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Der Weg in die Tiefe
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Gast

 
Beitrag #46
 
Die Kriegerin versenkte ihre Nase im Bierschaum, damit Ecthelion ihr Lachen nicht wahrnehmen konnte. Das bestürzte Gesicht, dass der Elf bei dem Gedanken an die Jungfrauen machte, war etwas, was sie ihr ganzes Leben nicht mehr vergessen würde.

"Schenk dir die Hoffnungen," meinte sie anschließend mit einem Grinsen. "An dir ist nichts heilig..."

Den Rest des Abends verbrachten die beiden Krieger damit, sich mit gutem Essen, Getränken und Gespräche rund um den Dorfklatsch abfüllen zu lassen. Zu später Stunde kamen dann auch noch Musiker, die zum Tanz aufspielten. Um nicht aus Versehen bei der Dorfjugend und den anderen Tanzwilligen zu landen, verzog sich Babe zu den Alten und Gebrechlichen abseits des Feuers. Ihrer Erfahrung nach war man hier vor jedem sicher, der versucht war, sie auf die Tanzfläche zu ziehen.
Schon bald, nachdem sie sich zu den Alten gesetzt hatte, kamen sie auf das Gebirge zu sprechen, dass vor ihnen lag. Ein Mann, dessen Wange eine lange Narbe zierte, schüttelte bei der Erwähnung ihres Zieles bedenklich den Kopf.

"Das Gebirge von Marak Tir. Das ist nicht gut. Nein, wirklich nicht..."
Babe blickte den Alten neben ihr scharf an. "Was ist mit damit?"
"Früher wohnten Zwerge in ihm. Aber jetzt sind sie alle weg. Man sagt, ein Ungeheuer hätte sie vertrieben. Ich glaube zwar nicht an Ungeheuer, aber man weiß ja nie..."
Seine Banknachbarin schaltete sich ein. "Ach Paperlapapp, Ungeheuer. Die Mine brach zusammen, deshalb sind die Zwerge fortgegangen. Es war zu unsicher zwischen dem Stein, der immer wieder über ihre Köpfe zusammenrutschte."
"Und ich sage, dass ein Troll sie gefressen hat." Ein dritter meldete sich. Er fuchtelte bei seinen Worten mit einem Stock vor Babes Nase herum. "Ein Troll, groß wie ein Haus, hat alle Zwerge gejagt und gefressen."
Die Augenbrauen Babes waren bei der letzten Vermutung nach oben gerutscht. "Soso, ein Troll..." Mehr wollte sie dazu nicht sagen, da sie die Alten nicht der Lüge bezichtigen oder sie anderweitig beleidigen wollte. Sie fragte sich aber, was die Zwerge wirklich aus der Mine getrieben hatte, denn dass dem so war, erschien ihr eindeutig. Sie hätte sich gerne mit Ecthelion beraten, doch dieser war wieder einmal in der Menge verschwunden.

"Wo ist er denn?" fragte sie sich stirnrunzelnd, während sie den Platz mit ihren Augen absuchte. "Er wird sich doch nicht doch noch erobern lassen?"
09.10.2005, 21:43
Ecthelion
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Beitrag #47
 
Irgendwann im Laufe des Abends verlor der Elf die Kriegerin aus den Augen. Als er sich noch suchend umsah, kam auch schon gleich die Frau mit den Weinkrug auf ihn zu und zog den Elfen in Richtung Tanzfläche. Es schien fast so, als hätte sie darauf gewartet, dass der Elf alleine in der Gegend rumstand. Weder seine Flüche, noch seine offensichtliche Abneigung gegenüber der Tanzfläche schien sie zu stören. Genauso wenig wie die Tatsache, dass er sich überhaupt nicht bewegte. Erst nach einer ganzen Weile konnte der Elf sich losreissen, was er mit einem Riss im Hemd bezahlte, und sich von der Tanzfläche stehlen. Die Frau suchte ihn zwar, aber ihre Augen waren zum Glück nicht so gut wie die des Elfen in der Dunkelheit. Einige Minuten später und nach einem weiten Bogen um die Tanzfläche herum, trat der Elf aus dem Schatten eines Hauses und sah sich um. Kurz schirmte er seine Augen ab, damit sie ihn nicht noch verraten würden. Erst als er sicher war, dass wirklich niemand direkt in seine Richtung sah, schaute er sich weiter um. Weder die Frau, noch andere Dorfbewohner waren in der Nähe. Erleichtert atmete er auf. Das er jetzt mehr oder weniger auf der Flucht war, passte wieder einmal ins Bild.

