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Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich
Anonymous

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Beitrag #1
Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich

Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich



[Bild: eldoth.jpg]


Bei den Göttern was für ein Tag! Der Söldner ließ den Blick über die idylische Landschaft schweifen, die vor seinen Augen lag..
Er saß mit dem Rücken an einen Baumstumpf gelehnt auf einer kleineren Anhöhe, direkt am Waldrand, vor ihm eine blühende Wiese, durch die sich ein kaum sichtbarer, staubiger Pfad den Weg bahnte, hinter ihm die grünen Bäume, hölzerne Riesen die schon lange Zeit ihre Wurzeln in den Boden schlugen, bevor er, Mercenary der Söldner überhaupt auf dieser Erdplatte herumgeirrt war und die ihn und all seine möglichen Nachfahren (gezeugt durch all die potenziellen Schankmaids, Dirnen und die anderen Weibsbilder die so leichtsinnig und naiv gewesen waren sich auf den geschmacksbedürftigen Charme des Söldner einzulassen) wohl aller Wahrscheinlichkeit nach lange überleben würden..
Würden sich in den Tagen wenn die Zeit der alten Eiche an deren Fuß er sich gerade anlehnte ebenfalls gekommen war und ihr grünes Blattwerk verblassen würde, noch jemand an ihn, Mercenary den Söldner erinnern?! Oder war er dann ein vergessener, verschwommener, schon längst im Nebel der Zeit verschwundener Nebendarsteller im tragischen Theater des Lebens?!
Was war der Grund, der Sinn und Zweck seines Seins?!
Waren er und all jene Zeitgenossen die sich mit ihm zu genau jener Zeit in genau jenem Reich auf genau jener Erdplatte tummelten im Grunde genommen nichts anderes als kleine, unbedeutende Figuren auf dem Schachbrett der Götter, hin und hergerissen in einem Spiel names Leben, das egal auf welche Art und Weise und zu welchem Zeitpunkt für sie nur ein mögliches Ende, den Tod, bereithielt??! Verdammt zu einem Spiel mit schierbar endlosen Anstrengungen, Qualen und Herausforderungen, getrieben von niederen Instinktiven und eingebildet wichtigen Zielen, gefangen in der Enge des eigenen Verstandes.. Was würde wohl all jene so stolzen und starken Kämpfer an den Spitzen der mächtigen Allianzen Rom's erkennen, wenn sie am Ende ihres sterblichen Daseins auf der Rücken liegend in den Himmel blickten?! Würden sie an ihre einst errungenen Erfolge auf dem Schlachtfeld denken?! An all jene Entscheidungen die ihnen in ihrer Lebenszeit Ruhm, Anerkennung und Reichtum bescherten?!
Oder würden sie in den letzten Augenblicken erkennen dass sie nur ein unbedeutendes, kleines Rädchen im großen Getriebe der Zeit waren?! Würden sie dann erkennen dass alles null und nichtig war was sie geleistet hatten und dass sie hinter dem Grenzfluß zwischen Leben und Tod nicht der Platz in der Ruhmeshalle sondern der in der Abstellkammer erwartete?!



Mit einem geräuschvollen Rülpsen betrachtete der Söldner kritisch die soeben geleerte Weinflasche, bevor er sie achtlos einige Schritte neben sich ins Gras warf..
Er nahm einen tiefen Zug von dem brennenden Sumpfkrautstengel in seiner anderen Hand, dann verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und ließ erneut die vom Sumpfkraut verschleierten und geröteten Augen über die Landschaft schweifen.
Es war nicht sein erster Stengel und seine erste Flasche Wein an jenem sonnigen Tag.. Genaugenommen war er bis zur letzten Haarspitze zugedröhnt, was zweifelsohne der Grund für seine soeben erlangten Weisheiten und Überlegungen bezüglich des Lebens, dessen Sinn, des Todes und alldem war.
Wie er stets so gern und lautstark betonte wenn ihn jemand danach fragte ( in den meisten Fällen allerdings auch ungefragt), war das Sumpfkraut schließlich das Kraut der Denker und Weisen, und die gesteigerte Denkfähigkeit ein netter Nebeneffekt des Gefühls der eigene Verstand würde sich mit einem freundlichen Abschiedswinken verabschieden und Richtung Himmel davonschweben.

