Thorgrims letzte Ruhestätte - Druckversion +- The-Arena-Forum (https://forum.the-arena.de) +-- Forum: Amphitheater (https://forum.the-arena.de/forum-8.html) +--- Forum: RPG Archiv (https://forum.the-arena.de/forum-71.html) +--- Thema: Thorgrims letzte Ruhestätte (/thread-243.html) |
Thorgrims letzte Ruhestätte - Anonymous - 27.06.2005 //OOC: Diese Geschichte ist ein leider viel zu verpätetes Abschiedsgeschenk an eine kleinen Krieger, der großes für das RPG in der Sturmwind-Ottajesko geleistet hat. Solltest du sie lesen, Tobias - auf dein Wohl! :) Die Geschichte ist bereits von Babe und mir abgeschlossen, bitte nicht mitschreiben - danke! :) Das Innere des Langhauses lag in einem gemütlichen Halbdunkeln. Ein halb heruntergebranntes Feuer glomm in dem steinernen Rund in der Mitte des großen Raumes und kleidete ihn in eine Vielzahl von stetig tanzenden Schatten. Metall blitzte immer wieder auf, wenn Licht auf eine der vielen Äxte an den Wänden fiel, nur um zugleich wieder in die Dunkelheit zu verschwinden. Der Lichtkegel der Feuerstelle verbarg gutmütig die Unordnung in dem Langhaus, legte sich wie ein Tuch über die vielen Kleiderhaufen, Speiseresten, halbleeren Met-Fässern und dem riesigen, neben dem Feuer befinden Tisches, auf dem eine Unzahl an Karten, Pergamentrollen, Zinnfiguren und Weinkelchen lagen. Eine andere Ecke des Raumes schien hingegen die Aufmerksamkeit des flackernden Lichtes auf sich gezogen zu haben. Ungehindert leuchtete es auf einen großen Berg Felle, der sich langsam zu heben und senken schien und spielte dabei um den weiblichen Körper, der unter ihm halb bedeckt lag. Rotes, lockiges Haar lugte aus einer der Felldecken hervor und umstrich ein in die eigenen Hände gebettetes Gesicht, in dem ein friedlicher Ausdruck lag. Die Frau hatte sich auf die Seite gelegt, wobei ein Teil ihres Rückens von den Fellen unberührt frei lag. Narben bedeckten ihre Haut, glichen von ihrer Anzahl her gleichzeitig einem Flickenteppich wie auch einem Kunstwerk. Ein eisiger Wind ließ das Feuer unruhig aufleuchten, als die Tür des Langhauses schnell geöffnet und wieder geschlossen wurde. Ein blonder Hüne trat mit großen, raschen Schritten herein. Gekleidet nur in einen Mantel, einem Lederschurz und Stiefeln eilte er zu der Feuerstelle und dem Tisch in der Mitte, wobei seine zu einem Zopf gebundenen Haare unruhig auf seinem Rücken tanzten. Sein Blick fiel auf die Frau in den Fellen, und für einen Augenblick stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Vorsichtig, darum bemüht keinen Krach zu machen zog er sein schweres Schuhwerk aus und trat anschließend leise zu dem Schlaflager. Immer noch lächelnd beugte er sich über die Frau, gab ihr einen Kuss auf den Rücken und zog ihr sanft das Fell über die Schulter. Seine Bewegungen wurden wieder fahriger, als er sich auf einen schweren Stuhl neben dem Tisch sinken ließ und einen halbvollen Becher mit Wein vom Boden aufsammelte. Fast schon mühsam schien der Hüne sich zur Ruhe zu zwingen und nahm einen Schluck aus dem Gefäß. Sein Blick legte sich auf das Feuer, blieb dort wie hypnotisiert liegen, während seine Gedanken weit woanders waren....[/i] - Anonymous - 27.06.2005 Die leichte Berührung weckte die Kriegerin, die sich in ihren Träumen gerade einem angriffslustigen Elfen gegenüber gesehen hatte. Mit noch geschlossenen Augen fuhr sie mit der Hand nach der Hälfte des Bettes, wo sie den Mann vermutete, an dessen Seite sie die Nacht verbracht hatte. Nachdem ihre Hand jedoch ins Leere, statt zu dem erwarteten warmen Körper griff, drehte sie sich enttäuscht auf ihrem Lager um. Ihr Blick fiel dabei auf den Nordmann, der unweit von ihr auf einem Stuhl saß und der nachdenklich einen Becker in der Hand herumdrehte. Babe, die sich kurz streckte, um so den letzten Rest Müdigkeit aus ihren Gliedern zu scheuchen, sah Kjaskar gleich darauf aus halbgeschlossenen Augenlidern an. Ihr Körper war zwar noch schwer von der Nacht, doch sie konnte bereits nach einer kurzen, intensiven Musterung ihrerseits erkennen, dass er an irgend etwas grübelte. „Hey...“ flüsterte Babe gerade so laut, dass er es hören musste. „Was treibt dich zu dieser unmöglich frühen Zeit von meiner Seite?“ In ihren Worten lagen Zärtlichkeit und Wärme und noch während sie sich ein weiteres Mal räkelte, huschte ein Lächeln über ihr Gesicht, das dem Vorabend, dem Tavernenbesuch und seine Folgen gewidmet war. Währendessen glitten ein Fuß und ein Arm unter den Fellen hervor, wurden aber gleich wieder zurückgezogen, nachdem kalte Luft sie streifte. „Ich schlage vor...“ sagte Babe im gleichen Tonfall wie zuvor, „du kommst noch mal zu mir und erzählst mir, was dich umtreibt.“ Wieder schob sich eine Hand hervor, die dieses Mal jedoch einladend auf den Platz neben sich klopfte. „Und bring den Becher mit, den du in der Hand hältst, egal, was drin ist...“ - Anonymous - 27.06.2005 Ein kurzes Lächeln verdrängte Kjaskars starrenden Blick in das Feuer, als er Babes geflüsterte Worte hörte und ließ ihn zu der Kriegerin blicken. Der Anblick, der sich ihm bot vertrieb für einen Augenblick die schwermütigen Gedanken, die sich um seinen Geist gelegt hatten und ließ ein warmes Gefühl in seinem Bauch aufsteigen. Augenzwinkernd und auf der Oberlippe beißend stand der Hüne von dem schweren, gemütlichen Stuhl auf, legte den Mantel über diesen und war mit wenigen raschen Schritten bei der Frau in seinem Felllager. Während er ihr den Kelch mit dem schweren Rotwein reichte, beugte er sich zu Babe herunter und küsste sie kurz, bevor er sich zu ihr unter die Felle gesellte. Wortlos legte er sich auf den Rücken und streckte einen Arm an den roten Lockenkopf vorbei, während die andere Hand seinen eigenen Kopf aufstützte und schweigend in das Dunkel der Decke des Langhauses starrte. Als Kjaskar zu sprechen begann, klang seine Stimme leise und nachdenklich. „Vorhin ist mir auf dem Weg zum Wasserlassen Nekazanka begegnet. Er hatte die Nacht die Wache am Nordtor, nahe des Gebirges. Ein Jäger auf der Durchreise hat ihm von einer Höhle zwei Tagesmärsche im Norden berichtet, die eine seltsame Rune schmückte. Neka war sich absolut sicher, dass der Mann die persönliche Rune von niemand anderem als Thorgrim beschrieb...