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Schlachtenfieber
Anonymous

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Schlachtenfieber
Schlachtenfieber
Teil 1: Die Schlacht um Garadon

Tag 1

Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn als er über die weiten Felder vor Garadonia blickte. Mit dichtem Gras bewachse Hügel zeichneten dieses Gebiet, zwischendurch unterbrochen von kleinen Baumschulen. Keine Möglichkeiten sie zu täuschen! König Helmuth empfand keine Angst, während er zusah wie die Orks Aufstellung nahmen, vielmehr empfand er Enttäuschung. Hier sollte es also zu Ende gehen. Jahrelang hatten die Menschen von Garadon einen verzweifelten Kampf gegen die Orks geführt, doch eigentlich wusste Helmuth von Anfang an, dass sie ihn verlieren mussten. Es waren einfach zu viele!

Langsam blickte Helmuth umher. Hier sah er diejenigen Männer, welche die zahlreichen Schlachten überlebt hatten und die Meisten trugen Narben oder Verbände. Es waren Veteranen, vielleicht die besten Kämpfer des Kontinents, und obwohl die Orks fast die doppelte Zahl an Männern hatten, war die Moral dieser Soldaten Garadons ausgezeichnet. Helmuth musste lächeln, er hatte gute Arbeit geleistet. Aber seine Männer waren nicht nur erfahrene Kämpfer, ein Grossteil von ihnen war auch vorzüglich ausgerüstet. An der Spitze seine Paladine, welche in schwere Eisenrüstungen gekleidet waren. Sie waren Helmuths Leibwache und der Stützpfeiler seiner Armee. „Solange meine Paladine stehen, steht die Armee“, dachte Helmuth. Doch auch der Rest seiner Fusstruppen hatte ausgezeichnete Kettenrüstungen und bruchfeste Langschwerter und viele von ihnen hatten Langbögen aus den westlichen Wäldern, welche beim Spielen einer Harfe nicht unähnlich klangen. Auf Reiter hatte Helmuth verzichtet, die Orks hatte gelernt mit Speeren umzugehen. Dies musste Helmuth bei der letzten Schlacht schmerzlich feststellen, welche demütigend verloren gegangen war. Aber es waren einfach zu viele!

“Verdammte Orks, sie paaren sich wie Karnickel“, fluchte Helmuth halblaut, woraufhin sein Nebenmann ihm zustimmend zunickte. Dieser Nebenmann war Gantor, sein Waffenträger. Für einen Mann seines Standes wäre es eine Zumutung dieser Arbeit nachzugehen, doch Gantor weigerte sich die Paladine anzuführen. Er war ein Hüne, sogar größer als Helmuth, welcher schon als Riese unter den Menschen galt und war bei den Orks beinahe so gefürchtet wie der König. Eine lange Narbe zierte seinen Hals, welche daherrührte dass er Helmuth das Leben rettete. Helmuth erinnerte sich gut an diese Schlacht vor zwei Jahren. An der alten Grenze des Reiches war er von seinen Truppen getrennt worden und sah sich von Orks umzingelt. Da sprang Helmuth in den Kreis und zusammen erschlugen sie sieben Orks bis die Paladine sich durchschlagen konnten. An diesem Tag feierten sie einen großen Sieg und hielten die Orks für besiegt. Helmuth erinnerte sich wie er auf dem Schlachtfeld stand, seine Faust in den Himmel reckte und stundenlang zwischen den Leichen toter Orks stand. Aber sie kamen noch mächtiger wieder. Aber das erstaunlichste an Gantor waren wohl seine Haare. Sie waren Rot wie von Feuer. Nie hatte Helmuth und einer seiner Männer einen Menschen gesehen, der rote Haare hatte. Die Menschen Garadons waren groß und hatten dunkle Haare, gelegentlich wurde ein blondes Kind geboren, doch Gantor war riesig und hatte rotes Haar. Zudem wusste niemand wer Gantors Eltern waren, allgemein sprach er nicht viel sondern liess Taten sprechen und daher wusste Helmuth dass er heute viele von diesen widerlichen Biestern erschlagen würde. Aber es waren einfach zu viele!

