Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste
Der Weg in die Tiefe
Anonymous

Gast

 
Beitrag #16
 
Mit den Worten: "Na, dann geh mal..." quittierte sie das Angebot des Elfens, die erste Wache zu übernehmen. Sie selbst ging wieder hinaus zu ihrem Pferd und zog es in den kleinen Unterstand, der sich neben der Hütte befand. Dort sattelte sie es ab und trocknete ihm anschließend das Fell mit dem wenigen, aber trockenem Stroh ab. Nachdem sie Rhe etwas Hafer aus ihrer Satteltasche gegeben hatte, ging sie zurück in die Hütte, wo bereits wieder der Schlauch mit Schnaps kreiste. Nachdem auch sie einen wärmenden Schluck daraus genommen hatte, beschlagnahmte sie eine der Schlafstätten, indem sie ihr Bat`leth darauf warf als Zeichen dafür, dass sie dieses Bett für sich belegte.

Wenig später legte sie sich neben ihre Waffe - mit bloßen Füßen und trockenen Sachen, die sie ebenfalls aus den Satteltaschen gezogen hatte. Ihr nasses Hemd und ihre Lederhose hatte sie über den Kamin zum Trocknen aufgehängt. Beides setzte nasse Flecken auf dem staubigen Boden ab, wo sie sich zu einer Pfütze vereinigten.

"Ich übernehme die zweite Wache..." gähnte Babe schließlich nach einem Blick auf Unforgiven und Kjaskar, die ihr seltsam still erschienen. "So kann ich sicher gehen, dass ich morgens wenigstens einigermaßen ausschlafen kann." Die Kriegerin drehte sich auf die Seite und fiel in einen leichten Schlaf, aus dem sie erst dann erwachte, als Ecthelion die Hütte betrat.

Nach einem kurzen Blick auf den Elfen erhob sich Babe, stieg in ihre noch nassen Stiefel und ging vor die Hütte. Der Mond war inzwischen aufgestiegen und da der Wind das Unwetter hatte weiterziehen lassen, leuchteten die Sterne hell über den Wipfeln des Waldes. Stille herrschte um sie herum, nur unterbrochen vom leisen Rauschen der Blätter.

"Wie zuhause.." dachte Babe, den Kopf in den Nacken legend und in den dunklen Nachthimmel blickend. "Es gibt nichts schöneres als der Mond, der über den Bäumen steht." Über ihre Lippen zuckte ein Lächeln, das jedoch sofort erstarb, als sie ein Rascheln im Gebüsch vernahm.

Ihr erster Gedanke war, in die Hütte zurückzuspringen und die beiden Schlafenden zu wecken. Ecthelion, der das Geräusch ebenfalls gehört hatte und herausgetreten war, hielt sie aber mit einer Hand an der Schulter zurück. Diese Geste veranlasste Babe, genauer in das Gebüsch zu blicken, in dem sich nun ein großer, plumper Schatten bewegte, der schnüffelnd seine Nase auf den Boden hielt.

"Ein Bär..." flüsterte Babe erstaunt. "Und hungrig noch dazu."

Beide Krieger standen regungslos vor dem Dachvorbau der Hütte, von wo sie das mächtige Tier beobachteten. Schließlich flüsterte Babe dem Elfen zu: "Er schaut aus, als hätte er Hunger auf einen Ordensritter mit Thorwaler zum Nachtisch. Was meinst du - sollen wir sie ihm vorwerfen? Vielleicht haben wir zwei dann gute Chancen, lebend von hier wegzukommen..."
23.06.2005, 19:13
Anonymous

Gast

 
Beitrag #17
 
Die Hütte war bequem und die vier Freunde schienen erstaunlicherweise die ersten ungebetenen Gäste zu sein, die sich hier je mit Gewalt Eintritt verschafft hatten. Vielleicht gab es ja auch jemanden, der hier regelmäßig nach dem rechten sah. Doch nach den Anstrengungen des Tages und eines sehr langen Tages war es TheUnforgiven nur recht, dass Ecthelion die erste und Babe die zweite Wache übernehmen wollte. Er nickte kurz um den beiden anzuzeige, dass er sie zur Kenntnis nahm, schleppte sich dann jedoch müde und ausgelaugt zu einem der freien Betten und machte es sich darauf breit, nachdem er seine durchnässten Kleider losgeworden war.

Als Babe die Hütte verließ, war er bereits in einen tiefen Schlaf gefallen. Mitten in der Nacht schreckte er von einem Traum geweckt auf und blinzelte einige Male verwirrt. Er hatte geträumt, an einem Lagerfeuer sitzend von einem wilden Bären angegriffen zu werden. Nun hatte er nicht nur das Gefühl, dass sein Traum wiederhallte, er konnte den Bär hören und riechen. Alarmiert sprang er auf, die Decke, mit der er sich bedeckt hatte, glitt langsam zu Boden. Er blickte sich in der Hütte um und streifte sich schnell sein Hemd über, das er zum Trocknen aufgehängt hatte.

Der Bär war nicht in der Hütte, doch TheUnforgiven wusste, dass er ganz in der Nähe war. Genau wie der Bär wusste, dass hier in der Hütte Menschen schliefen. Sein nächster Griff ging zum Schwert. Er hoffte, dass der Bär einfach nur hungrig und nicht wütend war, denn solange würde er Menschen nicht grundlos attackieren. Mit Schrecken dachte er an Ecthelion, der gerade Wache hielt und Babe, die sich ebenfalls draußen aufhalten musste. Das Hemd klebte ihm immernoch nass am Körper und zeichnete jeden seiner Muskeln sowie jede Unebenheit seines Körpers genau nach.

