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Das merkwürdige Eheleben Seelenverwandter Sonderlinge. . . - Druckversion

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Das merkwürdige Eheleben Seelenverwandter Sonderlinge. . . - Anonymous - 11.10.2004

Düsternis senkte sich über die alten Gemäuer des Klosters, wohlige Kühle drang durch die klammen Steine der festen Mauern und gammeliges Wasser tropfte einschläfernd von der Decke. Ihre neue Heimat war genau das richtige für eine dunkle Seele wie sie, Crazy fühlte sich hier pudelwohl. Das letzte Mal, dass sie einen ruhigen Abend verbracht hatte schien ihr Ewigkeiten her zu sein, wochenlang war sie nicht mals zum nachdenken gekommen. Der Aufbau des Klosters hatte all ihre Kräfte gefordert und jede Nacht war sie erst am frühen Vormittag erschöpft in ihren Sarg gefallen und hatte geschlafen...nun ja...wie eine Tote.
Doch nun war das Wichtigste erledigt, sie war ihrem Lebensziel ein großes Stück näher gekommen und hatte sich vor allem in den letzten Tagen in sonniger Zufriedenheit gesuhlt – was zwar untypisch für eine Gestalt der bösen Seite, aber nicht zwangsläufig unmöglich ist. Nun jedoch saß sie in ihrem kalten, klammen Kämmerlein und Melancholie überfiel sie. Bilder von alten Zeiten tauchten vor ihrem inneren Auge auf während sie in das wenig wärmende Feuer des kleinen Kamins starrte. Ihre Gedanken schweiften ab zu einer Person die schon so sehr Teil ihrer eigenen Person geworden war, dass sie sonst nie direkt an ihn denken musste – Kamikaze.
Wie lang war es her, dass sie sich bei jenem legendären Schlammcatchen das erste Mal über den Weg gelaufen waren?
Damals, als im Lager der Otta das erste Imman-Turnier statt gefunden hatte zu dem er sie gerissen gelockt hatte, waren die Wiesen noch blumig und die Wälder noch grün gewesen. Es schien ihr als wär das alles in einem anderen Land zu einer anderen Zeit gewesen – auf jeden Fall sehr weit entfernt.
Viel war geschehen seit sie zum ersten Mal neben dem Zwerg in seiner Waldhütte erwacht war, damals war sie noch Dienerin des Glasmondes gewesen und die Verlobung von einem guten Waldbewohner und einer dunklen „Turmhexe“ hatte Erstaunen und manchmal auch Entsetzen ausgelöst. Es hatte sie ins Lager der Legionäre gezogen und nun war sie an der Gründung einer neuen Macht beteiligt, während ihr Liebster dem Wald immer treu geblieben war. Sie war weit gewandert, viel herum gekommen und immer weit weg von ihrem Gemahl gewesen. War es ihre Bestimmung getrennt von ihrer großen Liebe zu sein? Sie war kein Kind des Guten, und er war nicht dazu bestimmt auf der Seite des Bösen zu stehen, sollte dies ihnen eine unüberwindbare Kluft bleiben?
Durch eine kleine Luke blickte Crazy in die Nacht hinaus. Der Mond strahlte hell, es waren dieselben Sterne die auch über dem Wald vor Rom leuchteten... Mißtrauisch musterte sie den Himmel genauer, dann durchzog es sie plötzlich wie ein Ruck. Die Tage waren an ihr vorbeigezogen, so dass sie lange nicht auf Daten und Zahlen und Tage geachtet hatte, doch nun bemerkte sie dass sich der Tag, an dem ihr Zwerg und sie vermählt worden waren, sich in Windeseile wieder näherte. Konnte dies etwas anderes als ein Zeichen der Götter sein?
Verblüfft sah sich Crazy im Raum um. War es ein weiteres Omen dass dort auf dem Tisch an der Wand eine Rolle Pergament lag und ein Fässchen blutrote Tinte stand?
Kopfschüttelnd entfernte sie sich von der Luke und setzte sich an ihren Arbeitstisch.

“Liebster, verehrtester, wundervollster, einfach allerbester Zwerg und Ehemann!“ kritzelte sie ungestüm auf das Pergament. Dann jedoch schüttelte sie peinlich berührt den Kopf, nahm sich ihr Messer vom Bord überhalb des Tisches und kratze die Tinte vorsichtig vom Pergament und sich selbst mit der anderen Hand am Kopf. Nachdem sie den Schreibuntergrund begutachtet hatte fing sie erneut an.

“An den am meisten vermissten Ehemann im ganzen römischen Imperium!

Ja, genau du bist gemeint, Kam’kaz‘ Ardrad’g! Vielleicht hast du schon lange nicht mehr an sie gedacht, aber du bist tatsächlich immer noch verheiratet... Und deine Frau verzehrt sich geradezu vor Sehnsucht und würde gerne die eheliche Besuchspflicht in Anspruch nehmen.
Ehrlich, mein Liebster, derzeit fehlt mir nur eine kleine, aber wichtige Sache zum perfekten Glück, und das ist leider – ja, ich verfluche die Götter immer noch jeden Tag dafür dass sie mir das angetan haben – ein unscheinbarer Zwerg namens Kamikaze Steinbrecher.
Männer neigen ja angeblich oft dazu wichtige Daten zu vergessen (ich weiß nicht ob das auch Zwerge betrifft), aber wir hier im Kloster kennen den römischen Kalender und so habe ich bemerkt, dass sich der Tag unserer Eheschließung in Bälde jähren wird.
Deshalb hoffe ich, dass dich nichts im Wald halten wird und du so schnell wie möglich zu mir in diese kalten Einöden eilst (Wegbeschreibung und Karte anbei).
Ich brenne geradezu darauf dir meine neue Heimat (also den Grund, weshalb wir uns diese halbe Ewigkeit nicht gesehen haben) zu zeigen, dich herumzuführen und natürlich werde ich dich auch auf eine leckeren Ratte Macchiato in unserer Klostertaverne einladen. Zwerge sind ja sehr robust, also wirst du wohl ein paar Tage Leben im Dunkeln schadlos überstehen, und das nächste Mal werde ich natürlich in den Wald eilen.
Ich hoffe du hast die Botschaft verstanden, ansonsten noch mal die Kurzfassung für Männer:
Kami, mach dich sofort und allerschnellstens auf den Weg ins Kloster der Dunkelheit!
Deine einsame, auf eine schnelle Antwort wartenden und dich ewig und unendlich liebende,
Crazy


Seufzend legte Crazy die Feder bei Seite, las den Brief noch einmal durch, versiegelte ihn und machte sich auf den Weg zum Taubenschlag des Klosters. Sie vertraute die wertvolle Fracht natürlich nur der ersten Taube im Schlag an, und blickte dieser noch lange auf ihrm Flug durch die Dunkelheit hinterher, während sie verträumt mit dem Amulett an ihrem Hals spielte...


Im Frühtau im Walde. - Anonymous - 11.10.2004

Die ersten Sonnenstrahlen reflektierten sich am glänzenden Gefieder einer Elster, die auf dem hölzernen Pferdekopf des Giebels eines Schilfdaches saß, welches wiederum zum langgestreckten Bauernhaus gehörte, das den Zwerg Kamikaze Steinbrecher beherbergte. Gerade in diesem Moment, da die Sonne aufging, schaute die Elster erwartungsvoll nach unten, zum Fenster im ersten Stock, nur einige Ellen weit von ihr entfernt. Und wirklich, es wurde aufgestoßen, und ein unordentliches Bündel silberweiße Haare kam zum Vorschein. Der Zwerg war am vorangehenden Abend mit einem Haarband eingeschlafen, und sah deswegen jetzt aus wie ein vergewaltigter Rasierpinsel. Doch dies hinderte ihn nicht daran, nun ersteinmal die frische Waldluft zur Kenntnis zu nehmen, und dann die Elster, die sich prompt auf seiner muskulösen, nackten Schulter niedergelassen hatte, und die ihm so lange in seinem Zopf herumpickte, bis das Haarband platzte, um die schulterlange Mähne ins Blickfeld des Zwergs fallen zu lassen. "Goldfeder, du Nichtsnutz!" schimpfte Kamikaze und schnipste spielerisch mit dem Zeigefinger gegen den zierlichen, aber harten Schnabel des Rabenvogels. Dies machte der Elsterdame aber nichts, nur dem darauffolgenden Haarwirbeln, das aus einem resoluten Wachwerd-Kopfschütteln resultierte, entging sie durch einige hastige Flügelschläge, um sich auf den Bettpfosten zu setzen. Spöttisch, mit leicht schiefgelegtem Kopf, blickte der Vogel den Zwerg an. So als wollte sie sagen...

Zwerg, du vernachlässigst deine Gefährtin, und bekommst es nicht einmal mit! Ich an ihrer Stelle hätte dir schon längst den Laufpass gegeben, Gnom...

...naja, irgendetwas wollte sie sicherlich sagen.

Du hast ganz genau gehört, dass ich etwas gesagt habe!

Unabhängig davon...

Kamikaze zog sich ein baumwollenes, ärmelloses Hemd an, und seine rot-weiß gestreifte Leinenhose aus doppeltem Stoff mit Lederflicken auf den Knien, die er mit dem breiten Ledernietengürtel am Platz hielt. Die Dolchscheide baumelte am Gürtel, jedoch ohne Inhalt. Im Wald war es friedlich, und die größte potentielle Gefahr bestand in tieffliegenden Kartoffeln oder eventuell einem aus MacCampbells Baumhaus plumpsenden Zechgast. Gegen diese würde blanker Stahl aber nur auf dem Kopf helfen, ind deswegen ging der Zwerg zwar waffen- aber nicht helmlos aus dem Haus. Sein Topfhelm aus Zwergenstahl, dessen Nasenschutz und Gesichtsgitter mit Gold-und Silberflitter geschmückt war, war ihm ein treuer Freund geworden, und hatte manch einen Tannenzapfen wirkungslos abprallen assen.