Etwas später hatte Ecthelion Babe am Feuer ausgemacht. “Dort hätte ich auch hingehen sollen. Bei den Alten.“ Schmunzelnd ging der Elf zur Kriegerin, die mit einem alten Mann sprach. Unaufgefordert trat der Elf vor die beiden und hörte erstmal eine Weil nur zu. Erst als Babe sein Hemd musterte, räusperte er sich. “Sag jetzt nichts. Zum Glück sind meine Augen besser als die von Menschen. Sonst hätte nicht nur das Hemd gelitten.“ Gab der Elf nur zurück, als er sich die Sachen wieder notdürftig richtete. Das Feuer war weit genug entfernt, so dass er noch immer seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Was auch sicherer für ihn war, sollte sich doch mal jemand hierhin verirren. Während Babe ihm unterrichtete zog sich seine Stirn zweifelnd in Falten. “Trolle, ein widerliches Volk. Fast so schlimm wie Orks. Aber es ist ungewöhnlich, dass sie alleine auftauchen. Wenn dort wirklich ein Troll war, dann sollten wir uns auch weitere unliebsame Überraschungen gefasst machen. Zwerge, Trolle. Was kommt wohl als Nächstes.“ Bevor das fertig ausgesprochen hatte, sah er sich schnell einmal um, damit er nicht gleich eine unliebsame Antwort auf seine Frage bekam.
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09.10.2005, 23:43
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Beitrag #48
 
Neugierig betrachtete Babe das zerissene Hemd Ecthelions. Der Verdacht keimte in ihr auf, dass der Elf einen Hang zum theatralischem hatte, vor allem dann, wenn das weibliche Geschlecht Interesse an ihm bekundete. Nicht zum ersten Mal lag ihr deshalb die Frage auf den Lippen, vor was der Elf eigentlich Angst hatte. Um nicht mit dieser Frage herauszuplatzen, räusperte sich Babe erst einmal, bevor sie ihm auf seine eigenen Überlegungen hin antwortete:

"Ich würde sagen, als nächstes suchen wir uns einen Schlafplatz, denn wir sollten morgen rechtzeitig los. Bis zum Gebirge sind es noch zwei harte Tagesritte und ich kann mir nicht vorstellen, dass wir so schnell wieder ein gemütliches Bett angeboten bekommen."

Babe stand auf, nickte den Alten noch einmal zu und schnappte sich Ecthelions Arm. "Wir können in der hiesigen Gästestube nächtigen, was ich wirklich anständig von den Leuten hier finde." Und während sie mit Ecthelion über den Platz schlenderte, fügte sie leichthin dazu: "Ich hätte nie gedacht, dass mir die Anwesenheit eines Elfes Vorteile verschaffen würde, aber anscheinend ist das so. Ich hätte ja mit dem Stall Vorlieb genommen, aber davon wollte der Dorfälteste nichts wissen. Er nötigte mir regelrecht ein Bett auf."

Das Gästehaus stand am Rande des Platzes, so dass die beiden Freunde es rasch erreichten. Trotz des Feuerscheins lag es im Dunklen, da eine hohe Fichte es vor der Feuer abschirmte. Das Gebäude selbst war einfach gehalten worden und man sah ihm an, dass es eher als eine Behelfsunterkunft gedacht war.
"Die Strohmatratzen sind sauber und trocken, die Laken und Decken ebenso." Zufrieden testete Babe eines der 8 Betten in dem Raum aus. "Mehr brauche ich nicht."
Ein Gähnen unterdrückend, legte Babe ihr Bündel und Waffen neben das Bett, gedachte noch einmal ihres Pferdes, dass mit den Kühen des Dorfes auf einer Weide stand und legte anschließend Hose und Stiefel ab. Nur mit ihrem Hemd bekleidet, das ihr bis auf die Oberschenkel reichte, schlüpfte sie in eines der Betten wo sie sich die Decke bis über die Ohren zog.

"Weck mich, solltest du irgendwie Hilfe benötigen," murmelte sie schon schlaftrunken. "Mein Bat`leth ist griffbereit und ich scheue mich nicht, es auch gegen Frauen einzusetzen. Ich muss ja, den Göttern sei Dank, kein ritterliches Getue an den Tag legen."
10.10.2005, 08:30
Ecthelion
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Beitrag #49
 
Mit einem zweifelhaften Blick sah der Elf die Kriegerin an, als sie von einem Vorteil sprach. Das war ja eine ganz neue Erfahrung für ihn. “Das ist auch das erste Mal. Normalerweise versuchen die Leute den Gasthof anzuzünden, in dem man schläft. Aber wie du mir so ich dir. Du hast dein Bett und ich meine Ruhe. Das ergänzt sich schon ganz gut.“ meinte der Elf mit einem Blick auf das Gebäude. Ob Bett oder nicht war ihm persönlich zwar ziemlich egal, aber in einem Zimmer hatte man doch eher seine Ruhe als in einem Stall. Während Babe sich fürs Schlafengehen fertig machte, stellte sich Ecthelion ans Fenster und betrachtete das Treiben im Dorf. Erst als Babe auf nächtliche Störungen zu sprechen kam, hob der Elf eine Augenbraue und drehte sich zu ihr um. “Deine Waffe? Ich halte ja auch nicht viel vom ritterlichen Kodex, aber meinst du nicht, dass das ein wenig übertrieben ist? Außerdem bezweifele ich, dass wir in der Nacht großartig gestört werden. Du scheinst von abschreckend genug auf die jungen Frauen hier zu wirken.“ schmunzelnd blickte er wieder aus dem Fenster.

