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Das Portal - die Rückkehr
Anonymous

Gast

 
Beitrag #6
 
Im Gegensatz zu den meisten Abenteuern begann dieses nicht mit einer schrecklichen Katastrophe, die es üblicherweise zu verhindern galt, sondern mit einem heißen Teller Suppe, der auf dem Holztisch einer kleinen römischen Wirtsstube stand. Hätte man den Mann, der die SUppe löffelte betrachte, wäre der erste Eindruck eindeutig negativer Art gewesen. Der Mann erinnerte stark an einen senilen Greis der die ihm verbliebene Zeit seines Lebens mit dem Anpflanzen von Kohl in seinem Garten verbrachte. Sein längst nicht mehr grauer Bart war mit Suppe bekleckert, ebenso sein Mantel. Unter den buschigen Augenbrauen versteckte sich ein trübes Augenpaar, das vor langer Zeit vielleicht einmal wach und aufmerksam in die Welt geblickt hatte. Die ungekämmten und wilden Haare machten einen verfilzten Eindruck, genauso wie der Mantel. Überhaupt war dieser das warscheinlich verwirrenste an der ganzen Person. Behängt mit einem Sammelsurium an Lederbeutelchen und gewebten Symbolen fegte er den letzten Zweifel an der Schrulligkeit seines Besitzers hinweg.

Und doch...

Unter dem ungewaschenem Haar verbarg sich eine ungeahnte Gerissen gepaart mit einer über die Jahre angeeigneten Weisheit, die ihres Gleichen suchte. Die trüben Augen, beraubt jedes Glanzes, schauten trotz allem noch wach in die Umgebung und registierten Dinge, die den meisten Menschen verborgen blieben. Der dreckige Mund beherbergte eine messerscharfe und nicht weniger vorlaute Zunge, die die meisten Menschen in den Wahnsinn treiben konnte. Nicht minder zu unterschätzen war der verschlissene Mantel. Die ungezählzen Phiolen und Beutelchen enthielten Substanzen und Flüssigkeiten, deren Wert sich nicht einmal mehr erahnen lies und deren Gesamtvorkommen in der bekannten Welt sich höchstwarscheinlich einzig und alleine auf den Besitz des alten Mannes beschänkte.
Der unscheinbare, alte Mann, optisch ein Antiheld durch und durch war in Wirklichkeit ein Schamane, einer der letzten, wirklichen Diener der alten Götter, uralt und weise. Und wäre er nicht so ein konservatives, selbstherrliches, arrogantes und durch und durch anmaßendes Arschloch gewesen, hätte man sehr gut mit ihm auskommen können.
Doch stattdessen lebte er alleine ohne Freunde und würde höchstwarscheinlich auch alleine sterben. Wie er selber über dieses Schicksal dachte wusste aber nur er. Und so sollte es auch bleiben, bei den Göttern!!!


Tun'Arfis löffelte genüsslich seinen Teller leer und lehnte sich zufrieden in den Stuhl zurück. Wenn er neben bedingungslosem Göttergehorsam eines schätzte, so war es gutes Essen. Und diese Mahlzeit war mehr als nur zufriedenstellend gewesen. Sie hatte seinen Gaumen regelrecht in eine Ekstase des Genusses versetzt und das einzig zu Bemängelnde an ihr, war, dass so wenig von ihr im Teller war. Der Alte riss sich ein großes Stück von dem beigelegtem Weißbrot ab und saugte damit gierig die letzten Suppenreste wie mit einem Schwamm auf.
Im selben Moment kam der Wirt herüber und räumte den Tisch ab. Hat es geschmeckt?, fragte er mit einem herausforderndem Lächeln. Man konnte es Essen brummelte der alte Mann hinter seinem Bart zurück und gab dem Wirt nicht einen Deut mehr, als das Essen gekostet hatte. Dieser bedankte sich mit einem weiteren Lächeln aus Stein und entfernte sich. Er war nichts anderes von dem alten Mann gewohnt. Der Wirt war noch nie einem solch arrogantem Geizhals begegnet, der dazu noch an allein der Tradition wegen beständig an seinem Essen herummäkelte. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Er hatte kurz zuvor die gesamte Belegschaft in die Suppe spucken lassen.