Seit seinem Aufbruch (der nun auch schon etwas mehr als ein Jahr zurückliegen dürfte) aus der Siedlung der Thorwaler, eines rauhen, versoffenen aber dennoch auf seine eigene, spezielle Art und Weise liebenswürdigen Nordmännervolkes war er kreuz und quer durch das Reich gezogen, ohne bestimmtes Ziel und ohne bestimmte Ahnung wohin in die nächste Station seines Weges wohl führen würde..
So manches Mal seitdem hatte ihn seine spitze Zunge, sein unbezwingbarer Drang sich mit anderen anzulegen und jene bis zum Überkochen zu provozieren und der überschwappende Wagemut der schon fast an hirnlosen Wahnsinn grenzte in brenzilge und heikle Situationen gebracht, und einige Male war es ihm nur gelungen seinen Söldnerkopf durch eine gute Portion Glück und Dusel aus der buchstäblichen Schlinge zu ziehen..
So manchen harmlosen Reisenden seiner prallen Geldbörse entledigt, so manches Wirthaus während einem ausschweifendem Gelage in Trümmern hinterlassen..

Nun, um es kurz zu machen, es hatte sich eigentlich überhaupt nichts geändert, verglichen mit seiner Zeit in der Thorwalersiedlung und jener davor..
Eigentlich war es genau dassselbe Spiel wie schon sein Leben an seit er den Kinderbeinen entwachsen war, abgesehen davon dass sich der Ort und das Alter des Hauptdarstellers geändert hatte.. Es war immer noch das alte Mercenary-Gegen-Alle-Und-Sich-Selbst-Spiel..
Ein lautes Auflachen schoß über die Lippen des Söldners, und erschreckte einige Vögel im Baum über ihm, die in empörtes Zwitschern über jenen Störenfried am Fuß ihres Baumes ausbrachen..
Der Sumpfkrautstengel war inzwischen so gut wie abgebrannt, nach einem letzten, genußvollen Zug drückte der Söldner ihn im Gras neben sich aus, bevor er sich leicht schwankend erhob..
Bei Kor, er mußte ja Stunden hier im Gras gesessen haben, wenn er seinen tauben Beinen und dem Sonnenstand Glauben Schenken durfte..
Mit einem amüsierten Kopfschütteln über die Zeit und ihre Vorgehensweise gegen arme, unschuldige Söldner wie ihn schnallte er sein Waffengehänge fester und stapfte auf einen braunen, Hengst zu, der nur wenige Schritte entfernt friedlich graste..
Nachdem sein alter, und geliebter Hengst Bastard vor einiger Zeit das Zeitliche gesegnet hatte, hatte er sich diesen hier zugelegt und in der stillen Hoffnung der Nachfolger würde ein wenig von der Gehässigkeit und Bissigkeit des Alten übernehmen, jenen Bastard den Zweiten getauft.
Aber jene Hoffnung war unbeantwortet geblieben, im Gegenteil, Bastard der Zweite schien der friedfertigste und liebenswerteste Gaul auf der gesamten Erdplatte zu sein!
Nun, man konnte eben nicht immer Glück haben, selbst wenn man Mercenary der Söldner hieß.

Bei Kor, er hattte ja vollkommen vergeßen, dem Pferd während der Rast den Sattel und das Gepäck abzuschnallen. Der alte Bastard hätte den Söldner wohl mit seinen mächtigen Hufen zerquetsch, wäre ihm ein solcher Fehler unterfahren, doch Bastard der Zweite hatte nichts besseres zu tun, als sich davon nicht stören zu lassen und friedfertig vor sich hinzugrasen, gottverdammter Gaul!

Mit einem flotten Sprung, den man dem Söldner gar nicht zugetraut hätte, bei den Unmengen an Rauschgütern der er schon intus hatte, erklomm er den Sattel und drehte sich noch einmal zu seinem Rastplatz um..
Es war ein deutlicher Abdruck im Gras unter dem Baum zu sehen, wo er die letzten Stunden gedöst hatte, ungefähr auf der Hälfte des Weges zwischen jenem Baum und seinem Gaul auf dem er nun saß, lag der umgekippte Karren, der Großteil des Inhaltes jenes Händlerkarrens lag achtlos zertreut umher, eine leblose Gestalt lag nur wenige Schritte daneben, das Schwert mit der inzwischen höchstwahrscheinlich schon kalten Hand umklammert, die starren, aufgerissenen Augen gen Himmel gerichtet..
An einem Baum, ganz ähnlich jenem unter dem der Söldenr gelegen hatte, war der dicke Händler selbst gebunden.. Mehrfach mit einem dicken Strick an den Baum gefesselt, einen Stoffknebel im Mund, und bis auf seine weiße Leinenunterwäsche jeglicher Kleidung entbehrt.