Nun hatten die Orks ihre Aufstellung aufgenommen. Es waren tausende von ihnen, wahrscheinlich zwanzigtausend von ihnen. Garadon hatte hier das größte Heer seiner Geschichte stehen, doch es waren nicht einmal zehntausend Männer. Helmuth betrachtete nun die Armee dieser stinkenden Bestien und stellte sich im Geiste einen Ork vor. Orks waren grüne Viecher, so hoch wie ein Mann Garadons und aus ihrem Mund wuchsen Hauer. Ihre Armee waren muskelbepackt, daher waren sie in der Lage ihre mächtigen Äxte zu schwingen.
Ihr Reich lag weit im Norden und es war ein wüstes und leeres Land, in dem die Orks in ihrem Stammesgemeinschaften lebten. Sie lebten von der Jagd nach Rehen und anderem Waldgetier und im Prinzip waren sie friedlich. Vor dem Krieg trieben die beiden Völker sogar ein wenig Handel miteinander. Doch die Orks wurden zu viele und sie brauchten neues Land um sich ernähren zu können. So begann der Krieg, welcher nun schon seit vier Jahren anhielt.
Es waren zu viele!

Trommeln setzten ein!
„Es begiiiinnt“, schrie der Hauptmann der Paladine Fürst Beren. Die Orks setzten sich langsam in Marsch, und in wenigen Minuten würden die Orks ihren Sturm beginnen der andauern würde bis die Menschen Garadons vernichten sein würden. Völlige Ruhe lag nun auf der Armee der Menschen, welche den Trommeln der Orks lauschten. Doch Helmuth wusste dass sie niemals in Panik ausbrechen würden, dafür hatten sie schon zu viele Schlachten geschlagen. Nun würden sie dabei sein wenn die letzte stattfindet. Die Orks kamen näher! Helmuth dachte nun an seine Familie. Seine Kinder waren auf der Sommerresidenz im Norden gewesen, während die Orks zum ersten mal zuschlugen. Sie waren beim Spielen im Wald niedergemacht worden. Seine Frau konnte damals mithilfe der Leichwache der Paladine entkommen. Sie lebte heute noch in der Stadt die nur wenige Kilometer entfernt war. Die Orks blieben etwa hundert Meter entfernt stehen! Helmuth zog sein Schwert und machte sich kampfbereit, etwa im selben Moment schrie Beren: „Määäännner, beereeeitmachen!“
Helmuth liebte dieses Geräusch welches folgte. Tausende Männer die im selben Moment ihre Schwerter zogen, welche nun im Sonnenlicht funkelten. „Was für ein dramatisches und gleichzeitig wundervolles Ende! Wenn jemand übrig bleibt wird man uns besingen“, dachte Helmuth während die Orks begannen auf die Reihen der Menschen loszustürmen.
Es waren einfach zu viele!

Der Aufprall war gewaltig! Die Orks rannten todesmutig in die Schwerter der Menschen und nach einer Sekunde Stille war die Luft von Waffenlärm und Todesschreien beider Seiten erfüllt. Helmuth fand sich sofort im Zweikampf mit einem besonders großen und hässlichen Ork wieder, dessen Axt gegen des Königs Schild prallte. Einen verdutzten Moment später riss ihm das Langschwert den Bauch auf. Nur etwa einen Meter neben ihm stand Gantor und erschlug auch seinen ersten Ork. Während Helmuth einem Ork die Kehle aufschnitt sah er sich um! Die Reihen der Menschen standen fest und bereits jetzt floss das Blut vieler toter Orks den kleinen Hügel hinab, auf dem sich Helmuth zurückgezogen hatte. Doch für jeden Ork rückten zwei nach und so würde es nicht lange dauern bis die Reihen einbrachen. Helmuth geriet in eine Art Trance und er erschlug in den nächsten Minute viele der Orks als sein Blick auf einen Häuptling von ihnen fiel. Dies musste der größte Ork sein, den er je gesehen hatte und er gab Gantor ein Zeichen sich zu diesem durchzuschlagen. In diesem Moment sprang plötzlich ein Ork vor Helmuth und zückte sein verdrecktes, sichelförmiges Messer. Mit einer großen Geschwindigkeit griff er Helmuth mit diesem an, doch dieser schaffte es sich wegzudrehen und wurde glücklicherweise nur in seiner linken Schulter getroffen. Einen Moment später rollte der Orkschädel auf dem Boden. Helmuth hatte große Schmerzen und zog sich zu den Heilern zurück.
Auf dem Weg zu den Heilern sah er viele Verletzte die sich , teilweise mit fehlenden Gliedmaßen, zu den Zelten retten wollten. Helmuth wurde es schwer ums Herz, doch er versuchte nach aussen hin einen sicheren Eindruck zu erwecken.
Es waren einfach zu viele!