Die Tür zu Kamikazes Haus öffnete sich, und der Bewohner trat heraus, noch einige Brotkrümel im Schnurrbart, die vom Frühstück übriggeblieben waren, aber gegen diesen Angriff hatte der Helm des Zwergs keine Chance. Erschöpft stürzte eine graue Brieftaube fast senkrecht vom Himmel herab und traf Kamikazes Helm seitlich. Leicht benommen taumelte er beiseite und griff geistesabwesend nach dem Türpfosten. EInen Moment lang wunderte er sich, denn...er hatte doch gar keinen Taubenschlag, geschweige denn wusste er von der Existenz eines solchen im gesamten Wald....aber vielleicht hatte Princessa, die Wächterin des Horns sich ja darum gekümmert. So hob der frischgebackene Außenminister das Federvieh auf, immer umflattert von Goldfeder, und machte sich auf den Weg zur Lichtung des Hornes, wo er die allseits bekannte und beliebte Kriegerin zu finden hoffte, die mit ihrer stürmischen Art ordentlich frischen Wind in den Wald gebracht hatte. Vielleicht war hier eine Antwort zu finden.


Immer dieser selbstlose Zwerg, kann ja nicht sein, dass er nicht einmal prüft, was in der Kapsel am Bein der Taube befestigt ist...

Ruhe auf den billigen Plätzen!

Nachdem Princessa ihn davon in Kenntnis gesetzt hatte, dass sie weder Brieftauben beherbergte, noch erwartete, und ihn zu Robina Mac Grauss, der Innenministerin weiterschickte, kam Kamikaze dann allerdings auf die Idee, nach einem Adressaten zu suchen, da ihm dies ja möglicherweise weiterhelfen konnte, und kam nach emsigem Suchen und einigem Nachdenken dann auch darauf, dass mit


Kamikaze Steinbrecher
Wald vor Rom


ja eventuell er selbst gemeint sein könnte. Schnell entließ er die Brieftaube aus seinem Griff, nicht ohne ihr vorher die Kapsel mit der Nachricht abzunehmen, die sich auf magische Weise vergößerte, nachdem er sie in den Händen hielt, wobei etwas schwarzer Rauch aufstieg - was den Slayer zugegebenermaßen mißtrauisch machte, doch schließlich überwand die Neugier die Vorsicht - (außerdem waren Briefbombenattentate damals einfach nicht so häufig wie heutzutage) und beherzt entrollten die kleinen, kräftigen Hände, die mach einen übermächtigen Gegner schon zur Verzweiflung getrieben hatten, das filigrane Pergament, und die flinken, lebhaften Äuglein des Zwergs, die wie Bergseen in Tälern in den tiefen Augenhöhlen lagen, lasen den an ihn gerichteten Brief. Schnell reifte ein Entschluss in ihm, und er lief ins Haus, um seinen Seesack aus Otta-Zeiten zu packen...


- Anonymous - 13.10.2004

Klar und kühl schien ein Strahl silbernen Mondlichtes durch die kleine Fensteröffnung von Crazys Kammer und weckte sie sanft. Eine neue Nacht brach heran, genau der richtige Zeitpunkt um den „Tag“ zu beginnen – am besten mit einem heißen Ratte Macchiato und ein paar Lichtkeksen, die sie den Kindern der Guten geklaut hatte (zusammen mit unwiderstehlichen G4-Kirschbonbons...).
Bei dem Gedanken an Frühstück musste sie unwillkürlich an die gemeinsamen Morgen mit Kamikaze denken, zu diesen Zeiten war sie noch – aus Anpassungsgründen – mit Sonnenaufgang aufgestanden, doch das war sie ja noch vom Leben in Rom gewohnt, wo sie auf Grund ihrer Tätigkeit als Gladiatorin fast immer am Tage unterwegs gewesen war.
Hier im Kloster konnte sie die grabähnliche Ruhe der Nacht richtig genießen, nutzen und bis zum letzten Mondlicht auskosten, aber wie würde der Zwerg damit zu Recht kommen? Wie so oft in den letzten Tagen verzog sich ihr Gesicht bei dem Gedanken an ihn zu einem fast mädchenhaften Grinsen, hoffentlich hatte ihr Brief seinen Empfänger unversehrt erreicht! Crazy war gespannt wie lang der Zwerg zu ihr brauchen würde – dass er kommen würde wenn sie ihn darum bat stand für sie vollkommen außer Frage. Der Weg war zwar weit und gefährlich, aber es handelte sich bei Kamikaze schließlich um einen Zwerg, und die waren nicht umsonst als besonders robust und mutig bekannt. Nun musste sie eigentlich nur noch über eine Art Hochzeitstags- und Wiedersehensgeschenk nachdenken, denn es war ja auch schon ein Weilchen her dass sie sich das letzte Mal in die Arme hatten schließen können. Außerdem würde sie ihre klösterlichen Brüder auf einen Besucher vorbereiten müssen, die Mönche waren immer so ...schüchtern und zurückhaltend bei Fremden. Bei diesem Gedanken schüttelte Crazy mit dem Kopf. Kamikaze ins Innere des Klosters zu bekommen dürfte der schwierigste Teil werden, Mißtrauen war immer schon eine positive Eigenschaft der düsteren Seite gewesen und wer traute schon einem Zwerg?

Halb grübelnd, halb lächelnd entstieg sie ihrem Ruhelager – eigentlich einem Lager für die ewig Ruhenden...- schlüpfte in ihre Ordenstracht und verließ auf flinkem Fuß ihre Kammer.
Das nächtliche Kloster war still wie immer als sie zügig durch die Gänge schlurfte, auf der Suche nach dem Abt.
Es war das Übliche mit ihrem Vorgesetzten, wenn man ich suchte war er spurlos verschwunden, konnte man ihn jedoch gar nicht gebrauchen stand er plötzlich hinter ihr.
Doch der Abend war noch jung, viele ihrer Brüder schienen noch zu schlafen, deshalb beschloß Crazy ihre Suche auf später zu verschieben und erstmal an Stelle eines Ratte Macchiato eine Tasse Tee zu trinken. Die Kräuter hatte sie selbst gesammelt, sie dufteten nach Wald und Sonne (eigentlich eine widerwärtige Mischung), was sie immer veranlasste in Erinnerungen zu schwelgen und vor Sehnsucht fast zu zerschmelzen. Bald... sehr bald, würde ihr warten ein Ende haben, davon war sie überzeugt.


Rumpelnd gen Rom - Anonymous - 17.10.2004

Ein fröhliches Liedchen pfeifend, den Seesack über die linke Schulter geworfen, saß Kamikaze Steinbrecher auf der Ladefläche des Ochsenkarrens, der in Richtung Rom polterte. Handelsgüter der Waldläufer wurden hier zum großen Markt transportiert, und als Schutz vor eventuellen Wegelagerern fuhr immer ein Silvaner mit. Das reichte meist aus, wenn es zum Beispiel die Vampirin Ithyriel war, die brauchte nur einmal die Zähne zeigen, und sofort rannten die Raubritter um ihr Leben.
Bei anderen Leuten war dann etwas Improvisationstalent gefragt, beispielsweise Schattentaenzer brachte immer eine respekteinflößende Schafherde mit, oder Ghost Master flog und sprang geisterhaft durch die Baumwipfel, um Strauchdiebe dann von oben herab anzuspringen und ihnen den Schrecken ihres Lebens zu versetzen...
Kamikaze bevorzugte da die viel simplere Verstümmelungstaktik. Der Name sagte alles...eventuelle Beutelschneider wurden einfach, je nach Lust und Laune, mit einem Arm, einem Bein, einer Hand, oder einem Kopf weniger nach Hause geschickt. Und damit dies auch heute reibungslos funktionierte, schliff der Slayer mit einem Wetzstein an der Klinge seiner doppelköpfigen Axt fachmännisch entlang, um eventuell sogar bald Luftmoleküle damit teilen zu können, so filigran und scharf war die Klinge am Rand. Auf seiner Brust prangte eine waldgrüne Schärpe, die schräg über den gestählten Oberkörper des Zwergs verlief. Sie war das Insignium des Außenministers von Silva Romae, und Kamikaze hatte vor, diesem neuerworbenen Kleidungsstück Respekt zu erweisen.

Während der grob gezimmerte Karren in Richtung Stadtmauern, die mittlerweile in der Ferne sichtbar waren, rumpelte, zogen die letzten Ausläufer des Waldes, also niedriges Buschwerk und Sträucher, durch Kamikazes Blickfeld. Er würde länger weg blieben, hatte er Babe gesagt. Es kam ungünstig, direkt nach seinem Amtsantritt, aber die wilde Kriegerin hatte ein Herz für ihren Lieblingszwerg und schickte ihn in den Urlaub. Zu lange Trennung tut zwei Liebenden nicht gut, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln, als sie ihn auf die Reise schickte. Kloster der Dunkelheit...das war ein einprägsamer Name...er würde in Rom Informationen dazu bekommen, und wohl auch eine Wegbeschreibung. Am Stadttor angekommen, sprang er vom Wagen und mischte sich in den Strom der Fußgänger, die durch ein kleineres Tor als die Reiter und Wagen geleitet wurden. Der Wachsoldat, ein Optio, musterte ihn durch schmale Augenschlitze.