Er sah sofort seine beiden Freunde und mit einem flüchtigen Seitenblick auf den Bär flüsterte er ihnen zu: "Schnell, macht, dass ihr hier reinkommt! Wenn wir die Hütte verriegeln, wird er sich früher oder später wieder davon machen." Er hielt sein Schwert eisern in seiner Hand, jederzeit bereit, das eigene Leben und das seiner Freunde zu verteidigen. Doch gemeinsam mit Ecthelion und Babe dürfte der Bär eine weitaus leichtere Prüfung werden als die Horde von Wegelagerern, die die vier Freunde überhaupt erst zusammengebracht hatten. Trotzdem wollte TheUnforgiven sich nicht unbedingt auf einen Kampf einlassen, denn wilde Tiere waren unberechenbar.
24.06.2005, 13:18
Anonymous

Gast

 
Beitrag #18
 
Geräusche drangen in das Unterbewusstsein des Nordmanns. Leise, hektisch geflüsterte Geräusche, die wie eine Alarmglocke seine Sinne übernahmen und ihn aus dem Halbschlaf aufschrecken ließ. Langsam und möglichst unauffällig glitt seine Hand zu dem erbeuteten Schwert und legte sich um den Griff, während er den Geräuschen zu lauschen versuchte. Drei Leute, vor der Tür, die sich heimlich zu unterhalten versuchten. Wo waren die anderen? Kjaskar öffnete ein Auge vorsichtig und sah sich in der Hütte um. Überall verstreut lagen noch die Habseligkeiten seiner Gefährten – nur von ihnen selbst war keine Spur zu sehen.
Wir wurden überfallen! schoss es dem Nordmann durch den Kopf, während er sich langsam und stiller als man es einem Riesen von seiner Statur zugetraut hatte aufrichtete.

Sein Atem ging langsam, beherrscht ruhig, als er sich vorsichtig und heimlich zu der Tür bewegte und einen Blick nach draußen warf. Drei Silhouetten zeichneten sich in der vom Mond beschienen Nacht ab, die aufgeregt diskutierten. Kjaskar lehnte sich wieder zurück gegen die Wand und schloss die Augen. Ludmila hatte sie eingeholt! Was hatten diese Halunkin mit seinen Gefährten angerichtet? Wo war Babe? Die Augen öffneten sich wieder zu schmalen Schlitzen. Er atmete mehrmals tief ein und aus, pumpte sich mit Luft auf und spürte das Adrenalin durch seinen Körper brennen. Von einer Sekunde zur Nächsten riss er die Tür auf, sprang mit einem lauten Kampfgebrüll heraus und hieb in einem mit voller Kraft geführten Schlag gegen den ihm am nächsten stehenden Angreifer.

Noch im Sprung bemerkte er seinen Fehler. Ecthelion, dem sein Schlag galt, reagierte rasch und sprang zur Seite, während die Schwertspitze Zentimeter an seiner Schulter vorbeizog. Die Klinge der Waffe bohrte sich in die hölzerne Terrasse und blieb mit einem Krachen stecken. Die Wucht des Aufschlags riss dem Hünen das Schwert aus der Hand, während er sich krampfhaft bemühte, wieder sein Gleichgewicht zu finden. Sein Blick fuhr über Babe und Unforgiven, während er sich innerlich einen Narren schalte. Nach außen reckte er streitlustig sein Kinn vor, nickte den Anwesenden zu und bemühte sich so normal wie nur möglich zu wirken – nicht so, als hätte er gerade eben fast einen uralten Freund in zweit Hälften gespalten.

„Was geht hier vor, bei den Göttern? Was lungert ihr hier rum?“

Die Anspannung war noch in ihm, so dass seine Worte lauter und aggressiver klangen als zuerst gewollt. Die Gesichter, die sich ihm zuwandten, zeigten das auch, bis ein lautes, um einiges aggressiver lautendes Brüllen ganz nahe aus dem Wald erklang. Er sah noch einmal in entnervten Gesichter und griff rasch nach seinem Schwert.

„Sagt nichts, sagt einfach nichts – ein Bär, ja? Uhm... er hat uns glaube ich gehört... Kämpfen oder Fliehen?“
25.06.2005, 12:34
Ecthelion
Offline
Administrator
*******
Palastwache

Beiträge: 8.027
Themen: 456
Registriert seit: Mar 2004
Beitrag #19
 
Mit einem Grinsen sah er die Kriegerin an. Der Gedanke, wie die beiden Krieger unsanft von einem plündernden Bären geweckt würden hatte etwas. “Eine schöne Vorstellung. Nur glaube ich, dass wir uns dann sicher einigen Leuten Rede und Antwort stehen würde. Und Kjaskar ist dir doch auch sicher lieber als ein Bärenfell.“ Zwinkernd schaute er sie weiter an und bog die Schultern durch. Irgendwas sollten sie schon machen, die langen Striemen auf seinen Rücken von seiner letzten unfreiwilligen Begegnung mit einem Bäre schienen zu jucken. “Wenn er diese Hütte besetzen will, dann sollten wir sie ihm geben. Einem Bären seine Behausung streitig machen zu wollen, ist keine gute Idee. Nicht mal für mich, dass habe ich schon selbst festgestellt.“ Mit einer Hand fuhr er sich kurz über den Rücken. “Wir sollten das Essen zumindest vorwarnen.“ Schmunzelnd wollte er sich ins das Innere der Hütte aufmachen, als Unforgiven aus der Hütte trat.