“ Ein nur mühsam unterdrücktes, begeistertes Leuchten lag in den blauen Augen des Hünen, als dieser sich zu Babe herumdrehte. „Verstehst du, was das bedeutet? Das ist das erste Mal seit knapp zwei Götterläufen, dass ich nach dem überhasteten Aufbruch des Zwerges wieder etwas höre! Endlich weiß ich, wohin es ihn nach seinem Auszug aus der Otta hin getrieben hat!“ Der plötzliche Schwall Begeisterung endete so abrupt wie er begann. Ein seltener, bei dem Nordmann irgendwie fehl am Platz wirkender verletzter Zug huschte über sein Gesicht, als er weiter sprach. „Aber soll ich jetzt zu dieser Höhle aufbrechen? Wahrscheinlich will dieser hrangarverfluchte Zwerg eh niemanden sehen, bei den Göttern!“ Nach einem kurzen Moment des Schweigens fügte er hinzu: „Warum auch immer...“ - Anonymous - 27.06.2005 Schweigend hatte sich Babe aufgesetzt, den Kelch an die Lippen gehoben und den Rotwein ihre Kehle hinunterlaufen lassen. Der Wein lag ihr schwer und warm im Magen, was sie veranlasste, sich zurück in die Felle zu legen, wobei sie sich eng an Kjaskar schmiegte. „Thorgrim?“ fragte sie leise, während sich die einen Finger ihrer Hand in seinen langen Haaren vergruben. „Du meinst den bärbeißigen, unfreundlichen Zwerg, der an allem etwas auszusetzen hatte?“ Entgegen ihren Worten stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie an den alten Zwerg von der Otta dachte. Sie hatte Thorgrim zwar kaum zu Gesicht bekommen, wenn sie innerhalb der Palisaden geweilt hatte, aber er war doch immer präsent gewesen. Ihre Sympathie war ihm gewiss gewesen, nicht auch deshalb, weil er ein Zwerg war, auf den die Beschreibung der Pergamente haargenau gepasst hatte. „Und du meinst, er ist noch in der Höhle dort?“ überlegte sie weiter, Kjaskar den Kelch reichend. Vor dem inneren Auge der Kriegerin stieg das Bild von Thorgrim auf, wie er einsam und verbissen vor einer Esse tief in einer Höhle stand und Schwerter für Krieger fertigte, die er nicht als seine Freunde bezeichnete oder die sein Thorgrimmbräu nicht zu schätzen wussten. „Ich kenne Thorgrim lange nicht so gut, wie du,“ meinte sie daraufhin nachdenklich. „Und Zwerge haben manchmal seltsame Angewohnheiten. Aber ein Freund bleibt für einen Zwerg immer ein Freund, egal, wie lange sie sich nicht gesehen haben.“ Das Feuer im Kamin flackerte noch einmal kurz auf, bevor es zu einer roten Glut zusammenfiel. Babe, die zu Kjaskar aufsah, konnte nur noch dessen Schemen erkennen, was sie jedoch nicht hinderte, ihre Hand an sein Genick zu legen und ihn zu sich herunterzuziehen. „Die Sonne geht erst in wenigen Stunden auf,“ flüsterte sie in die Dunkelheit hinein. „Ich vermute mal, das selbst Thorgrim jetzt schlafen wird. Wenn du also wirklich zu seiner Höhle aufbrechen willst, dann rate ich dir, es im Morgengrauen zu tun..“ - Anonymous - 28.06.2005 Kjaskar grinste bei den Worten von Babe, während er sich zu ihr herunter ziehen ließ. Bärbeißig, grummelig und unfreundlich waren Beschreibungen, die dem Angroschim mehr als nur gerecht wurden. Der Schmied hatte mit seiner Art das Leben in der kleinen Siedlung so sehr geprägt, dass ein klaffendes Loch zurückblieb, als er sie verließ. Und selbst nach all der Zeit vermisste Kjaskar das konstante Nörgeln des kleinen Kriegers, welcher immer alles besser wusste. Ein Teil seiner Vergangenheit und seiner Heimat, Thorwal, die Westküste, Aventurien, war mit Thorgrims Abschied verschwunden. Die Lippen des Hünen fanden in der schummrigen Dunkelheit die der Kriegerin, während er den nicht angerührten Weinkelch blind tastend neben den Fellen stellte. Mit gerunzelter Stirn wollte er die plötzlich aufkommende Gedankenflut aufhalten, die ihn seit dem Gespräch mit Nekazanka zu überrollen drohte und sich ganz und gar auf Babe konzentrieren. Seine Hände fuhren gedankenverloren an ihrem Hals herab, dann richtete er sich seufzend auf. Seufzend rieb er sich über sein Gesicht und suchte anschließend in der Dunkelheit das Gesicht der Kriegerin. „Das Wohl... du hast recht, es ist noch zu früh, aufzubrechen – aber... ich kann nicht anders, verzeih mir. Ich habe so lange auf ein Lebenszeichen des Zwerges gewartet...“ Er räusperte sich. Dem Hünen fiel es sichtlich schwer über seine Gefühle zu sprechen. Sein Kinn fiel auf seine Brust, die von einem Schleier aus Haaren bedeckt wurde, als Kjaskar fortfuhr. „Ich weiß selbst nicht so genau, warum ich so vernarrt darauf bin, Thorgrim wieder zu sehen. Er hat uns ohne einen Grund verlassen, über Nacht seine Lager abgebrochen und war verschwunden. Ich... ich muss ihn aufsuchen und wissen, wo er ist. Etwas bahnt sich an, ich fühle es in mir.... ich kann es nicht besser erklären.“ Er richtete sich langsam in dem Felllager auf und trat an die Feuerstelle, darum bemüht, das abgestorbene Feuer wieder zum Leben zu erwecken. Seine Stimme klang leise, als er über seine Schulter zu Babe sprach: „Ich werde heute früh noch aufbrechen und seine Höhle suchen. