei Bewußtsein, spürte der Söldner verwundert wie er von einigen kräftigen Armen gepackt wurde, und allen Anscheins nach in ein Boot gezerrt wurde.
Ein Gesicht schob sich in sein Blickfeld, während er Wasser hustend auf den hölzernen Planken liegend gen Himmel starrte, entblößte beim schiefen Lächeln eine gelbe, krumme Zahnreihe..
Ein Männergesicht, das stark von der See und anscheind zahlreichen Kämpfen gezeichnet war (unter anderem fehlte dem Kerl ein halbes Ohr und ein Auge), die Ohren mit goldenen Ringen geziert..

"Siehma, was ich da an Deck gezoggen hab, Pete'. Verdammt fetter Fisch, meinst' nich?!" ertönte wie von weit entfernt eine rauhe Stimme im Ohr des Söldners..
"Ma sehn' was da Käpt'n davon hält.. Leg dich in die Riem'n!"
hörte der Söldner noch die Antwort einer weiterer Stimme seiner zweifelhaften Retter, bevor ihn eine mächtige Pranke direkt an der Schläfe traf und ins Reich der Bewußtlosigkeit beförderte..
05.09.2005, 07:17
Anonymous

Gast

 
Beitrag #3
 
Rauher Gesang ertönte.. Ein ziemlich derbes Lied dass das erklang, dass sich grob zusammengefasst um die Begegnung eines Seemans mit einer Jungfrau und die Frage ob das sexuelle Können etwas mit der Länge des Genitals zu tun hatte drehte, wobei hier jedoch nicht auf weitere pikante Details eingegangen werden soll. Verblüfft sah der Söldner sich um, nicht den mindesten Hauch einer Ahnung besitzend wo er sich befand.
Ihm war es als höre er das Plätschern von Wellen, und obwohl er allen Anscheins nach fest auf dem Boden zu stehen schien, drehte und schwankte seine gesamte verschwommene Umgebung die in ein grelles Licht getaucht zu sein schien, stetig hin und her.
Erstaunt blickte der Söldner an sich herab und endeckte zu seiner Verwunderung dass er vollkommen unbekleidet, so wie die Götter ihn geschaffen hatten dastand. Erst nach und nach nahm auch seine Umgebung Gestalt an, der Schankraum seiner Taverne in der Siedlung der Thorwaler. Jetzt konnte er auch erkennen woher der rauhe Gesang kam. Tarlar, der glatzköpfige, dickbäuchige Stammkunde des Söldners, der bereits so viel seiner Lebenszeit in der Sumpfkraut und Weinhöhle verbracht hatte, dass er inzwischen als festes Inventar zählte, stand auf einem der Tische, in ein rosanes Gewand gehüllt, bunte Blumengeflechte im Haar, einen ziemlich erotischen Tanz aufführend während er mit glasigen Augen und rauchiger Stimme vor sich hin sang..

"Bei den Göttern, Tarlar.. Hör auf zu singen und bring mir lieber einen Wein.. Mein Kopf fühlt sich an als wäre er von einem Zwergenhammer als Amboss mißbraucht worden. Und sag der Taverne sie soll aufhören so hin und her zu schwanken, man könnte ja fast meinen man wäre auf einem Schiff."
Es war dem Söldner so, als höre er seine eigene Stimme wie von weit entfernt, als bewege sich seine Zunge wie von selbst, forme die Worte auf die er keinen Einfluß hatte. Kaum hatte er ausgesprochen verschwamm der Schankraum vor seinen Augen, lediglich der Gesang Tarlar's ertönte weiter.. Es dauerte erneut einige Augenblicke bis sich die Augen des Söldners an die neue Umgebung gewöhnt hatten. Von Tarlar und dem Innenraum seiner Taverne war nichtsmehr zu erkennen, stattdessen befand er sich in einer großen Halle. Er saß auf einem hölzernen Stuhl, direkt in der Mitte jener Halle. Mehrere Gestalten hatten einen großen Kreis um ihm gebildet, es dauerte einige Augenblicke bis er genaueres erkennen konnte.
Es waren riesige, mannshohe Sumpfkrautstengel, die genauso aussahen wie jene die der Söldner mit Vorliebe vernichtete, bis auf die Tatsache dass sie Augen, Beine, Arme und einen Mund hatten.
Einer der Stengel, der größte von ihnen, richtete das Wort an ihn, mit einer ziemlich hohen und eindringlichen Stimme.