“Nein, wir sollten nicht kämpfen oder uns in der Hütte verschanzen, immerhin sind wir die Eindringlinge und nicht der Bär.“ Der Elf legte eine Hand auf die Klinge von Unforgiven, als plötzlich Kjaskar aus der Hütte stürmte. Leicht entgeistert sah er den Hünen an, der ihn fast zu Hackfleisch verarbeitet hätte. Dann ging sein Blick wieder zum im Boden steckenden Schwert, danach wieder zum Bären und dann zu den dreien. “Ich denke, ich werde versuchen ihn wegzulocken. Irgendwo haben wir sicher noch etwas Essbares. Ich werde es mal versuchen. Gefährlicher kann es ja jetzt nicht mehr werden. Und wenn es nicht klappt, dann könnt ihr den Bären immer noch davon überzeugen, dass Elfen niemanden satt machen.“ Mit diesen Worten verschwand der Elf in der Hütte und kam kurz darauf mit etwas Dörrfleisch in der Hand zu rück und näherte sich dem Bären. Dieser nahm sofort Witterung auf und näherte sich dem Elfen, der in sich mit dem Fleisch in der Hand wild wedelnd von der Hütte entfernte. Seinem Volk wurde ja vieles nachgesagt, dazu auch ein gewisses Verständnis zu Tieren. Der Elf hoffte nur, dass der Bär auch an diese Geschichten glaubte..
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
26.06.2005, 18:04
Anonymous

Gast

 
Beitrag #20
 
Es war typisch für Kjaskar, dort laut polternd aufzutreten, wo andere sich nur ein Flüstern erlaubten. Sie drehte sich deshalb kurz zu ihm um, grinste ihn kurz an und wollte sowohl im als auch Unforgiven erklären, was es mit dem Bären auf sich hatte, als der Elf damit begann, etwas von Behausungen des Bären zu faseln und ihm kurze Zeit später mit etwas Dörrfleisch vor der Nase des Bären herumzuwedeln.

"Das wird jetzt aber spannend," murmelte Babe mit vor der Brust verkreutzten Armen. "Ich setze auf den Elfen. Wer hält mit?"

Die Kriegerin schüttelte kurz den Kopf und überlegte, ob Ecthelion vielleicht beim Kampf vorhin etwas abbekommen hatte. Die Hütte war verschlossen und sauber gewesen. Sie war deshalb nie und nimmer die Behausung des Bärens, denn das hätten sie ihr sofort angesehen.

Ecthelion, der den Bären von sich fortzog wie eine läufige Hündin einen Rüden, hatte ihn inzwischen um das Haus herum geführt, weshalb Babe es nun wagte, ein leises Lachen auszustoßen.
"Ich will wissen, wie das ausgeht," grinste sie und schwang sich kurzerhand auf einen Stapel Kaminholz, der neben der Hütte stand. Von dort aus erklomm sie das Dach und setzte sich auf den First. Nachdem sie es sich ein wenig bequem gemacht hatte, rief sie den beiden noch unten stehenden Männern zu:

"Von hier aus hat man eine gute Aussicht auf die Beiden. Wollt ihr nicht hochkommen?" Um eventuelle Zweifel an dem Ausgang der Sache im Keim zu ersticken, rief sie: "Keine Angst um den Ecthelion. Er ist ein Elf, der kann es mit Tieren. Am Besten, wenn ihm dabei kein Mensch in die Quere kommt."
26.06.2005, 18:23
Ecthelion
Offline
Administrator
*******
Palastwache

Beiträge: 8.027
Themen: 456
Registriert seit: Mar 2004
Beitrag #21
 
Das Prinzip klappte. Der Bär folgte ihm hinterher, wobei der Elf sich nicht mehr sicher war, ob jetzt wegen des Fleisches oder weil das Tier eine grössere Mahlzeit ins Auge gefasst hatte. Und dabei wurde das Tier unvermutet schnell, so dass der Elf das Wedeln einstellte und in einen Dauerlauf verfiel. Irgendwann musste er einsehen, dass ein Platz auf einem Baum wohl die bessere Alternative wäre. “Sowas kann aber auch nur einem Elfen wie mir passieren.“ grummelte der Elf vor sich hin, als der es sich auf einem Ast bequem machte und sich in aller Ruhe nach weiteren Möglichkeiten umsah.

“Wieso kann der klettern?“ Ging es dem Elfen durch den Kopf, als der Stamm merklich zitterte, als der Bär sich aufrichtete und Anstalten machte, sich zu dem Elfen zu gesellen. “Wieder etwas gelernt. Schwimmen, Klettern, schneller als gedacht und doch hungrig auf Elfen.“ Murmelte der Elf, als der Bär weiter den Baum ins Schwingen brachte. Mit einem resignierenden Seufzen stellte Ecthelion zudem fest, dass er sich nicht den stabilsten Baum in der Gegend ausgesucht hatte. “Scher dich weg, an mir ist nichts dran. Such dir lieber eine Mahlzeit, die besser bekömmlich ist.“ Rief er dem Bären zu und warf das Dörrfleisch einige Meter neben dem Stamm. Der Bär schaute nur kurz danach, brummte dann und versuchte sich weiter im Klettern. “Ich hoffe, ihr habt da eine guten Zuschauerplatz. Wir wäre es mal mit ein wenig Anfeuern?“ Rief er den dreien auf dem Dach der Hütte zu. “Und du brauchst dich gar nicht so anstrengen, auf dem Ast habe nur ich Platz.“ Fluchte der Elf zum Bären hinunter, der sich langsam aber sicher vorarbeitete. Dass dabei der Baum schon fast ächzte störte das Tier nicht weiter, dass sich mehr um die spitzohrige Mahlzeit kümmerte. Während der Elf immer weiter auf seinem Ast zur Seite rutschte, hatte sich der Bär weiter genähert. Mit einem schiefen Grinsen quittierte der Elf das Schnauben des Bären und das Knirschen des Baumes, der immer mehr wackelte und Schräglage bekam.