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du mich begleitest... aber ich würde mich freuen, wenn du dabei bist, wenn ich dem alten Zwerg unter die Augen trete.“ - Anonymous - 28.06.2005 Einen Moment lang war Babe versucht, die Fellen über den Kopf zu ziehen, um unter deren warmen Schutz Nekazanka oder Kjaskars schwache Blase zu verfluchen. Doch dann schob sie diese energisch fort, ein lautes Seufzen dabei nicht vermeidend. „Einmal quer durch die Hölle oder ein Aufbruch in einer Winternacht – wo ist da der Unterschied, frage ich dich? Ich begleite dich natürlich, wenn du Angst vor einem alten Zwerg hast.“ Die Kriegerin schälte sich aus den Fellen und suchte dann im Dunkeln ihre Kleider zusammen, die sie am Abend zuvor irgendwo hatte fallen lassen. Nachdem sie ihr wärmendes Flanellhemd übergezogen und dann ihre Hose unter dem Bett hervorgeholt hatte, meinte sie leichthin: „Ich hoffe, Fun4ever hat seine Pferde soweit erzogen, dass sie auch mitten in der Nacht gerne aus einem warmen Stall gezogen werden. Ich fürchte nämlich, Rhe kennt die thorwalschen Unarten noch nicht.“ Ein unwilliges Knurren löste sich aus ihrer Kehle, als sie nach ihren warmen Fließ suchte, die sie im Winter über ihre Füße zog, um sie so vor der Kälte zu schützen. Sie fand sie schließlich unter einem Stuhl, gleich neben ihren Stiefeln. Noch während sie beides überzog, meinte sie: „Wir brauchen Proviant und genug Getränke. Zudem wären ein paar Felle nicht schlecht, denn wir wissen nicht, ob wir auf dem Weg nach Norden Unterschlupf in einer Taverne finden. Meiner Erfahrung nach werden die Annehmlichkeiten immer seltener, je weiter man nach Norden kommt.“ - Anonymous - 28.06.2005 Im letzten Moment gelang es Kjaskar, ein Lächeln zu unterdrücken, als er von dem Feuer aufstand und die geschäftig umher eilende Kriegerin beobachtete. Er kannte Babe gut genug, um sie nicht noch mehr zu reizen und nahm ihre Bereitschaft, ihm zu folgen mit einem dankbaren Nicken an. Er wusste selbst nicht genau, was ihn in Hrangars Namen dazu trieb, so eilig zu dem Zwergen zu kommen, wie musste sie es dann erst sehen? Schweigend lauschte er ihren Ausführungen über die Reise und versuchte sich mit Gedanken über die Vorbereitung von dem Drang, nur in einem Lendenschurz bekleidet hier und jetzt los marschieren, zu befreien. Als die Kriegerin ihr Pferd erwähnte, zog Kjaskar kurz eine Augenbraue hoch. Es war noch nicht lange her, dass Babe Khan freigegeben hatte und ein jüngeres Tier führte, und immer noch stutzte er bei dem neuen Namen. Seine Gedanken befreiten sich unbewusst von dem Zwergen und wanderten zu seinem eigenen Pferd, Mjolnir. Der Hengst war ebenfalls nicht mehr der jüngste, aber so wie der Hüne das Tier einschätzte, würde es eher tot umfallen als ihm die Genugtuung zu gönnen, einmal klein bei zu geben. Die Beziehung zwischen Ross und Reiter war etwas komplizierter – beide glichen sich vor allem darin, einen ziemlichen Dickschädel zu entwickeln, was gelegentlich zu kleineren Auseinandersetzungen führte. Kjaskar schüttelte langsam den Kopf. „Wir können unsere Pferde in dieser Jahreszeit nicht in die Berge mit nehmen. Der Schnee steht in den Pässen streckenweise hüfthoch und höher. Zudem lockt ihr Geruch womöglich Wölfe an...“ Er sah Babe in die Augen und ließ die unausgesprochenen Worte achselzuckend zwischen ihnen hängen. Wenn ein ausgehungertes Rudel Wölfe die Pferde roch, würden sie auch Babe und Kjaskar riechen – ein Wagnis, dass der Hüne bereit war, einzugehen. Schweigend und rasch zog er sich die lederne Hose über, nur um sogleich weitere, aus Wolle bestehende Beinkleider überzustreifen. Noch während seine Füße in die schweren Lederstiefel schlüpften, kramte er neben dem Bett ein abgewetztes Hemd hervor, dass er sich nach einer kurzen Geruchsinspektion schulterzuckend überstreifte. Einige Felle folgten, dann stand Kjaskar auf und schritt zu dem großen Tisch, den er mit einem kurzen Wischen seines Unterarms von dem heillosen Chaos auf seiner Oberfläche befreite. Eine speckige Lederzeichnung bewahrte er vor dem Gang auf den Lehmboden und breitete sie auf dem Tisch aus, nachdem er Babe heran gewunken hatte. Das Leder zeigte eine grobe Karte der Umgebung rund um die Siedlung der Sturmwind-Ottajesko, vornehmlich dem nördlichen Teil, der sich an das Gebirge schloss. Einige Bemerkungen waren in das Fell gebrannt worden und zeigten strategische Verteidigungspunkte an den Palisaden an, doch Kjaskar deutete auf einen Weg, der von der Otta aus sich durch das Gebirge schlängelte. „Hier müssen wir laut der Beschreibung des Jägers entlang. Es ist ein alter Gebirgspfad, der schon im Sommer nicht ganz einfach zu begehen ist – im Winter bin ich ihn selber noch nicht bereist, aber laut einigen Spähern aus der Siedlung ist er passierbar – wenn auch nicht leicht. Wir benötigen auf jeden Fall Feuerholz, dass wir mit uns mitnehmen müssen, und jede Menge Schnaps – nicht nur zum Trinken, sondern auch um das Wasser vor dem Gefrieren zu bewahren. Dort hinten in der Ecke ist Trockenfleisch und Brotlaibe, wenn wir Glück haben, sind sie sogar noch frisch. Wasser ist dort in dem geschlossenen Fass, Wasserschläuche dort drüben...“ Kjaskar wies Babe durch das Chaos seines Langhauses und sammelte dabei selber Sachen ein. Nach einem Augenblick reihten sich Nahrung, Wasser, Felle, Holzscheite und vieles mehr auf dem Tisch. Der Hüne nickte zufrieden und trat dann auf die Kriegerin zu und nahm sie in den Arm. „Danke, dass du mir folgst.