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Das Portal - die Rückkehr
Anonymous

Gast

 
Beitrag #45
 
Narren, wenn es nach Tun'Arfis ginge, konnten sie sich alle doppelt und dreifach zum Teufel scheren. Es war ihm nur allzu Recht, dass sie sich zu den beiden anderen gesellt hatten. Von ihm aus konnten sie gar nicht genug Abstand zu dem ihm gewinnen.
Und dieser blonde Dorftrottel behandelte ihn wie ein seniles Väterchen, das sich vor Angst fast in die Hose machte. Wahrscheinlich wusste er nicht einmal, was ein Schamane überhaupt war.

Doch jetzt war absolut nicht die Zeit um sich unnötig zu ärgern. Offenbar hatte man ihm die Aufgabe überlassen, nach Überlebenden zu suchen und das würde er verdammt noch einmal tun. Die Information des blonden Torfkopps, dass dieses Gemetzel offenbar niemand überlebt hatte, bereitete ihm allerdings erhebliche Sorgen. Der Alte warf einen flüchtigen Blick auf den Burghof und fühlte sich in seinen Befürchtungen bestätigt. Dieses Gemetzel konnte absolut niemand überlebt haben.
Von nahem wirkte die ganze Szenerie noch weitaus hoffnungsloser. Berge von toten Körpern türmten sich vor seinen Augen auf, der ganze Hof war mit Leichen jedes Standes, Alters und Geschlechts übersäht. Was in aller Welt war zu so einem Blutbad fähig? Zudem gab es außer den Verteidigern keinerlei andere Leichen. Bei Lichte betrachtet gab es sogar rein nichts, was auch nur irgendwie auf die Herkunft der Angreifer hingewiesen hätte.
Verzweifelt setzte sich der Schamane, der sich mittlerweile mit der Erkenntnis abgefunden hatte, dass er hier niemandem mehr würde helfen können, auf den Boden und ging in Gedanken alle ihm bekannten Rassen durch.
Orks oder ähnliche Wesen konnten es niemals gewesen sein, denn dafür war der viel Angriff zu präzise geführt worden. Drachen waren ebenso ausgeschlossen, denn es gab keinerlei verkohlte Leichen. Außerdem wäre bei einem wirklichen Drachenangriff von der Burg und ihren Bewohnern noch weitaus weniger als das hier übrig geblieben. Vielleicht einfach nur Menschen? Nein, denn dann hätten sie auch ein paar deren Leichen gefunden, so großartige Kämpfer waren sie nun auch wieder nicht. Außerdem konnte kein Mensch ohne Belagerungswaffen ganze Mauern einreissen.

Der Alte blätterte ohne eine nennenswerte Erkenntnis durch den ganzen Katalog der ihm bekannten Rassen, als plötzlich ein leises Röcheln an sein Ohr drang. Erschrocken sprang er auf die Beine und wirbelte herum. Vor seinen Augen türmte sich ein riesiger Geröllhaufen auf, der wohl einmal ein gut befestigter Turm gewesen war. Hier hatten die Belagerer besonders gewütet, von dem einstigen Gebäude war jedenfalls nichts mehr übrig. Wie konnte ausgerechnet hier jemand überlebt haben? Wieder dieses schwache Röcheln.
Tun'Arfis' Herzschlag beschleunigte sich. Er hatte keine Zeit zu verlieren, es galt ein Leben zu retten. Wenn ihm jemand erzählen konnte, was hier geschehen war, war das für ihn und seine "Gefährten" von unschätzbaren Wert.

Er stürzte zum Steinhaufen und spähte durch eine kleine Lücke. Im Dunkeln konnte er eine kleine, zitternde Gestalt erkennen, die in einer fremden Sprache wirr vor sich hin murmelte. Offenbar hatten die herabstürzenden Balken sich ineinander verkeilt und so etwas wie einen schützenden Hohlraum gebildet. Der Alte legte die Stirn in Falten. Bei Lichte betrachtet war das ein unglaublicher Zufal,l völlig unmöglich, wie viel Glück brauchte man eigentlich um so etwas zu überstehen? Erst jetzt bemerkte er, dass der ganze Hohlraum mit einem schwachen, blauen Leuchten erfüllt war. Was bei den Göttern war das? Magie?
Laut fluchend räumte Tun'Arfis einige der kleineren Steine beiseite und schaffte eine schmale Öffnung. Als er aber versuchte, hineinzukriechen blieb er fast mit seinen Schultern stecken und musste zwangsläufig zurückrobben. Langsam geriet der Schamane in Panik. Wie konnte er hier helfen, wenn er nicht einmal zu dem Opfer hineinkam?
Verzweifelt packte er ihn an den Füßen und zog ihn so vorsichtig wie möglich nach draussen, bedacht darauf, ihn nicht noch weiter unnötig zu verletzen. Es klappte!
Im selben Momente als der Alte den Kopf aus der Öffnung zog, erlosch das seltsame Leuchten im Hohlraum. Mit einem lauten Krachen der überlasteten Balken stürzte der Geröllhaufen in sich zusammen. Also steckte hier doch Magie dahinter. An dem Mann war etwas ganz besonderes.
Mit ungläubigen Augen wandte der Schamane sich ab und untersuchte den laut stammelnden Verwundeten. Soweit er es sagen konnte, hatte er keinerlei Wunden davon getragen, dafür aber bereitete ihm die milchige Leere der Augen viel mehr Sorgen. Er schnippte direkt vor seiner Nase einmal mit den Fingern, doch reagierte der in keinster Weise darauf. Es war, als würde er nicht einmal wissen, dass er nicht mehr alleine war. Was um alles in der Welt hatte man ihm angetan?
Es war wie Tun'Arfis ein alter Mann mit markanten Gesichtszügen. Ausser dem leichten Ansatz über den Ohren besaß er keinerlei Haare mehr. Eingehüllt in eine staubbeschmutzte, tiefblaue Robe haftete ihm etwas Ungreifbares an, als wäre er von sehr hohem Stand. Ein Priester oder ein Gelehrter vielleicht?
Erst jetzt bemerkte Tun'Arfis das, kleine, schwarze Buch, an dass sich der Alte wie besessen klammerte. Er versuchte es ihm aus dem Griff zu ringen, doch ohne Erfolg.