Mit einem lauten Knarren neigte sich der Stamm unaufhaltsam in Richtung Boden, wobei sowohl der Elf als auch der Bär eine schnelle und unliebsame Begegnung mit der Erde machte. Der Bär fiel auf den Rücken, brüllte kurz auf und wirkte leichte orientierungslos. Ecthelion selber lag auf dem Rücken, versuchte wieder Luft zu bekommen und wartete nur darauf, dass er gleich mit dem Bären nähere Bekanntschaft machen durfte. Doch dieser hatte wohl endlich genug von der widerspenstigen Beute. Mit einem Schnauben trollte das Tier sich, verschlang das Dörrfleisch und verschwand im Wald. “Das hättest du auch einfacher haben können. Stures Biest.“Rief der Elf hinterher, während er sich auf die Ellenbogen gestützt hatte und wieder genug Luft zu Kommentaren hatte.
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
26.06.2005, 19:02
Anonymous

Gast

 
Beitrag #22
 
Kopfschüttelnd und grinsend hatte Kjaskar die knappe Antwort von Babe akzeptiert. Als er sah, was Ecthelion vorhatte, rannte er rasch in die Hütte zurück und kletterte anschließend mit der angebrochenen Schnapsflasche zu Babe auf das Dach. Nachdem er einen tiefen Schluck genommen hatte und das Gefäß weitergereicht hatte, betrachtete er den kurzen Sprint des Elfen kritisch.

„Nun, rennen tut der Herr Elf ja ganz gut, zugegeben... es liegt wahrscheinlich in ihrer Natur, schätze ich mal.“

Er sah zu Babe und pochte wissend mit einem Finger gegen seine Nasenwand und wandte sich dann wieder dem Schauspiel zu, dass ihnen der Elf gerade bot. Mit einem Grinsen streckte Kjaskar seine Beine aus, stützte sich mit den Armen auf die Holzbretter des Daches ab und sah fasziniert zu, wie Meister Petz Ecthelion kurzerhand auf den Baum folgte. Ein kurzes Kichern drang aus seinem Mund.

„Bei den Göttern, was gäbe ich jetzt für einen Wimpel oder ein Plakat – solche wie wir sie beim Imman hatten. ‚Do it yourselve – zeigs dem Elf!“ oder so würde ich tragen – habs mal von einem Britanier aufgeschnappt, keine Ahnung, was das bedeutet.“

Der Hüne sprang begeistert auf, als Verfolger und Verfolgter immer höher stiegen und nach einem kurzen Moment mittels eines hängenden Astes dem Boden wieder näher kamen. Der Anschließende Fall und Aufschlag wurde von einem scharfen Einziehen der Luft begleitet.
Obwohl sich der Hüne köstlich amüsierte, hatte er nebenbei sein Schwert gezogen und stand bereit, im Notfall zu dem Elfen zu springen und ihm beizustehen. Als der Bär jedoch erschöpft davon trottete, lachte Kjaskar erneut auf, eine Spur erleichterter. Nachdem er sich die Flasche zurückerkämpft hatte und vom Dach gesprungen war, trat er händeklatschend auf den Elfen zu und legte anschließend einen Arm um seine Schultern.

„Das Wohl, wir gehen im Norden etwas anders in solch einer Situation vor, aber dein kleiner Wettbewerb mit Meister Petz hat was viel spektakuläreres, muss ich zugeben. Hier nimm einen Schluck, den hast du dir verdient...“
27.06.2005, 08:52
Ecthelion
Offline
Administrator
*******
Palastwache

Beiträge: 8.027
Themen: 456
Registriert seit: Mar 2004
Beitrag #23
 
Eine Weile schimpfte der Elf dem Bären noch hinterher. Dass er sich auch den Hals hätte brechen können, interessierte den Elfen nicht sonderlich. Irgendwann würde eine solche Aktion nicht mehr so glimpflich enden, aber darüber würde er sich dann Sorgen machen. “Zumindest habe ich keine Kratzer abbekommen. Das ist ja ein richtiger Fortschritt im Vergleich zum letzten Treffen.“ Mit einem schiefen Grinsen legte der Elf seinen Kopf soweit in den Nacken, dass er den nahenden Thorwaler sehen konnte. Ein Knacken begleitete die Bewegung. “Ich möchte gar nicht wissen, wie ihr das im Norden wieder handhabt. Oder vielleicht doch, irgendwoher muss ja euer eigenartiger Tanzstil herstammen.“