“ Er sah ihr in die Augen und wusste gleichzeitig, dass seine Worte weiter gemeint waren, als er selber noch vor einem Augenblick angenommen hatte. Nach einem langen Kuss wandte er sich von ihr und begann, den Inhalt des Tisches auf zwei Rucksäcke zu verteilen... - Anonymous - 28.06.2005 Einen Moment lang hatte Babe in ihrer Bewegung innegehalten und den Nordmann fassungslos angestarrt. Sie fragte sich, ob Kjaskar wirklich und allen Ernstes gesagt hatte, dass sie die Pferde zu Hause lassen sollte und sie damit zu Fuß durch den Schnee zwingen wollte. Dieser jedoch fand anscheinend nichts seltsames an dem Gedanken, da er nun geschäftig auf und ab zu gehen begann, um die notwendigen Utensilien zusammenzusuchen. Babe, die ihm schweigend hinterherlief, ihm erst das eine abnahm und sich dann das andere Teil auflud, nickte nur, als er ihr erklärte, welchen Weg sie zu gehen hatten und was sie alles mitnehmen mussten. Sie selbst hatte ihre Reisen immer zu Pferd erledigt, aber das Argument mit den Wölfen zählte natürlich – vor allem, weil sich Kjaskar unbestritten besser mit den nordischen Begebenheiten auskannte als sie. Doch erst, nachdem er die Rucksäcke gepackt und sie geküsst hatte, fand sie ihre Stimme wieder. Leicht belegt antwortete sie: „Ich liebe dich...“ Nach dieser Antwort auf seine Worte ging Babe zu ihrem Mantel aus Lammfell, um ihn sich überzuziehen. Neben dem Mantel lag eine handliche Armbrust und eine Tasche mit Bolzen, die sie sich beides über die Schulter hängte. Das Bat`leth hatte sie bei ihrer Reise zur Otta zu Hause gelassen, da sie sich mit einer Armbrust eventuelle Angreifer besser erwehren konnte. Die Wölfe, die Kjaskar bereits erwähnt hatte, gab es auch in ihren Landen, so dass sie sich schweren Herzens von ihrem Schwert hatte trennen müssen. Es hing nun in Silva Romae in ihrer Hütte an der Schnauze des alten Wolffells und wartete auf wärmere Zeiten. Nachdem sich die Kriegerin mit einer ledernen Kappe, die weit über die Ohren gingen, Fäustlingen und einem weichem Tuch um den Hals für die Kälte gewappnet hatte, ging sie zu dem Tisch, um einen der Rucksäcke an sich zu nehmen, die Kjaskar inzwischen fertig gepackt hatte. „Wenn wir keine Pferde mitnehmen können,“ sagte sie schließlich mit einem Zögern, während sie sich den schweren Rucksack auflud, „dann sollten wir uns bei Lydia die Skier ausleihen, die ich vor ihrem Badehaus habe stehen sehen. Sie werden uns helfen, durch den tiefen Schnee zu kommen – und so sind wir auch schneller, sollten wir vor Wölfen fliehen müssen.“ Babe ging zur Haustür des Langhauses und öffnete diese. Sofort wehte eisige Luft hinein, streifte ihre Wangen und kühlte ihre Nase. Schneeflocken, die vom Wind in das warme Haus getrieben wurden, setzten sich auf dem Boden hinter ihr ab, wo sie sofort zu kleinen Pfützen zerflossen. Ein letztes Mal noch dachte Babe an das warme und weiche Bett hinter ihr, bevor sie nach draußen in die kalte Nacht trat. Den Mund in das warme Tuch vergrabend, welches sie zudem noch mit einem kurzen Griff über ihre Nase schob, tat sie erste Schritte in den weichen Schnee, in Richtung von Lydias Badehaus. - Anonymous - 28.06.2005 Kjaskar dachte über die Worte der Kriegerin nach und nickte schließlich zögernd. Es war lange her, dass er das letzte Mal auf den hölzernen Brettern gestanden hatte, und auch wenn ihm jeder Kundschafter von den Möglichkeiten bei hohem Schnee vorschwärmte, hatte er doch eine leichte Abneigung gegen diese Art der Fortbewegung. Achselzuckend warf er einen Blick auf das halbe Sammelsurium der Waffen, die an der Stirnwand des Langhauses hingen, lehnten und thronten und zog seine Stirn kraus. Aus Gewohnheit glitt sein Blick zu der langen, zweihändig zu führenden Axt und wanderte nach einem kurzen Kopfschütteln weiter zu der Orknase daneben. Wortlos griff er danach und gürtete sie mitsamt einem Waffengehänge auf seinem Rücken fest. Obwohl er die Waffe während der Wanderung wahrscheinlich nicht einmal ziehen konnte, fühlte er sich ganz ohne Axt irgendwie nackt. Zudem war ein ordentliches Beil ebenso auch gut, um ein Baum zu fällen. Ganz jedoch wollte er nicht auf eine schnell erreichbare Waffe verzichten, und so band er nach einer kurzen Überprüfung ein Entermesser mitsamt geölter Scheide um seine Hüfte. Derart gerüstet schritt er zu Rucksack und Mantel und begann letzteren anzuziehen. Rasch schulterte er anschließend den schweren Rucksack und schaffte es nach einem Moment des Ziehens und Zurrens, Axt und Gepäck halbwegs bequem unterzubringen, bevor er sich Fäustlinge über die Hände streifte und den Kopfteil des Bärenmantels über seinen Kopf zog. Weißer Dampf stieg ihm beim ausatmen auf, als er Babe hinaus in den Schnee und zu Lydias Hütte folgte. Seine Gedanken fielen vollends von Thorgrim ab, jetzt, wo er sich einmal dazu durchgerungen hatte, die neue Heimat des Zwerges zu besuchen. Er hatte noch genug Zeit, sich genauer mit seiner Ankunft in der Höhle, dem Grund seines Exils und seiner Enttäuschung darüber zu beschäftigen. Stattdessen blieben sie bei der Kriegerin hängen. Babe war ihm schon oft in Abenteuer und Scharmützel gefolgt, ebenso wie er es andersherum auch getan hatte. Der Drang nach Neuem, nach Aufregung und einem guten Kampf verband die Beiden, und doch war diese Reise anders. Es ging nicht um einen Schatz, um einen Auftrag oder um eine gegnerische Streitmacht – die Reise schien in die Vergangenheit des Hünen zu gehen. Und er war froh, dass die Kriegerin ihn dabei begleitete und unterstützte – auf eine Art und Weise, die noch vor Monden diese gemeinsame Reise unmöglich gemacht hätte. Kjaskar konnte noch immer nicht genau sagen, warum er so dringend den Zwergen sehen wollte, doch wusste er auch, dass es sich um etwas sehr persönliches