"Als ob wir nicht schon genug Gesocks in der Stadt hätten, jetzt kommen auch noch die Kleinwüchsigen in Massen!" knurrte er. Kamikaze blickte sich um, konnte aber keinen weiteren Zwerg entdecken. "Was ist, Optio? Ich bin Außenminister der freien Waldläufer von Silva Romae, ein Zwerg, der die Richtung seiner Schritte selbst bestimmen darf. Ich bin vom imperator ausgezeichneter Kämpfer in der Duellarena, und während der großen Ork-Invasion vor einundachtzig Jahren gingen nicht weniger als hundertdünfzig Grünhäute allein auf das Konto dieser Runenaxt." Die rechte Hand des Zwergs wanderte zum Hals des Stieles, direkt unter der Klinge, so dass er sie blitzschnell würde herausziehen können. Der Soldat griff unwillkürlich zum Kurzschwert, das am Gürtel baumelte. "Ihr seid ein junger Mann, und ihr wollt euer Leben nicht im Kampf gegen mich aushauchen. Ich garantiere euch, es gibt einen ruhmreicheren Tod für einen cäsartreuen Soldaten als am Stadttor von einem Zwerg im ungleichen Kampf erschlagen zu werden, bloß weil man eine unbedachte Bemerkung gemacht hat. Lasst euer Käsemesser stecken, denn es würde nicht einmal meine Haut ritzen, bevor euch bereits ein Bein fehlte. Und nun sagt mir, was es mit dieser angeblichen Invasion der...Kleinwüchsigen, wie ihr sagtet, auf sich hat."

Eingeschüchtert auch von dem drohenden Blick aus den smaragdgrün funkelnden Augen des Zwergs nahm der Optio die Hände wieder hinter den Rücken, nickte dienstbeflissen und gab etwas zögerlich Auskunft: "Nun, es scheint, als träfen sich die...Zwerge...in der Herberge Zum goldenen Wildschwein, um dort ein großes Fest zu feiern. Näheres weiß ich nicht. Wenn ihr bitte weitergehen würdet, Herr Minister, es warten noch andere hinter euch..."

Zufrieden schmunzelnd hakte Kamikaze die Daumen unter den breiten Nietengürtel und stolzierte durchs Tor.
Das "goldene Wildschwein".
Ja, das kannte er.

Und er war auf dem schnellsten Weg dorthin...



- Anonymous - 21.10.2004

Der weiße Wolf heulte freudig auf, als er bemerkte wer sich da seinem Versteck näherte. Seine lange, buschige Rute peitschte freudig über den Boden. Er hatte sich in einer Ecke des klösterlichen Gartens versteckt, so wie es ihm seine Herrin befohlen hatte. Natürlich erschien ihm das nicht ganz geziemend, aber er vertraute ihr. Und Crazy hatte natürlich ihre Gründe, niemals würde sie den Wolf, der nicht ihr Besitz, sondern ihr Freund war, grundlos so beschämen und aus ihrem Haus aussperren, aber sie war sich nicht sicher gewesen, wie ein Wolf bei ihren Kameraden im Kloster ankommen würde. Nun jedoch, da bald auch ihr Gemahl eintreffen sollte, schien es ihr an der Zeit all ihre Habseligkeiten zusammen zu suchen und ihr Gemach wohnlich zu gestalten, so dass auch Kamikaze sich dort wohl und heimisch fühlen würde.
Das Erste auf ihrer Liste, was in ihr Gemach musste, war natürlich Strigoi. Er war ein Hochzeitsgeschenk von Fear gewesen – und mehr als das. Der wunderschöne weiße Wolf mit den eisblauen Augen sollte Beschützer von Haus, Hof und eventuell der Kinder sein, und er sah es als seine Ehrenaufgabe an auf die (noch) kleine Familie und vor allem auf Crazy – der er bedingungslos gehorchte – Acht zu geben und sie zu beschützen, egal in welcher Situation. Und das praktischste an ihm war, dass er so wunderbar ihre Füße warm hielt...

Und irgendwie waren die Beiden so andersartigen Geschöpfe miteinander verbunden. Natürlich konnte Strigoi nicht sprechen, aber Crazy hatte das Gefühl er verstand sie (oder wenigstens ihre Gefühle) wenn sie zu ihm sprach. Seine Gegenwart spendete ihr Trost, heiterte sie auf oder verringerte ihre Wut, und seit Strigoi an ihrer Seite war hatte sich Crazys Bild in der Öffentlichkeit (ohne dass die Menschen von dem Tier wussten) geändert. Sie galt als ruhiger und ausgeglichener, und so war es nicht verwunderlich dass die junge Frau „ihren“ Wolf so sehr liebte.
Außerdem war Strigoi natürlich etwas – oder eher jemand – der sie an Kamikaze erinnerte. Er gehörte ihm genauso wie ihr, auch wenn er auf sie ein wenig mehr hörte und ihr ein kleines bisschen ergebener war.

Als Crazy sich nun Strigois Versteck näherte erkannte er sie sofort anhand ihres Geruchs, so wie es sich für einen Wolf gehörte.
Seine Herrin trug eine Fackel und obwohl dies für seine Rasse untypisch war, fürchtete sich Strigoi nicht im Geringsten.
“Na wen haben wir denn da?“, rief Crazy voller Freude als sie ihren tierischen Gefährten sah und dieser erhob sich sofort von seinem Lager und sprang ihr entgegen. “Na, na, nicht so stürmisch, mein Bester...“ schmunzelte sie und kraulte das Tier zwischen den Ohren. Dieser leckte ihr nichtsdestotrotz energisch durchs Gesicht, die Vorderpfoten gegen ihren Bauch gestemmt und dynamisch mit dem Schwanz wedelnd. Crazy lächelte glücklich, sie hatte die Anwesenheit ihres Freundes fast so sehr vermisst wie die ihres Mannes – fast...
“Endlich ist deine Zeit gekommen, lieber Strigoi. Es tut mir unendlich Leid dass ich dich nicht bei mir haben konnte, aber es musste sein. Nun aber wird auch Kamikaze herkommen, und die ganze Familie soll vereint sein – da gehörst du natürlich auch dazu!“ lächelnd stieß sie den „Wach-Wolf“ von sich und kniete sich auf die Erde. Der Wolf verstand und legte sich vor ihre Füße, so dass sie von Angesicht zu...Angesicht waren.
Strigois helle Augen blickten Crazy aufmerksam und zugleich verständnisvoll an. Er hatte sich schon an so manche Schrullen seiner Herrin gewöhnen müssen, da fiel es ihm nicht schwer ihr auch diese Seltsamkeit zu verzeihen. Seine Schnauze schien sich in diesem Moment zu einer Art Grinsen zu verziehen, doch das war eigentlich nur für andere Wölfe zu erkennen...

Noch ein paar stille Minuten streichelte Crazy den weißen Wolf, dann erhob sie sich schließlich. “So, nun aber los, mein Freund. Komm und folge mir in meine Kammer, es gibt noch einiges vorzubereiten bevor wir deinen Herren da hinein lassen können!“.Lachend entfernte sie sich und der Wolf trapste folgsam aber sichtlich amüsiert hinter ihr her...


- Anonymous - 22.10.2004

Übertrieben zwitschernd hob Kamikazes Elster von seiner Schulter ab, und stürzte sich irgendwo ins Getümmel, wo sie wahrscheinlich etwas glitzerndes gefunden hatte, das sie anzog. Der Zwerg scherte sich nicht weiter drum, war er solches Verhalten doch schon lange von ihr gewohnt. Irgendwie fand sie immer wieder zu ihm zurück. Und in gewisser Weise war das auch gut so. So, wie Kamikaze immer wieder zu Crazy zurückfand, selbst wenn er jetzt gar nicht mal wusste, wo sie sich im Moment aufhielt. Auf dem Forum angekommen, hatte er schnell den Stand der Karthographen gefunden, und innerhalb weniger Augenblicke und für noch weniger Silbermünzen, nämlich nur eine, wurde ihm auf der Karte des Reiches der Standort des Klosters der Dunkelheit und auch ein geschwinder Weg dorthin gewiesen. Per Postkarren sollte es recht flink dorthin gehen, der nächste sollte angeblich schon am späten Nachmittag fahren. Gut, sagte sich der ehemalige Slayer, früher war er solche Distanzen ohne groß darüber nachzudenken auch zu Fuß gewandert, aber früher hatte am anderen Ende der Strecke auch meist irgendein Schatz oder Monster gewartet, das oder der keinen Termin mit ihm abgesprochen hatte und nicht auf den Zwergen wartete. Nun verhielt es sich aber anders, und er wollte doch mal beweisen, wie schnell er reagieren könne. Schließlich wusste er auch nicht, wie lange die Taube vom Kloster bis in den Wald gebraucht hatte, also hatte er grundsätzlich vor, sich zu sputen. Ein Anschlag auf einer Hauswand zog seinen Blick wie magisch an...

Die EHRENLEGION lädt zum Zauber des Winters!

Er kämpfte sich bis zu dem Plakat durch, um es dann genauer zu studieren, und kam auf die Idee, dass dieser Wettbewerb genau das Richtige für ihn und seine Gemahlin war. Hier konnten sie im "Erlebnisurlaub" sich mal wieder richtig austoben und außerdem wäre es auch für Strigoi, den Schneewolf, ein Vergnügen, mal wieder in seinem Element herumzutollen, überlegte Kamikaze. Ob Fennek, der Wüstenfuchs, der ihn seit einiger Zeit mehr oder weniger begleitete, dies nun so gut fand, blieb abzuwarten. Eventuell würde er auch im Wald vor Rom bleiben und das milde Klima genießen, welches in Gallien sicherlich nicht gegeben war.
Kurzerhand riß Kamikaze das Pergament von der Wand, faltete es zusammen, und verstaute es in seinem Seesack. Jemand wollte sich beschweren, doch der Zwerg zog kurz seinen Umhang beiseite, so dass man die Schneide der Runenaxt im Gürtel sehen konnte, und sofort war der Mund wieder geschlossen, der geschimpft hatte. Er schulterte den Sack wieder und ging weiter, dorthin, wo ihn der Kartograph hin gewiesen hatte, um einen Platz zum Mitfahren auf dem Postkarren zu bekommen. In dem Büro wurde ihm gesagt, dass der Wagen bei Sonnenuntergang losfahren würde. Und wenn er die Hälfte im Voraus bezahlte, würde man auch auf den Passagier warten. Grummelnd zückte der Zwerg seinen schmalen Geldbeutel und zählte einige Talente auf den Tisch. Viel war da nicht mehr drin. Aber zur Not hatte er ja auch noch die Reserve in den Stiefelspitzen, und das war nicht wenig. So setzte er seinen Seesack im Postamt ab, und ging hinaus, um sich vor der Abfahrt der Kutsche noch ein paar Schluck Bier im "goldenen Wildschwein" zu gönnen.