Mit einem breiter werdenden Grinsen blickte er den Nordmann an und schob dann die Schnapsflasche beiseite. “Danke, aber wirklich keinen Schnaps für mich. Aber irgendwas nicht so starkes wäre angenehm. Ihr habt in der Hütte nicht zufällig Wein entdeckt?“ Die Augen des Elfen funkelten vergnügt, während er sich aufrappelte und Kjaskar kurz auf die Schulter klopfte. “Lass uns doch mal nachschauen gehen. Eine Hütte des Imperators wird doch sicher nicht nur Staub und Gerümpel enthalten. Da wird sich doch was auftreiben lassen. Und wenn es sich dabei um einen mehr oder wenigen edlen Tropfen handelt, umso besser.“ Dann klopfte er sich Blätter, Gras und sonstigen Waldbelag aus der Kleidung und blickte den Nordmann schmunzelnd an.
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
30.06.2005, 10:46
Anonymous

Gast

 
Beitrag #24
 
Mit einem Satz war die Kriegerin vom Dach gesprungen und hatte sich neben die drei Männer gestellt. Unforgiven, der das Szenario eher schweigend, aber mit einem dicken Grinsen verfolgt hatte, lehnte an der Holzwand. Er schwieg immer noch, als der Elf nach dem Wein verlangte.

"Die Hütte gibt nicht viel her." Die Kriegerin zuckte kurz mit den Schultern. "Vielleicht hat er im Kamin mal was versteckt, aber ich würde nicht damit rechnen." Ein Gähnen beendete den Satz. "Wie wäre es, wenn ich nun meine zweite Wache übernehmen würde? Ich will schließlich auch irgendwann einmal zurück ins Bett."

Babe blickte zu dem vollen Mond, der über den Bäumen stand. Es durfte kurz nach Mitternacht sein, wenn sie den Stand richtig zu deuten wusste.
30.06.2005, 18:52
Ecthelion
Offline
Administrator
*******
Palastwache

Beiträge: 8.027
Themen: 456
Registriert seit: Mar 2004
Beitrag #25
 
Während Babe die weitere Wache übernahm, gingen die anderen wieder in die Hütte zurück. Kjaskar und Unforgiven tranken den vorhandenen Schnaps und wärmten alte Geschichten auf. Ecthelion selber ließ lieber die Finger vom hochprozentigen Alkohol, dafür hatte er heute schon genug Unsinn gemacht. Stattdessen untersuchte er nach einer Weile den Kamin. Eine Zeitlang hatte der Elf noch Hoffnung, dass hier ein paar versteckte Weinflaschen lagerten. Aber diese Hoffnung gab er bald auf und er lehnte sich seufzend gegen den Kamin. “Nicht, rein gar nichts.“ murmelte er vor sich und hob gleich abwehrend eine Hand, als ihm wieder der Schnaps unter die Nase gehalten wurde. “Nein, vielen Dank. Ich bin ganz froh, dass ich mich noch auf den eigenen Beinen halten kann.“ Mit dem Ellenbogen klopfte er gegen die Seite des Kamins und lehnte sich dann dagegen.

Verblüfft stellt er fest, dass sein Ellenbogen auf weniger Widerstand als erwartet stieß. Vielleicht hatte er ja doch noch etwas Wein gefunden. Schnell löste er den Stein und griff in den Hohlraum dahinter. Mit einer mürrischen Miene zog er eine Karte aus dem Loch, anstatt des erhofften Weins. Uninteressiert warf er einen Blick auf das Stück Papier und reichte es dann den beiden anderen. Entgegen zum Elfen, der nicht viel von Schatzkarten und der Suche danach hielt, waren die beiden gleich Feuer und Flamme. Der Elf schüttelte nur resignierend den Kopf. Er hatte zwar wirklich kaum etwas gelesen, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass dort etwas wirklich Interessantes auf sie warten würde. “Ich werde Babe ablösen, dann könnt ihr die Sache weiter besprechen.“

Mit den Worten trat der Elf vor die Tür und ging zur Kriegerin. “Ich übernehme den Rest der Nacht. Statt Wein gibt es nur Schnaps und irgendeine alte geheimnisvolle Karte.“ Der Elf verdrehte kurz gespielt die Augen. “Aber schau es dir mal lieber selber an, bevor die beiden da gleich drauflosgehen.“ Mit einem Schmunzeln lehnte sich der Elf gegen die Wand.
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
01.10.2005, 14:41
Anonymous

Gast

 
Beitrag #26
 
"Eine Schatzkarte..." wiederholte Babe ungläubig. "Hier!"
Sie blickte den Elfen an, als prüfe sie, ob er ihr nicht den Bären aufbinden wollte und ging anschließend in das Innere der Hütte. Wie Ecthelion schon angedeutet hatte, hatten Kjaskar und Unforgiven die Köpfe über ein Stück Pergament zustammengesteckt. Dabei unterhielten sie sich verhalten und man konnte sehen, dass sie versuchten, etwas zu entziffern.
Babe ging zu den beiden Männern, nicht ohne die Flasche Schnaps fortzustellen, die die beiden zwischen sich stehen hatten. Anschließend quetschte sie sich zwischen die Männer und nahm ihnen dabei die Karte aus der Hand

"Kjaskar kann nicht lesen und Unforgiven ist schon zu betrunken, um noch etwas wichtiges herauszufinden," erklärte sie ihr Verhalten. Sie achtete dabei nicht auf den Protest ihrer Freunde, sondern beugte sich statt dessen selbst über die Karte, gewillt, sich selbst ein Bild von ihr zu machen.
Nachdenklich betrachtete Babe die kaum sichtbaren Linien und Buchstaben auf der Karte. Das Pergament musste schon lange in der Hütte gelegen haben, denn es war alt und zerbrechlich. Ein falscher Griff und es würde unter ihren Händen zerbröseln.