handelte. Thorgrim war ihm all die Jahre immer mehr als nur ein Freund gewesen – er hatte die Ratschläge und Einwürfe von ihm stets bedacht und geschätzt. Der Angroschim versteckte einen Hort an Weisheit und Lebenserfahrung unter seiner rauen Schale, die dem Hetmann stets eine Bereicherung gewesen war. Missmutig schüttelt Kjaskar die vielen Gedanken ab und sah zu dem Langhaus auf, dass sich vor ihm auftürmte. Lydias Badehaus war ein mächtiges Bauwerk, und doch interessierte sich der Hüne derzeit nur für die sorgfältig neben dem Holzscheit verstauten Skiern und den Schneeschuhen. Die Badefrau würde ihn wohl einen Kopf kürzer machen wollen, wenn sie heraus bekam, wer da ihre Schneeausrüstung mitgenommen hatte. Mit einem Nicken verstaute er ein Paar Skier auf Babes Rucksack, gefolgt von einem paar Schneeschuhen, um sich dann umzudrehen und dieselbe Prozedur über sich ergehen zu lassen. Mit zusammengekniffenen Augen sah er zu den Palisaden. Schneeflocken, eine schummrige Dunkelheit, immer wieder von weiter entfernten großen Fackeln und Lagerfeuern zu einem diffusen Leuchten erhellt ließen ihn nicht viel erkennen. Mit einem Seufzen verdrängte er den Gedanken, dass Babe eventuell doch recht gehabt hatte, erst bei Tageslicht los zu marschieren. Innerlich gab er sich einen Ruck und schritt los. Erst als sie die Tore der Otta hinter sich gelassen hatten, fühlte er sich etwas erleichterter. Das Gefühl, das Richtige zu tun füllte ihn aus und ließ ihn grimmig zufrieden durch den Schnee stapfen... - Anonymous - 28.06.2005 Die Wache staunte nicht schlecht, als sein Hetman mit Babe an der Seite durch das schwere Holztor verlangte. Doch er verließ ohne zu fragen oder zu murren die Palisade, auf der er gestanden hatte und öffnete den beiden Kriegern das große Tor. Als Babe sah, welch dummes Gesicht Einar Björnson dabei machte, grinste sie heimlich in ihr Tuch hinein. Die Thorwaler mussten inzwischen einiges von ihrem Chef gewohnt sein und trotzdem kam es ihr so vor, als könnte dieser sie immer noch überraschen. Sie zwinkerte Einar deshalb zu, auch wenn dieser es wegen der Dunkelheit nicht sehen würde. Kaum hatten sie die Otta hinter sich gelassen, begann Kjaskar schweigend loszustapfen, so dass sie Mühe hatte ihm zu folgen. Der Schnee, der nun in dichten Schwaden sanft herabfiel, lag etwa knöchelhoch auf dem gefrorenen Boden – sie konnten deshalb zügig durchlaufen und würden auch ihre Skier noch nicht brauchen. Eine Tatsache, die Babe fast verfluchte, da die Bretter störrisch rechts und links hinter ihrem Rücken hervorragten. In der Hoffnung, ihrem Rücken etwas Erleichterung verschaffen zu können, zwängte sie ihren Daumen unter die Riemen des Rucksacks, um ihn so etwas zu erleichtern. So gerüstet ging sie knapp hinter Kjaskar her, bemüht, ihn in der Dunkelheit nicht zu verlieren. Das Bärenfell, dass er trug, war ziemlich dunkel und dadurch, dass er die Kapuze über den Kopf gezogen hatte, leuchteten nicht einmal seine Haare hervor, an denen sie sich vielleicht noch hätte orientieren können. Allein der Schnee reflektierte das fahle Licht des Mondes, der ab und an mal hinter den schnellziehenden Wolken hervorlugte. Die Minuten vergingen und während Babe dem Nordmann nachjagte, dachte sie daran, wie sie vor nicht allzu langer Zeit in einem warmen Bett neben einen warmen Körper gelegen hatte. Ein Seufzen entfleuchte der Brust der Kriegerin, als sie daran dachte, was sie statt ihrem nächtlichen Gewaltmarsch jetzt hätte tun können und sie bückte sich kurz, um eine Handvoll Schnee aufzusammeln. Nachdem sie ihn zu einer festen Kugel geformt hatte, hob sie ihren Arm und warf ihn Kjaskar an den Kopf. „Heda, Nordmann...,“ rief sie, während sie abrupt stehen blieb. „Ich geh ja mit dir überall hin und ich hoffe, du weißt das auch - aber Nekazanka sagte meines Wissens nach etwas von zwei Tagesmärschen. Also lass uns doch bitte auch die zwei Tage Zeit nehmen, die angesetzt worden sind. Ich bin eine Kriegerin und keine Marathonläuferin...“ Die Hände in die Hüften gestützt und nach Luft ringend, wartete Babe auf eine Reaktion von Kjaskar. Sie würde natürlich aus jeder Lage heraus aufbrechen, um ihm zur Seite zu stehen – einfach deshalb, weil sie ihn liebte und ihr Leben mit ihm teilen wollte. Sie würde jederzeit ihr Schwert für ihn und seine Belange erheben oder mit ihrem Körper den seinen schützen. Sie stand sogar mitten in der Nacht auf, um in einer kalten Nacht einen grimmigen Zwerg zu besuchen – sie fand nur, dass man dabei nicht so rasen musste. - Anonymous - 28.06.2005 Aus seinen Gedanken urplötzlich herausgerißen und in Erwartung eines unmittelbar bevorstehenden Angriffes warf sich Kjaskar herum, als er einen leichten Stoß gegen seinen Kopf spürte. Seine rechte Hand ruckte zu dem groben Knauf des Entermessers und verharrte dort, als er die Kriegerin sprechen hörte. Nur langsam wurde ihm bewusst, was sie von ihm wollte, und als er endlich begriff warf er einen überraschten Blick auf die Umgebung. Die Kriegerin hatte recht. Die Siedlung war schon lange hinter einer zugeschneiten Hügelkuppe verschwunden, und wenn sie weiter in diesem Tempo marschierten, waren sie entweder am Abend in der Höhle oder vor Erschöpfung zusammengebrochen. „Bei den Göttern, hast du mich er... wischt, das Wohl! Der Schneeball war hinterhältig. Aber du hast recht, es bringt nichts, wenn wir die Strecke im Eilmarsch hinter uns zu bringen versuchen – der Winter hier hat schon manch einen übereifrigen Wanderer für immer in seine kalten Arme umschloßen...