Es war ein ungewollter aber dennoch willkommener Zufall für den Söldner gewesen, dass er nur einen halben Tagesritt vom nächsten kleinen Dorf entfernt, jenem nun entkleideten Händler, mit seinem Karren und dem bewaffneten Begleiter begegnet war.
Dieser hatte wohl gedacht die einst finster dreinblickende Wache würde reichen um jeden möglichen Halunken von dummen Gedanken abzubringen, zudem das nächste Dorf nicht weit entfernt lag.
Nun, jener Händler war wohl nun eines besseren belehrt..
"Nur den Kopf hoch, alte Speckschwarte! Euch wird schon jemand finden und von den Fesseln erlösen. Wenn schon nicht irgendein vorbeikommender Wanderer, dann die Wölfe in der Nacht!"
rief der Söldner dem gefesselten Händler der ihn aus weit aufgerissenen Glubschaugen anstarrte, fröhlich mit einem Augenzwinkern zu..
"Und habt Dank für eure erlesene Gastfreundschaft, seid gewiss, in der nächsten Taverne stoße ich auf euch an!" fügte er mit einem spöttischen Glitzern in den Augen hinzu, dann rammte er seinem Hengst die Fersen in die Flanke, was dieser mit einem gutmütigen Schnauben und einem leichten Trab beantwortete.. Verdammt nochmal, der alte Bastard wäre wiehernd losgestürmt, aber nun ja.. Der leichte Trab war eigentlich auch ganz angenehm, wie der Söldner feststellte, während sein Ross gemütlich den staubigen Pfad durch die Wiese entlangtrottete, gen Dorf und zugehöriger Taverne..


Zurück blieb der gefesselte Händler, der völlig entgeistert dem Mann hinterherstarrte, der erst völlig unerwartet aus dem Gebüsch gebrochen war, seinen Begleiter erschlagen, ihn an diesen Baum gefesselt hatte.. Und anschließend in aller Ruhe die im Karren gefundene Weinlieferung am nächsten Baum geleert, stundenlang in die Landschaft gestarrt und ab und an erschreckend wirre Äußerungen oder wilde Auflacher in die Luft ausgestoßen hatte, bis er schließlich in aller Seelenruhe gen Abenddämmerung davontrabte..
Auch wenn er sich nicht sicher war, ob er jemals lebend von diesem Baum loskommen würde, überkam nun auch verschiedene Einsichten, die schon vielen vor ihm in ähnlichen Situationen gekommen waren:
Zum einen der Gedanke dass er niemals den Tag vergeßen würde, an dem er Mercenary dem Söldner begegnet war. Zum anderen dass er den Tag verfluchte an dem jener Mercenary der Söldner (dieser hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, sich mit einer höflichen Verbeugung in vollem Namen vorzustellen, nachdem der Händler erstmal an den Baum gebunden war) geboren wurde.. Und zu guter Letzt die Einsicht, dass dieser Mercenary der Söldner entweder der verwegenste Kerl war, den es je gegeben hatte, oder nur ein vollkommen Wahnsinniger, dem das viele Sumpfkraut den Verstand geraubt hatte und der völlig Fern von Gut und Böse durch die Welt wandelte..

Die Antwort auf diese Frage, konnte wenn überhaupt, nur der Söldner selbst beantworten, doch dessen Gedanken kreisten schon längst um andere Dinge während er im Sattel thronte.. Nämlich darum was er als erstes trinken würde, wenn er endlich nach diesem anstrengenden Tag die ersehnte Taverne erreicht hatte..
14.08.2005, 04:08


Nachrichten in diesem Thema
Die Abenteuer des Mercenary - Per Irrfahrt durch das Reich - von Anonymous - 14.08.2005, 04:08
[Kein Betreff] - von Anonymous - 05.09.2005, 07:17
[Kein Betreff] - von Anonymous - 18.11.2005, 10:24