"Da ist ein Fluss," murmelte Babe, vorsichtig den Finger auf die Karte legend. "Und der führt zu einem See. Hier in der Mitte des Sees" - sie tippte auf das blaue Rund in der Mitte der Karte - "muss es eine Insel geben. Aber dort steht etwas seltsames..."
Es war, als würde sie mit sich selbst reden, als sie sich selbst die Karte erklärte. "Dort steht: metallici." Erstaunt blickte sie auf, sah einmal zu Kjaskar und dann zu Unforgiven. Da Kjaskar bereits wieder nach der Schnapsflasche griff, stupste sie Unforgiven in die Seite. "Das heißt, soviel ich weiß, Bergwerk. Aber das ergibt keinen Sinn..."

Noch einmal blickte sie auf die Karte und suchte nach irgendwelchen Anhaltspunkten. Sie fand sie schließlich am äußersten Rand. Die Karte war an der Stelle zerfranst, doch man konnte noch immer sehen, dass dort einige Häuser und ein Name abgebildet war. Wieder tippte sie auf die Karte.
"Der Ort liegt in den nördlichen Bergen, mehrere Tagesritte von hier entfernt. Ich weiß es, denn einer meiner Waldläufer stammt von dort. Es ist allerdings sehr unwegsames Gelände und das einzige, was dort hingelangt ist ein Esel. Alles andere wäre zu gefährlich.

Wieder blickte sie auf die beiden Männer, wobei sie diesesmal mit den Schultern zuckte. "Na, das dürfte ja dann kein Problem sein. Das schafft ihr."

Auch dieses Mal achtete sie nicht auf den Protest, sondern stand auf und legte die Karte vorsichtig auf den bröckeligen Kaminsims.
"Wir können nun folgendes tun," schlug sie vor. "Entweder wir legen die Karte zurück, wir bringen sie Painkiller oder wir machen uns selbst auf die Suche. Zwar besagt nichts auf der Karte, dass wir am Ende wirklich einen Schatz finden, aber ich bin doch neugierig, was es damit auf sich hat."

Babe beendete für diese Nacht das Thema, indem sie sich auf eines der freien Betten legte und sich zusammenrollte. Ob die Männer die Karte noch einmal herausgezogen hatten oder es ihr gleichtaten, bekam sie nicht mehr mit, denn schliief auf der Stelle ein. Sie wurde erst wieder wach, als Ecthelion sie am nächsten Morgen an der Schulter rüttelte und sie aufstehen hieß.
01.10.2005, 17:34
Ecthelion
Offline
Administrator
*******
Palastwache

Beiträge: 8.027
Themen: 456
Registriert seit: Mar 2004
Beitrag #27
 
Ecthelion blieb an der Wand angelehnt und starrte in den Nachthimmel, während in der Hütte das Papier begutachtet wurde. Seine Grün seiner Augen hatte sich wieder intensiver gefärbt, als der Elf sich an die Nachtverhältnisse anpasste. Er würde einfach abwarten, bis die drei zu einer Einigung gekommen waren. Ihm selbst lag zwar nicht soviel an einer Schatzjagd, aber die Aussicht, mal wieder was mit Abwechslung in seinen Tagesablauf hatte was für sich. Und er dabei mit drei alten Freunden etwas Zeit verbringen konnte, machte selbst eine Schatzjagd zu einer interessanten Geschichte. Sonst würden die Leute noch damit recht behalten, dass er sich völlig vom Leben isolierte. Schmunzelnd ging der Elf die Sachen in Gedanken durch. Es würde ihm mal wieder gut tun, sich unter die Leute zu mischen, auch wenn er sich schon denken konnte, dass er spätestens im nächsten Dorf diesen Gedanken revidierte. So starrte er weiter in die Nacht. Erst als der Morgen graute, regte er sich. Als die ersten Strahlen der Sonne sein Gesicht erreichten, wechselte seine Augenfarbe sich wieder zu einem normalen Grünton. Als erstes machte er sich daran ein Feuer zu entfachen. Als endlich die Flammen nach dem aufgeschichteten Holz griffen, beschloss er, dass es an der Zeit war, auch die anderen zu wecken.

“Puh....“ der Elf zog die Nase kraus, als er die Hütte betrat. Der Geruch nach Alkohol lag noch deutlich in der Luft. Im Nachhinein konnte er froh sein, dass er die Wache übernommen hatte, denn mit dem hochprozentigen Alkohol hätte er jetzt wahrscheinlich auch nur wieder geschlafen und würde jetzt mehr als nur neben sich stehen. Mit einem leisen Pfeifen bahnte er sich seinen Weg durch die Leute und weckte als erstes Babe.“Guten Morgen.“ Babe blickte in das Gesicht eines schmunzelnden Elfen, der für die frühe Stunde ausgesprochen gut gelaunt war. Bei Kjaskar und Unforgiven hatte er weniger Erfolg. Ein mürrisches Schnauben war das einzige, was er als Reaktion erhielt. Achselzuckend sah er die beiden Krieger und dann in Stand in der Schnapsflasche an. Es könnte wohl noch eine Weile dauern, bis sich die Lebensgeister in den beiden wieder rühren würden. Während Babe aufstand, nahm er sich die Karte und las sie diesmal aufmerksamer. Viel konnte er nicht erkennen und der Ort sagte ihm auch nichts, aber die drei hatten sich in der Nacht schon Pläne dazu gemacht. Also wartete er in aller Ruhe ab, bis die Kriegerin auf den Beinen war und er einigermaßen sicher war, dass sie wirklich wach war. Mit überkreuzten Beinen setzte er sich auf eines der Betten und hielt die Karte weiter vor sich. Dann blickte er fragend die Kriegerin an, während sein grinsender Blick zwischen der Karte und den beiden schlafenden Kriegern wechselte.

