Crazy genoss es, dass nun einfach mal Ruhe herrschte. Seit der Geburt der Kinder hatte sie kaum eine ruhige Minute verbracht, sie war gespannt darauf wie der – doch nicht mehr ganz so junge – Vater auf den Nachwuchs und das nächtliche Geschrei reagieren würde. Allerdings waren ihre Babys wirklich herzallerliebst, die kleinen Füßchen, Händchen und Gesichter würden auch dem alten Zwergen sofort das Herz stehlen und Crazy war sich sicher dass ihr Mann ein guter Vater sein würde, wenn er die Gelegenheit bekäme. Allerdings war sie auch sehr gespannt darauf, wie ihre Kinder (vor allem ihre Tochter) als Erwachsene aussehen würden. Sie hatte noch nie zuvor etwas von einer Mischung aus Mensch und Zwerg gehört und sie hoffte dass die Zwillinge die positiven Eigenschaften beider Rassen in die Wiege gelegt bekamen – noch ließ sich dazu nichts eindeutiges sagen, außer dass sie recht laute Organe hatten. Aber im Moment schliefen sie zum Glück friedlich und sogar Strigoi traute sich an sie heran... Der Wolf schnüffelte an den nach Puder duftenden, frisch gewickelten Säuglingen und verzog leicht die Nase. Für seinen Geschmack hatten diese Jungen nicht genügend Geruch an sich, um sie in der Wildnis wieder zu finden. Tarnfarbe hatten sie auch nicht, und überhaupt, zwei waren ja viel zu wenig um die Art zu erhalten... Aber es waren die Jungen seiner Herrin, und er konnte verstehen dass diese nicht noch mehr quäkende Kinder um sich haben wollte – Strigoi freute sich nicht gerade darauf eine Kostprobe des Erwachens durch lautes Schreien zu bekommen. Die Nachkommen seiner eigenen Art bissen vielleicht manchmal, aber sie waren wenigstens still...
Während der Wolf so in Gedanken versunken neben den Kindern stand, hatte sich Crazy schon wieder der Truhe zugewandt, die noch nicht vollends leer war. Sie wusste nicht wie lange Kamikaze noch auf sich warten lassen würde, also wollte sie sich die Zeit weiterhin mit der Einrichtung der Kammer und dem Versinken in Erinnerungen vertreiben. Es waren immer noch genügend Hochzeitsgeschenke übrig um sie Tagelang zu beschäftigen.
Ein Korb befand sich noch in der Truhe, Crazy hatte ihn von der Thorwalerin Lydia de Swillson geschenkt bekommen. Inhalt waren verschiedene Tees, Öle, Steine und Salben, die ihr das (Ehe-) Leben mit Kamikaze erleichtern sollten. Nunja, bald würde ihr Gemahl hier sein, dann würde sie testen können ob diese nützlichen Kleinigkeiten auch wirksam waren. Sie grinste und errötete leicht, als sie bemerkte dass Strigoi sie kritisch ansah.
Ein Tee namens Rahjalieb und Saturienbuschtee, soweit Crazy sich erinnerte, außerdem Yagannusöl, ein Mirbelstein, Talaschinsalbe, einige weitere Kräuter und vor allem eine sehr, sehr nützliche Liste ihrer Wirkungen.
In Gedanken versunken sortierte Crazy all die Mittelchen in ihr neues Regal ein.
Mit einem Fläschchen in der Hand machte sie am Bett, neben ihren Kindern halt und setzte sich vorsichtig neben ihre schlafenden Lieblinge.
Sie hätte niemals gedacht, dass sie Kinder haben würde... Und vor allem nicht mit einem Mann wie Kamikaze. Aber noch nie hatte Crazy eine so tiefe Liebe ergriffen, sie war vom ersten Moment an vollkommen wehrlos gewesen, ganz und gar dem ungewöhnlichen Charme und dem intelligenten Witz des Zwerges erlegen. Hätte sie von jedem, der sie gefragt hatte was eine so schöne Frau mit einem Zwergen anfangen wolle, einen Denarii bekommen, sie wäre eine noch reichere Frau. Entgegen dem allgemeinen Vorurteil war Kamikaze gar nicht so viel kleiner als sie, es konnte sich nur um Zentimeter handeln – und innere Größe hatte ihr eh schon immer mehr imponiert als schnöde Äußerlichkeiten. Bei diesen gedanken packte die sonst so starke Frau die kalte Sehnsucht. Eine so lange Zeit wollte sie nie wieder ohne ihren Liebsten verbringen, das schwor sie sich...
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