Nach einer Weile setzte sich der Elf im Schneidersitz auf eines der Betten und verbrachte ein paar wenige Stunden mit seiner eigenen Erholung. Kurz darauf stand er wieder vom Bett auf und ging erneut ans Fenster. Ein Seitenblick auf Babe zeigte ihm, dass die Kriegerin noch immer friedlich schlief. Es war noch immer dunkel draußen, auch wenn das Feuer den Himmel leicht erleuchtete. Es waren nicht mehr alle Dorfbewohner zu sehen, aber noch immer herrschte ein reges Treiben. Mehr oder weniger interessiert blickte der Elf auf den Dorfplatz, während Babe in einem der Betten schlief.
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10.10.2005, 12:33
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Beitrag #50
 
Ihre innere Uhr, die ihr sagte, dass der Morgen bald anbrechen würde, weckte die Kriegerin. Halbdunkel lag in dem Raum, der den Elfen schemenhaft vor dem Fenster abheben ließ. Ohne, dass sie sich bewegte, betrachtete Babe die schlanke und große Statur Ecthelions. Und als ob der Elf ihre Blicke bemerken würde, drehte er sich gerade in dem Moment um, in der sie überlegte, wie lange sie ihn schon kannte.
Babe richtete sich auf. "Guten Morgen."

Ecthelion erwiderte ihren Gruß. Anschließend griff er zu seinen Sachen und auch Babe begann damit, sich zu richten. Kurz darauf traten sie auf den Festplatz, der nun ruhig vor ihnen lag. In der Mitte schwelten die schwarzen Reste des Feuers vom Vorabend und über den ganzen Platz verstreut lagen leere Krüge oder irdene Teller. Über allem lag der Dunst und die kühle Feuchte des Morgens.

"Das Dorf schläft noch und ich wette, das tut es noch bis Mittag," raunte Babe Ecthelion zu. "Schauen wir zu, dass wir wegkommen."

Da sie auf den Weg zu den Weiden an dem Tisch mit den Backwaren vorbeikamen, griff Babe in den Korb und nahm sich dort die Reste. Eine der flachen Brote reichte sie Ecthelion, eines steckte sie sich selbst in den Mund. "Frühstück muff fein..." nuschtelte sie zwischen den Zähnen hervor, während sie die restlichen in ihren Beutel steckte. "Du kannft nicht nur von Luft und Liebe leben."

Babe hatte das würzige Brot bereits gegessen, als sie an den Weiden ankamen. Die beiden Pferde standen etwas abseits von dem wiederkäuenden und liegendem Vieh - als wäre es ihnen peinlich, mit den Rindern auf einer Weide zu stehen.
Ein Pfif gellte durch den Morgen, ausgestoßen von Babe, die damit ihren Hengst rief. Dieser hob auch gleich den Kopf und setzte sich schnaubend in Bewegung. Das Pferd des Elfes folgte ihr, so dass die Freunde ohne große Verzögerung aufsatteln uns aus dem Dorf reiten konnten.
11.10.2005, 14:42
Ecthelion
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Beitrag #51
 
Das sie das Dorf in aller Frühe und ohne weitere Verabschiedung verlassen wollten, passte dem Elfen mehr als in den Kram. Viel zu sagen gab es eh nicht mehr und die eine Nacht war mehr als ausreichend gewesen. Bei dem Gedanken an ein Frühstück sträubte es sich jedoch im Elfen. “Von Luft und Liebe, dass du das ausgerechnet mir sagen musst. Ich ziehe lieber einen Schluck Wasser vor.“ Als ihre Pferde auf die zugetrabt kamen, gab der Elf mit einem unschuldigen Seitenblick auf Babe seinem Pferd die Hälfte des Brotes. Die andere Brothälfte behielt er bei sich. Im Laufe des Tages würde sich sein Magen schon melden.

Der Himmel war strahlend blau, dass die beiden sich schon ein Stück von dem Dorf entfernt hatten. Kaum eine Wolke war zu finden und der Wind war nur selten zu spüren. In der Ferne baute sich das Gebirge auf, wo sich auch ihr Ziel befand. Ecthelion schätze die Entfernung ab, es würde sicher noch mehr als einen Tag dauern, bevor sie die Ausläufer des Gebirges erreichen würden. Gegen Mittag stand die Sonne hoch am Himmel und sie hielten für eine kurze Rast. Neben ihnen schlängelte sich ein kleiner Bach durch sein Bett. Als der Elf sich mit seiner Brothälfte beschäftigte, prüfte er seine Ausrüstung. Die Pfeile lagen ihm dabei besonders am Herzen. Er hatte zwar keine Ahnung, was sie genau erwarten würde, aber sollte es wirklich ein Troll sein, dann würde er diesen lieber nur aus der Entfernung wahrnehmen.

