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Thorgrims letzte Ruhestätte
Anonymous

Gast

 
Beitrag #57
 
Vorsichtig trat Kjaskar durch den dunklen Gang. Das Tageslicht verlor sich schnell nach einigen Biegungen und ließ den Hünen in der Dunkelheit zurück. Mehr tastend als gehend fluchte er mehrmals, als er mit seinem Körper gegen Fels stieß. Innerlich bereute er es bitterlich, den Leuchtpilz fallen gelassen zu haben. So war er gezwungen, sich seinen Weg an den Wänden entlang tastend zurück in die Dschungelhöhle zu finden. Immer wieder fuhren seine Finger gegen spitze Kanten, die aus dem Felsen hervorragten und ihm die Nägel aufschlugen. Als er zum hundertsten Mal unerwartet gegen Fels stieß und er zum wiederholten Male einen unterdrückten Fluch ausstieß, ertönte ein kratzendes, lautes Geräusch durch den Gang. Von einem Augenblick zum nächsten verharrte Kjaskar in seiner Bewegung und hielt den Atem an. Das Geräusch verklang und hinterließ eine nun beunruhigend wirkende Stille. Als sich nach einem Augenblick immer noch nichts tat – keine wütende Horde kam brüllend auf den Hünen zu – atmete er erleichtert aus und machte sich daran, den dunklen Gangabschnitt schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Seine Hände fuhren zur Wand – und griffen ins Nichts. Mit seinem Gleichgewicht kämpfend brauchte der Nordmann einen Moment, um die Situation richtig einzuschätzen und das plötzliche Loch auf seiner linken Seite richtig auszutasten. Neben ihm ragte ein Durchgang auf, der einen Moment zuvor noch nicht da gewesen war. Ein Geheimgang?

Nervös befeuchtete Kjaskar seine aufgeplatzten Lippen und überdachte seine Situation. Babe war irgendwo weiter voraus und wartete auf ihn. Dieser Durchgang mochte sonst wo hinführen, zu ganz neuen Gefahren. Logik kämpfte in dem Inneren des Hünen gegen die plötzlich mit aller Gewalt auftretende Neugier an, rang mit ihr einen Moment und verlor schließlich. Gebannt tastete Kjaskar sich durch den Durchgang. Die Öffnung führte grob in Richtung Dschungelhöhle, was auch seine letzten Zweifel vertrieb und ihn langsam weiter trieb. Nach einigen hundert Schritten, mehreren Biegungen und einer ganzen Reihe von unsanften Zwischenstößen mit der rauen und unebenen Felswand zeichnete sich langsam ein Leuchten von weiter vorne im Gang ab. Schritt für Schritt wurde der Gang heller und überschaubarer, während sich weiter vorne die Ränder eines hellen, leuchtenden Rechtecks abzeichneten. Die Augen des Nordmanns begannen zu Tränen, je näher er an das Licht trat, und nach weiteren Schritten stand er vor einer weiteren Felswand. Neugierig untersuchte er sie mit seinen Händen, bevor er nach einem Augenblick einen losen Stein fand, der sich nach unten drücken ließ. Mit einem lauten Knarren drückte sich die Wand gegen den Hünen, der überrascht einige Schritte nach hinten zurück wich. Blendendes Licht schlug ihm entgegen und ließ ihn für einen Moment nichts sehen. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit, so dass er sich umschauen konnte.

Der Mechanismus hatte ihn in eine von blendendem Licht gefüllte Höhle geführt. Die Helligkeit drang von weit oben herein, und erst nach einem Moment realisierte der Nordmann, dass er nicht im freien Stand. Metallstreben zogen sich zwischen die Felswände und hielten festes, schweres Glas zwischen sich fest. Verblüfft trat Kjaskar einige Schritte in die Höhle, den Blick zur Decke gerichtet und bestaunte diese unglaubliche Konstruktion. Seine Kinnlade fiel ein weiteres Mal herunter, als er sich im Kreis drehend vorzustellen versuchte, was für ein Aufwand der Bau dieses Glasdach hier im hohen Norden gekostet haben musste. Erst nach einem Moment fiel ihm die Einrichtung der Höhle auf. Werkbänke und Tische füllten fast vollständig den Platz zwischen den Wänden. Auf ihnen lagen Dutzende von Werkzeugen, Unmengen von verschiedensten Materialien wie Holzteile, seltsam geformte Steine, mechanisch anmutende Konstruktionen und vielerlei anderer Dinge, die Kjaskar noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte.

Bevor sich der Hüne jedoch weiter umschauen konnte, ließ ihn ein Geräusch in seiner Nähe herumfahren. Sein Blick fiel in einen Gang, der aus dieser Höhle führte und aus dem die Geräuschquelle kam. Drei Tage des Kampfes, des Leidens und der Qualen ließen ihn instinktiv reagieren – rasch nahm er sich ein längliches, metallenes Rohr von einem der Tisch und schlich zu einem aus dem Gang heraus nicht sichtbaren toten Winkel und wartete. Wartete auf weitere Barbaren, Wölfe oder schlimmeres...
14.07.2005, 17:39


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Thorgrims letzte Ruhestätte - von Anonymous - 27.06.2005, 07:15
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