- Anonymous - 24.10.2004

Ihre Kammer im Kloster hatte zwar eine schöne, ruhige Lage, im Gegensatz zu ihrem Schlafgemach in ihrem Haus am Stadtrand von Rom war es jedoch kahl und lieblos eingerichtet – daran musste sich etwas ändern.
Ihr Einzug ins Kloster war sehr spontan gewesen, und auch wenn sie immer noch sehr glücklich über ihre Entscheidung war fehlten ihr doch einige Dinge aus ihrer Villa, die das Zimmer wohnlicher gemacht hätten. Immerhin hatte sie bei ihrem überstürzten Aufbruch ihre wichtigsten Besitztümer mitgenommen, sie befanden sich allerdings immer noch in einer ungeöffneten Kiste die neben dem kleinen Tisch stand.

Strigoi hatte immer noch sein Wolfsgrinsen im Gesicht, den ganzen Weg durch das Kloster hindurch zu Crazys Kammer hatte er sich köstlich amüsiert. Die wenigen Klosterbrüder, denen sie begegnet waren, hatten sich unheimlich erschreckt, außer einem, der anscheinend ein Vampir war und der (erfolglos) versucht hatte Strigoi zu erschrecken. Eine seltsame Umgebung war das hier, dessen war sich der Wolf bewusst. Aber es passte zu Crazy, und nichts anderes hatte er von ihr erwartet.
Diese bemerkte den spöttischen Ausdruck um die Schnauze des Tieres und fing an zu lachen.
“Manchmal vergess ich ganz dass du kein Mensch bist, Strigoi. Mach’s dir hier bequem, du kannst dich auf das Fell dort auf dem Boden legen, oder aber du siehst mir dabei zu wie ich die Kiste hier ausräume. Einige Dinge dürften dir bekannt sein.“
Der Wolf starrte seine Herrin mit seinen eisblauen Augen an und näherte sich zaghaft. Vorsichtig öffnete Crazy den Deckel der Kiste um nicht all zu viel Staub aufzuwirbeln – denn davon hatte sich dort eine Menge angesammelt.
Selbst der ruhige, gelassene und immer skeptische Wolf staunte als das Innere der Truhe ans Licht kam.
Dort lag eine Decke aus einem Stoff, der so unbeschreiblich schön war, dass es dem Tier in den Augen brannte. Crazys Gesicht jedoch nahm einen vollkommen verzückten Ausdruck an, als sie das Geschenk der unheiligen Dreifaltigkeit erblickte. “Ich hatte es fast vergessen...“ murmelte sie und nahm die Decke zaghaft in ihre weißen Hände. Der Stoff schmiegte sich weich an ihre Haut an und fühlte sich mehr wie eine Wolke denn wie irgendetwas Irdisches an.
“ich kann es immer noch spüren, die Magie des Glasmondes ist noch nicht erloschen, auch wenn sein Hüter fort und der Thron gestürzt ist...“
Sie erhob sich und entfaltete die Decke, die um einiges größer war als man auf den ersten Blick annahm. Sie war sehr dünn, aber durch die feinen Maschen würde sie wunderbar wärmen. Es schien Crazy, als sei diese Decke fast zu schade um sie irgendwie zu benutzen, denn die edlen Muster aus den wertvollsten Garnen des Reiches waren schön genug um jeder Königlichen Halle Ehre zu bereiten. Hier in Crazys Kammer dagegen schaffte sie Gemütlichkeit und einen Hauch von familiärer Wärme. Lächelnd legte Crazy die edle decke auf ihr Bett, dann widmete sie sich wieder der Truhe...
Dort war noch etwas, sie konnte es spüren, es wollte hinaus... Das konnte doch nicht... Crazy stockte der Atem... Strigoi spürte dass seine Herrin etwas außergewöhnliches wiederentdeckt hatte, und kam gespannt noch ein wenig näher. Er blickte neugierig in das Innere der Truhe, sog dann, als er das Objekt von Crazys Erstaunen erblickte, einen großen Schwall Luft ein und sah sie mit großen Augen an...


- Anonymous - 24.10.2004

Die Zwerge hatten wohl wirklich etwas vor...als Kamikaze das "goldene Wildschwein" betrat, konnte er ohne große Mühe die drei einzigen Menschen ausmachen - es lag daran, dass sie die größten Personen im Raum waren. Der Wirt - hinter dem Tresen - hatte alle Hände voll zu tun, denn so viele Humpen Bier hatte er wohl lange nicht gezapft, wie hier unermüdlich von bestimmt fünfzig durstigen Zwergen bestellt und verzehrt wurden. Und die beiden Schankmägde zischten wie schnelle Klipper unter vollen Segeln mit ihrern Tabletts durch ein Meer aus bärtigen Köpfen, immer wieder bald hier, bald dort Bestellungen aufnehmend, und eins war klar - so langsam verloren sie den Überblick. Aber es reichte, immer dem Zwerg, der einen leeren Humpen hatte, einen vollen hinzustellen. Dann waren alle glücklich. Besonders die, die noch nichteinmal bestellt hatten, und ihr Trinkgefäß gerade erst abgesetzt hatten.

Auf der Suche nach einem freien Stuhl wurde Kamikaze von mehreren Zwergen, die fluchtartig das stille Örtchen aufsuchten, angerempelt, und dank seiner für einen Dawi respektablen Körpergröße erntete er immer wieder entschuldigende Blicke dabei. Dies waren echte Zwerge, stellte Kamikaze schnell fest, sie redeten nicht viel, und wenn, dann war es won wichtiger Bedeutsamkeit. Nicht so wie er, der meist einen lockeren Spruch auf den Lippen hatte...das Stadt- und Waldleben unter vielen verschiedenen Rassen hatte ihn viel weltoffener gemacht. Als Kamikaze dann einen Stuhl gefunden hatte, an dem keine Spitzhacke oder ein Hammer lehnte, über dessen Lehne kein Umhang mit Runen darauf drapiert war, als stummer Platzhalter eines Bier wegstellenden Kampftrinkers, setzte er sich hin, grüßte mit einem stummen Nicken in die Runde, und wurde sofort mißtrauisch angeschaut. Er - sofort als Städter an seinem kurzen Bart zu erkennen, und doch mit respektgebietendem Silberweiß als Haarfarbe, war ein für die Zwerge schwer zu vereinender Gegensatz. Sowas hatten sie einfach noch nie gesehen. Kamikaze legte beide Unterarme auf den Tisch, und am linken Handgelenk prangte ein goldener Armschmuck, eine Auszeichnung des zwergischen Bergarbeiter-Verbandes für das Finden einer Goldader. Dies war jetzt ein Respekt-Spiel. Wenn er akzeptiert wurde, dann würden die anderen mit ihm reden. Er sagte nichts, bekam jedoch schnell die großen Augen von zwei noch recht jungen Zwergen mit Bergmannshelmen, erkennbar an den Haltevorrichtungen für Grubenlampen, mit. Sie mochten vielleicht hundertdreißig, hundertfünfzig Jahre alt sein. Höchstens. Aber diese hatte er immerhin schon in seinen Bann gezogen, jetzt ging es weiter. Herausfordernd wanderte der Blick des Zwerges zu dem Ältesten in der Runde, von dessen Haarfarbe, einem dunklen Grau, und Bartlänge ein ungefähres Alter wie das von Kamikaze zu schätzen war. Eventuell zwanzig Jahre älter, also so um die fünfhundert. Das Problem an der Sache war einfach, dass der ehemalige Slayer selbst nicht einzuschätzen war, altersmäßig. Dazu trug der kurze Bart bei, dessen war er sich sicher. Unaufgefordert wurde ein Bierkrug vor ihm abgestellt und daneben ein Stück Pergament geworfen, auf dem sich ein Kreuz für ein getrunkenes Bier gemalt befand. Der Graubart erhob leicht zögerlich seinen Krug, und auf dieses Signal hatten die anderen Zwerge anscheinend nur gewartet, denn recht euphorisch schossen nun ihre Hände mit den Bierseideln auch zum Prosit nach oben, und Kamikaze stieß an und trank seinen Humpen mit einem großen Schluck leer, um ihn knallend auf dem Tisch abzusetzen.