Im Schneidersitz breitete er seine Sachen vor sich auf und prüfte sie. Die beiden Pferde stillten ihren Durst im Bach und Babe war mit der Karte beschäftigt. Fragend blickte der elf zur Kriegerin. “Hast du eine Ahnung wo wir uns genau befinden? Der Weg scheint ja richtig zu sein.“ Er deutete auf das sich auftürmende Gebirge im Hintergrund und kaute weiter an einem Stück Brot. “Ich frage mich, wie viel Wahrheit in den Worten der Dorfbewohner gelegen hat. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Zwerge vor einem oder auch mehreren Trollen die Flucht ergriffen haben. Besonders nicht, wenn die Mine so ertragreich war. Da muss noch mehr vorgefallen sein.“
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11.10.2005, 15:56
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Beitrag #52
 
Tief über die Karte gebeugt, bemerkte Babe nicht, dass der Elf sie ansprach. Erst, nachdem er seine Frage wiederholt hatte, blickte sie auf. "Wo wir sind?" wiederholte sie seine Frage. "Ich glaube, ungefähr da..."
Babe tippte auf die Karte und hinterließ dabei einen Krümel von ihrem Brot auf dem Pergament. Sie schnippte ihn vorsichtig weg, als sie hinzufügte: "Ich schätze, morgen Abend werden wir den Fuß des Gebirges erreicht haben."
Ihren Worteln folgte ein schiefes Lächeln. "Egal, ob Trolle oder sonstige Ungetüme. Zwerge geben eine Mine erst auf, wenn sie nicht mehr ertragreich ist oder man sie mit Gewalt verjagt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass die Mine leergeschürft worden ist - meiner Erfahrung nach schürfen sie immer tiefer - und zwar so lange, bis sie die Hölle erreicht haben. Woraus auch immer diese für Zwerge bestehen mag." Die Kriegerin seufzte hörbar auf. Sie würde sich besser fühlen, wenn sie Unforgiven und Kjaskar bei sich wüsste. Vier Leute verteidigten sich besser als zwei, auch wenn sie dem Elfen durchaus zutraute, ein passabler Kampfgefährte zu sein. Sie kannte keinen, der besser mit dem Bogen umgehen konnte als er, aber sie war es so gewohnt, Kjaskar bei einem Kampf in der Nähe zu wissen, dass sie sich gar nicht vorstellen konnte, wie es ist, ohne ihn zu kämpfen. Und Unforgiven war ebenfalls jemand, der sich zu wehren wusste. Zur Not konnte er immer noch sein verdammtes Schild werfen und somit einen Gegner zu Boden zwingen.

"Ich frage mich, ob sie die Diebe schon gefunden haben..." sagte sie deshalb völlig zusammenhanglos. "Ob sie noch nachkommen werden?"

Als ob sie hoffte, die beiden Freunde um die nächste Wegbiegung kommen zu sehen, blickte Babe auf den steinigen Weg, den sie kurz zuvor geritten waren. Eine Bewegung hinter einem Stein ließ sie jedoch unauffällig zu dem Bat`leth greifen, das sie neben sich abgelegt hatte. Gleichzeitig versuchte sie Ecthelion mit einer unauffälligem Kopfbewegung auf den Besucher hinter dem Stein aufmerksam zu machen.

"Wenn sie die Diebe so schnell gefunden haben, wie sie sich erhofft haben, müssten sie bald nachkommen können. Ich schätze, dass sie uns dann morgen oder übermorgen eingeholt haben."
11.10.2005, 21:09
Ecthelion
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Beitrag #53
 
Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf den Zügen des Elfen. Er würde sich auch wohler fühlen, wenn Kjaskar und Unforgiven noch dabei wären. Immerhin hatte er mit den beiden genug erlebt um zu wissen, wie hilfreich sie waren. Davon abgesehen, dass sie sich nicht mehr im Kampf miteinander absprechen mussten. Er würde sich nur ungern mit Babe in einem Waffenkampf messen, aber zusammen gekämpft hatten sie noch nie. Wenn auch in kleineren Scharmützeln in Askaarel, aber dort waren noch immer andere Leute anwesend gewesen. “Sie werden sicher noch rechtzeitig eintreffen. Und bis dahin werden wir uns schon durchschlagen. Und solltest du einen Pfeil in deinen Hintern bekommen, dann kannst du davon ausgehen, dass ich dich nur warnen wollte.“ schmunzelnd blickte der Elf die Kriegerin an und versuchte ein wenig die trüben Gedanken beiseite zu schieben. Es würde sich zeigen, ob die beiden Freunde rechtzeitig ihr eigenes kleines Abenteuer beenden konnte.

“Wenn Kjaskar ein Pferd gefunden hat, dass ihn nicht gleich wieder abwirft.“ grinsend nahm er die Kopfbewegung wahr und stand auf. “Ich werde mal nach unseren Pferden schauen, nicht dass wir nachher zu Fuß unterwegs sind.“ Der Elf ging einen Bogen um den Stein herum und für eine zeitlang war nichts zu hören. Dann hörte man einen kurzen Aufschrei. “Wenn haben wir denn hier?“ ertönte die Stimme des Elfen, der kurz darauf wieder im Sichtfeld von Babe auftauchte. Am Kragen hatte einen kleinen Jungen gepackt, der sich heftig wehrte. Das Schienbein des Elfen schien es ihm besonders angetan zu haben, während er Ecthelion wüst beschimpfte. Grinsend schleifte der Elf den heimlichen Lauscher zur Kriegerin und blieb dann stehen. “Da haben wir unseren Gast. Hast du etwa der Dorfjugend den Kopf verdreht, als ich kurz nicht da war?“ Der Elf ließ den Kragen des Jungen los, legte dafür eine Hand auf dessen Schulter, so dass er nicht weglaufen konnte.
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12.10.2005, 15:19
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Beitrag #54
 
Erstaunt zog Babe die Augenbrauen hoch, als der Elf den Jungen ans Feuer zerrte. Er wehrte sich, weshalb Ecthelion seine liebe Mühe mit ihm hatte. Seine Hand lag fest auf seiner Schulter, so dass er stehenbleiben musste.