“ Kapitulierend schaufelte Kjaskar den matschigen Schnee weg, der einen Weg in seine Kleidung gefunden hatte und überlegte kurz, es der Kriegerin heimzuzahlen. Mit einer Grimasse verscheuchte er schließlich den Gedanken und dachte an den langen Weg, der vor ihnen lag. Es war mehr als nur denkbar, dass sie all ihre Kräfte für diese Wanderung brauchten. Der kalte Norden war ein eifersüchtiger Herrscher über sein Reich und seine Schätze, der unbarmherzig gegen Eindrinlige vorging. Mit einem Nicken deutete er auf die Hügel vor sich und ging langsam weiter. Eine Weile schritten die Beiden schweigend durch die dunkle Winterlandschaft, bevor Kjaskar das Schweigen brach. „Weißt du, ich bin das erste Mal alleine mit elf Götterläufen durch eine solche Winterlandschaft gewandert. Es war eine Mutprobe von den Halbwüchsigen in meiner Ottajesko, einmal quer durch das Turil-Tal zu dem alten Taehmson, dort eine seiner Flaschen Waskirer mitgehen lassen und wieder zurück. Ich weiß noch, dass ich mir beim Hinweg durch die dunkle Schneelandschaft damals fast in die Beinkleider gemacht hatte und bis dahin nie glücklicher gewesen war, eine Hütte vor mir zu sehen. Mit vor Kälte steifen Fingern borgte ich mir eine der Flaschen aus dem Schuppen des alten Sonderlings aus und wollte mich auf den Rückweg machen, als Taehmson aus seiner Hütte trat und mich entdeckte. Ich bin gerannt, wie ich bis dato noch nie zuvor gerannt war, die herben Flüche des Eremiten hinter mir lassend. Es kam, wie es kommen musste – ich verlief mich gnadenlos. Irgendwann trank ich, um mich von den Schnaps zu wärmen und war schnell voll wie ein römischer Seelenfänger. Ich weiß nur noch, wie mich meine Eltern irgendwann fanden – die anschließende Tracht Prügel ist mir bis heute noch im Gedächtnis geblieben....“ Der Hüne lächelte, als er sich zurück erinnerte. Seine Aufmerksamkeit wanderte wieder auf ihren Weg – gerade rechtzeitig. Mit ausgestreckter Hand hielt er Babe vom Weitergehen ab und deutete auf den verschneiten Abhang, der sich vor ihnen auftat. In dem trüben Licht des nur langsam anbrechenden Tages konnte man das Ende nur erahnen. Mit einem nachdenklichen Brummen sah Kjaskar sich um. „Hm, wenn mich nicht alles täuscht, folgt auf diesem Tal der Gebirgspfad – wir müssten also noch richtig sein. Scheint so, als ob wir hier die Skier benutzen müssten...“ Unwillig sah er sich ein weiteres Mal um und setzte dann mit einem Seufzen seinen Rucksack ab, um an die Holzplanken und Stöcke zu kommen. Mit steifen Fingern band er die Skier unter seine Füße und nahm die Stöcke in die Hand. Es war ein Weilchen her, gestand er sich unbehaglich ein, während er die Dunkelheit vor sich zu durchdringen versuchte. Er war groß und breit gebaut, zwei Umstände, die ihn schon immer ein Hindernis bei dieser Fortbewegungsart gewesen waren. Sein Blick suchte den Babes. „Das Wohl – bereit für ein Abenteuer?“ - Anonymous - 28.06.2005 Vorsichtig äugte Babe den Abhang hinunter, dessen weiße Decke schimmernd vor ihnen lag. Ihr wurde leicht flau bei dem Gedanken, dass sie im Dunkeln den Berg hinunter müssten – ohne genau zu sehen, ob sich ein Fels vor ihnen im Schnee erhob oder eine Eisplatte auf sie wartete. Ihr Blick ging nach oben zum Himmel. Es hatte inzwischen zu Schneien aufgehört, was sie als angenehm empfand, denn so hatten sie wenigstens einigermaßen freie Sicht. Die dicken Wolken, die sich inzwischen über den ganzen Himmel gelegt hatten, überzogen ihn jedoch mit einem einheitlichen Grau und verhinderten damit ein schnelles Hellwerden. Ohne ein Wort zu sagen, nahm Babe ihren Rucksack ab und setzte ihn im Schnee auf. Anschließend griff sie zu ihren Skiern und band ihn sich mit daran angebrachten Lederriemen an die Füße. Nachdem Babe sich sicher war, dass die Bretter so gut an ihre Knöchel verschnürt waren, dass sie nicht ungewollt abfielen, glitt sie zum nächsten Baum und sich brach von dort einen langen Ast ab. Diesen teilte sie in zwei Teile, wobei sie Kjaskar einen davon reichte. „Er wird dir helfen, den Berg hinunterzukommen“ gab sie als Erklärung ab. „Und wir werden jede Hilfe nötig haben, wenn du mich fragst.“ Wieder blickte Babe den Berg hinunter. Der Schnee lag wie ein Federkissen unberührt vor ihnen, einladend und doch totbringend zugleich, wenn man sich nicht genug vorsah. „Einen Waskirer zur Aufmunterung wäre jetzt nicht schlecht,“ murmelte die Kriegerin, ihren Rucksack wieder aufhuckend. „Ein falscher Tritt und wir sausen da schneller hinunter, als uns lieb ist.“ Nach einem letzten prüfenden Blick zu Kjaskar fuhr sie langsam voran, weite Bögen ziehend, während sie mit ihrem Stock vorsichtig zu lenken versuchte. Den Anblick, den sie dabei gab, würde zwar alles andere als elegant sein, doch darauf legte sie sowieso nur im Umgang mit ihrem Bat`leth Wert. Nach einigen Metern stoppte die Kriegerin und blickte nach oben. Kjaskar war inzwischen losgefahren, unsicher zunächst aber ihrer Spur langsam folgend. Ein Lächeln stahl sich daraufhin in ihre Augen – Es gab wohl keine Aufgabe, der sich der Thorwaler nicht stellte und wenn es zwei dünne Bretter unter seinen Füßen waren. Da sich Babe nun sicher war, dass Kjaskar ihr folgen würde, nahm sie ihre Fahrt wieder auf, weiterhin weite Bögen fahrend. Sie waren bereits fast den halben Berg hinuntergefahren, als Babe ein Schatten über ihrem Kopf wahrnahm. Noch mitten in der Fahrt hob sie deshalb ihren Kopf, erstaunt, um diese Stunde bereits einen Greifvogel kreisen zu sehen. „Schau...“ rief sie Kjaskar zu, mit dem Stock nach oben zeigend. „Was meinst du, woher....