Beitrag #3
Der Bauer hatte schon immer mal davon geträumt, auf einem Streitwagen stehend sich im weiten Rund der Arena zu präsentieren, wobei er niemals ernsthaft erwogen hatte, diesen Traum jemals Realität werden zu lassen. Da allerdings sein Leichtsinn voreilig dem Biest namens asil versprochen hatte, sich zu einem Duell in der Arena zu stellen, hatte eine zündende Idee seinem Kleinhirne empfohlen, sich einen Streitwagen zu organisieren- auf diesem stehend, während zwei edle Rösser davor gespannt durch die Arena galoppierten, würden ganz gewiss zwischen ihm und asil einen Sicherheitsabstand legen können, der seinen Ängsten sehr entgegenkommen würde...
Bei der Verwirklichung von Träumen in die Realität galt es natürlich, kleinere Abstriche hinzunehmen- statt zweier edler Pferde hatte er seinen Maulesel vor den Streitwagen spannen müssen. Der konnte es im Temperament allerdings locker mit einem Dutzend Streitrösser aufnehmen und liess sich nicht lange bitten, dies auch äusserst erfolgreich zu demonstrieren. Bevor der Bauer überhaupt dem Esel die Anweisung geben konnte, sich in Bewegung zu setzen, preschte dieser los- ohne die verzweifelten Schreie des Bauern zu beachten, der auf dem Streitwagen hinter dem Esel feststellte, dass sein Gleichgewicht nicht mit des Esels Tempo mithalten konnte...
Die Eindrücke auf der äusserst schnellen Reise waren sicherlich beeindruckend, nur huschten diese nach des Bauern Geschmack erheblich zu schnell an seiner Auffassungsgabe vorbei. Dem Maulesel gelang es ausserdem, beim triumphalen Einritt in die Katakomben des Kolloseums den Streitwagen zu Kleinholz zu verarbeiten, indem er diesen am Torbogen zerschmetterte- befreit von dessen Last, konnte er noch an Tempo zulegen, ohne den nun an den Zügeln hinter ihm sich festklammernden schreienden Bauern auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen...
Der Einritt des Maulesels mit Bauernanhängsel, das der Esel hinter sich herschleifte, war zumindestens aus Sicht des Esels ein wahrer Triumph- wobei dieser bei Anblick des Biestes zu einem äusserst blitzschnellen Halt kam, woraufhin der traumtanzende Bauer weiter auf dem Hosenboden schlitterte und vor asils Füssen sitzenblieb. Aus Sicht des Esels weilte der Bauer nun zwischen ihm und dem Biest- und das war aus Eselssicht nur vorteilhaft...
Der Bauer erhob sich mit flammend geröteteten Gesicht und blinzelte verlegen in die Runde, während er lodernde Flammen auf seiner arg zerschrammten Lederkleidung auszuklopfen versuchte- nicht, dass dort Flammen zu sehen wären, aber es fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen...
Seine blinzelnden Blicke wanderten zur Empore der Schiedsrichter- mit Marco Lunas als einem Veteranen der Arena hatte er dort ja gerechnet, der Anblick von TheUnforgiven überraschte ihn allerdings erheblich, und er fragte sich, ob dieser eher den Aspekt von Rosenduft oder den der Dornen in seinen Launen offenbaren würde. Der Anblick der dritten Richterin liess den Bauern aber schlucken- sie führte jetzt einen anderen Namen, aber er bedauerte schon jetzt, dass er jemals auch nur an Seidenkleider in Zusammenhang mit Babe gedacht hatte... das war eine Richterin, die mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen würde, wie das Biest den Bauern zu Kartoffelbrei zu verarbeiten gedachte...
Seine Blicke wanderten weiter zu asil, und sahen eigentlich nichts ausser der Waffe, die diese locker in den Händen hielt- und deren metallischer Klang beim leichten Aufeinanderprallen der Kugeln darauf hinwies, dass kartoffelsackähnliche Bauern mehr oder weniger- oder mehr- von dieser ohne grosse Mühen im weiten Rund der Arena verteilt werden könnten...
Hastig griff der Bauer in seinen Rucksack, fischte einen leckeren Speck heraus- um diesen in den weiten Rund der Arena zu drapieren. Mit geschickten Händen- wenn diese auch durchaus zitterten- verband er den Speck mittels einer einzigartigen Seilkonstruktion mit einem aus Holz geschnitzten Käfig, der ganz sicher herunterfallen würde, sollte jemand versuchen, nach dem Speck zu greifen...
Nach Vollendung seines Werkes griff der Bauer nach einer Münze, die an einem kleinen Seil befestigt war- eine silberne Münze, die das Sonnenlicht reflektierte- und mit Blick auf asil pendelte er diese Münze in der Luft schwingend hin und her... her und hin... hin und her... Mit leiser montononer Stimme murmelte der Bauer vor sich hin...
"Konzentriere Dich auf diese Münze... Deine Augenlider werden schwer... immer schwerer... Deine Arme werden bleiern... schwer... schwerer... Du kannst diese schwere Waffe nicht mehr halten... lass diese fallen... lass Dich fallen... liebe asil, liebstes asil- Mäuschen... Du bist eine Maus... quieke ein wenig nach rechts, dann ein wenig nach links... ob das Quieken kurz oder lang ist, sei unbedeutend... lang ist genauso kurz wie lang lang oder kurz ist..."
Der Bauer hatte zwar schon mal davon gehört, dass man mit Speck Mäuse fangen könnte, war sich aber nicht gänzlich sicher, ob das Pendel als seine Waffe ausreichen könnte, das Biest in ein Mäusebiest zu verwandeln, das bereitwillig in die Falle tappen würde. Aber zumindestens hatte er das Duell ungewohnt blitzschnell eröffnet... für seine Verhältnisse...
|