"Der ist ja wohl ein wenig zu jung für mich..." grinste die Kriegerin zurück, stand aber auf und ging zu dem großen und dem kleinen Mann. "Und ich glaube nicht, dass er aus dem Dorf ist. Dazu ist es zu weit weg."

Der Junge warf ihr einen furchtsamen Blick zu und man spürte ihm seine Furcht regelrecht an, denn er zitterte unter Ecthelions Hand wie Espenlaub. Seine Augen waren zu Boden geschlagen und es sah aus, als würde er nachzählen, ob er noch alle Zehen an den Füßen hatte.
Babe betrachtete kurz die Kleidung des Jungen und vermutete dann: "Ein Hirtenjunge aus der Gegend, würde ich sagen. Etwa 10 Jahre alt."

Mit einem Lächeln versuchte sie den ungeladenen Besucher aus der Reserve zu locken. "Wer bist du und was wolltest du?"

Der Angesprochene blickte gerade mal so lange hoch Moment hoch, dass er Babe mustern konnte. Danach versenkte er sich wieder in den Anblick seiner schmutzigen Füße. Aber erst, als Ecthelion seinen Griff verstärkte, murmelte er einige unverständliche Worte.

Wieder zog Babe die Augenbrauen hoch. "Das klang jetzt wie iwolltnurschaunwemdiePferdegehörn. Oder so ähnlich", fügte sie hinzu.
Um noch mehr aus dem Jungen herauszubkommen, tippte sie ihn auf die Brust, die sich unter ihrem Finger sehr dünn anfühlte. "Wo wohnst du denn?"

Anstatt ihr zu antworten, gingen die Blicke des Jungen zu dem Brot und dem Käse, die offen neben ihrem Rucksack lagen. Er schluckte einmal, bevor er als Antwort den Kopf schüttelte.
Mit einem Seufzen blickte Babe kurz zum Elfen, bevor sie sich wieder dem Jungen zuwandte. "Hast du Hunger? Möchtest du etwas essen?"

Da der Hirtenjunge nickte, ging sie zu dem Brot, brach ein großes Stück heraus und reichte ihm mit dem Käse dem Jungen.
"Nun iss mal. Vielleicht erzählst du ja hinterher, wer du bist und woher du kommst."
14.10.2005, 20:23
Ecthelion
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Beitrag #55
 
Erst ein kräftigerer Druck auf die Schulter des Jungen ließ diesen ein paar Worte murmeln. Aber das war auch schon alles. Seufzend nahm der Elf die hand vom Jungen, um diesen nicht unnötig einzuschüchtern. Er war wohl kaum dafür geschaffen, ein paar vernünftige Worte aus dem Kind zu bekommen. Verstand er doch schon die Erwachsenen meist nicht, so gab er hier gleich auf. Babe wusste sich da mehr zu helfen und kurze Zeit hatte sich der junge Kerl kauend hingesetzt und vertilgte mit Appetit die Vorräte der beiden. Der Elf erwiderte kurz den Blick der Kriegerin und deutete an, dass er diesmal wohl nicht gleich freudig begrüßt wurde. Also setzte er sich ein paar Schritte entfernt hin, ließ den Hirtenjungen aber nicht aus den Augen, falls dieser wieder plötzlich weglaufen wollte. Nach einer Weile schien der Junge dann satt zu sein. Mit großen Augen musterte er den Elfen, wandte sich dann aber an Babe und redete plötzlich wie ein Wasserfall.

Aus dem ganzen Geplapper bekam der Elf mit, dass der Junge wirklich Hirte war und eine kleine Herde, bestehend aus einer handvoll Tiere, beaufsichtigt hatte. Er war zu weit von seinen eigentlichen Weidengründen abgekommen und irgendetwas hatte seine Tiere verschreckt, so dass diese weggelaufen waren. Weil er Angst dafür hatte, dass seinen Eltern zu sagen, hatte er die Tiere auf eigene Faust gesucht. Und war dann auf die beiden Pferde gestossen. „Ich wollte euch nicht belauschen, nur die Pferde sehen. Wenn es freie Pferde gewesen wären, hätte ich sie eingefangen. Dann würden meine Eltern nicht mehr so böse sein, weil ich die Herde verloren hatte. Habt ihr vielleicht ein paar Schafe gesehen? Mein Vater wird furchtbar böse auf mich sein und mich fürchterlich schimpfen, wenn ich sie nicht wieder finde.“

Ungewollt musste der Elf bei den Worten des Elfen schmunzeln und sah die Kriegerin nur verschwörerisch an. Der Blick des Jungen glitt kurz zum Elfen, wandte sich dann aber sofort wieder ab. Ecthelion stellte das mit einer gewissen Erleichterung fest, denn damit konnte er besser umgehen, als mit dem aufdringlichen Verhalten der Dorfbewohner. “Was meinst du?“ meinte er, als er sein Wort an die Kriegerin richtete. “Vielleicht sollten wir ihm unter die Arme greifen. Es führt eh in unsere Richtung. Und das Verschwinden der Tiere hat vielleicht sogar den gleichen Grund wie das Verschwinden der Zwerge in der Mine.“
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14.10.2005, 22:39
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Beitrag #56
 
Regelrecht erschlagen von der Redseligkeit und dem Informationsdrang des Jungen, lehnte sich Babe gegen einen rückwärtigen Stein. Die Worte Ecthelions beantwortete sie mit einem nachdenklichen Nicken.

