Beitrag #6
Mit Spannung verfolgte asil wie der Bauer sich um die Raubkatze kümmerte. Sie hatte zwar angenommen, das Traumtänzer nun das tun würde, was er am besten konnte - nämlich weglaufen - aber das tat er nicht. Vielmehr versuchte er wohl, die Katze ebenso einlullen zu wollen wie er es vormals bei ihr probiert hatte. Erst, als die Katze in den Sack biss und klar wurde, was für ein Inhalt sich darin befand, war ihr die Taktik des Bauern klar geworden und sie konnte sich ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen.
Mit einem amüsierten Schmunzeln verfolgte die Kriegerin die Reaktion der Katze auf das göttliche Gebräu und sie erinnerte sich daran, das sie den Donnergurgler auch schon mal getrunken hatte. Zusammen mit Ecthelion am Lagerfeuer. Ein sehr schönre Abend – bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich das Gebräu zu Gemüte geführt hatten. Was danach geschehen war, daran vermochte sich die Kriegerin nicht mehr erinnern. Wohl aber daran, wie dreckig es ihr am nächsten Morgen ergangen war und sie wusste auch noch ganz genau, wo sich ihr Mageninhalt verflüchtigt hatte und das der Elf darüber nicht sehr erfreut gewesen war.
Nach diesem Erlebnis hatte sie den Donnergurgler nie wieder angerührt und wenn sie sich mit dem Elfen traf, gab es nur noch Bier oder Wein.
Während asil in ihren Erinnerungen grub und sie sich dachte, das es Zeit wurde, dem Eigenbrödler noch einmal einen Besuch abzustatten, hatte der Bauer seinen Maulesel herbeigerufen und vor asil einen grossen Spiegel ausgepackt.
Ein fragender Blick traf Traumtänzer, der schon ansetzte, der Kriegerin zu erklären, was es mit dem Spiegel auf sich hatte.
Ein Spiegel, eines der verhassten Dinge, die die Kriegerin nur selten benutzte. Und was sie jetzt damit hier nin der Arena sollte, war ihr schleierhaft. Erst, als der Part mit dem Donnergurgler kam, ging ihr ein Licht auf. So wollte der Bauer sie wohl ebenso ausser Gefecht setzen wie die Raubkatze. Asil mochte ja ein wenig Ähnlichkeit mit einer Raubkatze haben...zumindest, was ihre Krallen anging, aber sicherlich wäre sie nicht so dumm, sich mit dem Donnergurgler abfüllen zu lassen.
Stumm nahm asil den Spiegel vom Bauern entgegen und staunte nicht schlecht über das Gewicht. Fest nahm sie ihn in beide Hände und starrte auf das Bild vor sich. Bereitwillig öffnete sie den Mund und legte den Kopf in den Nacken, damit Traumtänzer ihr den Donnergurgler einflössen konnte. Nachdem sie den Mund voll hatte, schloss sie ihn und blickte wieder auf ihr Spiegelbild. Das Gebräu behielt die Kriegerin im Mund – sie würde sich hüten, es runter zu schlucken.
Mit ernstem Blick nahm sie das Bild in sich auf, das sich ihr bot. In ihren pechschwarzen Haaren befanden sich schon die ersten grauen Stellen und um ihre Augen hatten sich auch schon die ersten Falten gebildet. Wohlgemerkt sollten das wohl eher Lachfalten denn Sorgenfalten sein.
Die Wangen und das Kinn begannen schon, ihren Widerstand gegen die Erdanziehungskraft aufzugeben und sicherlich würde sie in zwanzig Jahren aussehen wie eine Bulldogge. Asils Blick wanderte noch ein wenig tiefer, aber dort, wo sie nun hinblickte, schützte die Tunika sie vor Einblicken jeglicher Art. Die Kriegerin grinste, sie wollte gar nicht wissen, ob noch mehr Körperteile der Erdanziehungskraft gefolgt waren.
Allmählich fing der Donnergurgler an, in ihrem Mund unangenehm zu brennen und die Kriegerin überlegte angestrengt, was sie nun damit tun sollte. Ihr Blick wandte sich ab von dem Spiegelbild und glitt zu dem Bauern, der ihr gegenüberstand. Den Spiegel kippte sie dabei ein wenig nach oben. Eine Dusche täte dem armen Kerl bestimmt jetzt gut. Jedoch blendete sie nun irgendetwas und die Kriegerin schaute wieder in den Spiegel. Was sie dort erblickte, gefiel ihr ausserordentlich gut und sofort durchzuckte ein netter Gedanke ihr Hirn.
Aber zuerst musste sie jetzt den Spiegel loswerden. Am besten doch auf Traumtänzers Füssen, es war ja schliesslich seiner. Mit einem kurzen Ruck in seine Richtung liess asil den Spiegel fallen und drehte sich um, um das Teil zu ergreifen, das sie hinter sich im Spiegel gesehen hatte. Ob der Spiegel sein Ziel gefunden hatte, würde die Kriegerin mit Sicherheit jeden Moment vernehmen.
Sich die Fackel von der Wand zu reissen und sich wieder zu dem Bauern umzudrehen war eine einzige Bewegung und nun wurde es wirklich Zeit, das widerliche Gesöff aus ihrem Mund zu bekommen.
Tief atmete asil durch ihre Nase ein und versuchte, sich daran zu erinnern, wie die Feuerspucker auf den Jahrmärkten das immer machten. So fest sie konnte, stiess sie die Flüssigkeit aus ihrem Mund in Richtung des Feuers und hoffte, das ihr das ebenso gelingen würde wie eben diesen Feuerspuckern.
Ansonsten wäre es auch nicht das erste Mal, das sich die Kriegerin den Mund verbrannte.
Und wenn es gelang, war es sicherlich nicht das erste Mal, das dem Bauern heiss wurde – wenn auch nicht unbedingt von ihrem Anblick.
Der Teufel lehrt die Frauen, was sie sind, oder vielmehr:
sie lehren es dem Teufel, falls er es noch nicht wissen sollte.
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