Aufspringen und zu ihrem Bat`leth greifen war eine Bewegung, die so fließend geschah, dass man ihr die jahrelange Übung ansah. Trotzdem stand der Kriegerin der Schrecken im Gesicht, als wäre nicht nur ein Bär, sondern gleich eine Horde wilder und halbnackter Barbaren durchs Gebüsch gesprungen. Der Bär schien auf diese Bewegung nur gewartet zu haben , er brummte noch einmal auf und schritt trotz des Lagerfeuers durch das Unterholz auf sie zu.
Die Kriegerin sah aus dem Augenwinkel heraus, wie Compatre seine Axt zog. Ohne, dass sie wusste, ob auch Rouvena ein Schwert bei sich trug, sprang sie auf dem Bären entgegen, ihr Bat`leth mit den Spitzen nach vorne haltend.
„Von drei Seiten!“ rief sie ihren Mitreisenden zu. „Treibt ihn zurück!“
Das Tier zeigte sich wenig beeindruckt – es ließ ein bedrohliches Brummen hören und präsentierte anschließend seine Zähne. Mit einer Tatze angelte es erst nach Rouvena, und als diese sich darunter bückte, nach Compatre. Auch dieser wehrte den Angriff des Bären ab, verletzte ihn dabei mit seiner Axt am Bein, worauf dieser nun vollends zu ihm herum fuhr. Einen Warnruf ausstoßend, versuchte Babe hinter den Bären zu kommen, um so seinen Klauen zu entgehen. Einem wilden Tier gegenüber musste man sich nicht ehrenvoll benehmen, erst recht nicht, wenn es offensichtlich auf das Leben des Menschen abgesehen hatte.
Die Kriegerin zog ihr Bat`leth durch und traf den Bären am Rücken. Eine Bewegung zu ihrer Linken ließ sie hastig zu Rouvena blicken, wandte sich dann aber wieder dem Bären zu, der sich nun zu ihr umdrehte. Compatre musste ihn ebenfalls getroffen haben, denn Blut rann ihm aus dem Maul und tropfte auf sie, als er sich wieder aufrichtete, um sie mit der Tatze zu schlagen. Wieder wich Babe zurück, hoffte dabei, dass Compatre einen Schlag gegen das Tier führte und so Rouvena schützte: Die zierliche, junge Frau hatte nur einen Dolch dabei.
„Verdammt...“ Babe fluchte leise. Der Wald, der sie zuerst geschützt hatte, war ihr nun im Weg. Die Büsche hinderte sie daran, ihr Bat`leth richtig zu führen und überall drohten Wurzeln, über die man stolpern konnte. Das Lagerfeuer bildete eine zusätzliche Gefahr, denn die Flammen züngelten nach dem Holz außerhalb des Steinringes.
Ein Schlag gegen ihr Bat`leth ließ sie im nächsten Moment nach hinten taumeln. Spitze Nadeln einer ausladenden Tanne streiften ihre Wange. Bruchteile von Sekunden stieg ihr deshalb der Geruch der Tanne in die Nase, bevor sie wieder auf den Bären zusprang, der nun auf Rouvena zutapste.
Compatre dagegen schwang seine Axt, führte einen gewaltigen Schlag von unten gegen den Hinterlauf des Tieres und brachte ihn so dazu, von Rouvena abzulassen. Wütendes Brummen erklang, der Bär drehte sich einmal um sich selbst und warf sich dann auf Compatre, der von einer Sekunde auf die nächste komplett unter dem Bären verschwand.
Ein zweistimmiger Aufschrei gellte durch den Wald, als die beiden Frauen zusehen mussten, wie der Bär unter sich langte, Compatre mit seiner Tatze ergriff und ihn wie einen Fisch an den nächsten Baum warf.
Auch der Nordmann schrie. Sein Schmerzensschrei mischte sich mit dem Krachen von Ästen und einem dumpfen Aufprall auf dem Boden.
Rouvena reagierte als erste. Mit dem Dolch in der Hand machte sie einen Satz auf den Bären zu und rammte ihm ihr Messer in die Seite. Wieder fluchte Babe, ließ aber gleichzeitig ihr Bat`leth fallen, da es ihr mit Rouvean in der Nähe nicht viel nützte und bückte sich statt dessen nach Compatres Axt. Blut klebte an der Schneide und rann den Holm hinab, was sie aber nicht hinderte, Rouvena zur Hilfe zu eilen und die Axt in den gewaltigen Nacken des Bären zu treiben.
Das Tier schwankte. Langsam drehte er sich zu ihnen um und blickte sie an. Seine Augen zeigten den Ausdruck von tiefem Hass, bevor der Blick plötzlich brach und er sich mit einem letzten, weinerlichen Brummen fallen ließ.
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