Das Badehaus hinter sich lassen,d schlenderte Babe durch die leere Siedlung. Ungewohnte Stille herrschte in ihr, allein ihre Füße durchbrachen sie manchmal. Selbst der Wind, der wie üblich um die Häuser strich konnte der Otta kein Leben mehr einhauchen.
Die verschiedenen Langhäuser und Bewohnungen hinter sich lassend, ging sie auf den ausgetretenen Pfaden zu dem Haus, dass sie neben dem Stall am meisten besucht hatte: der Taverne der Thorwaler.
Trotz der einsamen Situation stieg ein leichtes Schmunzeln in der Kriegerin auf, als sie an die vielen Besucher in der Taverne dachte. Zwerge, Thorwaler, zänkische Weiber, Krieger, Kriegerinnen und einsame Ritter – es gab wohl keine Spezies, die die Taverne nicht gesehen hatte. Liter von Bier und Met waren in ihre geflossen, Wetttrinken in ihr veranstaltet und so mancher Entschluss besiegelt worden. Unzählige Stühle waren in ihr zerbrochen, einige Krüge an der Wand geworfen worden. Sie wusste, dass viele Spuren von dem lebhaften Treiben zeugten, so als wollten sie allein dafür Sorge tragen, dass die Hochzeit der Thorwaler nicht vergessen wurde.
Babe musste über den Weg zur Taverne nicht nachdenken, sie kannte ihn so gut, dass sie ihn selbst im Dunkeln finden würde. Sie selbst war mehr als einmal zum Stall zurückgewankt, froh darum, dass ihre Füße sie noch trugen und mit höchstem Respekt vor der schmalen Leiter, die zu ihrem Bett, dem Heu führte.
Wie Lydias Behausung, so hatte sich auch bei der Taverne jemand die Mühe gemacht, sie zu verschließen. Zwar wusste sie nicht, wer der letzte Wirt gewesen war – Baddog womöglich – aber derjenige hatte die Tür mit Brettern vernagelt.
Bedauern stieg in der Kriegerin auf, bis sie sich an die Tür an der Rückwärtigen Front erinnerte. Sie ging deshalb um das Haus herum und fand zu ihrer Erleichterung die kleine Türe, nur von alten Fässern und Kisten verstellt vor.
Es nahm einige Zeit in Anspruch, die Türe freizuräumen, schließlich hatte sich jemand Mühe gemacht, sie zu verstellen. Aber dann trat sie doch durch die Tür, durch die die Fässer gerollt worden war, in die Taverne und sah sich um.
Kühle und Dunkelheit erwartete sie. Der kleine Raum, in dem sie sich befand, hatte einen Lehmboden und obwohl er leer war, hing immer noch die Mischug von Wein, Bier und Met im Raum. Es war, als hätten sich die Wände mit dem Geruch vollgesogen.
Nachdem sie ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, durchquerte sie den nur wenige Schritte messenden Raum und öffnete die zur eigentlichen Taverne. Auch dort war es dunkel und kühl und Babe beherrschte sich, eines der Fenster zu öffnen, um frische Luft hereinzulassen. Statt dessen nahm sie einen Stuhl beiseite, setzte sich darauf und schloss die Augen.
Es dauerte nicht lange und sie konnte sich all die Stimmen ins Gedächtnis rufen, die sie in diesem Raum gehört hatte. Ein trauriger Zug legte sich um ihre Lippen, als sie zu den Stimmen die Besitzer vor sich auferstehen ließ.
Sie riss sich schließlich von ihren inneren Bildern los, stand auf und ging dorthin, wo schon viele Liter Bier gezapft worden sind – hinter den Tresen. Wie auch im Lagerraum lagen noch die Ausdünstungen des Alkohols in der Luft. Runde Flecken auf dem Holz zeugten von vielen, vielen Krügen, die über die Tresen gewandert sind, sowie von bereits unsicheren Händen, die sie in die Hand genommen hatten.
Eine Zeitlang blieb die Kriegerin in der leeren Taverne stehen, sah sich um, dachte an diverse Tavernenbesuche, lauschte den Stimmen nach und nickte schließlich. Von diesem Ort hatte sie Abschied genommen, nun kam der nächste.
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