Dann konnte es einer der Milchbärte neben ihm nicht mehr aushalten und fragte mit sich fast überschlagender Stimme auf Khazalid:
"Habt ihr wirklich eine Goldader gefunden? Wenn ja, dann seid ihr bestimmt Kam'kaz' Ardrad'g aus den frostigen Bergen, der Slayer mit der Ork-Queste, der auch ein vorzüglicher Bergmann sein soll." Mit einem "Bitte-enttäuscht-mich-nicht"-Blick schaute der junge Zwerg zu dem ehrwürdigen ehemaligen Slayer hinauf. Dieser griff kurz nickend, auf die erste Frage, wortlos zur Axt, zog sie aus dem Waffengehänge und legte sie neben den Bierkrug auf den Tisch. Staunend und ehrfürchtig strich der junge Bergmann mit der rechten Hand über das mehr als ein Jahrtausend alte Holz des Axtstieles, und begann, die Kerben, die fast den gesamten Stiel bedeckten, zu zählen. Sein Kumpan schaute derweil beeindruckt auf die Orkbeißer, die Runen auf der Klinge, die Orkfleisch verbrannten und verätzten, sobald sie mit ihm in Berührung kamen. Sie hatten auch noch ganz andere Wirkungen, nicht nur gegen Orks, wie Kamikaze im Laufe der Jahre festgestellt hatte. "Zweihundertsechsundachtzig!" flüsterte der eine Zwerg seinem Nachbarn ehrfürchtig zu, nachdem er zuende gezählt hatte. Nun nickte selbst der Graubart am anderen Ende des leicht ovalen Tisches anerkennend, der genau zugehört hatte.

*****

Kamikaze riskierte einen Blick zum Fenster hinaus und sah die Dämmerung kommen.
"He, meine Brüder! Ich bin froh, so viele von euch hier in so froher Laune und zu einem solch prächtigen Anlass wie der Besiegelung des Handelsvertrages zwischen dem römischen Imperium und dem Zwergenreich getroffen zu haben, doch ich werde jetzt auf eine Reise gehen, und der Karren fährt in wenigen Augenblicken ab. Deswegen muss ich diese fröhliche Runde verlassen. Gehabt euch wohl!" Kamkaze warf seine letzten Silbermünzen für die verzehrten Biere auf den Tisch, und steckte dann die Axt, die, nachdem in der großen Gruppe bekannt geworden war, dass ein ehemaliger und noch lebender Dämonenslayer anwesend sei, ersteinmal die große Runde gemacht hatte, damit jeder das gute Stück einmal sehen konnte, denn nichts schätzten Zwerge so sehr wie gute Runenschmiede- und auch Schmiedearbeit im Allgemeinen, neben Wohlstand und Alter, wieder in den Gürtel. Mit kurzzeitig leicht schwankenden Schritten, die sich aber sofort wieder normalisierten, stiefelte Kamikaze nun zur Tür, schlang seinen am unteren Ende leicht zerschlissenen weinroten Umhang enger um sich, nickte noch einmal in die Runde, und ging dem Postamt entgegen.


- Anonymous - 25.10.2004

Es war zwar nur eine kleine Schatulle was dort in der Truhe versteckt lag, doch die Luft um sie herum schien zu flimmern und eine ungewöhnliche Anziehungskraft ging von dem Inhalt der Schatulle aus – so stark dass nicht nur der empfindsame Wolf, sondern auch Crazy als „Holzblock“ Mensch es spüren konnte.

“... Ein Splitter des Glases aus dem der Mond geschaffen wurde...“ flüsterte Crazy ehrfürchtig. Dies waren die Worte des Necroscopen gewesen, als er ihr zu Kamis und ihrer Hochzeit dieses überaus wertvolle Geschenk überreicht hatte. Noch eine Sache, die ihre Ehe beschützen sollte und ihnen in der Not helfen konnte. Staunend und ehrfürchtig öffnete sie die Schatulle. Im Inneren war sie mit schwarzem Samt ausgekleidet und auf einer kleinen Erhöhung thronte der Splitter, der in einer undefinierbaren Farbe zu leuchten schien. Crazy musste lächeln, allein der Anblick des Splitters erfüllte sie mit Wärme, Erinnerungen an längst Vergangenes stiegen auf, das musste die Wirkung des Steines sein, von der ihr der Necroscop erzählt hatte! Er hatte gesagt, der Stein könne viel erzählen, von Vergangenem und von der Zukunft, er könne Kraft geben und in der Not sogar Rat. Ein weiteres wunderbares Geschenk, das ein ehrwürdigen Platz in ihrer Kammer brauchte. Crazy fiel auf, dass sie sowieso eine Art Regal brauchte, allein schon für ihre Schriftrollen und Bücher. Einer ihrer Brüder würde ihr sicherlich den gefallen tun und ihr ein schönes Regal Zimmern.
“Strigoi, du bleibst bitte hier und gibst Acht auf meine Habseligkeiten.“ ermahnte sie den Wolf sanft, schloss die Truhe und machte sich auf die Suche nach einem handwerklich geschickten Mönch.
Natürlich war so etwas nicht schwer zu finden, in der Taverne Hells Kitchen fand sie schnell jemanden der bereit war ihr zu helfen, doch als Crazy extra noch betonte dass es nur ein unscheinbares Regal sein solle, blickte sie der Mönch entsetzt an.
“Das kann doch nicht dein Ernst sein, Crazy! Dein Gemach hat etwas besonders Edles verdient! Ich hab da auch schon eine Idee...Kommt, folgt mir!“

Sie konnte kaum folgen als ihr Bruder flink wie ein Wiesel durch die Gänge des Klosters rannte, bis sie nach wenigen Minuten vor der Bibliothek angekommen waren...“Was sollen wir hier?“ fragte Crazy höchst verwirrt. Der Mönch jedoch lächelte nur. “Warte es ab, liebe Schwester, warte es ab...“
Die beiden betraten die „Halle der Schriftrollen“, in der einem direkt der Geruch von Staub und altem Pergament entgegenschlug.
“Im hinteren Teil gibt es ein paar unbenutzte Schränke, einer schöner als der andre...“ aufgeregt wie er war rannte der Mönch fast. “Sie sind aus edlem, dunklen Ebenholz, aber seht selbst!“
Er kam schlagartig zum Stehen und zeigte auf ein paar schwach beleuchtete Schränke. In der hintersten Ecke des Raumes stand er. Es war sozusagen der Schrank aus Crazys Träumen, er passte perfekt in ihre Kammer. Die Türen waren mit stilisierten Drachenschuppen verziert und an statt normaler Füße waren klauenartige Sockel angebracht.
“Das ist genau was ich gesucht habe...Aber...kann ich mir den Schrank denn einfach für meine Kammer nehmen?“ fragte Crazy den Mönch skeptisch. Der lachte nur. “Natürlich, meine Liebe... Wir sind hier doch alle Diebe und Vagabunden... Wartet, ich hole noch ein paar starke Jungs die das Tragen übernehmen...“ Freudestrahlend rannte er davon, und wenig später trugen tatsächlich zwei junge Novizen den schweren Schrank in Crazys Gemach.

Die jungen Männer waren gerade, nachdem Crazy sich erst einmal ausgiebig bei allen bedankt hatte, gegangen, als es an ihre Türe klopfte.
Ohne auch nur auf ein “Herein“ zu warten betrat eine kleine aber ziemlich untersetzte Frau den Raum, links und rechts hielt sie zwei Säuglinge in ihren Armen.
“So Crazy,“ ,schnauzte die Frau. “Ich hab meinen Job für heute erledigt, da haste deine Blagen wieder...“
Crazy nahm die beiden Babys entgegen, dankte der Frau (die, was auch sonst, natürlich die Amme der Kinder war) und brachte die schlafenden Kleinen zu ihrem Bett. Liebevoll legte sie die Beiden nieder und deckte sie mit dem weichen Stoff, den sie in der Truhe gefunden hatte, zu.
Als sie sah dass die Kinder sich nicht stören ließen und unbehelligt weiterschliefen setzte sie sich kurz neben sie an den Rand des Bettes.
“Da wird euer Vater aber Augen machen...Träumt süß, meine Lieblinge.“, flüsterte sie und lachte leise. Noch wusste Kamikaze nichts von seinem Glück, doch bei solch schönen und friedlichen Kindern konnte er gar nichts tun außer sich zu freuen - und das würde er, dessen war sie sich sicher.
Natürlich war sie selbst etwas schockiert gewesen als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren hatte, passiert sein musste es beim Imamturnier von Sturmwind Otajesko, also noch vor ihrer Hochzeit. Das war nun über ein Jahr her, und die Kinder zählten mittlerweile schon drei Monde, aber Crazy war sich von Anfang an sicher gewesen dass sie es ihrem Mann selbst sagen wollte. Sie wollte sein Gesicht sehen wenn er das erste Mal sein eigenes Fleisch und Blut zu Sehen bekam.
Ein Mädchen und ein Junge, so hatte sie es sich immer gewünscht. Die Namen hatte sie natürlich allein ausgesucht, aber da hätte Kamikaze eh nicht besonders viel zu sagen gehabt.
Rogar und Iya Insania Ardrad’g, sie war sich sicher dass die Zwillinge mit diesen Namen gut bedient waren...
Leise seufzend erhob sich Crazy und besah sich ihren neuen Schrank. Die Kinder würden früh genug aufwachen, sie musste sich beeilen wenn sie bis dahin alles eingeräumt haben wollte...


- Anonymous - 31.10.2004

Kamikaze musste seinen Seesack gut festhalten, als er auf dem Dach der Postkutsche seinem fernen Ziel entgegen rumpelte. Er hatte eben doch nicht den besten Platz bekommen können, wie ihm kurz vor der Abfahrt gesagt wurde, da ein Beamter des Imperators mitfahre. Und dieser Mann sah etwas zwielichtig aus, mit seiner bleichen Haut...wahrscheinlich ein Vampir oder so etwas, vermutete der Zwerg, während er sich mit der freien Hand an die Dachreling klammerte und über den komischen Gesellen nachdachte. Ein wenig in Gedanken versunken, aber immer nicht genug, um einzuschlafen, da das Gefährt keinen guten Komfort bot, und die holperige Straße auch nicht. So driftete der Slayer immer kurz ab, um dann von einem Schlagloch unsanft an seine Situation erinnert zu werden. Wann hatte er das letzte Mal eine so weite Reise getan...?

