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Das Portal - die Rückkehr
Anonymous

Gast

 
Beitrag #8
 
Lang und beschwerlich war der Ritt in die nächste Stadt gewesen. Das Geräusch schneller Hufe auf der winterlichen Ebene und das Scheppern des Reitgeschirrs waren neben Ragnar LonelyWolfs einzige Begleiter. Er war es gewohnt endlos zu schweigen. Er war ein Einzelgänger, wenn man mal von seinem tierischen Begleiter absah. Doch er hasste es. Es war eine Last, die wie ein Stein an seinem Bein hing, während er versuchte schneller zu reiten und das Tempo seines Pferdes Ascar zu beschleunigen. Schon viele Tage waren vergangen. Ihr letzter Rastplatz war nicht sonderlich bequem gewesen. Eine große Decke reichte nicht aus, um Lonelys Körper zu bedecken und vor Kälte zu schützen. Auch Ragnar und Ascar mussten in der letzten Nacht frieren.
Noch bevor die Sonne wieder aufgeht, so dachte er, sollten sie den nächsten Ort erreicht haben. Ascar sehnte sich nach vielen Tagen wohlmöglich mal wieder nach einem warmen Stall und LonelyWolf selbst wollte endlich wieder ein Felllager sehen, das nicht vom Regen auf Nässe geprüft wird.
Hell leuchtete der Vollmond über den Wolken, die immer dichter zu werden schienen. Ein Nebel zog auf. Mit hohen Tempo raste die Gemeinschaft auf die befestigte Straße zu – Es dürfte nicht mehr weit sein. Ragnar hechelte. Auch ihn schien nun seine Ausdauer zu verlassen. Lonelys Füße schmerzten, als ob er seine Reitstiefel noch nie in seinem Leben abgelegt hätte.
Endlich war die Stadt in Sichtweite. Die Mauern näherten sich unter dem schmerzverkrampften Blick des Kriegers, von dem man eine derartige Erschöpfung von einem Ritt wohl nicht erwartet hätte. Er drosselte das Tempo Ascars, indem er seine Zügel anzog und sich nach hinten lehnte. Sein großes zweihändiges Schwert schlug rythmisch immer wieder gegen den Rücken des Hünen, als er schließlich das Tor passierte. Der Wächter schien nicht sonderlich aufmerksam. Er stützte sich auf eine lange Hellebarde und erweckte den Eindruck als sei er im Stehen eingeschlafen. Nicht einmal das Passieren von Ragnar schien ihn stutzig zu machen. Trotz der Müdigkeit brachte Lonely ein kurzes Auflachen über seine Lippen und lies es schließlich in einem gutmütigen Kopfschütteln enden.

Er folgte der Straße ins Zentrum der Stadt – Den Markt. Viele Stände waren hier aufgebaut und mit Stofflagen notdürftig vor Nässe geschützt worden. Einige Stadtbüttler patroullierten regelmäßig über den Platz, während sich die Händler wohl in einem der Gasthäuser aufhielten um ihren verdienten Schlaf zu genießen. Lonely stach sofort die Herberge am Rande des Marktes ins Auge. So zentral gelegen würde es wohl teuer sein dort zu nächtigen, doch schulterzuckend verwarf er diesen Gedanken wieder. Er wollte keinen einzigen Meter mehr gehen, oder reiten. Ein Blick auf Ragnar und Ascar ließ schließlich den selbigen Wunsch bei seinen Gefährten erkennen. Er warf sein linkes Bein über den Sattel, stellte sein anderes Bein in den Steigbügel und stieg vom Rücken des ausgewachsenen Pferdes. Dankbar klopfte er auf dessen Hals. Fast zeitgleich fiel ein Regentropfen in das Gesicht des einsamen Kriegers. Sie hatten die Herberge also nicht zu spät erreicht. Er führte Ascar in die Stallungen, die das Haus flankierten und trat dann zusammen mit Ragnar selbst in die Taverne. Der Dame am Empfang staunte nicht schlecht, als sie um diese Uhrzeit den Wolf und den Hünen in ihr Haus eintreten sah. Misstrauisch schaute sie aus dem Fenster nach draußen, wo allmählich das Platschen der Regentropfen auf den Marktplatz zu hören war.
“Da kommt ihr ja gerade rechtzeitig.“, sprach sie mit einem freundlichen Lächeln. “Ihr seht geschafft aus. Darf ich annehmen, dass ihr ein Zimmer sucht?“
Ein Regentropfen der an Lonelys langen Haaren hängengeblieben war, fiel auf die Theke. Der Wolf Ragnar riss seinen Mund weit auf und gähnte. “In der Tat... Ein Zimmer bitte. Mein treues Pferd steht nebenan in den Stallungen. Vielleicht könntet ihr... „ „Das werde ich.“, unterbrach sie, während sie dem Krieger einen Schlüssel in die Hand steckte. “Ruht Euch erst einmal aus. Die Nacht kostet Euch vier Silberlinge, aber das regeln wir am besten, wenn Ihr ausgeschlafen seid.“
Ein starker Windstoß zog an der Stadt vorbei. Die Fensterläden begannen zu wackeln und ein eisiger Windhauch durchzog den Raum, in dem beinahe die Kerzen ausgegangen wären. “Danke.“ antwortete er ihr sichtlich erschöpft. Sie war sehr freundlich gewesen und es würde ihn nicht wundern, wenn das Gasthaus einen hohen Umsatz machen würde. Lonely schloss seine Hand mit dem Schlüssel zu einer Faust und ging die Treppe hoch. Das ihm zugewiesene Zimmer war nicht sonderlich groß. Ein natürlich viel zu kurzes Bett sollte ihm den Schlaf gönnen, den er brauchte. Müde und mit weit ausgebreiteten Armen fiel er auf die weiche Daunendecke. Kurz richtete er sich wieder auf, um sich seiner schweren Kampfstiefel zu entledigen. Auch seine Fellbeinlinge und seine Kleidung legte er nahezu vollständig ab, um sich anschließend wieder aufs Bett fallen zu lassen. Zweihänder und andere Rüstteile waren gegen einen Stuhl gelehnt, der auf der anderen Seite des Zimmers stand. Er zog die Decke über seinen Körper. Als er schließlich bemerkte, dass die Decke etwas zu kurz war, seufzte er lediglich. Doch letztendlich war es ihm egal, ob seine Füße kalt blieben, denn nach diesem langen Ritt fiel er schnell in einen tiefen Schlaf.