Der Alte wollte gerade aufstehen und die anderen benachrichtigen, als der Mann auf einmal gellend aufschrie und sich wie ein Irrer auf dem Boden wand. Panisch starrten die leeren Augen, auf etwas hinter dem Rücken des Schamanen. Ein eisiger Schauder lief Tun'Arfis den Rücken hinab.Da war etwas.
Als er erschrocken herumfuhr und in die Augen der Gestalt, die auf den Überresten des Ostwalles stand, blickte, gefror ihm das Blut in den Adern. Mit einem Schlag waren alle seine Fragen beantwortet, er wusste, wer zu solch einem sinnlosen Schlachtfest fähig war.

Die Gestalt war gänzlich in einen schwarzen Umhang gehüllt, der im Tageslicht schwach bläulich schimmerte. Sie war von großer, aber überraschend schmaler, fast zarter Statur. Die rechte Hand hielt einen langen Bogen, die Linke war unter dem Mantel verborgen. Unter der dunklen Kapuze wallte schneeweißes, silbernes Haar hervor, dass ein ovales Gesicht umspielte. Die Gesichtszüge waren fein, die Haut hatte eine eisige, blassgraue Farbe. Etwas dunkler waren die mandelförmigen Augen und die sanft geschwungenen Lippen. Alles an dieser Person hätten an einen Elben erinnert, wenn die scheinbar perfekte Schönheit nicht unter einer schrecklichen Entstellung gelitten hätte: An Stelle der Nase klaffte eine dunkle, schwarze Nasenöffnung, wie bei einem Totenschädel, ein Makel, den alle Geschöpfe dieser Rasse hatten.
In der menschlichen Sprache hießen sie Dunkelelben oder Drow, doch ihre einstigen Brüder und Schwestern hatten ihnen vor langer Zeit einen ganz anderen Namen gegeben: raegdan, die Verräter.
Es sollen grausame Krieger gewesen sein, die bei der Wahl ihrer Opfer keinerlei Unterschiede machten. Große und ebenso wahnsinnige Hexenmeister fanden sich in ihren Reihen die ihre Heere von Sieg zu Sieg führten. Wie eine blutige Sense mähten sie die Völker von einst nieder, lange bevor es ein Rom gab, bis man sie in einem großem Zusammenschluss der Menschen bis auf den letzten Mann vernichtete. Von dem Tage an, war die Welt von dieser Geißel befreit. Doch offenbar hatten Einige dieser Rasse den Weg nach Askareel gefunden und sich dort niedergelassen.
Der Alte mochte sich nicht im Entferntesten ausmalen, wozu ein Heer der raegdans fähig war. Gegen was für einen Gegner hatte man ihn und seine Gefährten da geschickt?

Der Elb blickte sie immer noch rührungslos an. Dann fielen seine eiskalten Augen auf das Buch. Mit schreckensgeweiteten Augen sah Tun'Arfis, wie er nach seinen Bogen griff, hinter seinen Rücken langte, einen schwarzen, feingearbeiteten Pfeil auf die Sehne legte und spannte.
Der alte Mann neben dem Schamanen schrie panisch auf und drückte das Buch noch fester an sich. Tun'Arfis fuhr herum und wollte ihn zur Seite stoßen, als auch schon etwas an seiner Schulter vorbeischoss, sich durch das Buch bohrte und es an die Brust des verwundeten Alten nagelte. Mit einem erstickten Röcheln kippte sein Kopf zur Seite, er war tot.
Entsetzt starrte der Schamane wieder zu dem raegdan, der mittlerweile einen zweiten Pfeil auf die Sehne gelegt hatte und diesmal zielte.
Auge in Auge mit dem unausweichlichen Tod richteten sich Tun'Arfis letzte Gedanken an dieses dreimal verfluchte, blaue Weibsbild, dass ihn in ein Plumpsklo gezogen hatte.
21.06.2004, 17:16


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Das Portal - die Rückkehr - von Triple_X - 05.03.2004, 11:40
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