"Mercenary, Söldner aus der Sturmwind Ottajesko. Ihr seid angeklagt verantwortlich für die Verschleppung zahlreicher unserer Brüder aus den Sümpfen und Mooren des Reiches und deren anschließenden Verkauf zu sein. Außerdem habt ihr euch des jahrelangen, hundertfachen Mordes an unschuldigen Sumpfkrautpflanzen zu Schulden kommen lassen. Dieser Frevel kann nur eine Strafe nach sich ziehen. RAUCHT IHN!"
sprach der Sumpfkrautstengel, woraufhin er ein lautes und reges Zustimmen der Anderen die den Kreis um den Söldner der unfähig war sich zu bewegen oder den Mund zu öffnen erntete.. Ohne den armen Merc überhaupt zu Wort kommen zu lassen, stürzten sie sich auf ihn, rießen ihn in die Höhe und wickelten ihn in ein riesiges Blatt Papyrus ein, eine große Ausgabe jener, in die der Sölder gewöhnlich sein Kraut rollte.
Verzweifelt versuchte er sich zu wehren, doch ohne Erfolg..

"Bei Fortuna, zeigt Gnade und gebt mir auch einen Zug ab!" rief der Söldner verzweifelt, doch ohne eine Antwort zu bekommen spürte er wie seine Füße ziemlich heiß wurden. In just jenem Moment traf ihn ein kalter Schwall Wasser unvermittelt und unerwartet im Gesicht..

Prustend und blinzelnd kam der Söldner wieder zur Besinnung.. Das kalte Wasser hatte seinen Dienst nicht verfehlt, völlig desorientiert öffnete er die Augen.. Und entdeckte zu seiner größten Verwunderung dass die Welt auf dem Kopf stand. Einige weitere Augenblicke verstrichen bis er begriff dass es nicht die Welt, sondern er war der sich verkehrt herum befand. An den Füßen zusammengeschnürt hing er kopfüber über den hölzernen Planken die sich ein, zwei Schritte unter ihm befanden. Er war auf einem Schiff. Allmählich kam die Erinnerung zurück, der wütende Mob der ihn gejagt hatte, der rasante Sturz den Hang hinunter ins Meer, die Hände die nach ihm packten und ihn in ein Boot zogen. Von da an herrschte bleiernde Schwärze, durchschnitten von verwirrenden Bilderfetzen von einem tanzenden Tarlar und einer riesigen Sumpfkrautpflanze, in seiner Erinnerung, er mußte bewußtlos gewesen sein.
Die Quelle des kalten Schwall's Wasser der ihn zurück in die grausame und langweilige Realität zurückgeholt hatte, war ein Bär von einem Mann der vor dem verkehrt herum aufgehängten Söldner stand und den nunmehr leeren hölzernen Eimer in der Hand hatte.
Eine glänzende Glatze, die von einem schäbig aussehenden schwarzen Hut bedeckt wurde, stach dem Söldner ins Auge.. Das vernarbte Gesicht, das Grinsen das mehrere Zahnstummel enthüllte, das eine Auge das ihm entgegenblitze (das andere war von einer Augenklappe verdeckt), kam ihm irgendwie bekannt vor.
"Herzlich willkommen auf meinem Schiff, Landratte!"
hallte eine heisere Stimme ans Ohr Mercenary's. Oh nein.. Berkson Rotbart, der grausamste Pirat den der Söldner je gesehen hatte, ein Mann der kein Mitleid kannte und sich alles unter den Nagel riss das nicht Niet und Nagelfest war. Nimm dir was du kriegen kannst und gibt es nicht wieder zurück war sein Motto.
Eigentlich dem Söldner selbst nicht unähnlich.. Doch was weitaus bedeutender war.. Er hatte mit jenem Rotbart vor vielen Jahren einmal Geschäfte gemacht, zu Zeiten als der Söldner noch nicht im hohen Norden in der Ottajesko sondern in einer der Hafenstädte an der Küste sein Unwesen
getrieben hatte. Welch finsteren Geschäftsbeziehungen der Söldner und der Pirat betrieben hatten, soll an dieser Stelle wohlweislich verschwiegen werden und ist eigentlich auch unwichtig. Umso wichtiger war jedoch die Tatsache dass der Söldner Rotbart ziemlich über den Tisch gezogen hatte. Man kann sogar sagen er hätte ihm öffentlich die Hosen runtergezogen und auf seinen Kopf uriniert, natürlich nur rein bildlich gesprochen.

Mehrere Schritte über dem Boden baumelnd, bis auf die Knochen vom Salzwasser durchnäßt, betrachtete der Söldner seine Umgebung genauer.. Ein imposantes Schiff, bis an die Reeling mit den übelsten Gestalten vollgestopft die man sich vorstellen konnte. Mehrere der vernarbten Piraten saßen mitten auf dem Deck, tranken Rum und sangen rauhe Seemanslieder, deren Inhalt über einen Seeman und eine Jungfrau dem Söldner seltsam bekannt vorkam. Fortuna mußte ihren selbsternannten Schützling vollkommen vergessen haben, wie sonst war es zu erklären dass er unter allen Schiffen die die großen Meere befuhren ausgerechnet von jenem aufgelesen wurde.
"Hey Rotbart, schön dich wieder zu sehen.."
begrüßte der Söldner den alten Bekannten der ihn immer noch mit einem stummen, sadistischen Grinsen anstarrte..
18.11.2005, 10:24