Mit hochgezogener Augenbraue und einigen in seinen nicht vorhandenen Bart gemurmelten Worten sah er eine Weile die beiden an, bevor er entschied, dass er wohl kaum ein Wort aus ihnen herausbekommen würde. Er beließ es dabei und kümmerte sich lieber um das Essen. Bald darauf brachen sie auch wieder auf und ließen sich weiter von Gerambolosch den Weg beschreiben. Schweigsam ritten sie durch das immer bergiger werdende Gelände, welches genauso still wie sie selbst vor ihnen lag. Der Elf betrachtete die sich aufbauenden Gebirgskette mit wachsender Neugierde. Er war nie zuvor in den Bergen gewesen, zumindest nicht in einem so majestätischen Gebirge, wie es sich jetzt zeigte. Er konnte nicht verstehen, dass die Zwerge ausgerechnet sich in der Erde vergraben mussten, dass die Ruhe an der Oberfläche zu genießen. Er blickte sich zu den Babe und dem Zwerg um, entschied sich aber gegen eine Stichelei. Vom Zwerg ragten nur die breiten Schultern hinter Babe hervor und der Elf wollte schon die griesgrämige Miene sehen.
Sein Blick schweifte wieder durch die Umgebung und bei Babes trockener Bemerkung huschte ein Schmunzeln über sein Gesicht. Er wusste überhaupt nicht was auf sie zukam. Die Kriegerin würde sich schon vom Verhalten eines Elfen im Gebirge überraschen lassen müssen. Er hoffte nur, dass sein allgegenwärtiges Glück nicht in der Nähe einer Felsspalte zuschlug. An das ständige Tapsen in Fettnäpfchen hatte er sich fast gewöhnt, aber hier wollte er sich lieber keinen Fehltritt leisten. Wenn ihm das verbal auch sicher wieder nicht gelingen würde. Er fragte sich, was das launige Schicksal wohl jetzt wieder für ihn bereithalten würde. Tief in diesen Gedanken und der überwältigen Gegenwart der Umgebung versunken, bekam er fast nicht mit, dass Babe ihn ansprach. Ruckartig ging sein Kopf herum und er blickte die Kriegerin eine Weile lang an.
Daran hatte er noch gar nicht gedacht, bislang waren sie, bis auf die kurze Ausnahme auf dem Maskenball, nie alleine unterwegs gewesen. Und schon gar nicht mit der Aussicht auf einen Kampf. “Ja, dass bin ich auch…..das bin ich auch.“ murmelte er etwas abwesend. Er hatte überhaupt keine Vorstellung, wie sie in so einer Situation harmonieren würden. Er war es gewohnt alleine zu sein, auch in seinen Kämpfen. Mit gerunzelter Stirn stellte er fest, dass er davon so gut wie keine Ahnung hatte. Sein Blick war von Babe auf den Boden gewandert, was er jetzt wieder änderte. Er grinste aufmunternd, auch wenn das eher ihm selber galt. “Es wird schon klappen. Du musst nur mit deinem Bat`leth
aufpassen. Ich weiß nur zu gut, was du damit anrichten kannst. Ich würde es nur ungern um meine spitzen Ohren gehauen bekommen.“ Schmunzelnd drehte sich der Elf wieder um. Er war auch gespannt, sehr sogar.
Eine kurze Rast um die Mittagszeit war alles was sie hielten, da sie Gerambolosch immer wieder darauf aufmerksam machte, dass sie das Dorf der Menschen vor der einsetzenden Dunkelheit erreichen sollten. Der Elf verstand die Aufregung zwar nicht, aber dieses Mal glaubte er einfach dem Zwerg. Dieser kannte die Gegend und wusste sicher bessern, dass Reisen in der Dunkelheit keine einfache Aufgabe war. Achselzuckend packte er die Sachen wieder ein und schwang sich auf wieder sein Pferd. Dann trieb er sein Pferd weiter an, während Babe wieder Gerambolosch hinter sich Platz nehmen ließ. Die Wege wurden zunehmend schwieriger und schmaler, so dass er nicht mehr ständig mit seinem Blick in der Gegend herumträumen konnte. Der Himmel war klar und die Sonne schien, auch wenn es recht frisch war. Die angenehme Kühle machte ihm nichts aus, aber als die Dämmerung einsetzte, machte sich das Fehlen der wärmenden Sonnenstrahlen schnell bemerkbar. Würden sie noch höhere Lagen erklimmen, würden sie sich um entsprechende Ausrüstung Gedanken machen müssen.
Aber der Elf ging davon aus, dass der Zwerg dafür sorgen würde. Immerhin drängte er nun beständig darauf, dass sie bald das Dorf erreichen würden. Ecthelion hätte sich am Liebsten die Ohren zugehalten und war mehr als froh, dass Gerambolosch hinter Babe und nicht hinter ihm saß. Bevor er zu einer spöttischen Entgegnung ansetzen konnte, wies der jetzt überaus gesprächige Zwerg sie darauf hin, dass hinter der nächsten Biegung das Dorf lag. Seufzend stellte Ecthelion fest, dass Gerambolosch Recht hatte und seine Ohren jetzt wohl erstmal Erholung bekommen würden. Am Fuße eines steil aufragenden Berggipfels, der seinen Namen zu Recht trug, war eine kleine Ansammlung von Gebäuden zu sehen. In Einigen konnte der Elf Licht ausmachen. Hier und da ragte eine Rauchsäule aus einem der Kamine. Den Rand der Siedlung hatten sie schnell erreicht und der Elf stieg erleichtert vom Pferd.
Er drehte sich um und wartete bis Babe und der Zwerg zu ihm aufgeschlossen hatten. Als Babe neben ihm stand, nahm er sein Pferd an die Zügel und blickte die Kriegerin an. “Vielleicht deine letzte Chance auf eine bequeme Schlafgelegenheit. Und auf eine vernünftige Mahlzeit für uns alle.“ Ecthelion verzog das Gesicht, als sein Magen leise knurrte. “Wir sollten unsere Felskugel vorschicken. Scheinbar war er ja schon mal. Obwohl, dann sollten wir ihn vielleicht lieber gefesselt über ein Pferd legen.“ Breit grinsend ging der Elf weiter in Richtung Siedlung und brachte etwas Distanz zwischen sich und dem fluchenden Zwerg. Dann hatten sie auch schon die ersten Häuser erreicht und gingen die Strasse entlang auf ein Gebäude zu.
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.
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