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Das Portal - die Rückkehr
Anonymous

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Beitrag #14
 
Kälte. Ein Meer aus unzähligen Farben erstreckte sich vor ihm, wurde verzerrt und krümmte sich noch im selben Augenblick. Plötzlich tauchte ein dunkler Fleck in dem Lichtozean auf, breitete sich aus und verschlang alle anderen Farben. Dunkelheit umgab ihn von einem Augenblick zum nächsten. Kalte, unendliche Dunkelheit. Kein einfaches Schwarz, sondern ein undefinierbares Dunkel, dass sich nicht nur auf seine optischen Sinne beschränkte. Kalte (dunkle?) Tentakeln griffen nach ihm, bohrten sich langsam, aber konstant bis in sein Herz vor. Ein Brüllen erklang in der Stille, und erst nach einer Ewigkeit erkannte er, dass es sein Schrei war. Eine vergessen geglaubte Furcht grub sich durch seine Eingeweide, lähmte seinen Verstand und ließ ihn wie ein Kind wimmernd zu Boden gehen...

Kjaskar fiel vornüber zu Boden. Noch immer hatte er das Gefühl, dass eiskalte Klauen sein Herz umklammert hielten. Schaudernd jagten seine Gedanken dem gerade Erlebten nach. Er hatte den Schritt durch das Portal anders in Erinnerung behalten. Hatte ihn das blaue Tor strafen wollen? Oder hatte ihn etwa ganz anderes in etwas gelockt, dass nur so aussah wie das Portal? Krampfhaft und mit geschlossenen Augen zwang sich der blonde Riese zur Ruhe. Jeder Atemzug vertrieb die panische Furcht ein wenig mehr, ließ ihn das gerade Erlebte in einen fernen Winkel seines Verstandes bannen. Schließlich öffnete er seine Augen und musterte seine Umgebung vorsichtig, während er sich erhob.
Er stand im Innenhof einer Burg, nahe einem Schöpfbrunnen. Die kleine Festung musste früher einmal ein imposantes Bauwerk gewesen sein. Ein mächtiger Bergfried thronte stolz inmitten eines mehrfach befestigten Hofes. Hohe Mauern mit Wehrgängen und Schießscharten wurden in regelmäßigen Abständen von sechs mächtigen Türmen unterbrochen. Fallgitter und Zugbrücke schützten das Torhaus. Dieses gewaltige Bollwerk einer Burg musste früher ein wahres Juwel der Verteidigungskunst gewesen sein. Bevor es überrannt worden war.
Nun glich das Torhaus einer einzigen Trümmerwüste. Teile der angrenzenden Mauer waren in dem Innenhof verteilt, ebenso wie die nach innen geborstenen Überreste der Zugbrücke. Das Fallgitter war in seiner Mitte wie durch rohe Kraft gesprengt worden. Auch die schützende Mauer und die Türme war es nicht besser ergangen. Immer wieder klafften menschengroße Löcher in den Wänden. Teile der Zinnen schienen weggefegt oder im Burginneren verstreut zu sein. Nur noch zwei der sechs Türme standen. Die restlichen waren in sich zusammengefallen oder in einem solch erbärmlichen Zustand, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sie einstürzen würden. Einzig der Bergfried war weites gehend unversehrt, einem stummen, gigantischen Grabstein gleich.
Kjaskars Arme lösten noch während seines schnellen Blicks die Axt auf seinem Rücken und nahm sie kampfbereit in seine Hände. Ihm entgingen nicht die vielen ausgestreckten, menschlichen Leichen und die qualmenden Stellen in den Trümmern. Wer auch immer dies angerichtet hatte, war noch nicht lange fort. Vorsichtig drehte der Hüne mit dem Stiel seiner Waffe einen Toten auf den Rücken. Ein heller Waffenrock lag über einem fein gearbeitetem Kettenhemd an und zeigte eine blaue Lilie auf weißem Grund. Das Symbol war auch auf dem Topfhelm angebracht, der durch einen auffälligen, einem Y-ähnlichen Sehschlitz auffiel. Mehrere klaffende Wunden bedeckten seinen Körper. Mit gerunzelter Stirn blickte Kjaskar von der Leiche auf und sah sich um. Die Toten schienen so zurückgelassen worden zu sein, wie sie in der Schlacht gefallen waren und ermöglichtem es ihm so, die Schlacht zu rekonstruieren. Verwirrt sah er sich nach dem Angreifer um. Umsonst – alle Toten trugen die gleiche Rüstung, mit einer blauen Lilie auf weißen Grund. Ein großer Haufen derart gerüsteter lag am ehemaligen Torhaus verstreut. Mit hochgezogener Augenbraue ließ er wieder seinen Blick über den Innenhof kreisen. Kurz kam ihm der Gedanke, dass der Angreifer seine gefallenen Kämpfer mit sich genommen hatte, aber allein die Vorstellung der Größe einer Armee, die es benötigte, um solch eine Feste zu erobern ließ ihn die Idee verwerfen. Verwirrt verfolgte Kjaskar die vergangene Schlacht weiter.
Die Verteidiger hatten sich vor dem Burgfried zu einem kleinen Kreis gesammelt. Dicht an dicht lagen die teilweise grausam verstümmelten Leichen der Männer und Frauen. Immer noch kein Anzeichen der Angreifer. Vorsichtig nahm er die Axt einhändig, als er vor den Überresten des ehemals schweren Tores stand. Dicke Holzbalken hatten sich aus ihrer Verankerungen gelöst und versperrten nun den Weg. Nach einem letzten prüfenden Blick über den Innenhof legte Kjaskar seine Waffe in Griffweite von sich und begann, seine Hände gegen eines der riesigen Holzstreben zu pressen. Sein rechter Fuß grub sich in den Boden, während seine Schultern sich anspannten und gewaltsam begannen, Druck auf das Hindernis vor ihm auszuüben. Schweiß perlte auf den knotigen Muskelsträngen auf seinem Rücken auf. Mit zusammengepressten Zähnen kämpfe er den Holzbalken Stück für Stück von sich, bis schließlich ein ausreichend großes Loch in den Trümmern des ehemaligen Tores des Burgfriedes entstand. Erleichtert ausatmend entspannte sich der Hüne wieder und nahm nach einem Augenblick seine Axt wieder auf. Vorsichtig lugte er in das dunkle Innere des Gebäudes. Er zögerte und wandte sich ab. In den Trümmern suchte er nach einem großen, länglichen Stück Holz und riss das Gewand eines Toten ab, um es mehrmals um den Scheit zu wickeln. Schließlich hielt er die improvisierte Fackel in einen der immer noch qualmenden Haufen, nachdem er die Glut dort nach einigem pusten wieder entfacht hatte und hielt schließlich eine Lichtquelle in seinen Händen. Ein letztes Mal sah er sich im Innenhof um. Hatte er nicht gerade eben ein Geräusch gehört? Seine Hände umklammerten die Einblättrige Waffe fester, während er wachsam eine Kampfhaltung einnahm...
18.03.2004, 02:25


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Das Portal - die Rückkehr - von Triple_X - 05.03.2004, 11:40
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