Nur wenige Stunden waren vergangen, als die ersten Sonnenstrahlen sein Gesicht berührten. Lärm und Marktgeschrei drangen in sein Ohr; Kein angenehmes Gefühl, wie er erkennen musste. Doch schon bald wurde das Geschrei, dass offensichtlich von einer alten Magd stammte, von einer Spielgruppe übertönt. Lonely hatte mittlerweile beide Augen geöffnet und streckte gähnend die Arme zur Seite. Schließlich stand er auf.
Jemand musste in seinem Zimmer gewesen sein. Seine Kleidung hing ungewohnt ordentlich über dem Stuhl und auch eine Waschschüssel stand neben dem Bett. Ohne weiter darüber nachzudenken tauchte der Krieger seinen Kopf in die Schüssel und zog ihn wieder hinaus, um wieder fit zu werden. Dann ergriff er das Handtuch, dass ebenfalls bereit gelegt wurde und trocknete seine Haare. Sogar ein Rasiermesser hatte seine Gastgeberin bereit gelegt – Sah er schon wieder so ungepflegt aus? Misstrauisch fuhr er mit seiner Handfläche über seine Bartstoppeln an Wange und Kinn, bis er schließlich zum Rasiermesser griff und mithilfe der anderen Hand seine Wange anfeuchtete.
Die Spielgruppe, die er lauschte, war mit viel Talent versehen. Ein Dudelsack und ein schönes Flötenspiel erregten seine Aufmerksamkeit und ließen ihn in Richtung Fenster laufen, während er sich rasierte. Der Marktplatz war überfüllt mit Händlern, Kaufleuten, Mägden, Säufern und Kindern. Nichts erinnerte mehr an das fast schon trostlose Bildnis vom vorigen Abend.
“Bei Fenrir verflucht noch mal.“, brummte Lonely in sich hinein, als er sich an der Wange geschnitten hatte. Etwas Blut floß, doch das war schnell mit dem Handtuch wieder abgewischt. Nachdem er seine Rasur beendet hatte, fühlte er kurz über das Resultat. Er war zufrieden, schließlich hatte er schon lange keine Gelegenheit mehr dazu gehabt seine Bartstoppeln zu kürzen. Er zog sich sein Leinenhemd über den Oberkörper und zog den Gürtel durch seine Hose. Auch Rüstteile, sowie die Fellbeinlinge und der Zweihänder waren schnell angelegt. Ragnar hatte wohl einen sehr ruhigen Schlaf gehabt. Er lag noch immer auf dem Boden vor dem Bett zusammengekauert. Ein kurzer Tritt ließ den Wolf schließlich die Augen öffnen. “Los aufstehen, du Faulpelz.“, lachte der Krieger dem Wolf entgegen, der es offensichtlich nicht so lustig gefunden hat, in seinem Schlaf gestört worden zu sein. Er knurrte seinen Gefährten mit bissigem Blick an. “Komm schon, die Dame wartet sicher auf Ihr Geld.“. Lonely griff nach seinem Geldbeutel, kontrollierte, ob er nichts vergessen hatte und öffnete schließlich die Tür. Er und Ragnar verließen das Zimmer, liefen die Treppe wieder hinunter in den Schankraum und übergaben der Gastgeberin anstelle von vier, fünf Silbertaler. “Für Eure Gastfreundschaft.“, bedankte sich der Krieger.
“Wollt ihr nicht noch etwas frühstücken? Das geht aufs Haus.“, entgegnete ihm die Wirtin. Gut gelaunt griff der Hüne nach einem Apfel, der in einem Korb auf dem Tisch lag. “Danke.“, lächelte er eilig, um zur Tür hinaus zu gehen und mit Ragnar den Markt zu besichtigen.

Sein Weg führte zu aller erst zur Spielgruppe, die ihn geweckt hatte. Sie spielten recht fröhliche harmonische Musik, jedoch waren die Texte von vielen blutigen Erlebnissen geprägt worden. Links daneben war der Stand eines Waffenhändlers aufgebaut worden. Er zeigte viele neue Stücke, wie zum Beispiel weitreichende Armbrüste, oder Pfeilspitzen. Es war interessant, welche Neuerungen es in der Waffentechnik zu sehen gab, doch Lonely gab sich zufrieden mit seinem alten Zweihänder, der auf seinem Rücken geschnallt war. Der süße Duft von Wasserpfeifen stieg ihm in die Nase. Einige Schritt weiter hatte wohl ein ausländischer Händler eine kleine Sitzgruppe aus Kissen aufgebaut und einige Wasserpfeifen bereitgestellt, um seine Güter probieren zu lassen. Er lief mit der Menge ein paar Schritte weiter, bis er schließlich den Sänger der Spielgruppe das Wort „Askareel“ singen hörte. Wie von Erinnerungen versteinert, blieb er stehen...
11.03.2004, 18:23


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Das Portal - die Rückkehr - von Triple_X - 05.03.2004, 11:40
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