“Ich falle mal einfach mit der Tür ins Haus, auch wenn es noch früh ist. Habt ihr euch gestern noch beraten? Der Ort auf der Karte sagt mir nicht viel, aber ihr kommt doch mehr herum als ich.“ Der Elf legte die Karte beiseite und stützte sein Kinn auf die Hände. “Ach so. Ich habe ein kleines Feuer gemacht. Falls du also Kaffee oder ähnliches trinken willst, dass Wasser ist gleich heiß.“ Ecthelion schüttelte kurz den Kopf bei dem Gedanken an das bittere Getränk und wartete, bis sich auch mal Kjaskar und Unforgiven regten.
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
01.10.2005, 19:04
Anonymous

Gast

 
Beitrag #28
 
"Kaffee ist sehr gut," murmelte Babe noch im Halbschlaf. Sie drehte sich herum und stand von ihrer Lagerstätte auf. Kjaskar und Unforgiven brummten dagegen etwas in ihre nichtvorhandenen Bärte, wobei es klang, als würden sie sämtliche Elfen verfluchen, die es wagten, sie zu einer so frühen Stunde zu wecken.

Da Ecthelion und sie anscheinend die einzigen waren, die ihre Sinnen halbwegs beisammen hatten, gingen sie vor die Hütte. Beide stellten sich an das Feuer, das in der Frische vom Morgen wohltuend warm war.
Während Babe dem Elfen beim Kaffeekochen zusah, blickte sie sich kurz um. Der Morgentau hatte das Gras angefeuchtet und die Vögel des Waldes boten ihnen ein Morgenkonzert. Zwischen den Bäumen hing kaum sichtbarer Morgennebel, der aber bald von der Sonne aufgesogen werden würde. Trotz des Gewitters am letzen Tag versprach es ein schöner Tag zu werden.

"Wir sollten den Wald so schnell wie möglich hinter uns lassen," schlug Babe vor. "Einmal, weil wir immer noch eine Begegnung mit Ludmilla nicht ausschließen sollten und dann, weil die beiden Herren" - sie machte eine vage Bewegung zur Hütte hin - "es sich in den Kopf gesetzt haben, der Karte auf den Grund zu gehen." Ein Grinsen zeigte sich auf ihren Lippen. "Na, und ich wäre einem Abenteuer ebenfalls nicht abgeneigt. Als Mensch habe ich nicht das Vergnügen, hunderte von Jahre alt zu werden. Wenn ich also nochmal etwas erleben will, bevor mich das Alterszipperlein packt, dann jetzt."

Ecthelion reichte ihr eine Tasse, die Babe nun entgegennahm und an die Lippen führte. Der Kaffee - die Götter mochten wissen, woher er die Bohnen hatte - war stark und schwarz. So wie sie ihn liebte...
Babe hatte ihre Tasse bereits ausgetrunken und war zu Rhe, ihrem Pferd gegangen, um es zu satteln, als die anderen zwei aus der Hütte traten. Ihre Gesichter wirkten zerknittert, als hätten sie zuwenig Blut im Alkohol. Wieder grinste die Kriegerin, wartete aber, bis sich alle am Kaffee und an einem einfachen Frühstück erfrischt hatte. Erst dann trat sie, die Zügel ihres Pferdes in der Hand halten zu ihnen.
"Entweder wir besorgen euch anständige Pferde, einen Bauernkarren oder wir gehen alle zu Fuß. Dann müsste ich allerdings Rhe in einem Stall unterstellen. Außerdem sollten wir ein gewisses Maß an Ausrüstung mitnehmen. Seile, Kerzen, Proviant und derartige Dinge. Alles würden wir in der Stadt bekommen, durch die ich gestern geritten bin. Sie liegt im Norden von hier - ich schätze eine halbe Tagesreise."
02.10.2005, 16:39
Ecthelion
Offline
Administrator
*******
Palastwache

Beiträge: 8.027
Themen: 456
Registriert seit: Mar 2004
Beitrag #29
 
Während Babe ihren Kaffe trank, musterte der Elf die beiden schlaftrunkenen Gestalten und grinste. Ein paar aufmunternde Worte folgten postwendend, die mit missmutigen Blicken und gemurmelten Flüchen beantwortet wurden. Zumindest der Kaffee schien sie wieder etwas auf die Beine zu bringen. Der Elf überließ den Freunden den kleinen Beutel mit den restlichen Bohnen. Er mochte es nicht und der Händler in der Otta war sicher froh, den widerspenstigen Kunden los zu sein. So hatte die Sache wenigstens etwas Gutes. Der Elf war zwar damit einverstanden, dass sie den Wald so schnell wie möglich verlassen sollten, aber als hätte er es gewusst, zog sich seine Stirn in Falten, als er daran dachte, dass er sich mit einem Händler wegen der Ausrüstung rumschlagen durfte.