*****

(300 Jahre früher)

Der Schweißtropfen, der von Kamikazes Irokesenschnitt aus über seine Stirn, durch das halb geöffnete Auge, dann die Wange hinunter in den langen, wie das Haupthaar rot gefärbten Vollbart troff, machte ihm durch das Brennen im Auge klar, dass er noch lebte. Irritiert öffnete der Zwerg sein rechtes Auge vollständig und bemerkte, dass er sein linkes nicht öffnen konnte. Als er seine linke Hand hob, um danach zu tasten, sah er, dass sein muskulöser Unterarm mit Blut bedeckt war. Sich erinnernd fuhr er hoch, er war an der Wolfsheims-Burg, und hatte vorgehabt, einen Dämonen zu töten oder gegen ihn im Kampf zu fallen. Er erinnerte sich noch an den langen Fußmarsch, ja, und an die imposanten, wenn auch verwahrlosten und verlassenen Mauern der Burg. Tief im Inneren war er dann auf Kurnaggh den Vernichter, Dämonenprinz des Khorne, gestoßen. Einst ein Zwerg wie Kamikaze selbst, hatte er sich vom Kriegsgott des Chaos verführen lassen und seine Seele für die Unsterblichkeit und die Kraft eines Khorne gegeben. Und damit das Zwergenvolk verraten, wofür er bestraft werden musste. Er hatte mit seinen Horden eine Spur der Verwüstung durch die nördlichen Lande gezogen, um sich schließlich in der geplünderten Burg oberhalb der Stadt Wolfsheim niederzulassen. Und er war mutiert...sein Körper war mit der blutroten Rüstung des Khorne verschmolzen, er war eins mit dem Metall geworden, und somit außer an seinen Händen und an seinem Kopf fast unverwundbar. Die beiden gezähnten Äxte, die an seine Handgelenke gekettet gewsen waren, und die dämonische Schreie ausstießen, sobald sie Blut vergossen, sein von wuchernden Narben bedecktes, bartloses Gesicht, all das - er war kein Zwerg mehr gewesen, zumindest hatte es Kamikaze nur an der Größe erkennen können, als der junge Trollslayer dem zeitlos alten Chaosgeneral gegenübergestanden hatte. Und für den Verrat an seinem Volk hatte der Dämon gezahlt.

Kamikaze sah den abgetrennten Kopf einige Meter von sich weg liegen, in einer Blutpfütze, die sich bis zum zwei Schritte davon entfernten eisernen Rumpf zog. Dann drehte er den Kopf, um zu seiner rechten Hand zu schauen, in der seine Axt lag, mit einer Kette im Slayerstil an das Handgelenk geschmiedet, der Arm war komplett taub und er konnte ihn nicht bewegen. Langsam stand der Zwerg auf, auch bemerkend, dass er selbst in einer nicht unwesentlichen Blutlache lag, die wohl von zwei Schnitten quer über seinen Brustkorb herrührte. Schmerzverzerrt zeigte sich sein Gesicht, als er sich nun auf den rechten Arm stütze, um sich auf die Beine zu ziehen. Auch die rechte Schulter hatte mehr als nur einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand abbekommen. Leicht humpelnd, den rechten Arm mit der Kette zur Axt hinter sich herziehend, die Axt am Boden schleifend, erhob er sich und wankte auf die Treppe zum Bergfried hinauf zu. Er hatte den Dämonen besiegt, jedoch in seiner Slayerqueste versagt. Und die Wunden würden heilen.

*****

Ruckartig fuhr Kamikaze hoch, als ihn die haltende Kutsche aus seiner Vergangenheit riß. Ja, das war eine lange Reise gewesen, damals, nach Wolfsheim. Und er hatte sein linkes Auge dort verloren. Tastend fuhr der Zwerg nun, da er sich nicht mehr festhalten musste, weil die Kutsche stand, über die Narbe an seinem linken Auge. Dass es ein künstliches, magisches Auge war, wusste fast niemand, außer denen, die ihn besser kannten. Es war auf magische Art und Weise mit seinem gesunden Auge gekoppelt und blickte deshalb mit fast unmerklicher Verzögerung immer dahin, wo das andere Auge auch hinschaute. Und dieses Auge (also im Endeffekt beide) schaute nun dorthin, wo der augenscheinliche Grund für das Halten der Kutsche war. Mitten auf der Straße stand ein riesiger, fast pferdegroßer Wolfshund mit zotteligem grauschwarzem Fell, der bedrohlich knurrend mit seinen leuchtend roten Augen das Gefährt fixierte.

"Wenn man vom Teufel spricht..." knurrte Kamikaze und fühlte sich an Kurnaggh erinnert. In dessen Burg hatte auch ein riesiger dämonischer Hund sein Unwesen getrieben. Fest packte die rechte Hand des Slayers seine Axt. Er legte den Seesack beiseite, nahm drei Schritte Anlauf und sprang dann über den bibbernden Kutscher weg mit hoch erhobener Klinge vom Dach der Kutsche auf den Hund hinab...


- Anonymous - 06.11.2004

Crazy genoss es, dass nun einfach mal Ruhe herrschte. Seit der Geburt der Kinder hatte sie kaum eine ruhige Minute verbracht, sie war gespannt darauf wie der – doch nicht mehr ganz so junge – Vater auf den Nachwuchs und das nächtliche Geschrei reagieren würde. Allerdings waren ihre Babys wirklich herzallerliebst, die kleinen Füßchen, Händchen und Gesichter würden auch dem alten Zwergen sofort das Herz stehlen und Crazy war sich sicher dass ihr Mann ein guter Vater sein würde, wenn er die Gelegenheit bekäme. Allerdings war sie auch sehr gespannt darauf, wie ihre Kinder (vor allem ihre Tochter) als Erwachsene aussehen würden. Sie hatte noch nie zuvor etwas von einer Mischung aus Mensch und Zwerg gehört und sie hoffte dass die Zwillinge die positiven Eigenschaften beider Rassen in die Wiege gelegt bekamen – noch ließ sich dazu nichts eindeutiges sagen, außer dass sie recht laute Organe hatten. Aber im Moment schliefen sie zum Glück friedlich und sogar Strigoi traute sich an sie heran... Der Wolf schnüffelte an den nach Puder duftenden, frisch gewickelten Säuglingen und verzog leicht die Nase. Für seinen Geschmack hatten diese Jungen nicht genügend Geruch an sich, um sie in der Wildnis wieder zu finden. Tarnfarbe hatten sie auch nicht, und überhaupt, zwei waren ja viel zu wenig um die Art zu erhalten... Aber es waren die Jungen seiner Herrin, und er konnte verstehen dass diese nicht noch mehr quäkende Kinder um sich haben wollte – Strigoi freute sich nicht gerade darauf eine Kostprobe des Erwachens durch lautes Schreien zu bekommen. Die Nachkommen seiner eigenen Art bissen vielleicht manchmal, aber sie waren wenigstens still...

Während der Wolf so in Gedanken versunken neben den Kindern stand, hatte sich Crazy schon wieder der Truhe zugewandt, die noch nicht vollends leer war. Sie wusste nicht wie lange Kamikaze noch auf sich warten lassen würde, also wollte sie sich die Zeit weiterhin mit der Einrichtung der Kammer und dem Versinken in Erinnerungen vertreiben. Es waren immer noch genügend Hochzeitsgeschenke übrig um sie Tagelang zu beschäftigen.
Ein Korb befand sich noch in der Truhe, Crazy hatte ihn von der Thorwalerin Lydia de Swillson geschenkt bekommen. Inhalt waren verschiedene Tees, Öle, Steine und Salben, die ihr das (Ehe-) Leben mit Kamikaze erleichtern sollten. Nunja, bald würde ihr Gemahl hier sein, dann würde sie testen können ob diese nützlichen Kleinigkeiten auch wirksam waren. Sie grinste und errötete leicht, als sie bemerkte dass Strigoi sie kritisch ansah.
Ein Tee namens Rahjalieb und Saturienbuschtee, soweit Crazy sich erinnerte, außerdem Yagannusöl, ein Mirbelstein, Talaschinsalbe, einige weitere Kräuter und vor allem eine sehr, sehr nützliche Liste ihrer Wirkungen.

In Gedanken versunken sortierte Crazy all die Mittelchen in ihr neues Regal ein.
Mit einem Fläschchen in der Hand machte sie am Bett, neben ihren Kindern halt und setzte sich vorsichtig neben ihre schlafenden Lieblinge.
Sie hätte niemals gedacht, dass sie Kinder haben würde... Und vor allem nicht mit einem Mann wie Kamikaze. Aber noch nie hatte Crazy eine so tiefe Liebe ergriffen, sie war vom ersten Moment an vollkommen wehrlos gewesen, ganz und gar dem ungewöhnlichen Charme und dem intelligenten Witz des Zwerges erlegen. Hätte sie von jedem, der sie gefragt hatte was eine so schöne Frau mit einem Zwergen anfangen wolle, einen Denarii bekommen, sie wäre eine noch reichere Frau. Entgegen dem allgemeinen Vorurteil war Kamikaze gar nicht so viel kleiner als sie, es konnte sich nur um Zentimeter handeln – und innere Größe hatte ihr eh schon immer mehr imponiert als schnöde Äußerlichkeiten. Bei diesen gedanken packte die sonst so starke Frau die kalte Sehnsucht. Eine so lange Zeit wollte sie nie wieder ohne ihren Liebsten verbringen, das schwor sie sich...


