Rogar lag friedlich nuckelnd und saugend an ihrer Brust und Iya war sogar schon wieder in tiefem Schlummer versunken, als es penetrant laut an der Tür zu Crazys Gemach pochte.
Mit einen tiefen Seufzen bat die Stillende den späten Besucher herein, und von ihrem gereizten Tonfall eingeschüchtert betrat einer der jungen Novizen des Klosters den Raum.
“Hohe Sacrataria?“ fragte er zaghaft. “Entschuldigt die Störung, aber...ich habe so eben vor dem Klosterportal einen Reisenden entdeckt. Er steht immer noch dort draußen...“
Crazy schnaufte und strich vorsichtig eine Locke aus Rogars kleinem Gesicht. “Dann frag ihn doch einfach was er will, und wenn dir der Grund seines Besuches nicht passt, sperr ihn in ein Verlies, bei Jupiter! Aber pass auf dass Bubu noch ein paar besonders nasse und kalte für seine Spielchen übrig hat.“
“Nun ja...“ gab der Novize piepsend von sich.“Ich glaube...diesen Reisenden wollt ihr selbst begrüßen...“
Ungläubig starrte sie ihn an. “Kamikaze?“ Dieses eine Wort reichte. Der Novize nickte und trat wohlweislich von der Tür weg, denn im selben Moment drückte ihm Crazy Rogar in die Arme. Dass sie halb entblößt war störte sie kaum, sie schloss ihre Tunika im Laufen und stürzte so schnell sie konnte aus dem Zimmer in den langen, düsteren Flur.
Sie kannte die Räumlichkeiten des Klosters im Schlaf, schließlich war sie oft genug im stockdunklen durch die Labyrinthartigen Gänge gegangen, nun jedoch schien es, als hätte sie einen genauen Plan des Grundrisses im Kopf, denn sie fand Wege als hinge ihr Leben davon ab.
Kamikaze war da, endlich! Crazy konnte es kaum glauben, welch Wunder! Und so schnell noch dazu...! Sie war so gespannt wie er aussehen würde. Ob er sich sehr verändert hatte? Nun, älter würde er wohl kaum aussehen, also war es fast auszuschließen dass er großartig anders aussah als an dem Tag an dem sie sich das letzte Mal sahen.
Was würde er sagen? Er hatte nicht einmal von ihrer Schwangerschaft gewusst, und sie hatte zwar nach der Geburt wieder fast ihr altes Gewicht erreicht – aber eben nur fast. Außerdem war ihre Haut durch die ewige Nacht an diesem Ort weiß geworden wie die eines Vampirs. Ihr Mann war es gewohnt dass sie braun war von der Sonne die über dem Kolosseum brannte und dass sich ihre Muskeln unter der Haut spannten. Egal, sie wusste dass er sie liebte, egal ob sie nun ein paar Pfund mehr wog, und er würde sich freuen wenn er ihre wirklich überaus gut gelungenen Kinder sehen würde.
Sie konnte es kaum erwarten, und die Tür nach draußen war nicht mehr fern.
Wenige Meter entfernt sah Crazy die Fackel, die das Tor erhellte und sie hörte den Pförtner, der an die Wand gelehnt schlief, unüberhörbar schnarchen.
Nur noch wenige Schritte, dann würde es soweit sein.
Sie schluckte, atmete noch einmal tief durch und öffnete das Tor mit einem kraftvollen Ruck.
Ihre Augen waren das Dunkle gewöhnt, denn in den Gängen war es nicht heller als hier... Und dort stand er.
Er stand einfach da und sah das Klosterportal an. Sein Seesack lag neben ihm und in einiger Entfernung konnte Crazy eine Kutsche rattern hören, als sie plötzlich etwas Weiches an ihrem Bein spürte.
Sie wandte den Blick von ihrem Gatten ab, der sie noch nicht entdeckt hatte, und sah an sich herab. Es war Strigoi, der nach ihr aus ihrem Zimmer gehuscht und ihr den Weg bis hierher hinterhergerannt war. Der Zwerg war auch sein Herrchen, und außerdem mochte er bewegende Szenen wie diese wohl eine werden würde.
Theatralisch hob der weiße Wolf seinen Kopf und sang, wie er es noch nie getan hatte. Für Crazy und Kamikaze, dessen Blick nun langsam zur Tür schwenkte, klang es nur wie ein Jaulen und Heulen, doch in der Sprache der Wölfe war es ein Lied das so alt war wie die Welt – und es handelte vom Wichtigsten was man im Leben besitzen konnte: der Liebe.
Doch nun hatte Kamikaze seine Frau entdeckt. Ungläubig starrte er sie an, unfähig sich zu bewegen.
Doch Crazy fühlte sich nicht nach still stehen. Sie lief los, nahm zwei Stufen auf einmal auf dem Weg nach unten und breitete die Arme aus während sie ihrem Mann immer näher kam, bis sie sich schließlich an seinen Hals warf und in seinen Armen lag.
|