"Babe und Ecthelion als gute Hirten auf der Suche nach ihren Schäfchen..." murmelte sie, während sie bereits wieder ihren Rucksack packte. "Ich hoffe, das dringt nicht bis nach Rom."

Sie wartete, bis der Junge fertig gegessen hatte. Anschließend ging sie zu ihrem Pferd und nahm die Zügel in die Hand. "Wir helfen dir also," grinste sie schief. "Wo hast du deine Schafe denn zum letzten Mal gesehen?"
Der Junge zeigte mit einem Finger, der noch vom Käse glänzte in die östliche Richtung. Dort erhob sich, wie sich Babe erinnerte, ein Berg mit einem dichten Waldbestand an seinen Hängen. Vor dem Wald erstreckten sich Wiesen und ein Dorf - es war also kein Wunder, dass der Junge seine Schafe in diese Richtung geleitet hatte.

"Sie sind in den Wald verschwunden." Der schmutzige Ärmel des Hirtenjungen wanderte kurz über die Augen, wo er eine Dreckspur auf der Stirn hinterließ. "Und ich trau mich nicht hinein. Ein Ungeheuer lebt dort, sagt mein Vater."

"Ach ja?" Babe wandte sich kurz ab, um nicht laut herauszulachen. Die Miene des Jungen zeigte eine Mischung aus Trotz und Angst und erinnerte sie an einen kläffenden Welpen, der sich einem Wolf entgegensah. "Da hast du Glück. Der Mann dort drüben" - sie zeigte auf Ecthelion - "ist Spezialist in Ungeheuer besiegen. Du würdest staunen, mit welchen Biestern er schon zu tun hatte."

Immer noch schmunzelnd griff sich die Kriegerin den Jungen und hob ihn auf ihr Pferd. Anschließend packte sie ihre eigenen Sachen zusammen und schwang sich selbst auf Rhe. Sie wartete noch, bis Ecthelion auf sein Pferd gesprungen war und lenkte dann den schwarzen Hengst auf den Weg zurück, von dem sie geritten gekommen waren. Von dort aus ritt sie den Weg zurück, bis er sich gabelte. Da der Junge auf den Feldweg zeigte, nahm sie den Weg, der geradewegs auf den Wald zuhielt.
15.10.2005, 14:58
Ecthelion
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Beitrag #57
 
Nach einer Weile war er mit seinem Pferd wieder auf gleicher Höhe. Schmunzelnd blickte der Elf zur Kriegerin und ihren jungen Begleiter. “Wenn die Geschichten hören willst, dann solltest du Babe mal nett fragen. Ich bin auch auf die Erzählungen über Elfen, Drachen und Biester gespannt.“ Das war er ausnahmsweise mal wirklich, denn normalerweise beschränkten sich die wenigen Gesichten meist mit Zusammentreffen alter Freunde, die dann auch in einer wüsten Trinkerei endeten. Bis auf wenige Ausnahme, wie sein erstes Treffen mit Kjaskar und Unforgiven gezeigt hatte. Der Elf hoffte, dass die beiden es schaffen würden, es war ungewohnt, dass die beiden plötzlich fehlten. Die Gedanken drängte er allerdings beiseite, als sie den beschriebenen Wald erreichten. Dunkel türmte sich der dichte Waldrand vor ihnen auf. Die Sonne stand noch immer hoch am Himmel, so dass sie kein Nachtlager aufschlagen brauchten. Als Babe ihr Pferd stoppte, ritt der Elf näher heran und versuchte etwas zu erkennen. Der Wald war dicht, so dass er abstieg und sich zu Fuß dem Wald näherte. Nach wenigen Schritten war er vom Geäst und Unterholz verschluckt. Erst nach einer Weile kam er wieder hervor und führte seinen Hengst an den Zügeln zu den beiden Wartenden. Er klaubte sich Blätter und kleinere Äste von den Sachen.