Tun'Arfis kaute noch ein wenig auf seinem Brot herum als ein Grummeln und Gluckern durch seinen Bauch ging. Sein Blick schweifte zu einer kleinen Seitentür, deren Bestimmung mit dem Schild "Latrine" eindeutlig gekennzeichnet war.
Leise ächzend erhob sich der alte Mann und ging auf seinen Stock gestützt zielgerichtet auf die Tür zu. Dahinter fand man er eine notdürftig sauber gehaltene Holzkiste, die über einem tiefen Erdloch stand. Die Kreisrunde Öffnung und der Gestank, der aus dieser emporstieg liesen keinerlei Zweifel daran, dass der alte Schamane am gesuchten Ort war. Mit einer leicht angewiderten Miene setzte er sich hin.
Wenige Augenblicke später registrierte er, dass ein seltsames, blaues Licht in der Dunkelheit unter ihm aufglimmte. Erschrocken wollte er aufspringen, doch sein Hintern blieb, wo er war. Seine Beine gehorchten nicht mehr seinem Willen, so sehr er sich aus bemühte von dieser Kiste herunterzukommen. Krampfhaft tasteten seine Finger nach irgendetwas, woran er sich vielleicht festhalten und hochziehen konnten, fanden aber nur ein Stück Leinen, das locker über einer Holzstange hing. Das Licht hatte sich inzwischen ausgebreitet und lullte sein Gesäß in ein warmes, blaues Leuchten. Im selben Moment kam Tun'Arfis der rettende Gedanke. Er knotete das Tuch so gut es ihm möglich war um die Holzstange und klammerte sich mit aller Gewalt daran fest. Das Licht hatte sich inzwischen immer mehr ausgebreitet und hüllte langsam aber sicher seinen ganzen Unterleib ein, während es ihn mit immer größer werdenden Kraft nach unten zog. Tun'Arfis, der die Welt nicht mehr verstand packte schreiend das Tuch noch fester.

Der Wirt stand vor Holztür und lauschte resigniert auf die panischen Schreie, die aus ihrem Innern drangen. Er verstand die Welt nicht mehr. Hätte er gewusst, was für Folgen es bei alten Männern haben konnte, hätte er dem blöden Geizhals niemals in die Suppe gespuckt.

Auf der anderen Seite der Tür kämpfte Tun'Arfis währenddessen mit dem Verstand. Ich falle in ein Klo, ihr Götter, ich Falle in ein stinkendes, miefendes Klo!! Mit letzter Kraft hangelte er sich noch etwas weiter an dem Tuch nach oben. Fast sein gesamter Körper befand sich bereits auf der inneren Seite des Klos, einzig und allein seine sich krampfhaft festkammernden Hände bewahrten ihn vor einem Sturz in die Tiefe. Hilfe!! Hört mich denn keiner? Ich brauche Hilfe!!

Außerhalb des Klos hatte sich mitlerweile eine regelrechte Menschenmenge versammelt. Er benötigte was? Hilfe? Kein einziger im Raum fühlte sich auch nur im entferntesten dazu berufen, einem schreiendem, senilen alten Mann beim Verrichten seiner Notdurft Hilfestellung zu leisten. Der Wirt, der seine Tat von vorhin bereits zutiefst bereute, starrte völlig verzeifelt auf das alte Holz der Tür. Jemand neben ihm, riss ihn aus seiner Resignation. Es ist ihre Taverne, also helfen sie endlich diesem armen Mann. Hören sie nicht, wie schlimm es um ihn steht? Wie zur Antwort dröhnte ein weiterer langgezogener Schrei durch die Taverne. Der Wirt, der endlich zu der Erkenntniss gekommen war, er müsse seinen Fehler von vorhinwieder gutmachen, drehte zögerlich am Türknauf und trat langsam ein. Eine Menschentraubte blieb dicht hinter ihm.
Doch alles was sie im Klo vorfanden war ein in der Mitte zerrissenes Tuch Leinen, das schlaff an einem Handtuchhalter baumelte.
10.03.2004, 22:38


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Das Portal - die Rückkehr - von Triple_X - 05.03.2004, 11:40
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