“Also gut, dann sollten wir aufbrechen und in Richtung der Stadt ziehen. Wenn wir dort Ausrüstung bekommen, haben wir vielleicht auch Glück und finden ein paar Pferde. Und die frische Luft auf dem Weg dahin wird uns allen gut tun.“ Feixend betrachtete er Kjaskar und Unforgiven, die nicht so erfreut über die Aussicht eines Marsches waren. Dann blickte er wieder zu Babe. “Kerzen? Ich wusste gar nicht, dass du so romantisch bist.“ Mit einem unschuldigen Gesichtsausdruck schaute der Elf die Kriegerin an. Während er so dar stand, malte er pfeifend ein paar Kreise mit seinem Fuß in den Sand. Es wäre ja ein Wunder, wenn er sich die Gelegenheit für eine dumme Bemerkung entgehen lassen würde.

Kurz danach löschten sie das Feuer, nahmen die Sachen mit, die noch aus der Hütte zu gebrauchen waren und machten sich auf den Weg. Der Morgen blieb schön und nach einer Mittagsrast schien die Sonne auf die vier Gestalten herab. Die Reise verlief ereignislos, was dem Elfen nur Recht war. Er hatte kein Interesse daran, sich erneut mit den Strauchdieben auseinander zu setzen. So kamen sie dann auch ungehindert vor die Tore der Stadt. “Und wie gehen wir weiter vor? Erst die Pferde oder die Ausrüstung?“ Ecthelion hatte sich zu den dreien umgedreht und schaute sie an. Der Elf schmunzelte kurz, wurde dann aber wieder ernst. “Und wir sollten uns um eine Unterkunft für die Nacht umsehen. Hier wird sicher ein ruhiges Gasthaus zu finden sein.“
In the end, all things betray you.
Honor. Ideals. Heroism.
Allies. Comrades. Lovers.
Your eyes. Your limbs. Your heart.
And in the end, you betray yourself.
And that is the greatest betrayal of all.


[Bild: otta.jpg]
03.10.2005, 17:43
Anonymous

Gast

 
Beitrag #30
 
Eine mächtige Mauer umfasste die Stadt. Zwei hohe Türme zeugten vom Reichtum und dem Verteidigungswillen der Bürger. Unweit des Stadtores standen die vier Freunde, die den Blick auf das Tor hielten. Kaufleute, Bürger, Bauer und Wanderer strebten wie die Ameisen durch das Tor ein und aus, während einige Wachleute einen mehr oder weniger gelangweilten Blick auf sie hielten. Über allem schien die Abendsonne und färbte den Himmel in ein zartes Rosa.
Die Frage Ecthelions entlockte Babe ein kurzes Lächeln. Die Aussicht auf ein Bett und die Möglichkeit, eine Nacht in Ruhe zu verbringen, bevor sie in die Berge zogen, erschien ihr sehr verlockend. "Warum suchen wir uns nicht zuerst eine Herberge und besorgen uns dann die Ausrüstung? Die Stadt scheint gut besucht zu sein und ich vermute, dass zu später Stunde kaum noch ein Bett zu haben ist."

Da keiner der Männer einen Einwand dagegen vorbrachte, reihte sich die kleine Gruppe in die derer ein, die wie sie ebenfalls die Stadt betreten wollte. Die Wachen ließen sie ohne Probleme passieren, so dass sie bald in das Gewühl eintauchen konnte, welches in der Stadt herrschte - Frauen, Männer und Kinder, die sich zwischen Ständen und Karren verliefen.
Kjaskar und Unforgiven bahnten ihnen einen Weg durch die Menge, indem sie vorwegliefen, so dass Babe mit ihrem Pferd und Ecthelion dicht hinter ihnen gehen konnten. Ihr Weg endete schließlich vor einem niedrigen Haus, dessen Tavernschild schräg von der Sonne beleuchtet wurde. Der Zusatz: "Betten frei" war auf diese Art und Weise deutlich zu lesen.

"Das klingt doch vielversprechend," murmelte Babe, die sich bereits nach einem Stall für Rhe umsah. "Geht schon rein, ich schau derweil, wo ich Rhe unterstellen kann. Vielleicht finde ich sogar ein paar anständige Pferde für euch."
Während die Männer die Taverne betraten, zog Babe ihren Hengst die Straße weiter hinab. Nach mehrmaligem Fragen fand sie auch einen Stall, bei dem sie nicht nur Rhe unterstellen konnte, sondern von dem sie auch einige Pferde erstehen konnte, wenn sie genug bei sich Geld hätte.

Eine gute Stunde später machte sich Babe auf den Weg zurück zur Taverne. Ihr Geldsäckel fühlte sich merklich leicht an, da sie für die Männer einige kräftige Reittiere gekauft hatte. Nach der Mission würde sie die Pferde entweder wieder verkaufen oder nach Hause in den Wald führen. Ihrer Erfahrung nach gab immer jemanden, der ein Pferd benötigte.
Mit den Gedanken immer noch bei dem Pferdehändler, betrat Babe die Gaststätte. Tumult erwartete sie, der über das normale Maß eines lebhaften Tavernenabends hinaus ging. Über allen lag die tiefe Stimme Unforgivens, der - sichtlich aufgebracht - den Wirt beschimpfte.

Die Augenbrauen der Kriegerin rutschten leicht nach oben. Die Tatsache, dass kaum ein Tag mit ihren Freunden verging, an dem nicht irgendwo irgendetwas Aufregendes passierte, erheiterte sie.
"Was ist passiert?" fragte sie Ecthelion, der etwas abseits stand und wie immer mit stoischer Ruhe seine Umgebung wahrnahm.
04.10.2005, 14:25