“ Weiter kam die Kriegerin nicht. Ihre Skier verhakten sich in einem Ast, der urplötzlich vor ihr aus dem Schnee ragte. Ihr Ruf endete deshalb in einem kurzen Schrei, bevor sie sich überschlug und den Hang hinunterzupurzeln begann. Ihre Armbrust löste sich dabei von ihrer Schulter und auch der Skistock blieben im tiefen Schnee liegen, während sie immer weiter nach unten rutschte.... - Anonymous - 29.06.2005 „Ein Waskirer? Ein ganzes Fass von dem Gesöff bräuchte ich jetzt…“ Kjaskars murmelte eine kleine Litanei an Verwünschungen und Flüchen herunter, während er der Kriegerin bei ihrer Abfahrt zusah und zollte ihr widerstrebend und anerkennend seinen Respekt. Ski fahren war nichts, was man mal eben lernte, und Babe schien schon einmal auf den Hölzern gestanden zu haben. Mit einem Ruck stemmte er sich nach vorne und ließ sich den Hang herab gleiten. Das kurze Gefühl, in zwei verschiedenen Richtungen auseinander zu gehen verschwand rasch, als längst vergessene Instinkte ihn unbewusst die Kontrolle über seine Skier gewinnen ließen. Mit zusammengekniffenen Augen und fest aufeinander gepressten Zähnen versuchte er in der nur langsam heller werdenden Dunkelheit den Boden zu beobachten und Hindernisse zu erspähen. Immer wieder wechselte er den Stab, den ihn Babe gereicht hatte von Hand zu Hand und unterstützte mit einem kräftigen Stoß in den Schnee seinen Hüftschwung, um Steinen, Holz und Geröll auszuweichen. Seine Konzentration wurde abrupt abgelenkt, als er die Stimme der Kriegerin vor sich hörte. Misstrauisch spähte er in den Himmel und kniff die Augen noch fester zusammen. Ja, dort war ein Schemen zu erkennen – was für ein Vogel flog um diese Tageszeit und diesen Sichtverhältnissen umher? Kjaskar kam nicht mehr dazu, den Gedanken weiter zu verfolgen. Ein Schrei von Babe ließ ihn verblüfft in die grau-weiße Landschaft vor sich spähen. Die Kriegerin war gestürzt und rollte nun ungebremst den Hang herab. Mit einem leisen Fluch stakte der Hüne seinen Stock fieberhaft abwechselnd rechts und links in den Boden, um an Geschwindigkeit zu gewinnen. Die Skier schienen den Schnee unter sich kaum noch zu berühren, als er die Stelle erreichte, an der Babe an der Wurzel gestrauchelt war. Fast wäre ihm seine Hast ebenfalls zum Verhängnis geworden, als das längliche Stück Holz urplötzlich vor ihm im Schnee erschien. Grimmig stakte er seinen Stock in den Boden und wich auf der Schneewehe, die nach dem Sturz der Kriegerin entstanden war aus und sprang mit einem kleinen Satz über das Wurzelwerk. Mit großen Augen spürte der Hüne, wie er den Boden unter den Füßen verlor und durch die Luft schwebte. Der Aufprall erwies sich als wesentlich spektakulärer als der Sprung. Mit einem ächzen federten die Skier leicht verquert zu Boden. Ein Knie von Kjaskar ging unbewusst zu Boden und federte den Aufprall ab. Die Knie des Hünen stießen zusammen, als die Bretter diesmal verquert in die jeweils andere Richtung wandern wollte und brachten ihn fast zu Fall. Im Unterbewusstsein registrierte er die Armbrust, welche Babe während ihres Sturzes hatte fallen lassen und instinktiv griff er nach ihr. Nun vollständig aus dem Gleichgewicht gebracht kippte Kjaskar wie ein Stein zur Seite und prallte auf die weiße Landschaft auf. Schnee spritzte ihm ins Gesicht, nahm ihm die Sicht. Der Schwung, der ihn bis hierher gebracht hatte riss ihn herum und ließ ihn seitlich den Hang herab rollen. Ein plötzlicher, heftiger Schmerz an seinem Kopf stoppte ihn und ließ den Hünen unterdrückt aufstöhnen. Für einen Moment drehte sich seine Welt weiterhin, während er zitternd versuchte aufzustehen und dabei die Reste seiner Skier von den Füßen zu streifen. Sein blick fiel auf den großen Stein unter ihm – rotes Blut klebte an ihm und ließ ihn schaudern. Neben sich sah er die Kriegerin aus dem Schnee aufsteigen. Mit einem leisen „Plop“ ließ Kjaskar die Armbrust aus seinen verkrampften Fingern in den Schnee fallen und warf den Kopf in den Nacken. „Hrangarverflucht noch mal, nie wieder werde ich diese niederhöllischen Werkzeuge aller Götzenanbeter zusammen anrühren, bei allem was mir heilig ist! Aaaaaaaaargh!“ Sein Brüllen änderte nicht das Geringste an den Schmerzen, die durch seinen Schädel jagten, und doch löste er einen Knoten in ihm. Scheinbar nicht nur in ihm. Ein Rumpeln, fern und doch bedrohlich nah ließ ihn den Hang herauf blicken. Es schien so, als ob er auch noch ein Wörtchen mit zu reden hatte. Hektisch griff er Babe an die Schulter und stubste sie an. „Bei allen Göttern – lauf, Babe!“ Wie um seine Worte zu unterstreichen lösten sich bereits erste Schneepartien von dem Hang ab und rutschten langsam in Richtung der zwei Krieger… - Anonymous - 29.06.2005 Schnee rutschte in den Kragen der Kriegerin und in ihre Ärmellöcher, als sie den Berg hinabfiel. Sie machte dabei mitsamt den Skiern einige unfreiwilligen Purzelbäume, der ihr den Rücken nur deshalb nicht auseinanderbrechen ließ, weil der Rucksack jedesmal im Schnee versank. Erst als die Steigung flacher wurde, wurde ihre unfreiwillige Art der Abfahrt mit einem letzten Überschlag gestoppt, der Babe stöhnend auf den Rücken landen ließ. Ihr erster Blick fiel auf ihre Skier, die überkreuzt in den Himmel ragten. Sie stachen vor dem grauen Himmel ab, als hätte man sie hineingemalt, worauf Babe sie einen Moment lang verwundert anstarrte. Ihr Hemd dagegen war während des Sturzes hochgerutscht, so dass ihr nackter Rücken nun im kalten Schnee lag, was sie erschaudern ließ. „Ach Verdammt,“ fluchte Babe, vorsichtig alle Gliedmaße bewegend. In diesem Moment hörte sie auch Kjaskar rufen und sie beeilte sich mit einer hektischen Drehung ihrer Skier wieder auf die Füße zu kommen. Denn dem Brüllen des Nordmannes nach hatte dieser ebenfalls die Kontrolle über seine Bretter verloren und raste nun auf sie zu. Noch bevor sie sich ganz aufgerappelt hatte, fasste sie Kjaskar an und machte sie auf das tiefe Grummeln aufmerksam, das von weiter oben am Berg zu hören war. Erschreckt blickte Babe deshalb erst den Nordmann an, über dessen Schläfe eine Blutspur rollte und dann nach oben, von wo der bedrohliche Laut zu hören kam. „Himmel...