- Anonymous - 09.11.2004

Knurrend wich der Hund einige Schritte zurück, als der wuchtig geführte Axthieb aus dem Sprung vom Kutschendach nur knapp seine häßliche Schnauze verfehlte. Dann ging er auf den Zwerg los, sprang gegen ihn und warf ihn um, nach dessen Kehle schnappend. Doch Kamikaze hatte bereits im Fallen das rechte Bein angezogen, und trat nun, als er mit dem Rücken den Boden berührte, die Aufprallsschmerzen ignorierend, mit seinem Plattenstiefel in den Unterleib des mönströsen Tieres. Jaulend hüpfte dieser beiseite, und ehe er sich's versah, hatte ihm die höllisch scharfe Axt des Zwergs mit einem einhändig geführten Seitwärtshieb das linke Vorderbein auf der Hälfte abgetrennt. Des Standbeins beraubt, knickte das zottelige Etwas nach vorne ein und verkündete mit lautem Bellen und Jaulen seine Schmerzen. Kamikaze richtete sich halb auf, nahm Maß, was gar nicht so einfach war, da der schwer verwundete und blutende Wolfshund nun wie wild herumsprang, und spaltete mit einem beidhändigen Schlag dem Biest das Rückgrat, sprang dann auf die Füße und trennte zusätzlich den Kopf vom Rumpf, voraufhin der Körper noch einige Male zuckte, um dann das Leben endgültig auszuhauchen.

Daraufhin erlosch das rote Glühen in seinen Pupillen, und der Körper begann auf unerklärliche Weise zu schrumpfen, bis er die Größe eines normalen Hundes erreicht hatte. Mit grimmig verzerrtem Gesicht spuckte Kamikaze aus, und fuhr dann mit der linken Hand über eine Kratzwunde auf seiner Wange, knapp unter dem Auge. Sein Gesicht war sowieso gezeichnet von fast oder nicht gut verheilten Wunden und Narben, da würde diese gar nicht auffallen. Blut floss nur wenig, und insofern war es zu vernachlässigen. Der Zwerg stieg auf den Kutschbock auf, was ihm auch dank des Kutschers helfender Hand gelang, der ihm begeistert auf die Schulter klopfte, der gar nicht euphorisch genug den Sieg des Zwerges gegenüber dem dämonischen Hund verkünden konnte. Doch der Außenminister der Waldläufer hörte gar nicht richtig zu. Er sah nur, dass sich ein fingerlanger Riß in der grünen Schärpe befand, die schräg über seinem Kettenpanzer verlief.


"Spart euch eure Worte, Hanswurst. Wärt ihr ein Zwerg von Format oder wenigstens ein mutiger Mensch gewesen, hättet ihr genau dasselbe getan. Und jetzt tut das, wofür ihr entlohnt werdet, und zwar die Kutsche lenken. Seid froh, dass der Hund nicht die Pferde angegriffen hat! Ohne sie wären wir jetzt aufgeschmissen..."

Kamikaze stieg nun wieder aufs Dach und setzte sich neben seinem Seesack nieder, um das Blut von seiner Axtklinge abzuwischen. Dann steckte er sie in sein Gepäckstück, so dass die Klinge oben herausragte, und hielt sich an der Dachreling fest. Doch da ertönte eine aristokratisch klingende Stimme von unten, die den Zwerg mit gebildeten Worten bat, doch im Abteil Platz zu nehmen. Mißtrauisch wie immer lugte der ehemalige Slayer über die Dachkante hinweg nach unten, in das Fenster der Kutsche hinein, und sah dort nur den Beamten des Imperators, und seinen Secretarius. Beides dünne Gestalten, der Abgesandte jedoch, wie erähnt, merkwürdig bleich, und der Zwerg entschied, dass gegen eine bequemere Reiseart sicherlich nichts einzuwenden war. Er stieg herab, warf seinen Seesack auf die den beiden Römern gegenüberliegende gepolsterte Sitzbank, legte sich daneben und schlief ohne einen weiteren Kommentar sofort tief und fest ein. Er träumte von seiner Ehefrau...


- Anonymous - 05.12.2004

Ein leises Quäken, das vom Bett ausging, breitete sich im Raum aus. Das Geräusch wurde lauter und schriller, und Strigoi konnte nur knapp der Versuchung widerstehen, einzustimmen und laut zu heulen. Er blickte zu Crazys Schlafstätte und stellte fest, dass das Schreien von der kleinen Iya ausging, die anscheinend erwacht war – jedenfalls fuchtelte sie mit ihren kleinen Ärmchen durch die Luft und versuchte so lautstark sich Aufmerksamkeit zu verschaffen. Nun ließ es sich natürlich auch ihr Bruder Rogar nicht nehmen zu erwachen und in das „Lied“ mit einzustimmen.
Seufzend gab Crazy ihre sehnsüchtigen Gedanken auf und ging zu ihren ihre Stimme erprobenden Kindern herüber.
Iya hatte zuerst angefangen zu schreien, also war sie auch zuerst dran und kam als erste in den Genuß der „Fütterung“.
Leise summend legte Crazy das weiche und warme Kind an ihre Brust, die trotz des Stillens noch wohlgeformt war.
Damit Rogar Ruhe gab solange Iya trank streichelte sie ihm über das kleine Bäuchlein, was ihm zufriedene Gluckser entlockte. Diesen Trick hatte ihr die Amme verraten nachdem Crazy tagelang darüber geklagt hatte dass sie nicht beide Kinder zugleich stillen konnte.
Nun hatte sie wieder ein paar Minuten Ruhe. Diese Phasen, in denen die Kinder beide ruhig waren, genoss sie und sog sie in sich auf um in Zeiten des Stress auf diese Energiereserven zurückgreifen zu können.
Doch die Kinder verursachten nicht nur allerlei Ungemach, sie waren natürlich auch ein ewiger Pol der Ruhe, der Gelassenheit und neuer Sinn des Lebens für die frühere Gladiatorin. Natürlich suchte Crazy immer noch Abenteuer und war in dunkle Geschäfte verwickelt und auch ihre Risikofreude war nicht im Geringsten getrübt, aber seit der Geburt ihrer Kinder war sie um einiges bodenständiger und für ihre Mitmenschen erträglicher geworden.
Lächelnd musste Crazy an eine Typische Situation aus der zeit zurückdenken, in der sie noch in Rom gelebt und täglich ihr Leben in der Arena aufs Spiel gesetzt hatte.


***** Einige Jahre vorher *****

Es war ein schwüler Tag in der Stadt Rom, dem Mittelpunkt der zivilisierten Welt. Die Hitze drückte aufs Gemüt und schwächte den Körper, Männer und Frauen mit etwas mehr Körpermasse schwitzen in ihre Tuniken und der Kot und Urin aus den Gassen der Armenviertel stank zum Himmel – alles in allem war es ein mehr als unangenehmer Tag um sich mitten in der Stadt zu befinden. Vor allem auf den Forum Romanum um am Ufer des Tiber war es schrecklich, denn der Sumpf und das Abwasser der Stadt bildeten Dämpfe die, je nachdem von wo der Wind kam, geradezu Übelkeit erregten.
Trotzdem war das Forum überfüllt von einer Horde Menschen, die ihre Körperwärme und ihren Geruch zu all den anderen Störfaktoren der menschlichen Sinne noch dazu gaben. Der Hitze trotzend hatten sogar ein paar Lebensmittelhändler ihre Stände aufgebaut, aber Crazy war sich sicher dass sie an einem Tag wie heute keinen Fisch kaufen würde, ganz egal als wie frisch ihn der dunkelbärtige Mann anpries.
Kopfkratzend blieb sie vor einem überdachten Stand stehen, an dem Schmuck und Stoffe aller Art feil geboten wurden. Ohne sich die Waren genau anzusehen erkannte sie schnell an Hand der Preise, die die Verkäuferin schrie, dass es sich um wertlosen Ramsch handelte, wie fast alles was es hier zu kaufen gab. Die wirklich guten Dinge bekam man nur im Krieg. Crazy leckte sich über die Lippen. Krieg, das war ein schönes Wort. Noch hatte sie keinen erlebt, aber sie hatte gehört dass in naher Zukunft einige Feldzüge starten sollten – und dafür würde sie sogar ihren Job als erfolgreiche Gladiatorin an den Nagel hängen. Wieder kratze sie sich am Kopf. Sie hatte sich doch nicht etwa Flöhe oder ähnliches Getier eingefangen? Gut möglich war es ja, in ihrer derzeitigen Bleibe war sie auf alles vorbereitet. Seitdem ihre Eltern sie rausgeschmissen hatten lebte sie in einer Gladiatorenschule auf dem Hügel Esquilin. Als eine der wenigen Frauen gehörte sie der „Armee der schwarzen Engel“ an, eine angebliche Schule für Gladiatoren, wo jedoch in Wahrheit Rekruten für das Dunkle ausgebildet wurden, um irgendwann die Regierung Roms zu stürzen und sich als Rebellen an die Spitze der Macht zu stellen. Crazy war mit jugendlichem Elan und ganzem Herzen mit von der Partie. Das Spießbürgertum in der Stadt hatte sie noch nie begeistern können, und sie war jung und schnell Feuer und Flamme für eine Sache, die sich gut und gerecht anhörte.
In Gedanken schon wieder zurück in der Halle bei der abendlichen Mahlzeit mit ihrer neuen Familie, wie sie sie nannte, durchquerte Crazy das Forum zielsicher und näherte sich ihrem Lieblingsstand. Er gehörte einer alten Frau mit runzligem Gesicht und tief in die Stirn gezogener Kapuze, die für wenig Geld anbot, die Zukunft voraus zu sagen. Schon seit längerem war sie davon fasziniert gewesen, und da sie erst heute morgen ein Duell und damit auch etwas Geld gewonnen hatte, wollte sie sich heute den Spaß gönnen und einen Blick in ihre Zukunft wagen.
Bestimmten Schrittes ging sie auf den Stand zu, er war eigentlich nur ein Tisch, über den buntes Tuch gespannt war mit zwei Stühlen daran. An dem einen saß bereits die Wahrsagerin und auf dem anderen nahm Crazy Platz ohne zu zögern.