“Erinnerst du dich an den Wald in Askaarel? Dieser hier ist genauso undurchdringlich. Aber zum Glück nicht so unheimlich. Aber ich kann nur ein paar Meter weit sehen. So wie aussieht, ist er seit Ewigkeiten nicht von Menschen beschritten worden. Die Schafe sollten wie allerdings gut finden können. Sie haben mit Sicherheit Spuren im dichten Unterholz hinterlassen.“ Der Elf wartete, bis die beiden vom Pferd gestiegen waren. Dann kniete er sich vor den Hirtenjungen. “Kannst du mir sagen, wo ungefähr du deine Herde verloren hast? Und wo dieses Ungeheuer hausen soll?“ hoffentlich wusste der Junge wenigstens auf die erste Frage eine Antwort. Das dort wirklich ein Ungeheuer hausen sollte, bezweifelte der Elf aufrichtig. Wahrscheinlich ein Ammenmärchen, das den Kindern erzählt wurde, damit sie dort nicht hineingingen. Dann stand er wieder auf fuhr dem Hirtenjungen aufmunternd durch die Haare und wandte seinen Blick wieder an die Kriegerin. “Die Pferd müssen wir hier zurücklassen, es würde ewig dauern, bis wir mit ihnen da durchkommen. Und was machen wir mit ihm, nehmen wir ihn mit?“
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15.10.2005, 16:51
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Beitrag #58
 
Den Jungen vor sich, ritt Babe neben Ecthelions Pferd an den Wiesen und Weiden entlang. Währendessen erzählte sie dem Kind die Geschichte, wie der Elf sich heldenhaft gegen ein fünfköpfiges Ungeheuer gewehrt und nur deshalb gewonnen hatte, weil er dem Monstrum seine fünf Augen mit je einem geziehltem Bogenschuss hatte erblinden lassen.
"Daraufhin ist das Monster in die Schlucht gefallen und war mausetot," schloss sie die Erzählung mit ernster Miene. "Schließlich war es blind und sah nicht mehr, wohin es trat. Ecthelion musste es nur noch umpusten, als es mit einem Bein schon im Abgrund hing."

Genau in dem Moment, in dem sie die haarsträubende Geschichte enden ließ, waren sie am Waldrand angekommen. Ein dichter Wald mit undurchdringlichem Dickicht stand vor ihnen. Baumkronen, höher als jedes Haus bildeten ein dichtes Dach und ließen kaum ein Lichtschein auf die Erde. Hinter dem Wald ragte ein felsiges Gebirge in die Höhe, so als würde er den Urwald bewachen und darauf achten, dass ihn keiner unbefugt betrat
Die Kriegerin atmete einmal tief durch, als sie die Reihe der Bäume betrachtete. Es schien ihr, als hätte der Wald etwas bedrohendes und feindseliges an sich. Anders als Silva Romae lud er nicht mit tanzeden Lichtflecken und Vogelgesang den Besucher schon am Waldrand in sich hinein - in diesem Wald herrschte Schweigen, der selbst jedem Waldelf ein Schauer über den Rücken jagen musste.

Ecthelion, obwohl kein Waldelf, wagte sich trotzdem hinein, auch wenn er weniges Minuten später wieder heraustrat.
"Ich würde sagen, wir lassen den Jungen hier bei den Pferden," schlug sie mit einem Blick auf die angstgeweiteten Augen des Kindes vor. "Ich hoffe mal nicht, dass es lange dauert und wenn doch" - die nächsten Worte richtete sie an den Hirten - "gehst du mit den Pferden nach Hause und wartest dort auf uns. Erkläre deine Eltern, was passiert ist."
Der Hirtenjunge nickte, griff nach den Zügeln und ging mit den Pferden dorthin, wo ihn der Schatten des Waldes nicht treffen konnte. Nachdem Babe ihm noch ein Stück Brot gegeben hatte, wandte sie sich zum Elfen um.
"Ich wäre soweit."
Um ihren Worten Taten folgen zu lassen, trat sie an Ecthelion vorbei und in den Wald hinein. Sofort verschluckte sie die grünliche Dämmerung des Waldes und ein Gefühl der Beklemmung stieg in ihr auf.
"Was für ein blödes Schaf muss das sein, um in einen solchen Wald hineinzugehen?" Obwohl ihre Worte an den Elf gerichtet waren, erwartete sie keine Antwort. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf die grüne Wand vor ihr gerichtet.
15.10.2005, 19:37
Ecthelion
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Beitrag #59
 
“Vielleicht wurden sie ja auch hineingetrieben und die Furcht vor dem war größer als die Furcht vor dem Wald.“ mutmaßte der Elf als er hinter Kriegerin sich durch das Dickicht schlug. Der Wald war dunkel, mehr als dunkel. Ecthelion wunderte sich nicht darüber, dass weder ein Tier zu sehen oder hören war. In dem dichten Unterholz verfing er sich nur mehr als einmal und war kurz vor dem Straucheln. Schließlich verfing er sich über eine Astwurzel und legte sich lang. “Verdammt noch mal. Das ist ein Urwald oder was auch immer.“ fluchte er vor sich hin, als er sich wieder aufrappelte. Mit einem Seitenblick auf die Kriegerin, nahm er ihr Schmunzeln wahr. “Ich habe dir immer gesagt, dass ich kein Waldelf bin. Jetzt hast du den endgültigen Beweis dafür.“ murmelte er vor sich hin, als er sich das Moos von der Hose und vom Hemd abklopfte. Mit einem schiefen Grinsen zog er sich die letzen Blätter aus den Haaren. Plötzlich zog er etwas Weiches aus seinen Haaren. Erst wollte er es angeekelt wegschleudern, als Babe ihn ansah. Fragend schaute er sich das Büschel an und bemerkte, dass es ein kleines Stück Wolle war. “Hey, da sag noch mal einer, dass ich ein schlechter Fährtenleser bin.“ meinte er grinsend. “Zumindest sind wir auf dem richtigen Weg, wohin dieser auch immer führen mag in dieser grünen Suppe.“