“ flüsterte Babe, bückte sich dann aber schnell nach der Armbrust und hängte sie sich um. Anschließend drehte sie sich so um, dass ihre Skier wieder in Richtung des Tales blickten. Sie würden sich beeilen müssen, wenn sie nicht wollten, dass die Lawine, die sich gelöst hatte, sie beide überrennen sollte. Schließlich hatte Babe nicht die geringste Lust, in einem kalten Grab zu landen, während warmes Blut noch in ihr floss. „Ich lauf ja...“ rief sie den Nordmann zu, unterdessene ihr Gewicht nach vorne legend, um so ihre Fahrt zu beschleunigen. Kjaskar war ihr bereits vorangeeilt. Sein Bärenumhang flatterte hinter ihm her, und da auch seine Kapuze von seinem Kopf gerutscht war, wehten seine blonden Haare im Fahrtwind. Das Grummeln hinter ihr wurde laute und Babe spürte bereits den Sog, der der Lawine voraneilte. Dies ließ sie mit einem verzweifelten Ausruf nach hinten blicken, was sie allerdings gleich darauf bereute: Es kam ihr vor, als würde ihr der ganze Berg entgegenkommen. Eine Wolke aus Schnee und Schneestaub bedeckte die ganze Front es Berges und rollte dabei in enormer Geschwindigkeit auf die beiden Krieger zu. Die Lawine führte zudem einige todbringende Bäume und Steine mit sich, die sie am Rande des Hanges hatte mitgehen lassen und die sie noch zusätzlich gefährden konnten. „Kjaskar...“ rief Babe so laut, dass sie das Toben hinter sich übertönen konnte. „Beeil dich..“ Die Kriegerin lehnte sich noch weiter vor, um ihre Fahrt zu beschleunigen, obwohl ihr dies inzwischen nutzlos vorkam. Plötzlich bemerkte sie, wie Kjaskar nach rechts schwenkte und im rasenden Tempo auf einen hohen Felsen zuraste. Erleichterung machte sich in Babe breit, als sie erkannte, was der Nordmann vorhatte und gratulierte ihm dabei für seine Idee: sich hinter dem Felsvorsprung vor der drückenden Schneelast in Sicherheit zu bringen. Auch Babe verlagerte ihr Gewicht, was sie nochmals fast einen Sturz kostete, da ihre Skier dabei drohten, sich gegenseitig zu überfahren. Gleichzeitig zog sie ihr Tuch wieder über die Nase, um ihre Atemorgane so vor dem Schneestaub zu schützen. Trotzdem schaffte sie es, kurz nach Kjaskar am Felsvorsprung anzukommen. Mit einem Schrei, der ihrer Erleichterung Ausdruck verlieh, landete sie direkt vor Kjaskars Füßen im kalten Schnee. - Anonymous - 29.06.2005 Keinen Moment zu spät sah Kjaskar, wie Babe zu ihm hinter dem Felsvorsprung glitt. Das Donnern der Lawine war mittlerweile Ohrenbetäubend, und mit einem letzten Ruck zerrte der Hüne die Kriegerin an sich. Mit einem Mal wurde es weiß um die Beiden. Eine eisige Kältewand schob sich voran, dann krachte mit ohrenbetäubenden Lärm der Schnee um sie herum zusammen. Instinktiv zog der Hüne die Kriegerin näher an sich heran, drückte sie weiter unter den Felsen und türmte sich vor ihr auf, während sein Kopf ungläubig immer wieder zu beiden Seiten schaute. Seine Augen wurden groß, als sich ruckartig der halbe Berg um sie herum zu verschieben schien. Bei allen Göttern, das hatte er nicht gewollt! Seine Stirn legte sich auf die von Babe, als er seinen Blick abwendete. So schnell wie die Wand aus Schnee sich um den Felsblock geschoben hatte, so schnell wanderte sie auch weiter. Feiner Schnee wirbelte umher und ließ den Nordmann husten, als es mehr und mehr dunkel wurde. Einen erneuten vorsichtigen Blick um sich werfend löste ein tiefes Stöhnen aus seinem Brustkorb. Der Felsblock hatte sie vor dem sicheren Tod bewahrt und einen winzigen Hohlraum unter den herabgestürzten Schneemassen gebildet. Dieser schien jedoch kaum größer zu sein als der Platz, den die beiden Krieger gerade einnahmen. Zudem wurde es spürbar kälter mit jedem Atemzug. Erneut hustend versuchte sich Kjaskar etwas zu bewegen und fluchte leise. „Bei den Göttern, mein Rucksack hängt in dieser Schneewand fest, ich kann mich nicht bewegen!“ Er sah auf das Gesicht von Babe herab und musste trotz der Situation kurz auflachen. „Das Wohl, aber wir sollten den Göttern danken, dass wir überlebt haben...“ Der Hüne runzelte die Stirn und versuchte sich von der Kriegerin und dem Schnee soweit zu lösen, dass er aus den Riemen des Rucksacks schlüpfen konnte. Einige deftige Flüche und in anderen Situation unsittliche Berührungen später hatte er sich soweit befreit, dass er den Oberkörper etwas bewegen konnte. Vorsichtig bewegte er sich etwas zur Seite, um einschätzen zu können, wie tief sie eingeschneit waren. Ein eisiger Schauder fuhr ihm über den Rücken, als sich Schnee von den Wänden ihres eisigen Gefängnisses lösten und ihm in den Nacken glitten. Wütend stemmte er sich mit dem Rücken gegen den Schnee, während seine Hände gegen den Fels vor ihm drückten. Muskeln spannten sich auf seinem Hals an und eine dicke Ader trat auf seiner Stirn hervor, während er mit dem halben Gebirge gleichzeitig zu kämpfen schien. Nach einem kurzen Moment, in dem er schon aufgeben wollte spürte er, wie er langsam zurück wich. Schnee löste sich an den Seiten, und mit einem Mal fiel ein Lichtstreifen in das eisige Grau. Gleichzeitig spürte Kjaskar, wie der Schnee um sich herum weicher wurde und wieder die Lücken füllen wollte. „Bei... den Göttern, grab uns hier raus, Babe, schnell....“ |