“Macht Euch nicht die Mühe mir Euren Namen zu nennen, werte Dame. Namen sind Schall und Rauch – zwar wird der Eure lange in der Luft zu sehen sein, länger und unerfreulicher als Ihr es Euch vielleicht wünscht – doch trotzdem wird er nichts bedeuten. Ihr werdet Ruhm und Reichtum haben, aber lange nicht die Macht die Ihr Euch wünscht, und wenn Ihr endlich da seit wo Ihr hinwollt, werdet Ihr nicht lange dort bleiben. Die Vergangenheit wird Euch einholen und überrollen wie eine Felslawine. Aber Ihr werdet auch Glück haben und Eure Liebe finden – sucht aber nicht danach! Und nun geht – und behaltet Euer Geld!“

Perplex und getroffen von den Worten der Wahrsagerin erhob sich Crazy und huschte so schnell sie konnte in die anonyme Menge zurück. Was die Frau da gesagt hatte gab ihr zu denken. Sagte sie das jedem, der vorbei kam? Aber wieso hatte sie dann kein Geld gefordert?
Sie versuchte die Gedanken abzuschütteln und lief vollkommen verwirrt wieder in die tobende Menge auf dem Forum - doch im Gegensatz zu vorher war ihr nun eiskalt.

***** ***** ***** ***** *****

Als die Sätze der Wahrsagerin Crazy wieder in Erinnerung gerufen wurden verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht. Es war viel Wasser den Tiber herabgeflossen, und sie hatte diese bedeutungsschweren Worte vergessen gehabt.
War die Lawine der Vergangenheit schon über sie hinweg gerollt, oder erwartete sie das noch?
Das war das einzige was ihr Sorgen machte, nach Macht strebte sie schon lange nicht mehr. Sie hatte genug davon gehabt und sie wusste dass viele Menschen auf ihre Ratschläge hörten und ihre Meinung achteten.
Und dass Kamikaze die Liebe ihres Lebens war, daran gab es keinen Zweifel...


- Anonymous - 13.12.2004

Crazy lag im hohen Gras auf einer Waldlichtung. Sie sah so - friedlich aus. Die junge Kriegerin, eigentlich ein Ausbund an Energie und stetiger Umtriebigkeit, lag einfach da und blickte unter halb geschlossenen Augenlidern zum Himmel empor. Kamikaze lag, halb aufgerichtet, neben ihr, und bedachte sie mit verliebten Blicken. Unvermittelt drehte sie den Kopf, sah ihm direkt in die Augen und fragte, so langsam und gesetzt, als ob sie die ganze Zeit darüber nachgedacht hätte und es eigentlich immer noch tun würde:
"Kam'kaz' Ardrad'g, was würdest du tun, wenn ich nicht mehr an deiner Seite stehen könnte, wie auch immer? Was würde mit dir geschehen?"
Verwirrt schüttelte Kamikaze den Kopf. Schon bei der Erwähnung seines Namens in seinem heimischen Dialekt hatte er leicht den Kopf eingezogen, denn dies bedeutete meist etwas unangenehmes. Doch mit dieser Frage konnte er nun gar nichts anfangen - immerhin waren sie beide hier, auf dieser Waldlichtung, im trockenen, hohen Gras, die Hände ineinander verschränkt, wollte sie weg von ihm? Nein, das konnte es nicht sein. Doch gerade als er sie fragen wollte, was sie damit gemeint hatte, rutschte der Boden unter ihm nach hinten, er fiel und polterte die nun schräg stehende Waldwiese hinunter, bis er schließlich gegen einen Baumstamm stieß und liegen blieb.

Er öffnete die Augen und sah einen gepflegten Lederstiefel, an den er wohl mit dem Kopf gestoßen war. Kopfschüttelnd richtete er den Oberkörper auf, und realisierte, dass er im Schlaf von der Bank in der Kabine der Kutsche gefallen war, da diese gehalten hatte. Er sah hoch - hatten sie ihr Ziel erreicht? Zumindest war es recht düster draußen. Da ertönte auch schon die Stimme des Kutschers:


"Reisende ins Kloster Monasterium Noctis hier aussteigen!"

Kamikaze stand ganz auf, salutierte dem Beamten Roms scherzhaft mit der rechten Hand zum Abschied, und öffnete die Kutschentür. Dann griff er hinter sich, und nahm seinen Seesack, aus dem die Axtklinge hervorschaute, und sprang aus dem Fuhrwerk. Die Tür knallte zu, und die Pferde zogen an. Rasselnd kam die Kutsche wieder in Gang und Kamikaze blitckte sich mit großen Augen um - so etwas hatte er noch nie gesehen. Seine an Dunkelheit gewöhnten Augen fanden sich schnell zurecht, aber von der Stelle gewichen war er immer noch nicht...


- Anonymous - 16.12.2004

Rogar lag friedlich nuckelnd und saugend an ihrer Brust und Iya war sogar schon wieder in tiefem Schlummer versunken, als es penetrant laut an der Tür zu Crazys Gemach pochte.
Mit einen tiefen Seufzen bat die Stillende den späten Besucher herein, und von ihrem gereizten Tonfall eingeschüchtert betrat einer der jungen Novizen des Klosters den Raum.

“Hohe Sacrataria?“ fragte er zaghaft. “Entschuldigt die Störung, aber...ich habe so eben vor dem Klosterportal einen Reisenden entdeckt. Er steht immer noch dort draußen...“

Crazy schnaufte und strich vorsichtig eine Locke aus Rogars kleinem Gesicht. “Dann frag ihn doch einfach was er will, und wenn dir der Grund seines Besuches nicht passt, sperr ihn in ein Verlies, bei Jupiter! Aber pass auf dass Bubu noch ein paar besonders nasse und kalte für seine Spielchen übrig hat.“

“Nun ja...“ gab der Novize piepsend von sich.“Ich glaube...diesen Reisenden wollt ihr selbst begrüßen...“

Ungläubig starrte sie ihn an. “Kamikaze?“ Dieses eine Wort reichte. Der Novize nickte und trat wohlweislich von der Tür weg, denn im selben Moment drückte ihm Crazy Rogar in die Arme. Dass sie halb entblößt war störte sie kaum, sie schloss ihre Tunika im Laufen und stürzte so schnell sie konnte aus dem Zimmer in den langen, düsteren Flur.
Sie kannte die Räumlichkeiten des Klosters im Schlaf, schließlich war sie oft genug im stockdunklen durch die Labyrinthartigen Gänge gegangen, nun jedoch schien es, als hätte sie einen genauen Plan des Grundrisses im Kopf, denn sie fand Wege als hinge ihr Leben davon ab.
Kamikaze war da, endlich! Crazy konnte es kaum glauben, welch Wunder! Und so schnell noch dazu...! Sie war so gespannt wie er aussehen würde. Ob er sich sehr verändert hatte? Nun, älter würde er wohl kaum aussehen, also war es fast auszuschließen dass er großartig anders aussah als an dem Tag an dem sie sich das letzte Mal sahen.
Was würde er sagen? Er hatte nicht einmal von ihrer Schwangerschaft gewusst, und sie hatte zwar nach der Geburt wieder fast ihr altes Gewicht erreicht – aber eben nur fast. Außerdem war ihre Haut durch die ewige Nacht an diesem Ort weiß geworden wie die eines Vampirs. Ihr Mann war es gewohnt dass sie braun war von der Sonne die über dem Kolosseum brannte und dass sich ihre Muskeln unter der Haut spannten. Egal, sie wusste dass er sie liebte, egal ob sie nun ein paar Pfund mehr wog, und er würde sich freuen wenn er ihre wirklich überaus gut gelungenen Kinder sehen würde.
Sie konnte es kaum erwarten, und die Tür nach draußen war nicht mehr fern.
Wenige Meter entfernt sah Crazy die Fackel, die das Tor erhellte und sie hörte den Pförtner, der an die Wand gelehnt schlief, unüberhörbar schnarchen.
Nur noch wenige Schritte, dann würde es soweit sein.
Sie schluckte, atmete noch einmal tief durch und öffnete das Tor mit einem kraftvollen Ruck.

Ihre Augen waren das Dunkle gewöhnt, denn in den Gängen war es nicht heller als hier... Und dort stand er.
Er stand einfach da und sah das Klosterportal an. Sein Seesack lag neben ihm und in einiger Entfernung konnte Crazy eine Kutsche rattern hören, als sie plötzlich etwas Weiches an ihrem Bein spürte.
Sie wandte den Blick von ihrem Gatten ab, der sie noch nicht entdeckt hatte, und sah an sich herab. Es war Strigoi, der nach ihr aus ihrem Zimmer gehuscht und ihr den Weg bis hierher hinterhergerannt war. Der Zwerg war auch sein Herrchen, und außerdem mochte er bewegende Szenen wie diese wohl eine werden würde.
Theatralisch hob der weiße Wolf seinen Kopf und sang, wie er es noch nie getan hatte. Für Crazy und Kamikaze, dessen Blick nun langsam zur Tür schwenkte, klang es nur wie ein Jaulen und Heulen, doch in der Sprache der Wölfe war es ein Lied das so alt war wie die Welt – und es handelte vom Wichtigsten was man im Leben besitzen konnte: der Liebe.

Doch nun hatte Kamikaze seine Frau entdeckt. Ungläubig starrte er sie an, unfähig sich zu bewegen.
Doch Crazy fühlte sich nicht nach still stehen. Sie lief los, nahm zwei Stufen auf einmal auf dem Weg nach unten und breitete die Arme aus während sie ihrem Mann immer näher kam, bis sie sich schließlich an seinen Hals warf und in seinen Armen lag.