In der kommenden Zeit behielt der Elf den Boden besser im Auge, so dass sie auch immer wieder auf Spuren trafen die ihnen den Weg weisen. Nach ungefähr zwei Stunden lichtete sich der Wald ein wenig und die Spuren der Schafe waren im Untergrund besser zu erkennen. Dazu fanden sie noch eine weitere Spur, die definitiv nicht von einem Ungeheuer stammen konnte, zumindest nicht von einem großen. Wobei der Elf nach einiger Zeit bemerkt hatte, dass ein größeres Wesen dann zumindest gröbere Spuren im Dickicht hinterlassen hätte. “Ich glaube wir näher uns so langsam dem Ziel. Was auch immer das sein mag.“ sprach er zur Kriegerin und deutete auf Lichtstrahlen, die in einem immer größeren Radius durch das Blätterdach des Waldes fielen. Langsam gingen sie weiter und stiessen auf das Ende der grünen Wand. Vor ihnen tat sich eine kleine Lichtung auf. Vorsichtig gingen sie weiter und der Elf nahm seinen Bogen von der Schulter, als es der Platz zuließ. Bald sahen sie ein kleines Haus, das am Rand der kleinen Lichtung stand. Daneben war ein Pferch, in dem die Schafe rum standen. Der Elf entspannte sich und wandte sich zur Kriegerin um. “Ich glaube, dass können wir schnell abharken.“ schmunzelnd schulterte er seinen Bogen, als plötzlich ein grimmiger Schrei durch die Stille halte und etwas direkt am Kopf des Elfen vorbeiflog. Mit geweiteten Augen sah er sich um und entdeckte eine Wurfaxt, die zitternd im Baumstamm hinter ihm steckte. “Vergiss was ich gesagt habe....“
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
15.10.2005, 21:50
Anonymous

Gast

 
Beitrag #60
 
Babe versuchte gerade, sich diverse Blätter und Ästchen aus ihren Locken zu klauben, als plötzlich etwas metallenes am Elf vorbeiflog und im Baum hinter ihm landete. Erschrocken machte die Kriegerin einen Satz zurück, stolperte und landete mit ihrer rückwärtigen Front unsanft in einem Bett mit Walderdbeeren. Der Duft der Früchte stieg ihr in die Nase, als sie mit einem entsetzten Ausdruck die Axt betrachtete.
"Bei den Göttern," fluchte sie leise. "Ein Stück weiter rechts und sie hätte dir das Ohr abrasiert."

Genau in dem Moment, in dem Babe sich aus ihrem Erdbeerbett erhob, war ein weiterer Schrei zu hören. Instinktiv duckten sich die beiden Krieger weg, doch statt einer weiteren Axt flogen nun unflätige Schimpfworte, die den Eindringlichen Tod und Teufel wünschten.
Bevor ein weiteres Wurfgeschoss die Ohren des Elfen treffen konnte, zog Babe Ecthelion kurzerhand hinter dicken Baumstamm, an dessen Vorderseite die Axt prangte
"Das nenne ich ja mal eine nette Begrüßung," flüsterte die Kriegerin mit einer Mischung aus Belustigung und Besorgnis. "Ich denke, das werde ich mir abgucken und in Zukunft so meine Hütte von unerwünschten Besuchern freihalten."

Vorsichtig lugte Babe an dem Baumstamm vorbei zu der Hütte und den Schafen. Das Häuschen war klein und einfach gehalten. Rohe Baumstämme bestimmten die Außenwände und vor den Fenstern hingen löchrige Säcke. Vor dem Haus standen ein Schleifstein, eine Feuerstelle und eine Art Amboss. Ein Fass mit Wasser, an dem ein Hammer lehnte, krönte das Ensemble. Wäre nicht das Geblöke der Schafe gewesen hätte Babe einen einsamen Schmied vermutet. So aber vermutete sie einen dreisten Dieb, der sich die Unerfahrenheit eines Jungen zugute gemacht hatte.

"Wir müssen ihn rauslocken," flüsterte Babe wieder. "Nur so können wir ihn fassen. Solange er aus dem Fenster mit Äxten werfen kann, haben wir keine Chance gegen ihn."

Der Elf nickte und so hüpfte Babe rasch an die Vorderseite des Baumes, zog die Axt heraus und sprang in dem Moment zurück, als eine Bewegung am Fenster ein neues Geschoss vermuten ließ.

"Ich ziele auf das Fenster und du nagelst ihn mit einem Pfeil seine Hand an die Wand," schlug die Kriegerin vor. Ihre Hand ging bei ihren Worten bereits nach oben, um die Axt die Axt mitten in das Fenster zu werfen. Sie atmete noch einmal tief durch, trat einen Schritt zur Seite, visierte an und warf die Waffe dann geradewegs dorthin zurück, von wo sie hergekommen war.
17.10.2005, 16:15