Im Zelt angekommen wurde er eine Weile von einem alten, etwas kränklichen Heiler untersucht, welcher ihm mit Erleichterung mitteilte dass Helmuth von der Klinge wohl nicht vergiftet worden war. Danach kochte er einen Heilsud, mit welchem die Wunde ausgewaschen wurde. Zuletzt musste dem König ein Verband angelegt werden, der die Beweglichkeit seines Schildarms ein wenig beeinträchtigte. Nach etwa einer Stunde verliess er das Zelt wieder und was er sah war nicht beruhigend. Die Orks hatten die Reihen der Menschen bis hundert Meter von den Zelten entfernt zurückgetrieben und zahllose Menschen waren tot. Viele weitere flüchteten sich verletzt zu den Zelten. Sofort rannte Helmuth zum Schlachtfeld und gesellte sich sofort zu einer Gruppe von Kämpfern die von den Orks eingekreist zu werden drohten. Doch als sie Helmuth sahen erwachte neuer Kampfeswille in ihnen und mit ihm an vorderster Reihe schlugen sie die Orks zurück. Der König wütete und erschlug acht Orks bevor er auf einen Häuptling der Orks traf. Er war bei weitem nicht so groß wie derjenige den er vor seiner Verwundung gesehen hatte, doch auch dieser war ein mächtiger unter den Häuptlingen. Sobald sich die Beiden sahen traten sie in den direkten Zweikampf. Den Axthieb des Orks wehrte Helmuth mit dem Schild ab, doch er spürte starke Schmerzen in seinem Arm. Sofort versuchte der König mit seinem Schwert einen tödlichen Stoss an die Kehle zu führen, doch der Ork wich aus und konterte mit einem flachen Hieb seiner Axt. Akrobatisch führte der Mensch sein Schild nach unten, wehrte den Schlag ab, ging einen Schritt nach hinten und schlug dem Ork mit dem Schild ins Gesicht. Sofort setzte er mit seinem Schwert nach und rammte es tief in dem Magen des Häuptlings. Dieser grunzte erstaunt, doch noch erstaunter blickte Helmuth als er das Schwert packte, es herauszog und mit seiner Faust Helmuth zu Boden streckte. Nun war der König leichte Beute, doch der Ork liess sich zuviel Zeit. Er trat vor, den am Boden liegenden, Menschen und holt mit seiner Axt weit nach oben aus. In dieser einen Sekunde ergriff Helmuth seinen Dolch und haute ihn in den Fuss des Ungetüms. Während dieser vor Schmerz aufheulte, fiel ein Soldat neben Helmuth tot zu Boden. Der König ergriff dessen, bereits schartiges, Schwert und holte seitlich aus, worauf der Ork in zwei Teile gespalten zusammenklappte. Noch am Boden liegend, atmete Helmuth tief durch bevor er sich ein neues Schwert suchte und sich wieder ins Getümmel stürzte. Nach einer halben Stunde hatte sich die Lage an diesem Teil der Schlacht ein wenig entspannt und Helmuth eilte nun zurück zum Zentrum an dem, wie er sehen konnte, die Paladine immer noch verzweifelt dem größten Zorn der Orks standhielten. Auf seinem Weg dorthin erschlug er mehrere Orks und erstaunt merkte er dass die Orks zurückwichen wo er kämpfte. Nach mehreren Minuten stoppte er als er Beren im Zweikampf mit dem großen Häuptling erblickte. Er musste erleben wie der Ork dem Anführer der Paladine das rechte Bein mit einem Schlag durchtrennte und danach den zerschundenen Körper des Kriegers in die Luft hob, worauf er ihm die Kehle durchbiss. Für einen Moment versank Helmuth in tiefer Schwermut und betete dass es Gantor gut ging, doch direkt darauf entfachte ein unglaublicher Zorn in seinem Herzen. Noch während er die Szene beobachtete wurde er von einem Orkkrieger angegriffen, doch der König wehrte dessen Schlag mit seinem rechten Ellenbogen ab und rammte seinen behelmten Kopf in das Gesicht des Orks. Benommen wankte dieser nach hinten und sank kurz darauf tödlich getroffen zu Boden. Wenig später kam er in den Reihen der Paladine an und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Noch konnten die Kampferprobten Paladine sich mit Leichtigkeit gegen den Andrang behaupten und auch Gantor stand noch ganz in ihrer Spitze. Als Helmuth ankam beschlossen beide völlig wortlos ein waghalsiges Unterfangen. Beide stürmten aggressiv nach vorne und sofort folgten ihnen die Paladine und kurz darauf das ganze Heer. Die Orks sollten zurückgetrieben werde. Von der Wucht des Angriffes überrascht gelang dies auch bis die Menschen ihre alte Position nahezu wieder erreicht hatten. Noch lange wurde an diesem Tag gekämpft und viele Heldentaten wurden vollbracht, doch den großen Häuptling sah Helmuth vorerst nicht wieder.
Nach acht Stunden ununterbrochenen Kämpfen verschwand die Sonne am Horizont und beide Armeen kehrten vorerst in ihre Lager zurück.
Es waren einfach zu viele!

Selbst die Orks waren zivilisiert genug nicht in der Nacht zu kämpfen. So hatten beide Lager die Gelegenheit ihre Toten vom Schlachtfeld aufzulesen und den Lebenden eine Nacht Ruhe zu gönnen. Doch die Orks liessen ihre Toten liegen, denn ihnen machte der Verwesungsgeruch nichts aus, die Menschen jedoch wurden von diesem demoralisiert. Während Helmuth nun durch das Zeltlager seiner Armee ging bemerkte er jedoch nur entschlossene Männer. Er wusste dass diese mit ihrem Leben abgeschlossen hatten und solche Kämpfer waren die gefährlichsten. Viele von den Verwundeten des Tages kamen nun bereits zurück und meldeten sich wieder kampfbereit, dennoch hatte Helmuths Armee fast viertausend Männer verloren. So wie es aussah würde man im Verlaufe des nächsten Tages die Schlacht verloren haben. Auch die taktische Besprechung verhiess nichts gutes. Die Orks begannen einen Ring um den Hügel, auf den sich die Armee zurückgezogen hatte, zu ziehen. Gegen Mitternacht benötigte man für diese Feststellung jedoch keine Besprechung mehr. Während Helmuth unruhig an seinem Feuer saß beobachtete er die Wachfeuer der Orks, die sich nun um den gesamten Hügel erstreckten. Eine weitere negative Nachricht war, dass Gantor nirgendwo zu finden war und auch sein Pferd war verschwunden. Helmuth glaubte nicht, dass er geflohen war aber gab es eine andere Möglichkeit ? Eine Weile wartete er schweigend bis er, von den traurigen Lieder der Männer begleitet, einschlief. Wenig später schlief auch der Rest des Lagers bis zum Morgen, verfolgt von Alpträumen in denen die, tierischen Lauten gleichenden, Schreie der Orks vorkamen.
Es waren einfach zu viele!
10.09.2005, 23:07


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Schlachtenfieber - von Anonymous - 10.09.2005, 23:07
[Kein Betreff] - von Anonymous - 10.09.2005, 23:12
[Kein Betreff] - von Anonymous - 10.09.2005, 23:12
[Kein Betreff] - von Anonymous - 10.09.2005, 23:13